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Johann es Quistorp der Jungere 3 Februar 1624 in Rostock 24 Dezember 1669 ebenda war Theologieprofessor und Prediger in Rostock viermaliger Rektor der Universitat Rostock Leben BearbeitenJohann Quistorp wurde als drittes von zehn Kindern des Theologieprofessors Johann Quistorp der Altere und dessen Ehefrau Barbara geb Domann geboren Seinen ersten Schulunterricht hatte er unter anderem bei Christoph Hauswedel dem spateren Rechtsgelehrten und Vizeprasidenten des Mecklenburgischen Land und Hofgerichts Ab 1641 lernte er fur ein Jahr und mehrere Monate an der Universitat Greifswald Danach kehrte er nach Rostock zuruck und studierte unter seinem Vater Theologie Am 17 April 1645 wurde er Magister Im selben Jahr lehnte sein Vater gesundheitsbedingt die vom Mecklenburger Herzog Adolf Friedrich gewunschte Teilnahme am Thorner Religionsgesprach ab Grund war wohl auch dass er die konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen orthodoxen Lutheranern und den Anhangern von Georg Calixt voraussah Johannes Quistorp der Jungere wurde stattdessen als Beobachter geschickt Er reiste nach Danzig und begleitete von dort aus Abraham Calov einen Hauptvertreter des orthodoxen Luthertums und damaligen Rektor am Gymnasium in Danzig zu den Verhandlungen die nach drei Monaten ergebnislos endeten Anschliessend studierte er im Winter 1645 46 in Konigsberg bei den bekannten Professoren Michael Behm und Christian Dreier und hielt Privatvorlesungen Im Fruhjahr 1646 reiste er nach Kopenhagen wo er freundschaftliche Beziehungen zu dem Seelandischen Bischof Jesper Rasmussen Brochmand aufbaute Zuruck in Rostock ubernahm er an der philosophischen Fakultat die frei gewordene Stelle eines Lehrers der Mathematik Quistorp hielt Vorlesungen uber Mathematik und Astronomie Nach gut einem Jahr ging er wieder auf Studienreisen zuerst nach Hamburg dann durch Ostfriesland in die Niederlande Dort besuchte er unter anderem die Akademien in Groningen Amsterdam und Utrecht In Leiden hielt er sich fur ein halbes Jahr auf und hielt Vorlesungen Hier wurde er Hofmeister bei Adrian van Dunke und begleitete diesen nach Den Haag Hier erhielt er den Ruf des Rats der Stadt Rostock zu dem ausserordentlichen Lehrstuhl der Theologie Er brach die Reise ab kehrte nach Rostock zuruck und trat sein Amt am 30 August 1649 an In seiner Antrittsrede analysierte er den schlechten Zustand der lutherischen Kirche ein Anliegen das ihn sein ganzes Leben begleitete Am 9 November 1649 wurde er zum Archidiakon an St Jakobi gewahlt Am 19 Februar 1650 wurde Quistorp Doktor der Theologie und heiratete am gleichen Tag Sophia Scharffenberg 1630 1691 die Tochter eines Rechtsgelehrten und Burgermeisters der Stadt Rostock Dr iur utr Nikolaus Scharffenberg 1588 1651 und Anna Guhl 1599 1638 Sie bekamen zehn Kinder darunter den Rostocker Theologieprofessor Johann Nikolaus Quistorp Sein Unterricht besonders in der Theologie war von besonderer Qualitat Mehrfach wurden ihm andere Stellen angeboten die er jedes Mal ablehnte Er erhielt mehrfach andere Stellungen angeboten die er aber jedes Mal ablehnte So wollte ihn der Graf von Oldenburg zum Superintendenten nach Delmenhorst berufen Herzog Christian Ludwig I von Mecklenburg als Superintendenten nach Parchim und noch kurz vor seinem Tode Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg Gustrow zur Superintendentur nach Neubrandenburg Quistorp blieb in Rostock Viermal war er Rektor der Rostocker Universitat das letzte Mal bis zu seinem Tode Mehrfach ubte er die Funktion des Dekans der Theologischen Fakultat aus Er offnete die Akademische Bibliothek der Allgemeinheit und fuhrte offentliche Buchauktionen ein eine Einrichtung die er in Holland kennen und schatzen gelernt hatte Am 24 September 1653 wurde er zum Pastor an St Jakobi gewahlt Quistorp hatte bereits mit 30 Jahren eine herausragende Stellung in der Geistlichkeit und Lehre erreicht die er fur die Kirchenorganisation in der Stadt Rostock wirksam einsetzte Er ubernahm eine aktive Rolle in der Reformbewegung in Rostock und vertrat konsequent die kirchlichen Interessen gegenuber dem Rat der Stadt Sein Werk Epistola oder Pia Desideria gilt als erster programmatischer Reformvorschlag der Rostocker Theologen und hatte spater entscheidenden Einfluss auf Theophil Grossgebauer und seine Schrift Wachterstimme sowie auf Philipp Jacob Spener in Frankfurt am Main dessen 1675 erschienene Schrift die nicht zufallig gleichfalls Pia desideria hiess oft als das Grundungswerk des Pietismus genannt wird Die Pia Desideria von Johannes Quistorp wird als eines der wichtigsten Reformwerke des Luthertums im 17 Jahrhundert bezeichnet Zu Quistorps Forderungen gehorte die Disziplinierung des gesellschaftlichen Lebens durch die Kirche Dazu sollten wesentliche Anderungen in der Form des Gottesdienstes sowie in der Organisation der Kirche vorgenommen werden Dies ausserte er in seinen Schriften und praktizierte es auch an den Strukturen in Rostock Unzureichende Ausbildung und mangelnde Disziplin in der Kirche stellten fur ihn die wesentlichen Ursachen fur die Missstande in der Kirche dar Zu seinen Vorschlagen gehorten neben der Verbesserung der Ausbildung des Geistlichen auch die Forderung eine Institution von Kirchenaltesten aus besonders engagierten Laien einzurichten um der Kirche hierdurch die Reformfahigkeit zu vermitteln Er setzte durch dass die Ausbildung verbessert wurde und niemand zu einem theologischen Amt zugelassen wurde der nicht vorher ein Testat der Rostocker Universitat erhalten hatte Seine Bemuhungen um Strukturveranderungen versuchte er mittels einer landesweiten Synode zu realisieren Dies scheiterte aber am Widerstand der Herzoge deren kirchliche Macht dadurch geschmalert worden ware Nicht nur die Missstande in der Kirche beschaftigten ihn sondern auch die sozialen Probleme seiner Zeit Wie schon sein Vater kritisierte er den Rat dass viele Kinder aufgrund des hohen Schulgelds keine Schulbildung erhielten Er forderte ein besseres Armenwesen und mahnte die Waisenhauser ihr Geld besser zu verwalten um so mehr Waisen aufnehmen zu konnen Johannes Quistorp setzte die Bemuhungen fur die Einfuhrung von Pastorenwitwenkassen die sein Vater bereits 1632 in Rostock eingefuhrt hatte landesweit fort Er galt trotz seiner resoluten und strengen Predigten als einer der beliebtesten Pastoren Rostocks Sein Grab befindet sich ungeachtet seiner Zugehorigkeit zu St Jakobi neben dem seines Vaters in der Marienkirche im Langsschiff auf der linken Seite zum Altar blickend Ein Bildnis von ihm hat sich in der Marienkirche erhalten Literatur BearbeitenPeter Arnold Heuser Die Rostocker Theologen Quistorp des 17 und 18 Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen Universitatsfamilie der Fruhen Neuzeit Rostocker Studien zur Universitatsgeschichte Band 33 ss Verlag amp Medien GbR Rostock 2021 ISBN 978 3 940835 68 0 Thomas Kaufmann Universitat und lutherische Konfessionalisierung Die Rostocker Theologieprofessoren und ihr Beitrag zur theologischen Bildung und kirchlichen Gestaltung im Herzogtum Mecklenburg zwischen 1500 und 1675 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 66 Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1997 Thomas Kaufmann Artikel Johann Quistorp I II in Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 6 2003 Sp 1872f Karl Ernst Hermann Krause Quistorp Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 27 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 53 f Susanne Siebert Quistorp Johann der Jungere In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 1136 1137 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Jonathan Strom Orthodoxy and Reform The Clergy in Seventeenth Century Rostock Beitrage zur historischen Theologie 111 Mohr Siebeck Tubingen 1999 Weblinks BearbeitenDigitalisierte Werke von Johann Quistorp II in der Post Reformation Digital Library PRDL Druckschriften von und uber Johann Quistorp der Jungere im VD 17 Literatur uber Johann Quistorp der Jungere in der Landesbibliographie MV Die Quistorpschen Theologen des 17 und 18 Jahrhundert PDF 159 kB Eintrag zu Johann Quistorp der Jungere im Catalogus Professorum Rostochiensium Familie von Quistorp Heuser Peter Arnold Die Rostocker Theologen Quistorp des 17 und 18 Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen Universitatsfamilie der Fruhen Neuzeit Rostocker Studien zur Universitatsgeschichte Band 33 Rostock 2021 ISBN 978 3 86009 359 7 Online Version doi 10 18453 rosdok id00003108 Erganzend zur Edition und Auswertung aller Familiennachrichten welche die Rostocker Theologen Johann Quistorp d A Johann Quistorp d J Johann Nikolaus Quistorp und Johann Jakob Quistorp sowie der Rostocker Rats und Handelsherr Lorenz Gottfried Quistorp 1691 1743 zwischen 1619 und 1766 handschriftlich in ihre Familienbibel notierten unter PURL https doi org 10 18453 rosdok id00003108 hat die Universitatsbibliothek Rostock im Januar 2023 ein Volltext Digitalisat der Hausbibel Quistorp von 1614 15 freigeschaltet das auch alle handschriftlichen Eintrage zuganglich macht PURL http purl uni rostock de rosdok ppn1830988190 dazu PURL http purl uni rostock de rosdok ppn1805338803 Normdaten Person GND 121445445 lobid OGND AKS VIAF 3327751 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Quistorp Johann der JungereALTERNATIVNAMEN Quistorp JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer TheologeGEBURTSDATUM 3 Februar 1624GEBURTSORT RostockSTERBEDATUM 24 Dezember 1669STERBEORT Rostock Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Quistorp der Jungere amp oldid 230745219