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Jorge Joao Gomondai ˈʒɔɾʒ ɨ gomondai 27 Dezember 1962 in Chimoio Mosambik 6 April 1991 in Dresden wurde das erste Todesopfer eines rassistischen Uberfalls in Dresden nach der Wiedervereinigung Deutschlands Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Uberfall 3 Polizeiliche Ermittlungen und Gerichtsprozess 4 Gedenken 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Gedenk Plakette am Haus Holbeinstrasse 42Jorge Gomondai kam 1962 in Chimoio Mosambik zur Welt wo er gemeinsam mit den Eltern und einem Bruder aufwuchs Die Familie erlebte den Burgerkrieg im Land und zog mehrfach in der Region um 1 Gomondai kam im Alter von 18 Jahren 1981 als Vertragsarbeiter in die DDR Er lebte zunachst in einem Dresdner Auslanderheim und arbeitete im Schlachthof Dresden 2 Zuletzt wohnte er in einer Wohnung in der Holbeinstrasse 42 Uberfall BearbeitenIn der Nacht zum Ostersonntag 1991 stieg Jorge Gomondai in der Dresdner Neustadt in den letzten Wagen einer Strassenbahn ein Es war ca 4 Uhr nachts als am Albertplatz eine Gruppe von ca 14 erkennbar rechtsgerichteten Jugendlichen den gleichen Wagen betrat Diese wurden schon seit dem Vorabend von einer Polizeistreife beobachtet da sie randalierend durch den Dresdner Norden gezogen waren Sofort nach dem Einsteigen wurde Gomondai von einigen Jugendlichen aus der Gruppe rassistisch beleidigt und angegriffen Etwa 150 Meter nach Verlassen der Haltestelle bemerkte die Strassenbahnfahrerin dass wahrend der Fahrt im letzten Wagen eine Tur geoffnet wurde Sie bremste die Bahn ab stieg aus und fand Jorge Gomondai neben den Gleisen blutend am Boden liegen Ein zufallig vorbeifahrendes Taxi hielt ebenfalls am Tatort an Wahrend der Taxifahrer die Polizei verstandigte leisteten die beiden Insassinnen Erste Hilfe Jorge Gomondai wurde sofort in die Medizinische Akademie Carl Gustav Carus gebracht und mehrmals operiert Der 28 Jahrige wachte aus der Bewusstlosigkeit nicht mehr auf und verstarb nach fast einer Woche am 6 April 1991 an den Folgen seiner Kopfverletzungen 3 Sein Sarg wurde nach Chimoio uberfuhrt Am 11 April 1991 wurde Gomondais bei einem Trauergottesdienst in der Kreuzkirche gedacht Anschliessend zogen die 7000 Besucher des Gottesdienstes zu der Stelle zwischen Hauptstrasse und Albertplatz an der Gomondai aus der Strassenbahn gestossen worden war Storungen durch mit Ketten und Schlagstocken bewaffnete Rechtsradikale die den Besuchern des Gottesdienstes faschistische Parolen zuriefen wurden durch die Polizei nach Handgreiflichkeiten unterbunden 3 Polizeiliche Ermittlungen und Gerichtsprozess BearbeitenDie polizeilichen Ermittlungen waren zum Teil unzureichend Da die Polizeibeamten vor Ort von einem alkoholbedingten Sturz ausgingen wurden kaum Spuren gesichert und auch keine Zeugen vernommen Die Polizei nahm erst nach dem durch Gomondais Tod einsetzenden Medieninteresse erneut Ermittlungen auf welche sich uber zwei Jahre hinzogen Der Prozess gegen die verdachtigen Personen fand auf offentlichen Druck hin nicht am Dresdner Amtsgericht sondern am Landgericht Dresden statt Die gesamte Verhandlung gestaltete sich als uberaus schwierig da die Ermittlungen von einer Reihe von Versaumnissen begleitet wurden Wegen der unzureichenden Spurensicherung und der fehlenden Personenbefragung direkt am Tatort benotigten die Ermittlungsbehorden eine geraume Zeit um Tatverdachtige und Zeugen ausfindig zu machen Daruber hinaus wurde ein Videofilm der spateren Tater ohne Auswertung geloscht der Bahnwagen zwischenzeitlich ohne weitere Spurensicherung verschrottet und ein Vernehmungsprotokoll wegen fehlender Unterschriften als ungultig bewertet Rechtsextremistische Anhanger storten den Prozess wiederholt indem sie direkt an der Verhandlung teilnahmen oder als vermeintliche Zeugen wahrend des Verfahrens auftraten Ging die Staatsanwaltschaft bis kurz vor Ende des Prozesses davon aus dass Gomondai in der Tatnacht aus Panik selbst aus der Bahn gesprungen sei wurde im Prozess durch einen Aussteiger aus der Neonaziszene ausgesagt dass Gomondai mit vorgehaltenem Messer zu dem todlichen Sprung aus der fahrenden Strassenbahn gezwungen worden sei 4 Letztlich konnte jedoch laut Gericht nicht endgultig geklart werden ob Gomondai aus der Bahn sprang ob er sturzte oder gestossen wurde 5 Der Prozess endete im Oktober 1993 mit der Verurteilung von drei Angeklagten Der Hauptangeklagte wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt Die zwei Mitangeklagten erhielten eine Bewahrungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten sowie eine Geldstrafe In allen drei Fallen ging das Gericht im Strafmass uber den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus 4 Die Ermittlungen gegen acht weitere Verdachtige wurden bereits im Vorfeld eingestellt Gedenken Bearbeiten nbsp Gomondai Gedenkstein in DresdenJahrlich findet am Todestag von Jorge Gomondai ein Gedenkgottesdienst mit anschliessender Demonstration am Tatort statt Organisiert wird dieser Tag vom Auslanderrat Dresden e V sowie Kirchen und Menschenrechtsgruppen Wahrend der sogenannten Gomondai Gedenkwoche die am 7 April beginnt finden zudem unregelmassig weitere Veranstaltungen statt darunter Ausstellungen uber das Gedenken an Gomondai Der Gomondai Cup ein vom Auslanderrat Dresden und dem Fanprojekt des DSC organisiertes Fussballspiel fand 2008 zum achten Mal statt 6 Seit 1993 existiert am einstigen Wohnhaus von Jorge Gomondai in der Holbeinstrasse eine Gedenktafel Im gleichen Jahr wurde am Tatort ein Gedenkstein eingeweiht der als Stein des Anstosses anfangs vorlaufigen Charakter hatte aber seitdem als dauerhafter Gedenkort genutzt wird Der Gedenkstein wurde mehrmals geschandet und umgeworfen Im Jahr 1995 wurde von Monika Hielscher und Matthias Heeder der Dokumentarfilm Jorge fertiggestellt und am vierten Todestag Gomondais uraufgefuhrt 1 Wahrend der Dreharbeiten stiessen die Filmemacher auf eine Mauer aus Schweigen da sich viele Zeugen aus Angst vor rechtsextremistischen Repressalien nicht offentlich aussern mochten Gleichzeitig erfuhren die Eltern von Jorge Gomondai erst durch die Dreharbeiten in Mosambik von den vollstandigen Umstanden seines Todes Nach einem Vorschlag des Auslanderbeirates der Stadt Dresden beschloss der Stadtrat 2006 die Benennung des Platzes in unmittelbarer Nahe des Tatortes in Jorge Gomondai Platz 7 Er wurde am 30 Marz 2007 im Beisein der Mutter und eines Bruders von Jorge Gomondai sowie des mosambikanischen Botschafters Carlos dos Santos eingeweiht Es war bundesweit das erste Mal dass ein Platz nach einem Opfer rassistischer Gewalt benannt wurde 2 Literatur BearbeitenSkinhead Opfer stirbt nach Uberfall In Die Tageszeitung 9 April 1991 Sylvia Protze Mord an Mocambiquaner lost Besturzung aus In Sachsische Zeitung 10 April 1991 Alltagliche Jagdszenen Skinheads und Neonazis uberrennen Dresden Ihr erstes Todesopfer wurde ein Afrikaner In Der Spiegel Nr 16 1991 S 112 online Gomondai Denkmal genehmigt Tater sollen endlich vor Gericht In Sachsische Zeitung 31 Marz 1993 Gomondai offenbar misshandelt In Junge Welt 1 Oktober 1993 Michael Bartsch Unerwartetes Urteil auf ziemlich wackligen Fussen In Junge Welt 30 Oktober 1993 Frank Berno Timm Film fur Jorge Gomondai scheint an der Angst zu scheitern In Sachsische Zeitung 29 30 Januar 1994 Detlef Krell Jorge ein Film uber das Opfer des Hasses In Die Tageszeitung 10 April 1995 Einzelnachweise Bearbeiten a b Detlef Krell Jorge ein Film uber das Opfer des Hasses In taz 10 April 1995 S 4 a b Michael Bartsch Dem Vergessen entrissen In taz 31 Marz 2007 S 2 a b Alltagliche Jagdszenen In Der Spiegel Nr 16 1991 S 112 a b Urteile im Gomondai Prozess In Frankfurter Allgemeine Zeitung Jg 43 Nr 253 30 Oktober 1993 S 1 Drei Rechtsradikale wegen fahrlassiger Totung verurteilt Mosambikaner sturzte bei Auseinandersetzung aus der Strassenbahn In Tagesspiegel Nr 14722 30 Oktober 1993 Fanprojekt veranstaltet Gomondai Cup In Sachsische Zeitung 12 April 2008 S 18 Lage am nordlichen Ende der Hauptstrasse zwischen Albertplatz und Bebauung Am Schwarzen Tor 51 061868 13 745533 Weblinks BearbeitenDer rassistische Mord an Jorge Gomondai gegenuns deNormdaten Person GND 1254990836 lobid OGND AKS VIAF 6768164963969424300002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gomondai JorgeALTERNATIVNAMEN Gomondai Jorge JoaoKURZBESCHREIBUNG erstes Todesopfer eines fremdenfeindlichen Uberfalls in Dresden nach der WiedervereinigungGEBURTSDATUM 27 Dezember 1962GEBURTSORT Chimoio MosambikSTERBEDATUM 6 April 1991STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jorge Gomondai amp oldid 235185468