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Johann Gottfried Sillig 13 August 1734 in Waldheim 22 Mai 1792 in Dobeln war ein deutscher evangelischer Geistlicher 1 2 3 4 5 6 Leben BearbeitenJohann Gottfried Sillig wurde als Sohn des Johann Ehrenfried Sillig 1696 1764 Diakon in Waldheim geboren Er besuchte die ortliche Stadtschule sowie die Furstenschule Meissen im Anschluss studierte er sechs Jahre lang Theologie an der Universitat Leipzig und horte Vorlesungen bei Johann August Ernesti und Christian August Crusius Nach dem Studium wollte er ursprunglich Hochschullehrer an der Universitat Leipzig werden erhielt dann jedoch 1762 einen Ruf als Diakon nach Dobeln 1771 kam es zu zwei grossen Uberschwemmungen in Sachsen von denen nahezu alle Flusse betroffen waren Dadurch wurden zahlreiche Obst und Waldbestande schwer beschadigt und es kam zu einer Hungersnot Johann Gottfried Sillig hielt am zehnten Sonntag nach Trinitatis 1772 eine Predigt und ging hierbei auf die Zerstorung Jerusalems ein und ermahnte die Kirchengemeinde in der er die Behauptung vortrug das alle diejenigen die durch die Hungersnot an ihrer Gesundheit gelitten oder das Leben verloren hatten sehr grosse Sunder gewesen seien denn die Frommen standen unter dem Schutz Gottes und allgemeine Landplagen wurden in der Bibel stets fur die Strafen der Sunder ausgegeben hierbei unterschied er die Sunder in drei Klassen einige waren von jeher fromm und tugendhaft gewesen andere waren durch das Ungluck gebessert worden und noch andere aber blieben Sunder und diese werde daher noch mehr Elend treffen Einige Zeit darauf erfuhr er dass die Predigt sehr unterschiedlich aufgefasst wurde und dass sie viele Verdrehungen und Missdeutungen erfuhr Deshalb entschloss er sich diese Predigt unter dem Titel Drey wichtige Fragen an die Christen seiner Zeit Eine Predigt am 10ten Sonntag nach Trin zu Dobeln gehalten Diese Veroffentlichung der Predigt fuhrte unter anderem zu einem heftigen theologischen Streit Es entstand ein intensiver Schriftverkehr mit seinem Superintendenten Johann Carl Friedrich von Brause und mehreren Theologen sowie mit dem damaligen Stadtschreiber Johann Heinrich Wolf aus Rosswein der ihn juristisch widerlegen 7 wollte und eine Streitschrift herausgab unter dem Titel Johann Heinrich Wolfs Stadtschreiber zu Rosswein grundliche Untersuchung und notige Widerlegung der vom Hr M Joh Gottfried Silligen Diakon zu Dobeln unter denen im Druck erschienen drey hochst wichtigen Fragen an die Christen seiner Zeit und an seine Gemeinde insonderheit aufgeworfen und wider die heilige Schrift mit Ja mithin ubel beantworteten ersten Frage Sind alle diejenigen welchen bey der bisherigen Therung und Hungersnot die Angesichtet verfallen und die Leiber verschmachtet sehr grosse Sunder gewesen 8 sowie eine des Magisters Johann Ehrenfried Wagner in Marienberg und drei Schriften des Magisters Gotthelf Friedrich Oesfeld Die widerstreitende Diskussion verlief ohne weitere Konsequenzen Er hatte im Jahr 1770 einen Briefwechsel mit Karl Friedrich Bahrdt dem er einen Beitrag schrieb fur seine Vorschlage zur Aufklarung und Berichtigung des Lehrbegriffs unserer Kirche 9 Allerdings vertrat er eine andere Einstellung zur Erziehung als Karl Friedrich Bahrdt und hinzu kam dass er sich durch die Lehrer des Philanthropinum dessen Direktor Karl Friedrich Bahrdt zu diesem Zeitpunkt war wegen seiner Ubersetzung des Matthaus die er herausgegeben hatte herabgesetzt fuhlte so dass er den Schriftverkehr 1773 wieder einstellte Seinen eigenen Hauptgrundsatz uber Erziehung stellte er in der Schrift mit folgendem Titel dar Ueber ein allgemeines fur alle Nationen brauchbares MIttel gleich von den ersten Jahren seines Lebens an Menschen absolut gehorsam und tugendhaft zu erziehen Ein Dreyhellers Pfennig eines Vaters von sieben Kindern zum heutigen Educationswesen Er empfiehlt darin das Kinder bereits fruhzeitig gezuchtigt werden sollten und unterscheidet trage und schlafrige Kinder die nur dann gezuchtigt zu werden brauchten wenn sie etwas lernen sollten mittelmassige Kinder mussen aber bereits fruher durch Zucht in Respekt gehalten werden und feurige und sehr lebhafte Kinder solle man noch ehe das erste Jahr vorbei sei die gehorige Strenge gegen sie gebrauchen Junge Menschen die ihren Verstand noch nicht brauchen konnten mussten als Thiere behandelt werden Nach dieser Methode erzog er auch seine eigenen Kinder wenn andere Leute anfangen ihre Kinder zu zuchtigen und zu schlagen so bin ich fertig Fur die schulische Vorausbildung hatte er Lehmann spater Pfarrer in Schloben bei Jena angestellt In einer zweiten verfassten Schrift empfiehlt er dass jedes Land und jede Provinz eine eigene Schule grunden sollte bei der eine militarische Einrichtung eine allgemeine Schulklasse eine eigene Schulmethode mit Abanderungen wenn es die Umstande erfordern gleiches Recht aller Untertanen von jedem Stand zur Erziehung beizutragen und der Staat solle entscheiden zu was die Kinder ausgebildet werden Weiteren Schriftverkehr unterhielt er unter anderem mit Johann Caspar Lavater mit dem er zwolf Jahre schriftlich verkehrte und Johann Bernhard Basedow 1780 war er in seinen Predigten in seiner Ausdrucksweise immer platter und harter geworden und verwendete bis dahin mehr Satze aus der prophetisch apokalyptischen Theologie in seinen Vortragen wodurch er zwar die Bauern fur sich einnahm jedoch die hoheren Stande gegen sich aufbrachte Im Sommer 1790 kam es in der Gegend von Dobeln zu Unruhen und Aufstanden unter den Bauern gegen die Gutsbesitzer die Bauern beriefen sich hierbei auf die Autoritat von Johann Gottfried Sillig der sich so ausdruckte als ob die Aufstande das von ihm verkundete Strafgericht Gottes seien Hierauf wurde er im Juni 1790 auf eine anonyme Anklage hin suspendiert Er hatte vermutlich in einer Predigt von der Gleichheit der Menschen vor Gott gesprochen und davon das Gott dem Grafen wie dem Schinder einen Stuhl setzt Vermutlich war ein Gutsbesitzer hierbei anwesend und bezog die Predigt auf sich allerdings war Sillig dessen Anwesenheit nicht bewusst Er wurde zu seinem Superintendenten Johann Carl Friedrich von Brause nach Oschatz gerufen der ihm die Suspendierung eroffnete Hiergegen legte Johann Gottfried Sillig Einspruch beim Kurfursten Friedrich August I ein dies hatte zur Folge dass er am 3 September 1790 vor das Oberkonsistorium nach Dresden gerufen und noch am gleichen Tag verhort wurde Er beteuerte hierbei seine Unschuld dass er das Volk zu Unruhen gereizt habe Weiterhin wurde ihm der Vorwurf gemacht dass er sich im offentlichen Vortrag als Prophet bezeichnet habe diesen Vorwurf gestand er ein hatte er es doch nicht fur strafbar gehalten prophetische Aussichten aus dem Alten und dem Neuen Testament aufzuzeigen und sich hierbei einen Namen zu geben Daraufhin wurde ihm eroffnet dass er sich bis zu einer Entscheidung in Dresden aufhalten musse Weil er bei einem Verwandten aufgenommen wurde der fur ihn burgte verzichtete man auf eine Bewachung In der Folgezeit fuhrte der Superintendent Zeugenverhore durch und befragte Geistliche Schuldiener und andere die aussagten dass Johann Gottfried Sillig in der Vergangenheit zum Gehorsam gegen die Obrigkeit ermahnt habe Nun trat aber der Rat von Dobeln als Klager auf und zeigte nachgeschriebene Predigten vor die von Kandidaten aufgezeichnet worden waren aus denen verschiedene Scheingrunde gezogen wurden Der Rat aus Dobeln wurde durch die Untersuchungskommission die aus dem Kirchenrat und Superintendenten Johann August Heinrich Tittmann und dem Ober Amtmann Nake bestand aufgefordert die Aussagen zu beschworen Johann Gottfried Sillig der hierbei anwesend war nutzte nicht die Gelegenheit die einzelnen Aussagen zu erlautern sondern liess sie vielmehr gelten ausserdem forderte er auch keinen seiner Zeugen zu weiteren Aussagen auf Uber diese Ermittlungen vergingen zehn Monate die er durchgangig in Dresden verbringen musste Nach der vorliegenden Aktenlage sprach der Schoppenstuhl zu Leipzig sein Urteil dass Johann Gottfried Sillig nicht mehr in sein geistliches Amt zuruckkehren durfe die Kosten des Prozesses zu tragen habe und mit drei Monaten Gefangnis bestraft werde Johann Gottfried Sille stellte ein Gnadengesuch beim Kurfursten und fugte hierzu die beeideten Aussagen seiner Zeugen die fur ihn sprachen bei Hierauf folgte im April 1792 das Endurteil in dem der Kurfurst festlegte dass Johann Gottfried Sillig nicht mehr in sein Diakonat zuruckkehren durfe ihm aber eine jahrliche Pension von 400 Reichstalern gewahrt werde in seinem Amt hatte er 500 Reichstaler jahrlich erhalten Nach anderthalb Jahren konnte er wieder nach Hause zuruckkehren war allerdings schwer an einer Nervenkrankheit erkrankt bei der sich sein Verstand verwirrte und er oft die Sprache verlor er uberlebte das Urteil um etwa vier Wochen Johann Gottfried Sillig war seit 1762 verheiratet und hatte vierzehn Kinder von denen bereits elf in der Kindheit verstarben Einer seiner alteren Sohne verstarb 1795 auf der Universitat Leipzig und ein weiterer Sohn war 1797 als Hofmeister in Freiberg angestellt Werke BearbeitenTriga regularum criticarum quae multis V T locis varie vellicatis prodesse posse videntur Leipzig 1762 Warum mangelt es bey dem taglichen Wachsthum der Wissenschaften gleichwohl noch so sehr an guten Predigern Quibusdam fomnia Juven Leipzig bey Hilscher 1771 Zuverlassiger Briefwechsel uber die merkwurdige Geschichten eines zweyten Josephs in der Person des Sachsischen Amerikaners welcher bisher in Dobeln gewesen ist Vier Stucke Amsterdam 1772 Das neue Testament Luthers Uebersetzung unbeschadet zum taglichen Gebrauche fur unstudierte Christen aller Art durch aus verstandlich aufs neue ubersetzt Matthaeus Leipzig 1772 Das neue Testament Luthers Uebersetzung unbeschadet zum taglichen Gebrauche fur unstudierte Christen aller Art durch aus verstandlich aufs neue ubersetzt Markus Leipzig 1778 Ueber ein allgemeines fur alle Nationen brauchbares MIttel gleich von den ersten Jahren seines Lebens an Mensch absolut gehorsam und tugendhaft zu erziehen Ein Dreyhellers Pfennig eines Vaters von sieben Kindern zum heutigen Educationswesen Frankfurt und Leipzig 1781 Das neue Testament Luthers Uebersetzung unbeschadet zum taglichen Gebrauche fur unstudierte Christen aller Art durch aus verstandlich aufs neue ubersetzt Lucas Leipzig 1781 Erziehung ganz allein Sache des Staats exceptis excipiendis sonst wird nichts draus Als Pendant zum Universalmittel des absoluten Kindergehorsams fur alle Nationen oder noch Ein Dreyhellerspfennig eines Vaters von sieben Kindern zum heutigen Educationswesen Frankfurt und Leipzig 1782 So dachte und schrieb Wilhelmine Sillig in ihrem 16ten und letzten Lebensjahr Leipzig und Dessau 1783 Das neue Testament Luthers Uebersetzung unbeschadet zum taglichen Gebrauche fur unstudierte Christen aller Art durch aus verstandlich aufs neue ubersetzt Johannes Leipzig 1786 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Schlichtegroll Schlichtegrolls Nekrolog auf die Jahre 1790 bis 1793 S 198 248 Abgerufen am 5 Februar 2018 Johann Gottfried Sillig 1734 1792 Lander und konfessionsubergreifendes Pfarrerbuch Abgerufen am 24 Juli 2018 deutsch Karl Christian Kanis Gretschel Geschichte des Sachsischen Volkes und Staates S 279 Orthaus 1853 google de abgerufen am 24 Juli 2018 Johann Georg Meusel Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller S 172 G Fleischer der Jungere 1813 google de abgerufen am 24 Juli 2018 Geheime Geschichten und Rathselhafte Menschen S 385 398 1850 google de abgerufen am 25 Juli 2018 Heinrich Doring Die deutschen Kanzelredner des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts nach ihrem Leben und Wirken dargestellt S 440 446 J K G Wagner 1830 google de abgerufen am 25 Juli 2018 Sven Petersen Dominik Collet Marian Fussel Umwelten Ereignisse Raume und Erfahrungen der Fruhen Neuzeit Festschrift fur Manfred Jakubowski Tiessen S 132 V amp R unipress GmbH 2015 ISBN 978 3 8471 0395 0 google de abgerufen am 25 Juli 2018 Neue Zeitungen von gelehrten Sachen Band 71 S 803 ff google de abgerufen am 24 Juli 2018 Karl Friedrich Bahrdt Vorschlage zur Aufklarung und Berichtigung des Lehrbegriffs unserer Kirche Hartknoch Riga 1771 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fdigital staatsbibliothek berlin de 2Fwerkansicht 3FPPN 3DPPN669988669 26PHYSID 3DPHYS 0001 26DMDID 3D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Normdaten Person GND 104337583 lobid OGND AKS LCCN no2002059310 VIAF 29966900 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sillig Johann GottfriedALTERNATIVNAMEN Sillig Johann G Silligen Joh GottfriedKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelisch lutherischer GeistlicherGEBURTSDATUM 13 August 1734GEBURTSORT WaldheimSTERBEDATUM 22 Mai 1792STERBEORT Dobeln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Gottfried Sillig amp oldid 222897683