Die Jauntalbahn ist eine österreichische Bahnstrecke in Kärnten. Die etwa 20 km lange eingleisige Verbindung führt von Bleiburg ab der alten Kärntner Bahn nach St. Paul an der Lavanttalbahn. Die Jauntalbahn wurde als erste österreichische Neubaustrecke nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet, da nach dem Jahre 1919 die ursprüngliche Verbindung über Dravograd (Unterdrauburg) in Jugoslawien verlief. Wegen Bauarbeiten zur Fertigstellung der Koralmbahn wird der Personenverkehr auf der Jauntalbahn seit Dezember 2022 bzw. April 2023 im Schienenersatzverkehr geführt. Im Dezember 2023 soll die Koralmbahn im Abschnitt St. Paul – Klagenfurt in Betrieb gehen und die Jauntalbahn ersetzen.
Jauntalbahn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer: | 410 01 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (ÖBB): | 620 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 20 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 14,42 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 303 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 120 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bundesland | Kärnten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte Bearbeiten
Vorgeschichte und Bau Bearbeiten
Bereits im Mai 1920 erklärte die damalige Staatsregierung Renner in der Konstituierenden Nationalversammlung, ein Gesetz zum Bau einer „Kärntner Ostbahn“ von Völkermarkt über Griffen mit Anschluss an die Görtschitztalbahn bei Brückl verfassen zu wollen. Damit sollte nach der Klärung der staatlichen Zugehörigkeit Südkärntens mit der Volksabstimmung 1920 in Kärnten jugoslawisches Staatsgebiet umfahren und die volkswirtschaftlich benachteiligte Region belebt werden. Zum Bau dieser Bahn kam es allerdings nicht, der Verkehr wurde weiter als privilegierter Eisenbahn-Durchgangsverkehr über Dravograd oder mit einem bedeutenden Umweg über Zeltweg abgewickelt.
Der Baubeginn erfolgte im 1959. Im Herbst 1959 wurde mit dem Bau der Jauntalbrücke und des Langenbergtunnels begonnen. Im November 1961 wurde mit dem Bau des Johannesbergtunnels begonnen.
Es dauerte bis zum 10. Oktober 1964, ehe die Strecke in Betrieb genommen werden konnte. Die Jauntalbahn brachte nicht nur eine große Zeitersparnis, sondern auch eine wirtschaftlichere Betriebsführung, da eine durchgehende Führung von Zügen von Zeltweg bis Klagenfurt über Bleiburg möglich wurde. Vor allem aber war die Eröffnung der Jauntalbahn durch Bundespräsident Adolf Schärf die Erfüllung einer lange gehegten Forderung der Bevölkerung.
Die Jauntalbahn wurde mit großen Bogenradien und geringen Längsneigungen trassiert, womit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h ermöglicht wurden. Bis auf drei Eisenbahnkreuzungen wurden ausschließlich Über- und Unterführungen für den Straßenverkehr errichtet.
Bau der Koralmbahn Bearbeiten
Die im Bau befindliche Koralmbahn als Verbindung der Zentralräume Graz und Klagenfurt wird die Jauntalbahn ersetzen. Lediglich einzelne Abschnitt bleiben erhalten.
Der Bahnhof Eis-Ruden, in Betrieb seit 10. Oktober 1964, wurde in der Nacht vom 20./21. Mai 2020 aufgelassen. Die Koralmbahntrasse berührt die bisherigen Gleisanlagen auf der Bleiburger Seite des Bahnhofes, sodass der Bahnhof weichen musste. Eine provisorische Ausweiche war „zu teuer“. Die Strecke wird derzeit über ein Streckenprovisorium umgeleitet. Seither gibt es keine Möglichkeit mehr, dass Züge kreuzen können und es besteht ein etwa 20 km langer eingleisiger Blockabschnitt, was Auswirkungen auf den Verkehr hat. Ein REX-Zug nach Klagenfurt wurde ersatzlos gestrichen, außerdem sind fast alle Güterzüge weggefallen.
Künftig soll der südliche Abschnitt der Jauntalbahn als Teil der „Bleiburger Schleife“ den Anschluss der Stadt Bleiburg an die Koralmbahn ermöglichen. Dafür wird zwischen den Haltestellen Bleiburg Stadt und Aich im Jauntal ein Verbindungsgleis zur Koralmbahn errichtet. Auch die Jauntalbrücke bleibt als Teil der Koralmbahn bestehen und erhält ein neues Tragwerk. Diese Abschnitte der Jauntalbahn werden elektrifiziert, der restliche Teil der Strecke stillgelegt.
Aufgrund der Bauarbeiten für die Koralmbahn wurde der Personenverkehr auf der Lavanttalbahn zwischen Bleiburg, Sankt Paul im Lavanttal, Wolfsberg und Bad St. Leonhard im Lavanttal mit 11. Dezember 2022 eingestellt. Der letzte Dieseltriebwagen verließ den Bahnhof Bleiburg am 2. April 2023. Bis zum Dezember 2023 wird ein Schienenersatzverkehr Klagenfurt–Bleiburg–Wolfsberg angeboten.
Der Verkehr wird ab Dezember 2023 über die Koralmbahn geführt und mündet kurz vor dem Westportal des Koralmtunnels beim neuen Bahnhof Lavanttal in die Lavanttalbahn.
Streckenbeschreibung Bearbeiten
Streckenverlauf Bearbeiten
Die 19,070 km lange Jauntalbahn zweigt bei Kilometer 66,37 der Lavanttalbahn im Bahnhof St. Paul im Lavanttal ab. Die Kilometrierung wurde nicht neu begonnen, sondern von der Kärntner Bahn von Bleiburg aus (absteigend) übernommen. Südlich des Bahnhofes St. Paul biegt die Jauntalbahn in einem weiten Bogen nach Westen und gelangt durch den Johannesbergtunnel in das Granitztal. Durch den Langenbergtunnel gelangt die Bahn bei Eis-Ruden in das Jauntal. Die Errichtung beider Tunnel erfolgten unter schwierigen geologischen Bedingungen. Bei Bleiburg mündet die Jauntalbahn in die ehemalige Kärntner Bahn (Maribor/Marburg a. d. Drau – Villach) ein.
Sicherungstechnik Bearbeiten
Der einzige Bahnhof der Strecke Eis-Ruden wurde mit einem elektromechanischen Stellwerk der Bauform EM 55 ausgestattet. Das Stellwerk ging war vom 10. Oktober 1964 bis 20. Mai 2020 in Betrieb und wurde anschließend zurückgebaut.
Kunstbauwerke Bearbeiten
Neben zahlreichen kleineren Kunstbauwerken mussten für den Bau der Jauntalbahn drei bedeutende Ingenieurbauwerke errichtet werden.
Johannesbergtunnel Bearbeiten
Der Johannesbergtunnel hat eine Länge von 480 m und eine maximale Überdeckung von 25 m, wobei die Überdeckung größtenteils nur 6 bis 8 m und an einigen Stellen nur 3 m beträgt.
Für die Querung des Johannesberges bei St. Paul war bei der Planung zunächst ein tiefer Einschnitt vorgesehen, der jedoch aufgrund von Baugrunduntersuchungen und Kostenberechnungen verworfen wurde. Aufgrund der weichen Bodenverhältnisse, bestehend aus Lehm und Seeton, erfolgte der Aushub und Vortrieb mit dem Bagger, die Förderung des Aushubmaterials mit Lastkraftwagen. Der Vortrieb wurde durch kohäsionslose Sandschichten erschwert. Zunächst wurde die Kalotte vorgetrieben und die Tunnelfirste mit Verzugsblechen und Verbindungseisen gesichert. Zusätzlich erfolgte eine Spritzbetonauskleidung mit Schienenbögen und Baustahlgittern. In den ersten Tunnelringen setzte sich das Spritzbetonhilfsgewölbe aufgrund der Nachgiebigkeit der Tunnelsohle in Höhe der Kämpfer. Anschließend erfolgte der Ausbruch der Widerlager, die mit Spritzbeton, Bewehrungskörben und Steckschienen gesichert wurden. Nach dem Restaushub wurden das Sohlgewölbe und die Widerlager betoniert. Damit war der provisorische Betonring geschlossen. Es folgten das Mauern der Bögen für die Ringstoßfugen, das Aufbringen der Filterplatten auf den Spritzbeton zur Wasserableitung und schließlich das Einbringen des Mantelbetons.
Beim Bau des Johannesbergtunnels wurden rund 40.000 m³ Bodenmaterial abgetragen und 22.300 m³ Beton eingebaut, wofür 9.000 t Zement verbraucht wurden.
Aufgrund der geologischen Verhältnisse galt der Tunnelbau damals als einer der schwierigsten in Österreich.
Langenbergtunnel Bearbeiten
Der 1443 m lange Langenbergtunnel unterquert als geradliniger Basistunnel den gleichnamigen Bergrücken. Der Tunnel ist mit einer konstanten Steigung von 11 ‰ zum Südportal hin ausgeführt. Vom Südportal aus wurde zunächst ein Richtstollen mit einem Querschnitt von 14 m² in der Tunnelsohle vorgetrieben. Um die Gefahr eines Wassereinbruchs zu vermeiden, wurde der südliche Richtstollen eingestellt, dessen Vollausbruch begonnen und stattdessen dem Vortrieb eines weiteren Richtstollens von Norden begonnen. Der Vortrieb erfolgte mit Druckluftwerkzeugen und Sprengungen, der Abtransport des Ausbruchmaterials mit Rollwagen. Das Ausbruchmaterial aus dem Südteil wurde für Dammschüttungen verwendet, jenes aus dem Nordteil in einer Deponie eingebaut.
Erstmals bei den Österreichischen Bundesbahnen wurde nach dem Ausbruch ein Hilfsgewölbe aus Spritzbeton anstelle einer Holzzimmerung hergestellt. Aufgrund des gips- und anhydrithaltigen Bergwassers wurde besonderes Augenmerk auf die Betonherstellung gelegt.
Beim Bau des Langenbergtunnels wurden rund 104.000 m³ Fels ausgebrochen und 52.000 m³ Beton eingebaut, wofür 19.000 t Zement verbraucht wurden.
Jauntalbrücke Bearbeiten
Das herausragende Bauwerk der Jauntalbahn ist die bei km 76,41 situierte Jauntalbrücke. Diese ist 430 m lang und mit einer Höhe von 96 m über dem Wasserspiegel der Drau eine der höchsten Eisenbahnbrücken Österreichs. Sie wurde ursprünglich mit einem trapezförmigen Stahltragwerk auf vier Pfeilern errichtet. Gebaut wurde die Brücke in Gemeinschaftsarbeit von VOEST und Waagner-Biro. Im Zuge der Errichtung der Koralmbahn wurde das bestehende Tragwerk durch ein neues zweigleisiges ersetzt.
Weblinks Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Dietmar Rauter, Herwig Rainer: Abseits großer Schienenwege: Die Lavanttalbahn Zeltweg − Wolfsberg − Unterdrauburg − Wöllan − St. Paul − Bleiburg (Jauntalbahn). Der Wolf Verlag, Wolfsberg 1999. ISBN 3-901551-39-5
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ kaernten ORF at red: Letzter Zug passierte Bahnhof St. Paul. 10. Dezember 2022, abgerufen am 11. Dezember 2022.
- Ludwig Paul: Hohes Haus! (…). In: Stenographische Protokolle über die Sitzungen der Nationalversammlung der Republik Österreich, Jahrgang 1919, 85. Sitzung am 19. Mai 1920, S. 2838. (online bei ANNO).
- Bestand: Niederschriften der 41.–92: Sitzung (Abschriften). Dokument: Antrag des Abgeordeten Angerer und Genossen auf Bau der Kärntner Ostbahn in der 68. Sitzung der prov. Landesversammlung am 26.11.1920. Kärntner Landesarchiv. Signatur: AT-KLA 145-C-2.3.10 Ak. Link
- ↑ Rudolf Ziermann, Walter Tschepper: Drei bedeutende Ingenieurbauwerke auf der Trasse der Jauntalbahn im Osten Kärntens. In: ETR–Eisenbahntechnische Rundschau. 12. Jahrgang, Heft 7, Juli 1963, S. 321–338.
- ↑ kaernten ORF at red: Jauntalbrücke fit für Koralmbahnstrecke. 15. November 2022, abgerufen am 11. Dezember 2022.
- Bleiburger Schleife. Abgerufen am 11. Dezember 2022.
- ↑ Aus für dieselbetriebene Personenzüge. In: kaernten.ORF.at. 2. April 2023, abgerufen am 2. April 2023.
- Parlamentarische Anfrage an Wolfgang Sobotka vom 22. April 2020. bmvit, abgerufen am 7. März 2021.
- Eis-Ruden. In: stellwerke.info. Abgerufen am 15. November 2023.
- Generaldirektion der Österreichischen Bundesbahnen (Hrsg.): Almanach der Österreichischen Eisenbahnen 1966. Wien 1966, Seite XIX