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Johann Heinrich Lindermann 20 Februar 1802 in Neuss 1 Februar 1892 in Elberfeld war ein deutscher Bandweber Kolporteur Evangelist sowie Dissident und Begrunder einer freikirchlichen und autochthonen sabbatarischen Gemeinschaft die zu den Vorlaufern der heutigen Freikirche der Siebenten Tags Adventisten in Deutschland zahlte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und fruhe Jahre 1 2 Kolporteur und Evangelist 1 3 Zeit der Bergischen Taufbewegung 1 4 Gemeindegrunder und Nonkonformist 2 Publikationen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und fruhe Jahre Bearbeiten Lindermann wurde als Sohn von Wilhelm Lindermann und Elisabeth Balters geboren 1 Der Eintrag in der Acte de naissance erfolgte unter dem Namen Jean Henry weil Neuss zu jener Zeit unter franzosischer Verwaltung stand 2 Er wurde reformiert getauft 2 Sein Vater Wilhelm Lindermann stammte aus Saarn das kirchlich zu Mulheim an der Ruhr gehorte seine Mutter Elisabeth aus Barmen 2 Die Eltern von Johann Heinrich Lindermann waren am 3 September 1797 von Pfarrer Matthias Krall 1760 1832 in der Gemarker Kirche getraut worden 2 Bald nach 1802 liess sich die Familie die das Bandweberhandwerk ausubte 2 wieder in Saarn nieder mindestens funf Geschwister von Johann Heinrich Lindermann sind nachgewiesen Schon von der geografischen Lage des Wohnortes Saarn her war die Familie eher zur Pilgerhutte Otterbeck orientiert als nach Mulheim an der Ruhr 2 Die Lindermanns gehorten seit mehreren Generationen zum Freundeskreis um Gerhard Tersteegen 2 3 ebenso wird die Familie der Mutter Elisabeth Balters dem Freundeskreis Tersteegens in der reformierten Gemeinde Barmen Gemarke um Engelbert Evertsens 1722 1807 zugerechnet 2 Johann Heinrich Lindermann erlernte das Bandweberhandwerk war jedoch spater auch als Steindreher Sandformer und Schiffer sowie dann als Seidenweber tatig 2 1 Nach dem fruhen Tod des Vaters verbrachte er viel Zeit bei den Grosseltern mutterlicherseits in Barmen Dort kam er mit den erweckten Kreisen um die etwa gleichaltrigen spateren Missionare Karl Wilhelm Isenberg 4 1806 1864 und Heinrich Christian Werth Henry Christian Werth 1805 1855 in Kontakt Am 24 Juli 1830 heiratete er die Schreinerstochter Elisabeth Buchmuller in der reformierten Altstadtkirche in Mulheim an der Ruhr 2 1 Die Eheleute wohnten zunachst in Saarn Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor 2 1 Eine Wende in Lindermanns Leben trat in der Zeit der Erweckung unter den Ruhrschiffern 1843 bis 1846 ein 3 Kolporteur und Evangelist Bearbeiten Ab 1846 wurde der vierzigjahrige Lindermann als Kolporteur fur die Bergische Bibelgesellschaft tatig 2 1 Zunachst verkaufte er Bibeln auf den Rheindampfschiffen mit Auswandernden nach Nordamerika Danach arbeitete er bis hin nach Bonn jedoch vorwiegend im Niederbergischen Land ab 1848 auch im Oberbergischen 1849 wurde er entlassen 1 Ab 1849 arbeitete er fur die Evangelische Gesellschaft fur Deutschland hauptsachlich zwischen Mulheim an der Ruhr und Solingen 1850 trat er aus der Gesellschaft aus 1 1850 wurde er eine Singularitat in der Geschichte der freikirchlichen Bewegungen der Zeit von Kaufmann Hermann Heinrich Grafe 1818 1869 als Privatevangelist angestellt und zog mit seiner Familie mit sieben Kindern in die Pilgerhutte Otterbeck bei Heiligenhaus die formal mittlerweile Grafe gehorte 1850 wurde er als besoldeter Lehrbruder in den Evangelischen Bruderverein berufen Er wirkte hier vorwiegend in Hofschaften der Orte Wald Hilden Haan Velbert Kettwig Gruiten Mettmann und Neviges 1 Zeit der Bergischen Taufbewegung Bearbeiten 1851 oder spatestens Anfang 1852 wurde Lindermann von Friedrich Arnold Herring 1812 1908 als Erwachsener erneut getauft Herring selbst war kurz zuvor im Umfeld des Evangelischen Kirchentages in Elberfeld 1851 unter dem Einfluss von August Rauschenbusch 1816 1899 von dem Baptistenprediger Johann Gerhard Oncken 1800 1884 erneut getauft worden Im Zusammenhang mit seiner Hinwendung zum Baptismus trat Lindermann aus dem Evangelischen Bruderverein aus 5 1 Gemeindegrunder und Nonkonformist Bearbeiten Er begann selbst Erwachsene zu taufen und trat folgerichtig Ende 1852 mit Teilen seiner Familie aus der Evangelischen Kirche aus Ab Dezember 1852 grundet er mit Wilhelm Siepmann die Getaufte Christen Gemeinde in der Pilgerhutte Otterbeck in Heiligenhaus Velbert Kettwig Haan Wald Grafrath Auf der Tesche das damals noch nicht zu Vohwinkel gehorte Statut und Glaubensuberzeugungen waren nahezu identisch mit dem Bekenntnis der Hamburger Baptisten die sich unter Julius Kobner 1806 1884 in Barmen grundeten Im Zusammenwirken mit Herring zur Zeit der Bergischen Taufbewegung soll die Anhangerschaft uber 500 Personen betragen haben 1 1852 musste Lindermann mit seiner Familie die Pilgerhutte Otterbeck verlassen und wohnte zunachst in Benrath dann in Elberfeld am Nutzenberg bevor er sich auf einem eigenen landlichen Anwesen am Kiesberg dauerhaft niederliess Sein Broterwerb blieb auf Jahre hin die eigene kleine Seidenweberei am Kiesberg 1 Wohl unter dem Einfluss von Schriften Ignaz Lindls 1774 1845 und noch starker denen von Johann Jakob Wirz 1778 1858 der selbst auch Weber war erfolgte die Neuausrichtung der von ihn gegrundeten und betreuten Gemeinden ab 1856 beispielsweise in Solingen und Dorp spater auch in Koln durch Angehorige seiner Familie dies mit einer deutlich geanderter Satzung und Statut Glaubensbekenntnis Die Eschatologie und die Lehre vom Konigs und Friedensreich sowie vom Halten aller Gebote wurden signifikant Hier ist wohl bereits beginnende Sabbatobservanz bis hin zur Heiligung des Sabbats spatestens ab 1867 festzustellen Er verfasste ein eigenes Gesangbuch unter anderem mit Sabbatliedern Durch familiare Verbindungen wurden die Gemeindeaktivitaten nach Monchengladbach verlagert 1 1875 bekam er Kontakt zu den Siebenten Tags Adventisten in Basel Im selben Jahr kamen John Nevins Andrews und Jakob Erzberger nach Vohwinkel Wesentliche Teile der von Lindermann gegrundeten Getauften Christen Gemeinde in Vohwinkel und Monchengladbach sowie Teile seiner Familie schlossen sich den Siebenten Tags Adventisten an 6 1 Pfingsten 1887 gab es ein Zusammentreffen mit Ellen G White und ihrem Ubersetzer Ludwig Richard Conradi in Vohwinkel 6 Nach dem Tod der Ehefrau Elisabeth Buchmuller und dem Wegzug der Kinder sowie deren Auswanderung nach Brasilien vereinsamte er im Alter zusehends und gab das Anwesen am Kiesberg auf 1 Anfang Februar 1892 starb Lindermann in Elberfeld 1 Publikationen BearbeitenDie Publikationen von Johann Heinrich Lindermann sind weitestgehend bisher nur literarisch bezeugt Ursache warum so wenig Frucht im Weinberg des Herrn Langenberg 1850 7 Gesang Buchlein der getauften Christen Gemeinde Langenberg Monchengladbach ca 1869 1 nur in einem Exemplar erhalten im Historischen Archiv der Siebenten Tags Adventisten in Europa Friedensau Gedenke des Sabbattages Barmen 1872 1 Das Tausendjahrige Reich Elberfeld 1872 1 8 Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Johann Heinrich Lindermann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band XVIII Erganzung V Traugott Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 Sp 836 838 Wolfgang E Heinrichs Freikirchen eine religiose Organisationsform der Moderne Dargestellt anhand der Entstehung und ersten Entwicklung von funf Freikirchen im fruhindustrialisierten Wuppertal Ein Beitrag zur Mentalitats und Organisationgeschichte des Wuppertals Phil Diss Wuppertal 1987 veroffentlicht unter dem Titel Freikirchen eine moderne Kirchenform Entstehung und Entwicklung von funf Freikirchen im Wuppertal Koln Giessen und Wuppertal 1989 2 Auflage Giessen und Wuppertal 1990 August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 R Brockhaus Verlag Wuppertal Oncken Verlag Wuppertal und Kassel Bundes Verlag Witten 1999 ISBN 3 417 29435 5 Brockhaus Verlag ISBN 3 933660 09 2 Bundes Verlag Gerhart Werner Die Stillen in der Stadt Eine Betrachtung uber die Sekten Freikirchen und Glaubensgemeinschaften Wuppertals Beitrage zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals Band 3 Abendland Verlag 1956 Digitalisat Weblinks BearbeitenMax Goebel Der Bruderverein und der Baptismus am Niederrhein Auszuge PDF Johann Gottlieb Heinrich Die sectirerischen Bewegungen in Berg und Mark PDF 158 KB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r Daniel Heinz Johann Heinrich Lindermann In Friedrich Wilhelm Bautz Hrsg Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band XVIII Erganzung V Traugott Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 S Sp 836 838 a b c d e f g h i j k l August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung In Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 R Brockhaus Verlag Wuppertal 1999 ISBN 3 417 29435 5 S 39 ff a b Friedhelm Lefherz Evangelische Freikirchen und innerkirchliche Gemeinschaften in Mulheim an der Ruhr In Geschichtsverein Mulheim an der Ruhr e V Hrsg Zeitschrift des Geschichtsvereins Mulheim an der Ruhr e V Heft 80 Geschichtsverein Mulheim an der Ruhr e V c o Staatsarchiv Mulheim an der Ruhr Mulheim an der Ruhr 2007 S 25 ff Karl Friedrich Ledderhose Karl Wilhelm Isenberg In Online Version Allgemeine Deutsche Biographie 14 S 614 618 1881 abgerufen am 28 April 2020 August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung In Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 R Brockhaus Verlag Wuppertal 1999 ISBN 3 417 29435 5 S 70 ff a b August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung In Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 R Brockhaus Verlag Wuppertal 1999 ISBN 3 417 29435 5 S 138 August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung In Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 Wuppertal 1999 ISBN 3 417 29435 5 S 65 August Jung Als die Vater noch Freunde waren Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung In Kirchengeschichtliche Monographien KGM Band 5 R Brockhaus Verlag Wuppertal 1999 ISBN 3 417 29435 5 S 137 Fussnote 335 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 30 April 2020 PersonendatenNAME Lindermann Johann HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Bandweber Kolporteur Evangelist sowie DissidentGEBURTSDATUM 20 Februar 1802GEBURTSORT NeussSTERBEDATUM 1 Februar 1892STERBEORT Elberfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Heinrich Lindermann amp oldid 224074278