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Johann Machwirth 18 Februar 1890 in Schoneberg Hunsruck 30 Juli 1943 in Berlin Plotzensee war ein Aktivist in der separatistischen Bewegung um die Staatsgrundung einer Rheinischen Republik und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Separatistische Bewegung im Rheinland 1 2 Exil in Frankreich und Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1 3 In der franzosischen Armee 1 4 Inhaftierung Verurteilung und Hinrichtung 2 Literatur 3 Archivalien 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Machwirth wurde am 18 Februar 1890 als Sohn des Landwirts Peter Machwirth 1865 1954 und dessen zweiter Frau Magdalena geb Wilbert 1865 1933 in dem Dorf Schoneberg bei Bad Kreuznach im Hunsruck geboren Er war das alteste von insgesamt 8 Kindern und hatte zudem einen Halbbruder aus der ersten Ehe seines Vaters Nach dem Besuch der Volksschule leistete er von 1910 bis 1912 seinen Militardienst in Saarbrucken 1914 erfolgte seine Einberufung als Soldat in den Ersten Weltkrieg 1915 wurde er durch eine Verschuttung schwer verwundet und schliesslich als untauglich ausgemustert Er zog nach Stromberg wo er den Beruf des Pflasterers aufnahm Er heiratete Cacilie geb Sesen und hatte eine Tochter 1 Separatistische Bewegung im Rheinland Bearbeiten Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erstarkten im Rheinland und in der Pfalz separatistische Bestrebungen die im Juni 1919 mit dem Ausruf einer selbstandigen Rheinischen Republik durch den ehemaligen Frontoffizier und Separatistenfuhrer Hans Adam Dorten in Wiesbaden einen ersten Hohepunkt fanden Obwohl diese Abspaltung vom franzosischen General Charles Mangin und anderen franzosischen Militars unterstutzt worden war scheiterte sie Zwar wurde Dorten wegen Landesverrats fur schuldig gesprochen konnte in den Franzosischen Besatzungszonen jedoch nicht belangt werden 1922 grundete er daraufhin in Boppard die Rheinische Volksvereinigung in der er seine separatistische Bewegung weiter formulierte Im Jahr 1923 flammten erneute Aktionen zur Separation des franzosisch besetzten Rheinlands auf Etwa zeitgleich und ebenfalls in den besetzten Gebieten ereigneten sich die als Ruhrbesetzung und Autonome Pfalz bezeichneten Geschehnisse Ende Oktober 1923 kam es in den Regierungssitzen zwischen Aachen Duisburg Wiesbaden und Mainz zu organisierten Umsturzbewegungen durch die Separatisten Im Rahmen dessen beteiligte sich auch Johann Machwirth am Kreuznacher Separatistenputsch Infolgedessen wurde er im Einvernehmen mit den franzosischen Besatzungsbehorden in seinem Wohnort Stromberg an Stelle des amtierenden Burgermeisters als Beauftragter des Aktionsausschusses der Rheinischen Republik eingesetzt Unmittelbar darauf verkundete Machwirth in allen zu diesem Amtsbezirk gehorenden Gemeinden die Errichtung der Rheinischen Republik und liess auf allen Burgermeisteramtern und offentlichen Gebauden in Stromberg und Umgebung die Separatistenfahne hissen Unter Machwirth wurde in Stromberg eine etwa 50 Mann starke bewaffnete Miliztruppe aufgestellt die er als eigene Leibwache und zum Schutz des Burgermeisteramtes einsetze Durch diese Miliztruppe wurden zudem Beschlagnahmungen von offentlichen Geldern Lebensmitteln Kraftwagen Waffen und Festnahmen durchgefuhrt In dieser Zeit veranstaltete Machwirth Versammlungen und Kundgebungen und bemuhte sich die Einwohner seines Amtsbezirks zum Eintritt in die Separatistenbewegung bewegen Diese Aufrufe sollen zum Teil unter Androhung von Ausweisung aus Machwirths Amtsbezirk stattgefunden haben 2 Missgunst unter der Bevolkerung rief zudem der Umstand hervor dass Unterhalt Verpflegung und Unterbringung der Separatistentruppen vor allem durch Requirierungen bei der Bevolkerung bestritten wurden Die Zusammenkunft der Separatisten Bewegung und der ortlichen Bevolkerung eskalierte an vielen Orten und weitete sich bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen aus Machwirth hielt sein Amt in Stromberg bis zur endgultigen Zerschlagung der Bewegung im Februar 1924 3 Ab 1926 hielt sich Machwirth zunehmend im Ausland auf insbesondere in Frankreich 1 Erst im Marz 1931 kam es zu einer Verurteilung Machwirths als dieser wegen Falschaussage uber seine Beteiligung an der separatistischen Bewegung fur schuldig gesprochen wurde Das Schwurgericht Frankenthal verurteilte ihn wegen Meineids zu einem Jahr und 6 Monaten Zuchthaus sowie zu 5 Jahren Ehrenrechtsverlust und dauernder Eidesunfahigkeit 2 Exil in Frankreich und Widerstand gegen den Nationalsozialismus Bearbeiten Die 1919 in Paris gegrundete Ligue d Amitie Franco Rhenane La Halte zur Pflege des separatistischen Gedankens war kurz spater nach Metz verlegt worden was die Stadt zum Sammelbecken der nach Frankreich gefluchteten Separatisten machte Nach Verbussung seiner Strafe begab sich auch Johann Machwirth Anfang Dezember 1932 ins franzosische Exil nach Metz und nannte sich fortan Jean Machwirth Er blieb dort gemeinsam mit seiner Frau Cacilie und seiner Tochter mit einigen Unterbrechungen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wohnhaft Jean Machwirths Halbbruder Karl Machwirth 1885 1953 stand in Metz in Verbindung mit dem dortigen ersten Vorsitzenden der separatistischen Vereinigung Ligue d Amitie Franco Rhenane La Halte Norbert Schlich und machte die beiden noch im gleichen Jahr miteinander bekannt 2 Wegen interner Streitigkeiten wurde die Ligue d Amitie Franco Rhenane La Halte im Jahr 1933 unter dem Namen Association Franco Rhenane et Sarroise neu organisiert loste sich aber kurz spater dann ganzlich auf nachdem ihr Anfuhrer im April 1936 mit den Vereinsgeldern gefluchtet war Daraufhin grundete Jean Machwirth bereits im Juni 1936 gemeinsam mit drei weiteren Mitstreitern die Organisation unter dem Namen Union des Rhenanes Expatries neu in der er neben Redebeitragen auch das Amt des Kassiers und Schriftfuhrers ubernahm Ausserdem trat Machwirth in dieser Zeit als Mittelsmann zwischen Polizeibehorden und Prafektur auf In organisierten Versammlungen und Kundgebungen rief Machwirth dazu auf eine unter franzosischem Schutz stehende selbststandige Rheinische Republik zu errichten 2 Ausserdem forderte Machwirth auf diesen Veranstaltungen anhand von Einzeichnungslisten alle wehrfahigen Separatisten dazu auf sich der Franzosischen Armee anzuschliessen In der franzosischen Armee Bearbeiten Nach Kriegsausbruch im September 1939 wurde Machwirth zu einem franzosischen Flugabwehrregiment eingezogen Als Volksdeutscher und wegen Unzuverlassigkeit wurde er zwei Tage danach aus dem Dienst entlassen und interniert Wenig spater trat er der franzosischen Fremdenlegion bei und wurde in Algerien und Tunesien eingesetzt Anfang Mai 1941 erfolgte seine Entlassung woraufhin er sich freiwillig der franzosischen Legion tricolore Zum Kampf gegen den Bolschewismus anschloss Er wurde jedoch als dienstuntauglich zuruckgewiesen Nach seinem Ausscheiden aus dem Kriegseinsatz fur Frankreich arbeitete Machwirth wieder als Bauleiter und als Werber bei verschiedenen Bauunternehmen in Paris die im besetzten franzosischen Gebiet Bauprojekte fur die Organisation Todt ausfuhrten 1 Inhaftierung Verurteilung und Hinrichtung Bearbeiten Bereits 1940 wurden personliche Briefe Machwirts von der Geheimen Staatspolizei abgefangen in denen ihm Regime kritische Ausserungen nachgewiesen wurden Im Mai 1939 als sich der Kriegsausbruch bereits abzeichnete soll Machwirth bei organisierten Versammlungen im Metzer Hotel Metropol erklart haben man werde dem Fuhrer wenn man ihn erwische den Kopf abschneiden Bei weiteren Kundgebungen soll er Adolf Hitler als den grossten Piraten aller Zeiten bezeichnet haben Fur den Fall der Wiederbesetzung der Rheinlande kundigte er zudem eine allgemeine Abrechnung an 2 Solchen Ausserungen und Machwirths aktivem Widerstand gegenuber begegnete das totalitare System im Deutschen Reich mit aller Harte und sah jede Strafmilderung ausgeschlossen wie es spater in einem Pladoyer uber ihn verlautet wurde 4 Machwirth wurde am 3 Juni 1942 auf Veranlassung der Geheimen Staatspolizei Staatspolizeistelle Saarbrucken und aufgrund eines Haftbefehls des Amtsgerichts in Ludwigshafen am 4 August 1942 in Untersuchungshaft genommen und von dort aus an die Untersuchungshaftanstalt beim Kriminalgericht in Berlin uberwiesen In seiner Hauptverhandlung vom 1 Juni 1943 verurteilte der Volksgerichtshof in Berlin Machwirth wegen seiner zum Teil massgeblichen Mitarbeit in Vereinigungen der Rheinischen Separatisten in Frankreich von Ende 1932 1939 die als Organisationen des Hochverrats gegenuber dem Deutschen Reich bewertet wurden zum Tode und zum dauerhaften Ehrverlust 2 Als teilnehmende Richter des Volksgerichtshofes in Machwirths Prozess fungierten die Richter Georg Ernst Diescher Kammergerichtsrat Hans Joachim Rehse Kammergerichtsrat Hermann Heider SS Brigadefuhrer Richard Reckewerth HJ Obergebietsfuhrer Heinrich Sauer NSKK Obergruppenfuhrer als Vertreter des Oberreichsanwalts Ernst Drullmann Erster Staatsanwalt Das Urteil wurde am 30 Juli 1943 im Strafgefangnis Berlin Plotzensee vollstreckt Literatur BearbeitenArt Machwirth Johann in Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Bd 1 Politik Wirtschaft offentliches Leben Hg vom IfZ Munchen u v d Research Foundation for Jewish Immigration Inc New York Werner Roder Herbert A Strauss Munchen et al 1980 S 468 503 Victor von Gostomski Walter Loch Der Tod von Plotzensee Erinnerungen Ereignisse Dokumente 1942 1944 Frankfurt am Main 1993 S 203 1923 24 Separatismus im rheinlandisch pfalzischen Raum bearbeiten v Joachim Kermann und Hans Jurgen Kruger Koblenz 1989 Katalog zur Ausstellung des Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz auf dem Haibaches Schloss S 242 S 267 Klaus Marxen Holger Schluter Hg Terror und Normalitat Urteile des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs 1934 1945 Eine Dokumentation Bd 3 Dusseldorf 2004 S 282 287 Archivalien BearbeitenSpeyer Landesarchiv Bestand H 91 Nr 5 718 Landesarchiv Berlin A Rep 369 Kartei Bundesarchiv R 3018 1728 Weblinks Bearbeitenhttps www gedenkstaette ploetzensee de totenbuch recherche person machwirth johann https collections arolsen archives org de search person 12092794 s machwirth amp t 6466 amp p 0Einzelnachweise Bearbeiten a b c IfZ Munchen Research Foundation for Jewish Immigration Inc New York Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 1 Politik Wirtschaft offentliches Leben Munchen New York London Paris 1980 S 468 a b c d e f Joachim Kermann Hans Jurgen Kruger Hrsg 1923 24 Separatismus im rheinlandisch pfalzischen Raum Katalog zur Ausstellung des Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz auf dem Haibaches Schloss Koblenz 1989 S 267 Victor von Gostomski Walter Loch Der Tod von Plotzensee Erinnerungen Ereignisse Dokumente 1942 1944 Frankfurt am Main 1993 S 203 Klaus Marxen Holger Schluter Hrsg Terror und Normalitat Urteile des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs 1934 1945 Eine Dokumentation Band 3 Dusseldorf 2004 S 282 287 PersonendatenNAME Machwirth JohannKURZBESCHREIBUNG Aktivist in der separatistischen Bewegung um die Staatsgrundung einer Rheinischen Republik und Widerstandskampfer gegen den NationalsozialismusGEBURTSDATUM 18 Februar 1890GEBURTSORT Schoneberg HunsruckSTERBEDATUM 30 Juli 1943STERBEORT Berlin Plotzensee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Machwirth amp oldid 237899841