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Johann Georg Pickel auch Georg Josef Pickel 1 20 November 1751 in Sommerach 20 Juli 1838 in Wurzburg war ein deutscher Mediziner und Chemiker Er war Professor fur Medizin Chemie und Pharmazie in Wurzburg sowie Medizinalrat und als Fabrikant tatig Er wirkte als Experimentalchemiker und gilt als Begrunder der wissenschaftlichen Chemie in Wurzburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Georg Pickel wurde am 20 November 1751 in der Winzergemeinde Sommerach im Hochstift Wurzburg geboren Er entstammte einer Kaufmannsfamilie die durch den Weinhandel zu einigem Reichtum gekommen war Ursprunglich war die Familie Pickel aus dem nahen Gerolzhofen nach Sommerach gekommen Sein Vater Johann Caspar Pickel hatte 1743 die Dettelbacherin Anna Margaretha Schettlin geheiratet mit der er neun Kinder haben sollte Pickel wuchs in der heutigen Maintorstrasse 17 auf 2 Johann Georg Pickel ging fruh nach Wurzburg wo er 1751 als Patient im Juliusspital von dort tatigen geistlichen Leitern an das Gymnasium von Stift Haug vermittelt wurde wo er als Schuler des Physikers Ambrosius Egell bei der Herstellung von Barometern Thermometern und Elektrisiermaschinen mithalf Auf Kosten des Furstbischofs Julius Echter dem Stifter des Juliusspitals studierte Pickel dann an der Julius Maximilians Universitat Bereits mit 27 Jahren wurde Pickel am 1 September 1778 mit einer Arbeit uber tierische Elektrizitat und tierische Warme von der Medizinischen Fakultat promoviert 3 4 Anschliessend ging er zu Erweiterung experimentalphysiologischen und physikalischen Kenntnisse bis ins Jahr 1781 nach Wien und spater nach Gottingen und war hier an den jeweiligen Universitaten tatig Nach seiner Ruckkehr nach Wurzburg habilitierte sich Pickel 1782 Er wurde Professor der Medizin und anschliessend ausserordentlicher Professor fur Chemie Im November 1782 erhielt er die Erlaubnis private Kurse in Medizin und Chemie im Apothekenlabor des Juliusspitals abzuhalten Noch im gleichen Jahr wurde er Nachfolger von Franz Heinrich Meinoloph Wilhelm 1725 1794 und erhielt er den neu eingerichteten Lehrstuhl fur Chemie und Pharmazeutik an der Wurzburger Universitat Ein Laboratorium das Apothekenlaboratorium wurde am Juliusspital ab 1782 von ihm betrieben Hier experimentierte Pickel mit Tierknochen und erzeugte 1786 aus ihnen mittels trockener Destillation in Glasgefassen ein Leuchtgas das fur die Gasbeleuchtung in den Stadten Verwendung finden sollte Am 24 Mai 1784 heiratete er in der Euchariuskirche seines Geburtsorts Sommerach Catharina Josepha Crescentia Sulzbeck die Tochter des Chefchirurgen der Universitatsklinik 5 Aus der Ehe ging die Tochter Josephine hervor die 1836 Ernst von Bibra heiratete 6 1786 liess Pickel sein Labor im Juliusspital bisher an die von ihm jahrelang beaufsichtigte Apotheke angegliedert und nun ans nordliche Ende des Juliusspitalgartens ins Erdgeschoss eines von dem Botaniker Heilmann geplanten Gebaudes umgezogen vollig umgestalten und zu einer eigenstandigen Institution umwandeln Sein Versuch auf dem Residenzplatz eine Art Montgolfiere uber Wurzburg aufsteigen zu lassen schlug 1789 fehl Bereits vor Oktober 1784 hatte er im Garten und auf dem Vorplatz des Juliusspitals mit Wasserstoff vgl auch das Braunschweiger Projekt Ad Astra gefullte Luftballe aufststeigen lassen 7 Im Jahr 1803 ernannte ihn Herzog Maximilian IV Joseph von Bayern zum Medizinalrat Pickel hatte sich zuvor mit der Erfindung zahlreicher Medikamente hervorgetan Gleichzeitig war Johann Georg Pickel auch in der Lehre tatig und hielt mehrere Vorlesungen an der Medizinischen Fakultat 8 Im Jahr 1802 wohnte Friedrich Wilhelm von Hoven der Oberarzt und Vorstand der Medizinischen Klinik des Juliusspitals bei Pickel 9 Zu Pickels Schulern gehorte unter anderem der Mediziner und Hochschullehrer Georg Christoph Siebold der erste Sohn des Chirurgen Carl Caspar von Siebold Ab 1826 wurde Pickel von Ludwig Rumpf unterstutzt 10 Neben der Arbeit an der Hochschule betrieb der Professor auch eine von ihm 1784 im Stadtteil Sanderau gegrundete pharmazeutisch chemische Fabrik die zeitweise in den Raumlichkeiten des Labors untergebracht war Hier stellte er neben den von ihm erfundenen Medikamenten und Farbstoffen wie Pickel Grun und englisch Rot auch Katheter insbesondere die ersten biegsamen dauerhaft lackierten Blasenkather Tabakrauchklistiere Bandagen Thermometer und andere Medizinprodukte her Zeitweise hielt Pickel chemischen Untersuchungen der Heilquellen von Kissiungen und Bocklet sowie der Eisenerdgrube von Oberebersbach durchfuhrte und Salzquellen in Neuhaus bei Neustadt an der Saale und der spateren Heilquelen in Wipfeld entdeckte sowie die Salzforderung der Glaubersalz haltigen Saline Friedrichshall steigerte und eine Salpeterhohle in Homburg am Main erschloss 11 ein Monopol auf die Herstellung von Glaubersalz Bittersalz und Mineralkalk Er plante auch in der Umgebung von Homburg und Lengfurt mit der Forderung von Salpeter zu beginnen 12 13 Zu Beginn des 19 Jahrhunderts weitete Pickel seine Experimente auch auf die Biologie und Klimaforschung aus Mithilfe von Raucherungen versuchte man den Frostschaden an den Weinstocken der Umgebung von Wurzburg Herr zu werden Beruhend auf sorgfaltigen Temperaturmessungen fand er im Jahr 1804 zum Schutz der empfindlichen Weinreben vor Nachtfrosten die bestmogliche Platzierung und die notigen Zeitpunkte von Holzfeuern in den Wurzburger Weinbergen Pickel fuhrte zudem langjahrige Klima und Wetterbeobachtungen durch und entwickelte einen Blitzableiter eine Zundmaschine eine elektrische Pistole sowie einen Rettungsapparat zur Wiederbelebung Scheintoter Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1811 blieb Pickel Witwer Zu seinem funfzigjahrigen Doktorjubilaum wurde 1828 eine Gedenkmunze gepragt Hierzu veranstaltete Pickel wie auch 1806 zum Geburtstag des Landesherrn und Erzherzogs Ferdinand von Toskana ein Feuerwerk 14 Im Jahr 1832 erhielt er durch den bayerischen Konig Ludwig I den von ihm gestifteten Ludwigsorden verliehen Johann Georg Pickel ging erst am 11 September 1836 mit 84 Jahren in den Ruhestand Seine Nachfolger wurden an der Medizinischen Fakultat Ludwig Rumpf der vorubergehend pharmazeutische Chemie Pharmacognosie pharmaceutische Warenkunden und allgemeine Naturgeschichte lehrte und Gottfried Wilhelm Osann der an der Philosophischen Fakultat allgemeine Chemie unterrichtete 15 Pickel starb am 20 Juli 1838 in Wurzburg an einem Schlaganfall und wurde mit einem Trauergottesdienst im Dom gewurdigt 16 Nach seinem Tod etablierte die Universitat zwei getrennte Lehrstuhle fur Chemie und Pharmazeutik In Wurzburg wurde die Pickelstrasse im Wurzburger Bahnhofsviertel nach dem Professor benannt Seit 1987 tragt auch die Professor Pickel Strasse in Sommerach seinen Namen 17 Schriften Auswahl BearbeitenEinladungsrede des Professor Pickel zu seinen chemischen Vorlesungen von dem Nutzen und Einflusse der Chemie auf das Wohl eines Staats und auf verschiedene Kunste und Wissenschaften Wurzburg 1785 mit Franz Lothar August Sorg Experimenta Physiologica Et Medica Wurzburg 1798 mit Josef Guck De angina membranacea Dissertatio inauguralis medica Wurzburg 1803 Die diessjahrigen Wetterbeobachtungen im Fruh und Spatjahre in Bezug auf die allenfalls nothige Raucherung und Schutzung der Weinberge gegen den verheerenden Frost nebst einer Entwicklung der Grunde warum das Rauchfeuer die Weinreben schutze wie dasselbe auf das zweckmassigste bewirkt und der frankische Weinbau mehr befordert und veredelt werden konne Wurzburg 1804 Raucherung und Schutzung gegen den verheerenden Frost Wurzburg 1804 Die Witterung des Jahres 1805 mit ihrem Einflusse auf die Pflanzen Producte besonders jenes des Weinbaues nebst manchen uber den schlechten Most angestellten Versuchen Wurzburg Bamberg 1806 Zucker und Zuckersurrogate 1811 Abhandlungen uber Blitzableiter nebst einem Vorschlage zu einem neuen Schutzapparat gegen Blitzschaden Wurzburg 1811 Der Rettungsapparat zur Wiederbelebung Scheintoter Wurzburg 1812 Bestimmung des inneren Gehaltes der Pflanzenfruchte 1825 mit Balthasar Rieger Empfindungen dem Konigl Bayr Herrn Medizinalrathe Doctor Jubilaus und Professor der Chemie Georg Pickel bey Gelegenheit seines funfzigjahrigen Doctor Jubilaums gewidmet Wurzburg 1828 Die Witterung im kalten Jahre 1837 Wurzburg 1838 Literatur BearbeitenHenning Barmig Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultat der Alma Mater Julia zu Wurzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben Diss Erlangen 1969 Dionys Forst Theodor Joseph Scherg Geschichte des Dorfes Sommerach am Main Wurzburg 1902 Heinrich Friede Zur Geschichte der Pharmazie an der Universitat Wurzburg Johann Georg Pickel Professor der Chemie und Pharmazie an der Universitat Wurzburg 1782 1838 In Apotheker Zeitung Band 42 Berlin 1927 S 369 370 Adelhard Kaspar Professor Johann Georg Pickel In Die Mainlande Band 14 Nr 10 1963 S 40 Winfried Kraus Sommerach Neue Chronik des romantischen Weinortes an der Mainschleife Sommerach 2007 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Druck Bonitas Bauer Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 497 506 511 und ofter Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Johann Georg Pickel Quellen und Volltexte WurzburgWiki Johann Georg Pickel Werke von und uber Johann Georg Pickel in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Main Post Hochzeit als Grossereignis fur ganze Winzergemeinde abgerufen am 29 September 2017 Dionys Forst und andere Geschichte des Dorfes Sommerach am Main S 356 357 Vgl Ihrem hochverehrten Senior Herrn Georg Pickel bringt am 1 September 1828 als am Tage seins Doctorats Jubilaums die medizinische Fakultat der Universitat Wurzburg ihre Gluckwunsche dar durch ihren jetzigen Dekan Dr Carl Richard Hoffmann Becker Wurzburg 1828 Vgl auch Balthasar Rieger Empfindungen dem Konogl Bayr Herrn Medizinalrathe Doctor Jubilaus und Professor der Chemie Georg Pickel bey Gelegenheit seins funfzigjahrigen Doctor Jubilaums Wurzburg 1828 Winfried Kraus Sommerach S 60 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 511 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 509 510 Vgl Elmar Hochholzer Forscher mit Unternehmergeist Sommerach Zum 250 Geburtstag von Johann Georg Pickel blickt die Winzergemeinde auf das Lebenswerk eines grossen Arztes Chemikers und Erfinders zuruck In Mainpost 3 Dezember 2006 Online Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte 2001 S 510 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte 2001 S 212 und 511 512 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte 2001 S 506 509 Winfried Kraus Sommerach S 60 Vgl auch Johann Georg Pickel An die Herrn Aerzte Wundarzte Apotheker und Materialisten Wurzburg 1785 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte 2001 S 509 511 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte 2001 S 511 512 Franconia Online Totenzettel Johann Georg Pickel abgerufen am 30 September 2017 Winfried Kraus Sommerach S 59 Normdaten Person GND 119303736 lobid OGND AKS VIAF 45108598 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pickel Johann GeorgALTERNATIVNAMEN Pickel Georg JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher Hochschullehrer Professor fur Medizin Chemie und PharmazieGEBURTSDATUM 20 November 1751GEBURTSORT SommerachSTERBEDATUM 20 Juli 1838STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Georg Pickel amp oldid 239262634