www.wikidata.de-de.nina.az
Johann Michael Holder 18 Januar 1796 in Hildrizhausen 21 Marz 1861 in Stuttgart 1 war ein wurttembergischer auf Miniaturen spezialisierter Portratmaler und Fotograf der in Stuttgart arbeitete Kinderbildnis von Wilhelm von Wurttemberg 1818Luise Katharina Vellnagel geb Sick Elfenbeinminiatur ca 1825 Christian von Vellnagel Elfenbeinminiatur ca 1825 Friedericke Hofmann Elfenbeinminiatur 1833 Sophie Keller geb Doertenbach Elfenbeinminiatur 1834 Amalie Vellnagel geb Meurer Elfenbeinminiatur 1836 Christian Binder Elfenbeinminiatur 1838 Johann Jakob Moessner Ol auf Zinkblech 1840er Jahre Johann Martin Schaeffer Stahlstich nach einer Daguerreotypie ca 1850 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Maler 1 2 Maler und Fotograf 2 Kritik 3 Bekannte Werke Auswahl 3 1 Malerei 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenMaler Bearbeiten Johann Michael Holder war ein Sohn des wohlhabenden Landmullers aus Hildrizhausen Johann Friedrich Holder und dessen Frau Maria geb Heldmajer 2 Er war ursprunglich Volksschullehrer Als Autodidakt brachte er sich die Malerei bei wobei er mit unermudlichem Fleiss gegen die technischen Schwierigkeiten ankampfte Seine ersten bekannten Portrats stammen aus dem Jahre 1818 und sind noch derb in den Farben unfreudig und trocken 3 Hinzu kam dass aufgrund mangelnder Erfahrung sie schnell alterten wie er spater selbst konstatierte Trotzdem wurde er von Stadt zu Stadt empfohlen und erhielt viele Auftrage Innerhalb eines Jahres verdiente er so viel dass er sich eine weiterfuhrende kunstlerische Ausbildung in Stuttgart leisten konnte 3 Nachdem Johann Heinrich Dannecker seine Ausbildung abgelehnt hatte wurde er Schuler von Philipp Friedrich Hetsch Innerhalb kurzer Zeit eignete er sich eine ausserordentlich feine Technik und bis ins kleinste gehende Ausfuhrungsweise mit einer sauberen Kleinmodellierung und einem hauchzarten Vertreiben der Farben an Anschliessend ging Holder nach Dresden und spater nach Munchen um dort beruhmte Gemalde zu studieren indem er sie kopierte In Munchen wurde er dabei besonders von Johann Georg Dillis unterstutzt Nach dieser Ausbildungsphase kehrte er nach Stuttgart zuruck wo er bis zu seinem Tod arbeitete Seit dieser Zeit benutzte er helle und leuchtende Farben ein helles Karmin und frisches Blau kehren immer wieder Holder stellte sich damals von grossformatigen Portrats auf Miniaturen um 3 Holder strebte nach einer moglichst genauen Wiedergabe der portratierten Person und erfand ein Verfahren das ihm dies erleichtern sollte Mithilfe eines Rahmengestells nahm er einen Bildausschnitt und mit einem Vergrosserungsspiegel prufte er die Miniatur auf die Ubereinstimmung mit dem Objekt Der Einfluss dieser Methode war nicht zu verkennen Holder erreichte dadurch eine kaum zu ubertreffende Gewissenhaftigkeit im kleinen aber trotzdem sind seine Bilder frisch und lebenswahr verlieren sich nicht in Kleinigkeiten 4 So wurde Holder zum angesehensten Miniaturisten dieser Zeit in Wurttemberg und bekam zahlreiche Auftrage Im Jahr 1824 25 vom bis zum 11 November malte er 79 Miniaturen wofur er 2525 fl erhielt fur damalige Verhaltnisse eine ausserordentliche Summe Der Erfolg zwang ihn seinen jungeren Bruder Gottlieb 1806 in Hildrizhausen 1845 in Rastatt um Hilfe zu bitten Dieser arbeitete mit Johann Michael in den Jahren 1827 1839 zusammen indem er Wiederholungen und auch selbstandig Miniaturen fertigte denen dann der altere Bruder den letzten Schliff verlieh Manche Miniaturen malte er vollig selbstandig und signierte sie Holder jun 5 Seit Anfang der 1830er Jahre malte Holder zunehmend Miniaturbilder in grosseren Formaten Er erfreute sich allgemeiner Anerkennung ihm wurden viele Ehrungen und Auszeichnungen zuteil Er bekam auch eine Berufung nach Sankt Petersburg und eine Einladung seine Werke in London auszustellen Dank der standig hohen Auftragszahlen sammelte er sich auch ein ansehnliches Vermogen an Mit dem Ende der 1830er Jahre erlahmten Holders Krafte zusehends 6 Dies war zeitgleich mit dem Bekanntwerden der Daguerreotypie mit der sich Holder vom Anfang an befasste Maler und Fotograf Bearbeiten Das was Holder an der Daguerreotypie interessierte und faszinierte war ihre Fahigkeit zur objektiven Wiedergabe des Objektes Er hielt sie fur ein Dokument und nicht allein fur ein aussagekraftiges Portrat Unbewusst nahm er damit die Kunsttheorie Friedrich Theodor Vischers 1851 vorweg der Daguerreotypie als Kopie und Nachahmung ansah als Wahrheit die zur falschen Wahrheit d h Unwahrheit wird 7 Nach einigen Jahren annoncierte Holder trotzdem als Daguerreotypist zum ersten Mal im Juni 1845 Er malte aber weiterhin Miniaturen und verwendete die Daguerreotypien normalerweise als Vorlage dafur 1848 stellte er in einer Ausstellung neben seinen Miniaturen auch Daguerreotypien aus 8 Wahrend der allgemeinen Industrieausstellung in Munchen 1854 stelle Holder doch allein seine Miniaturen aus die auf seinen Fotografien beruhten Dies wurde extra in dem wurttembergischen Katalog 9 erwahnt Holder wurde dafur in dieser Ausstellung mit einer Preismunze ausgezeichnet 10 Holder experimentierte in den 1850er Jahren auch mit einer anderen fotografischen Technik der Pannotypie 1857 war er mit den Ergebnissen so zufrieden dass er Werbeanzeigen speziell dieser Technik widmete und ankundigte sich ab sofort ausschliesslich mit diesem Zweig der Photographie zu befassen 11 Er lobte die Pannotypie wegen ihrer Zartheit und Naturahnlichkeit dabei war sie billiger als die Daguerreotypie Holder war ein nicht nur erfolgreicher sondern auch ein ausserordentlich produktiver Kunstler Nach eigener Aufzahlung malte er etwa 2300 Miniaturen ohne andere Kategorien mitzuzahlen 6 Holders letztes Atelier befand sich in der Tubinger Str 7 Mit 64 musste sich Holder verbraucht gefuhlt haben da er seine Tatigkeit beendete und das Atelier zum 1 November 1859 an German Wolf abtrat 12 Bereits knapp anderthalb Jahre spater ist Johann Michael Holder im Alter von 65 gestorben Kritik BearbeitenHolder gestaltet in seinen Bildern den Geist der Zeit genauso wie Stirnbrand dem er sehr nahesteht 13 In der Gleichartigkeit der Anordnung zeigen sich aber die Grenzen seiner Gestaltungskraft 3 Seine Miniaturmalerei ist ausserordentlich sorgfaltig die Details etwa der Frauenkleidung und der uppigen Frisuren werden von ihm auf eine wundervolle Weise wiedergegeben haarfein aber bis ins Kleinste belebt Seine Versuche im grosseren Format wirken dagegen etwas geleckt 5 Zu seinen schonsten Arbeiten der 1820er Jahre gehoren die Portrats einiger alter Frauen deren reiche Kleidung ihm Gelegenheit zu kostbarer und bunter Feinmalerei gab Die Darstellungsweise und auch die Anordnung ist aber zu ubereinstimmend um nicht in die Treue und Scharfe der individuellen Charakterisierung und Abstimmung leise Zweifel setzen zu mussen Die Mannerbildnisse wirken aufgrund der schmucklosen Kleidung gleichartiger doch die Gesichter sind immer kraftvoll dargestellt was Holders Vermogen scharfster Charakterisierung deutlicher beweist als in den Frauenbildnissen 14 Die zarten Gesichter junger Madchen waren eine heiklere Aufgabe bei der Einfachheit der Madchenkleidung konnte der Maler seine Kunstfertigkeit nicht so entfalten Auch zeigt sich hier das lieblich sussliche Ideal der Zeit gelegentlich allzu gebieterisch Dennoch sind zahlreiche Bildnisse junger Frauen ausnehmend glucklich und schon ausgefallen 15 Der farbige Reichtum steigerte sich oft noch in den 1830er Jahren In der etwas grosseren und sehr vornehmen Elfenbeinminiatur der Sophie Keller erreichte er in der edelsteinartigen aber dennoch sehr diskreten Leuchtkraft und in dem Zusammenklang der feinen Farben das Hochste im Schaffen des Miniaturisten 2 Die Bildnisse seiner Eltern die als schlichte Bilder ohne jeder reprasentativen Absicht entstanden sind seelisch die gelungensten des Malers Hier wird neben dem kunstlerischen Geschmack der Technik und Objektivitat des Malers auch sein inneres Verhaltnis zu den Portratierten sichtbar 2 In 1830er Jahren steigerte sich auch die biedermeierliche Freude an seinem Vielerlei und brachte einen kleinburgerlichen Zug mit sich Doch daneben zeigt sich eine leichte feine Neigung zu wohlwollend humoristischer Charakteristik namentlich in den Kopfen alter Herrschaften die ihm besonders gut gelingen 6 Bekannte Werke Auswahl BearbeitenMalerei Bearbeiten 1818 Konig Friedrich von Wurttemberg 1818 Konig Wilhelm von Wurttemberg 1823 Luise Doertenbach geb Zahn mit ihrem Sohn Martin auf dem Schoss Gattin des Grosskaufmanns Johann Georg Doertenbach ca 1823 Heinrich Jager Finanzrat Elfenbeinminiatur 90 72 mm ca 1823 Friedericke Jager geb Feuerlein Gattin Heinrich Jagers 1824 Wilhelm Hauff ca 1825 Heinrich Lotter Kaufmann grossformatig ca 1825 Luise Katharina Vellnagel geb Sick Gattin des Kaufmanns Johann Ferdinand Vellnagel Elfenbeinminiatur 85 70 mm ca 1825 Christiane Uber geb Schraishoun Gattin des angesehenen Hofflaschners Johann Heinrich Uber ca 1825 Christian von Vellnagel Staatssekretar Oberhofratsprasident Elfenbeinminiatur 72 57 mm 1828 Albert Knapp Pfarrer Elfenbeinminiatur 76 62 mm ca 1829 Friedericke Garttner geb Autenrieth Gattin des Ministers Karl von Garttner ca 1829 Elisabeth Erhard geb Grammont Gattin des Buchhandlers Heinrich Erhard nach 1830 Pauline Autenrieth Tochter des Kanzlers Ferdinand Autenrieth nach 1830 Mathilde Schollkopf 1832 Johann Friedrich Holder der Vater 1832 Maria Holder geb Heldmajer die Mutter 1833 Friedericke Hofmann Braut von Christian Marklin Elfenbeinminiatur 100 79 mm 1834 Sophie Keller geb Doertenbach Kaufmannsgattin Elfenbeinminiatur 140 110 mm 1836 Amalie Vellnagel geb Meurer Gattin des Bankiers Vellnagel Elfenbeinminiatur 90 72 mm 1838 Christian Binder Hofrat Numismatiker Elfenbeinminiatur 105 84 mm 1838 Wilhelmine Binder geb Brodhag Gattin von Christian Binder Heinrich Boley Obertribunalprasident Auguste Boley geb Korn Gattin von Heinrich Boley Wilhelm Camerer Pralat Elisabeth Wilhelmine Camerer geb Bossert Gattin von Wilhelm Camerer August Ludwig Reyscher Staatsrechtler August Wilhelm Goeriz Staatsrat nach 1840 Amalie von Stubenrauch Schauspielerin 1840er Johann Jakob Moessner 1784 1844 koniglicher Kammerdiener und Verwalter des Katharinenstiftes in Stuttgart Ol Miniatur auf Zinkblech 187 150 mm mit Rahmen 220 185 mm Johann Martin Schaeffer aus Unterjettingen 1763 1851 Stahlstich nach einer Daguerreotypie 282 188 mm Wurttembergische Landesbibliothek Einzelnachweise Bearbeiten einander erganzend Werner Fleischhauer Das Bildnis S 132 und Joachim W Siener Die Photographie und Stuttgart S 70 a b c Werner Fleischhauer Das Bildnis S 137 a b c d Werner Fleischhauer Das Bildnis S 133 Werner Fleischhauer Das Bildnis S 133 4 a b Werner Fleischhauer Das Bildnis S 134 a b c Werner Fleischhauer Das Bildnis S 138 Joachim W Siener Die Photographie und Stuttgart S 70 Werner Fleischhauer Das Bildnis S 138 Beschreibender Katalog der Wurttembergischen Erzeugnisse in der allgemeinen Industrie Ausstellung zu Munchen Hrsg von der Verwaltung des Wurttembergischen Musterlagers in Stuttgart 1854 S 112 Joachim W Siener Die Photographie und Stuttgart S 75 Joachim W Siener Die Photographie und Stuttgart S 104 zitiert Anzeige aus der Schwabischen Chronik vom 10 Mai 1857 Joachim W Siener Die Photographie und Stuttgart S 103 zitiert Anzeige aus der Schwabischen Chronik vom 3 November 1859 in der Holder Wolf als seinen Nachfolger empfiehlt Werner Fleischhauer Das Bildnis S 132 Werner Fleischhauer Das Bildnis S 135 Werner Fleischhauer Das Bildnis S 136Literatur BearbeitenJoachim W Siener Die Photographie und Stuttgart 1839 1900 Von der maskierten Schlittenfahrt zum Hof Photographen Edition Cantz Stuttgart 1989 ISBN 3 89322 150 6 Werner Fleischhauer Das Bildnis in Wurttemberg 1760 1860 Geschichte Kunstler und Kultur Metzler Stuttgart 1939 Ernst Lemberger Bildnis Miniatur in Deutschland von 1550 1850 Munchen 1909Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Michael Holder Sammlung von Bildern Normdaten Person GND 101227408X lobid OGND AKS VIAF 303745406 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Holder Johann MichaelKURZBESCHREIBUNG wurttembergischer Maler und FotografGEBURTSDATUM 18 Januar 1796GEBURTSORT HildrizhausenSTERBEDATUM 21 Marz 1861STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Michael Holder amp oldid 236816383