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Johann Kresnik genannt auch Hans 12 Dezember 1939 in St Margarethen Karnten 27 Juli 2019 in Klagenfurt am Worthersee 1 war ein osterreichischer Tanzer Choreograf und Theaterregisseur Er war einer der Pioniere des deutschen Tanztheaters Seine Stucke die er choreografisches Theater nannte waren durchgangig auf Provokation und die Sprengung tanzublicher Asthetik angelegt Vom Tanzchronisten Jochen Schmidt wurde er als der Berserker unter seinen Regiekollegen bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Die ersten Stucke 1 2 Ballettdirektor in Bremen und Heidelberg 1 3 Volksbuhne Berlin 1 4 Choreografisches Theater Bonn 1 5 Nachwirken 2 Auszeichnungen 3 Inszenierungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenKresnik wurde als Sohn eines Bergbauern geboren Seine Mutter heiratete in zweiter Ehe einen Funktionar der steirischen KPO in dessen Grazer Haus die Familie auch lebte Auch er wurde Mitglied der KPO Seine kunstlerische Laufbahn begann Johann Kresnik in Graz wo er parallel zu einer Werkzeugmacherlehre als Statist an den Vereinigten Buhnen arbeitete und eine Schauspiel und Tanzausbildung begann 1959 wurde Kresnik als Gruppentanzer in Graz und ab 1960 nach Bremen engagiert 1962 ging er an die Buhnen der Stadt Koln wo er von 1964 bis 1968 als Solotanzer arbeitete Aufgrund seiner tanzerischen Leistung durfte er bei George Balanchines New York City Ballet gastieren als Balanchine seine Nussknacker Choreographie in Koln einstudierte Die ersten Stucke Bearbeiten Nach eigenen Angaben schien ihm das klassische Ballett aber nicht mehr zeitgemass Von Hause aus marxistisch vorgebildet interessierte er sich vor allem fur das radikale Schauspiel der Sechzigerjahre und versuchte diese offeneren Formen auch auf die Tanzbuhne zu bringen 1967 choreografierte er sein erstes Stuck das sich mit einem Teilbereich seiner spateren Hauptthemen Wahnsinn Wut Grenzuberschreitung und Tod beschaftigt eine Collage aus Texten von Patienten die an Schizophrenie erkrankt sind O sela pei 1968 folgte Paradies hier thematisierte Kresnik u a das Attentat auf Rudi Dutschke Ballettdirektor in Bremen und Heidelberg Bearbeiten Im selben Jahr engagierte Kurt Hubner den knapp Dreissigjahrigen als Ballettdirektor an das Bremer Theater wo Kresnik seine Auseinandersetzung mit Imperialismus Kriegshetze und Tagespolitik einerseits und der Suche nach der adaquaten Form und einem geeigneten Tanzpersonal andererseits fortsetzte Es entstanden u a Kriegsanleitung fur jedermann PIGasUS zusammen mit dem Lyriker Yaak Karsunke und Schwanensee AG sowie 1973 das Stuck Traktate wofur Kresnik erstmals die Bezeichnung choreographisches Theater wahlte Er wechselte an das Theater der Stadt Heidelberg wo er 1980 nach einem Libretto des bekannten Therapeuten Helm Stierlin das Stuck Familiendialoge vorstellte Es war Kresniks Abrechnung mit der Zeit des Nationalsozialismus und ihren spateren psychischen Auswirkungen Kresnik selbst soll als Dreijahriger die Erschiessung seines bei der Wehrmacht dienenden Vaters durch slowenische Partisanen erlebt haben 1983 folgte Mars 1983 nach der Autobiographie des todkranken Millionarssohns mit dem Pseudonym Fritz Zorn eine Inszenierung die durch gewalttatige Bilder und monotone Energieausbruche charakterisiert ist Selbstmorder Morder Opfer sind die Themen die sich durch Kresniks Heidelberger Zeit ziehen 1988 entstand Macbeth 1990 Ulrike Meinhof Im Februar 1992 wurde Frida Kahlo uraufgefuhrt ein Stuck uber Leben und Werk der mexikanischen Malerin Wendewut brachte Kresnik ein Jahr spater auf die Buhne Darin beschreibt er in Anlehnung an die gleichnamige Erzahlung von Gunter Gaus die Geschichte einer DDR Mitlauferin die im Deutschland der Wendezeit in ihrem Wunsch nach Anpassung an die bundesrepublikanische Gesellschaft scheitert Volksbuhne Berlin Bearbeiten Mit Beginn der Spielzeit 1994 95 wechselte Johann Kresnik mit seinem Ensemble an die Volksbuhne am Rosa Luxemburg Platz in Berlin Hier wurde im Dezember 1994 das choreografische Stuck Ernst Junger uraufgefuhrt eine Anti Kriegs Revue in der sich Kresnik kritisch mit dem militaristischen Gedankengut des hundertjahrigen Autors auseinandersetzt Im April 1995 schloss Kresnik seine Trilogie uber Wegbereiter Mitlaufer und Begleiter des Nationalsozialismus ab Nach Nietzsche und Ernst Junger wahlte er das Leben des Schauspielers Regisseurs und Intendanten Gustaf Grundgens als Vorlage fur ein Stuck das in Koproduktion zwischen der Volksbuhne und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgefuhrt wurde Choreografisches Theater Bonn Bearbeiten Von 2003 bis 2008 leitete Johann Kresnik das Choreografische Theater der Stadt Bonn Mit Hannelore Kohl zeigte er im Dezember 2004 auf der Buhne der ehemaligen Bundeshauptstadt die Lebensgeschichte der Gattin des Bundeskanzlers a D Helmut Kohl Hannelore Kohl ist darin zugleich Opfer und Taterin die den Aufstieg ihres Ehemanns zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland unterstutzt aber die Auswirkungen der Macht psychisch und physisch nicht verkraftet bis Spendenaffare und Wahlniederlage ihres Mannes und ihre Krankheit sie in den Freitod treiben Im Februar 2006 und im Janner 2008 hatte Kresnik mit Der Ring des Nibelungen I Das Rheingold Die Walkure und Der Ring des Nibelungen II Gotterdammerung Siegfried seine beiden letzten Premieren in Bonn Nach Bonn war er gelegentlich freischaffend als Choreograph und Regisseur fur Oper und Schauspiel tatig Kresnik produzierte seine Stucke an zahlreichen Buhnen haufig auch in enger Zusammenarbeit mit Librettisten Komponisten und Bildenden Kunstlern Er gastierte zusammen mit seinem Ensemble bei bedeutenden Festivals in der ganzen Welt Nachwirken Bearbeiten Auch sein Werk wirkt nach Im Juli 2019 wurde in Wien das Festival Impulstanz mit einem Gastspiel des Tanzensembles des Musiktheaters Linz eroffnet Gezeigt wurde die von Christina Comtesse verantwortete Rekonstruktion seines Stucks Macbeth zur Musik von Kurt Schwertsik in der Originalausstattung von Gottfried Helnwein 2 Im Juli 2021 kam in Bleiburg Pliberk im Kulturni Dom die Hommage an Johann Kresnik Jemand Nekdo heraus Fur die Regie zeichnete Hannes Hametner verantwortlich fur die Choreografie Christina Comtesse Ausstattung Gottfried Helnwein Die Dramaturgie besorgte Kresniks langjahriger Mitarbeiter Christoph Klimke die Musik kam von Stefan Thaler amp Band Unter den Mitwirkenden waren langjahrige Kresnik Performer Erganzend dazu fand im Bleiburger Werner Berg Museum eine Gedenkausstellung zu Johann Kresnik statt Auszeichnungen BearbeitenDas 2011 gegrundete Choreographische Zentrum in Kresniks Geburtsstadt Bleiburg ist nach dem Choreographen benannt 3 1990 Theaterpreis Berlin und Deutscher Kritikerpreis 1994 Berliner Bar B Z Kulturpreis 2019 Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien 4 Mit seinen Inszenierungen Macbeth Ulrike Meinhof Frida Kahlo und Wendewut wurde Kresnik 1988 1990 1992 und 1993 jeweils zum Berliner Theatertreffen eingeladen 2 2020 postum Grosser Kulturpreis des Landes Karnten 5 Inszenierungen Bearbeiten1967 Koln O Sela Pei 1968 Koln Paradies 1969 Berlin Susi Cremecheese 1970 Bremen Ballet Urauffuhrung 1970 Bremen Kriegsanleitung fur jedermann 1970 Bremen Fruhling wurd 1970 Bremen PIGasUS 1971 Berlin Jaromir 1971 Bremen Schwanensee AG 1973 Bremen Traktate 1974 Bremen Die Nibelungen 1975 Bremen Romeo und Julia 1976 Bremen Bilder des Ruhms 1976 Bremen Peter und der Wolf 1977 Bremen Jesus GmbH 1977 Wien Masada 1978 Bremen Magnet 1978 Heidelberg Spiel von Seele und Leib 1979 Heidelberg Hammel und Bammel als Verkehrspolizisten 1980 Heidelberg Familiendialog 1980 Heidelberg Pelleas und Melisande 1980 Heidelberg Die Hamletmaschine 1981 Heidelberg Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui 1981 Frankfurt am Main Die Soldaten 1982 Heidelberg Sacre 1983 Heidelberg Mars 1984 Heidelberg Ausverkauf 1985 Heidelberg Sylvia Plath 1986 Heidelberg Pasolini Der Traum von einem Menschen 1986 Munchen Herzlich Willkommen 1987 Heidelberg Morder Woyzeck 1988 Heidelberg Macbeth 1988 Mannheim Germania Tod in Berlin 1989 Heidelberg Oedipus 1989 Stuttgart Konig Ubu 1990 Bremen Ulrike Meinhof 1990 Stuttgart Marat Sade 1991 Bremen Konig Lear 1991 Stuttgart Und siehe es geschah in jener Nacht 1992 Bremen Frida Kahlo 1992 Sao Paulo Zero 2 1992 Bremen Wendewut 1993 Basel Mars 1993 Berlin Rosa Luxemburg Rote Rosen fur Dich 1993 Stuttgart Francis Bacon 1994 Bremen Nietzsche 1994 Berlin Ernst Junger 1995 Hamburg Grundgens 1995 Stuttgart Othello 1995 Stuttgart Hansel und Gretel 1996 Hamburg Pasolini Testament des Korpers 1996 Koln Riefenstahl 1997 Berlin Gastmahl der Liebe 1997 Berlin Antonin Nalpas 1997 Bremen Fidelio 1998 Hamburg Suburbio Niemandsland 1998 Mannheim Brecht 1998 Mexiko La Malinche 1998 Berlin Hotel Lux 1999 Berlin Goya Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer 1999 Wien Wiener Blut 1999 Bremen Die letzten Tage der Menschheit 1999 Berlin Richard III 1999 Saarbrucken Nabucco 2000 Wien Don Quixote 2000 Hamburg Aller Seelen 2000 Graz Schnitzlers Brain 2000 Bremen Intolleranza 2000 Bogota Plan Via 2001 Berlin Garten der Luste BSE 2001 Hannover Woyzeck 2002 Stuttgart Baudelaire 2002 Berlin Picasso 2002 Dresden Die Trummer des Gewissens Strassenecke 2002 Hannover Antigone 2003 Essen Everyman 2003 Bremen Vogeler 2003 Salzburg Peer Gynt 2003 Gera Die Sechste Stunde 2004 Bremen Die Zehn Gebote 2004 Bonn Hannelore Kohl 2004 Bonn Hundert Jahre Einsamkeit 2005 Bonn Hans Christian Andersen 2005 Bonn Roberto Zucco 2005 Wien Spiegelgrund 2005 Stuttgart Gudrun Ensslin 2006 Potsdam Otto Hans 2006 Bonn Der Ring des Nibelungen Das Rheingold Die Walkure 2007 Bremen Amerika 2007 Erfurt Un ballo in maschera Ein Maskenball 2008 Bonn Der Ring des Nibelungen Gotterdammerung Siegfried 2010 Osnabruck Felix Nussbaum 2010 Staatstheater Cottbus Furst Pucklers Utopia 2012 Heidelberg Sammlung Prinzhorn 2013 Berlin Villa Verdi 2015 Berlin Die 120 Tage von Sodom 2016 Wuppertal Die Holle InfernoLiteratur BearbeitenUta Ackermann Johann Kresnik und sein Choreographisches Theater Berlin Henschel 1999 ISBN 978 3894873172 Genia Enzelberger Zdravko Haderlap Hrsg Ballett kann kampfen Symposium zur Politik Zeitgeschichte und Gesellschaftskritik in Johann Kresniks Werk Balet se zna boriti Konferenzschrift 2009 Bleiburg Ubersetzung Peter Wieser Wien Lit 2009 ISBN 978 3 643 50084 7Weblinks BearbeitenMichael Merschmeier Johann Kresnik oder Ein Lobpreis der politischen Choreographie In Theater heute Jahrbuch 1990 Seite 76f Literatur von und uber Johann Kresnik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Johann Kresnik Archiv im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Der Standard vom 27 Juli 2019 Nachrufe 1939 2019 Johann Kresnik Der ewige Provokateur des Tanztheaters ist tot abgerufen am 27 Juli 2019 a b Pionier des Tanztheaters nachtkritik de vom 27 Juli 2019 abgerufen am 30 Juli 2019 Bleiburg als Tanzzentrum In Kleine Zeitung 5 Januar 2011 abgerufen am 12 Dezember 2014 Center for Choreography about CCB Memento vom 6 Februar 2015 im Internet Archive Abgerufen am 12 Dezember 2014 ImPulsTanz 2019 Johann Kresnik erhalt das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien 12 Juli 2019 abgerufen am 16 Juli 2019 Landeskulturpreis postum an Johann Kresnik auf ORF vom 6 Oktober 2020 abgerufen am 7 Oktober 2020 Normdaten Person GND 118943162 lobid OGND AKS LCCN n91045183 VIAF 1698149068610065730007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kresnik JohannALTERNATIVNAMEN Kresnik HansKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Tanzer Choreograph und TheaterregisseurGEBURTSDATUM 12 Dezember 1939GEBURTSORT St Margarethen KarntenSTERBEDATUM 27 Juli 2019STERBEORT Klagenfurt am Worthersee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Kresnik amp oldid 237522101