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Johannes Oettinger auch Oetinger 19 Juli 1577 in Nurnberg 15 Marz 1633 in Stuttgart war ein deutscher Geograf Kartograf und Geodat der in Stuttgart gewirkt hat In wurttembergischen Diensten als Ordinarius Secretarius und Geographus schuf er ein recht beachtliches und vielseitiges Werk Eine seiner wesentlichsten kartografischen Arbeiten war das Beisteuern von funf Karten zum Forstatlas von Georg Gadner 1522 1605 Zudem verfasste er zu Ereignissen am furstlichen Hof in Stuttgart zwei Festschriften die auch in geografischer Hinsicht interessant waren Eine weitere Arbeit war ein Landbuch ein Nachschlagewerk mit wichtigen geografischen und landeskundlichen Beschreibungen Dazu kam der Tractatus sein wichtigstes Werk in dem die Grenze in allgemeiner technischer und rechtlicher Form thematisiert war Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Entwicklung 2 Betatigungsfelder 3 Rezeption 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenHerkunft und Entwicklung BearbeitenJohannes Oetinger Oettinger kam aus einer angesehenen Nurnberger Familie Sein Vater Cunrad Oetinger war Kaufmann Handelsmann Der Geburtsname der Mutter lautete Ursula Bernad Bernadtin Die Familie war nicht verwandt mit dem aus Sindringen stammenden schwabischen Geschlecht gleichen Namens aus dem der Theologe und Theosoph Friedrich Christoph Oetinger 1702 1782 kam Von der Stadt Nurnberg sehr stark unterstutzt erfuhr der begabte Johannes eine gute Schulbildung deren Abschluss er auf dem damals beruhmten protestantischen Gymnasium in Neuburg an der Donau machte Danach wurde er Student Am 25 Juli 1596 wurde Johannes Oettinger in der Universitat in Wittenberg eingeschrieben Johannes Ottingerus Noribergensis Ein Fach war nicht angegeben aber es ist sehr wahrscheinlich dass sein Studium sehr vielfaltig gewesen sein wird Schon bald noch mit 19 Jahren erlangte er die Magisterwurde den Gradum Secundae Laureae Danach begab er sich auf eine langere Reise Zusammen mit einigen Begleitern besuchte er Meissen Bohmen Schlesien Osterreich und Ungarn Ein von ihm gefuhrtes Reisetagebuch ist verlorengegangen Um 1600 kehrte Johannes Oettinger nach Nurnberg zuruck wo er anscheinend keine Anstellung fand und schliesslich eine Stelle als Scribent beim Furstlich Wurttembergischen Kammermeister Hans Jakob Gut von Sulz annahm 1609 wurde er als Lehensrenovator in die furstliche Kanzlei ubernommen und wechselte bald darauf in die furstliche Rentkammer Betatigungsfelder BearbeitenSeine kartografischen Fahigkeiten hat Johannes Oettinger sicherlich wahrend seiner Zeit als Scribent bei Gut von Sulz entwickelt und bewiesen Arbeiten sind aus dieser Periode nicht bekannt nbsp Liebenzeller Vorst Aquarellzeichnung 1608Nachdem Johannes Oettinger 1608 ein Musterblatt vom Liebenzeller Forst Bild gefertigt hatte wurde er mit der Erganzung von Georg Gadners Kartenwerk Chorographia Ducatus Wirtembergici 1596 beauftragt Der Grund fur diese Arbeit waren wurttembergische Gebietserweiterungen die kartografisch aufgenommen werden sollten Die Arbeit umfasste funf Karten 1609 Liebenzeller Forst 1609 Amt und Forst Oberkirch 1609 Baiersbronner und Reichenbachischer Forst 1611 Altensteiger Forst 1612 Amt Tuttlingen und Hohentwiel Die vier ersten Karten sind Inselkarten Die Karten Gadners und Oettingers unterscheiden sich in manchem So hat Oettinger mit Ausnahme des Blattes Baiersbronner und Reichenbachischer Forst die Verwaltungsbezirke Amter in seinen Karten aufgenommen und alle mit einem Massstab und Gradnetzlinien versehen Dazu werden Johannes Oettinger noch weitere kartografische Arbeiten zugeschrieben Eine Karte vom Alpirsbacher Vorst mit Sultzer Amt eine Karte der Murg zwischen Reichenbach und Rot mit dort geplanten Muhlen eine Karte des Altensteiger Forstes eine titellose Karte mit der Darstellung des Gebietes um das heutige Lauterbach Arbeiten ganz anderer Art von Johannes Oettinger waren zwei Festschriften die kulturgeschichtlich einige Bedeutung haben 1607 ein erschienenes Gedicht uber das Ordensfest des Herzog Friedrich und eine 1610 erschienene Darstellung der Hochzeit des Herzogs Johann Friedrich mit der Markgrafin Barbara Sophia von Brandenburg 1623 schloss Johannes Oettinger das Landbuch ab eine Handschrift fur die er viel im Herzogthum Wurtemberg unterwegs gewesen und Daten gesammelt haben muss Das Werk ist straff gegliedert und fast durchgehend von einer lexikalischen Kurze In seinem ersten Teil werden die Amter im zweiten die Kloster behandelt Die Abschnitte uber die Amter beginnen mit einer Liste der Stadte Dorfer Weiler Hofe und der Anzahl der herzoglichen Untertanen Unter anderem weiter erfasst sind Burgen Wustungen alle Arten von Muhlen Weinberge Flusse und Bache und Seen samt Nutzfischarten Die Originalhandschrift des Landbuches die mehrmals abgeschrieben aber nie gedruckt wurde befindet sich heute im HStA Stuttgart Postum erschien 1642 Johannes Oettingers wichtigstes Werk der Tractatus de jure et controversiis limitum ac finibus regundis Oder Grundlicher Bericht von Grantzen und Marcksteinen Dem Werk das sich vor allem an Feldmesser und Juristen wendet war zunachst kein Erfolg beschieden Erst 25 Jahre spater erschien eine zweite Auflage der dann aber bereits drei Jahre spater eine in Augsburg folgte der sich zehn Jahre spater eine weitere anschloss 1711 und 1715 wurde der Tractatus dann auch in Hannover veroffentlicht 1722 wurde Oettingers Werk durch das Buch Tractatus de jure Limitum Vom Recht der Granzen und Marksteine des Juristen Johann Jodocus Beck 1684 1744 abgelost das keine wissenschaftlich Neuschopfung sondern weithin ein Plagiat des Oettingerschen Werkes war Beck hat Oettinger bei weitem nicht in jedem Falle wo es angebracht gewesen ware zitiert Ungeniert ubernahm er auch die Zitate aus Oettingers Werk 1 Alles in allem hat der Tractatus von Johannes Oettinger sechs Auflagen erlebt und ist beinahe ein Jahrhundert lang ein wichtiges Standardwerk gewesen mit Schwerpunkt auf juristischem Gebiet weshalb Johann Heinrich Zedler 1706 1751 in seinem Grossen Universal Lexikon Band 25 1740 Oettinger zu den Rechtsgelehrten gezahlt hat 2 Rezeption BearbeitenJohannes Oettingers grosse Leistungen in der Kartografie im Vermessungswesen und in der Geografie sind erst sehr spat umfassend gewurdigt worden Zuerst hat das der deutsche Kartograf und Geograf Ruthardt Oehme 1901 1987 in seiner Monografie uber Oettinger 1982 getan in der er einleitend bemerkt dass Oettinger bisher von der Literatur stiefmutterlich behandelt worden ist und im Schatten von Georg Gadner gestanden hat obwohl er jenem gleichwertig an die Seite gestellt werden kann Und an anderer Stelle sagt Oehme in einem Kommentar zu dem Kartenwerk Liebenzeller Vorst fast schon euphorisch dass Oettinger die kartografische Kunst beinahe besser beherrscht hat als sein Vorganger Gadner 3 Das Wirken von Johannes Oettinger als Dichter und Erzahler in den beiden Festschriften wird dagegen nicht so hoch eingeschatzt Jedenfalls wertet der Kunsthistoriker Werner Fleischhauer 1903 1997 den geistigen Anteil von Oettinger an diesen Schriften als recht gering ein 4 Immerhin aber hat der Literaturhistoriker Karl Goedeke 1814 1887 die beiden Schriften in seinem Grundriss der Geschichte der deutschen Dichtung 1886 S 327 aufgenommen und Oettinger zu den Pritschmeistern gezahlt zu jenen Dichtern minderen Ranges also die furstliche und reichsstadtische Festlichkeiten in Versen beschreiben 5 Das Landbuch und sein Verfasser werden in der 1895 veroffentlichten Bibliographie der Wurttembergischen Geschichte von dem Historiker Wilhelm Heyd 1823 1906 erwahnt in dem Oettinger zu den wichtigsten Verfassern oder Chronisten gezahlt und hervorgehoben wird dass das Buch durch seine Angaben uber Einwohnerzahlen wichtig sei 6 Aber schon lange davor haben Gelehrte wie Eberhard David Hauber 1695 1765 und Johann Jakob Moser 1701 1785 das Landbuch gewurdigt In seinem Buch Versuch Einer umstandlichen Historie Der Land Charten etc schrieb Hauber 1724 unter anderem Vornehmlich seynd zu gebrauchen die sogenannte Land Bucher in welchen alle Stadte Flecken Dorffer Weiler Hofe Muhlinnen Keltern Bache Weyher etc in dem gantzen Land beschrieben und erzehlet werden Dergleichen unterschiedene in Manuscripto in dem Land herum gehen worunter vor eines der besten geachtet wird welches oben gemeldter Herr Oettinger verfertiget hat S 139 140 7 Im gleichen Buch und Zusammenhang erwahnte Hauber auch den Tractatus von Johannes Oettinger Oettinger aber hat auch den bekandten und gelehrten Tractat welcher erst neulich in Hanover wieder aufgelegt worden geschrieben von denen Grantzen und Marck Steinen 8 Davor hatte auch der Jurist Ahasverus Fritsch 1629 1701 den Tractatus positiv bewertet und in sein Sammelwerk Jus fluviaticum 1672 Oettingers Ausfuhrungen Von Meer Flussen Alluvionen etc ubernommen 9 Schriften BearbeitenTractatus de jure et controversiis limitum ac finibus regundis Oder Grundlicher Bericht von Grantzen und Marcksteinen Baltasar Kuhnen Ulm 1667 Digitalisat Warhaffte Historische Beschreibung der Furstlichen Hochzeit und dess Hochansehnlichen Beylagers So der Durchleuchting Hochgeborn Johann Friederich Hertzog zu Wurtemberg gedruckt in der furstlichen Hauptstatt Stuttgart 1610 Digitalisat Literatur BearbeitenBadisches Landesmuseum Karlsruhe Die Renaissance im deutschen Sudwesten zwischen Reformation und Dreissigjahrigem Krieg Eine Ausstellung des Landes Baden Wurttemberg 2 Bande Karlsruhe 1986 S 85 ISBN 3 923132 08 5 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat W Kohlhammer Verlag Stuttgart 1982 ISBN 3 17 007699 X Ruthardt Oehme Die Geschichte der Kartographie des deutschen Sudwestens Jan Thorbecke Verlag Konstanz und Stuttgart 1961 S 37Weblinks BearbeitenIndexeintrag fur Johannes Oettinger in der Deutschen BiographieAnmerkungen Bearbeiten Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 46 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 103 Badisches Landesmuseum Karlsruhe Die Renaissance im deutschen Sudwesten zwischen Reformation und Dreissigjahrigem Krieg 1986 S 85 Werner Fleischhauer Renaissance im Herzogtum Wurttemberg 1971 S 326 337 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 27 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 38 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 39 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 38 Ruthardt Oehme Johannes Oettinger 1577 1633 Geograph Kartograph und Geodat 1982 S 45Normdaten Person GND 118589563 lobid OGND AKS LCCN n85163407 VIAF 45094906 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oettinger JohannesALTERNATIVNAMEN Oettinger Johann Ottinger Johannes Ottinger Johann Oetingerus Joannes Oettingerus Joannes Oettingerus Johannes Oetinger Johannes Ottinger Johannes Ottinger Ioannes Oetingerus Johannes Otinger JohannKURZBESCHREIBUNG deutscher Geograf Kartograf und GeodatGEBURTSDATUM 19 Juli 1577GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 15 Marz 1633STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Oettinger amp oldid 223480724