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Jaromir Freiherr von Mundy 3 Oktober 1822 in Burg Veveri Eichhorn Mahren 23 August 1894 in Wien war ein osterreichischer Arzt Er grundete die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft deren Modell weltweit ubernommen wurde und spater in der Berufsrettung Wien aufging Technisch begabt konzipierte er Hilfsmittel fur eine qualifizierte Erstversorgung von Verwundeten Als Militararzt auf diversen Kriegsschauplatzen prasent zeichnete er sich durch eine aufopfernde Hilfsbereitschaft an der Kriegsfront aus sorgte fur die logistische Bereitstellung von Instrumenten aktivierte Mithelfer sicherte Erstversorgungen und organisierte Verwundetentransporte Mundy setzte sich fur eine Verbesserung der Verhaltnisse auf Schlachtfeldern des spaten 19 Jahrhunderts ein Sein Freund Theodor Billroth bezeichnete ihn als einen der grossten praktischen Humanisten seines Jahrhunderts 1893 wurde Jaromir Mundy zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der Arzte in Wien gewahlt 1 Jaromir Mundy Inhaltsverzeichnis 1 Schaffen und Werken 1 1 Jugend und Militarlaufbahn 1 2 Berufung zum Mediziner 1 3 Ruckkehr nach Wien 1 4 Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft 2 Nachruf 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseSchaffen und Werken BearbeitenJugend und Militarlaufbahn Bearbeiten nbsp Wappen der Freiherren von Mundy verliehen 1789 an Wilhelm von Mundy 1742 1805 Er war der jungste von vier Sohnen des vermogenden Tuchfabrikanten Johann Freiherr von Mundy und der Grafin Isabella Kalnoky von Korospatak sowie ein Enkel des 1789 in den Freiherrenstand erhobenen Wilhelm von Mundy Schon als Kind durfte er mit dem Arztberuf geliebaugelt haben da er sich bei jeder Gelegenheit zu einem freiwilligen Sanitatsdienst meldete wie in den Jahren 1832 und 1838 bei den Choleraepidemien Wo immer er sich in seiner Kinderzeit aufhielt war er ein steter Begleiter des ansassigen Arztes um bei Unglucksfallen mitzuhelfen Er genoss eine autokratische Erziehung und seine Eltern schickten ihn zum Theologiestudium ins Brunner Alumnat welches er ohne besonderes Interesse betrieb und bald wieder verliess Sein Vater sorgte dafur dass er als Kadett in die kaiserlich konigliche Armee eintreten konnte Dort diente er jahrelang und beschaftigte sich in seiner freien Zeit mit der medizinischen Wissenschaft Wahrend seiner Stationierung in der Wiener Alserkaserne verbrachte er seine Freizeit oft im Wiener Allgemeinen Krankenhaus und verkehrte unter den Medizinstudenten 1852 wurde er zum Hauptmann befordert und 1855 kehrte er der Armee den Rucken Berufung zum Mediziner Bearbeiten nbsp Von Jaromir Mundy konzipierter SanitatswagenMit 33 Jahren absolvierte er ein Medizinstudium in Wurzburg und wurde 1857 bereits nach vier Semestern ausnahmsweise zur Doktorprufung zugelassen Seine Dissertationsarbeit schrieb er zum Thema Uber die Familien Behandlung von Irren in Irren Kolonien Ab 1859 widmete er sich dem Studium der Irrenheilkunde und gerichtlichen Medizin und holte sich praktische Erfahrung in Heidelberg Leipzig und Berlin um sich dort um die Verbesserung der Behandlung von Geisteskranken einzusetzen Im selben Jahr wurde Mundy von einem fruheren Vorgesetzten im Militar dem Grafen Franz Chulai nach Piemont gerufen um dort im Sardinischen Krieg als Arzt an der Front seinen Dienst zu versehen und seit diesem Zeitpunkt praktizierte er laufend an verschiedenen Kriegsschauplatzen Am 24 Juni 1859 lernte er dort in der Schlacht bei Solferino mit Tausenden Toten und Verwundeten den Schweizer Geschaftsmann Henry Dunant kennen Dunant erlebte als Berichterstatter vor Ort die ungenugende Versorgung der Verwundeten und setzte sich seit diesem Zeitpunkt fur die Menschlichkeit im Krieg ein und gilt als Urheber der 1864 gegrundeten Genfer Konvention deren Grundgedanke die Verbesserung der Versorgung von Verwundeten und Kriegsgefangenen ist Dunant war Begrunder der Internationalen Rotkreuz und Rothalbmond Bewegung Nach Kriegsende bereiste Mundy die Stadt Cheel in Belgien um sich die damals beruhmte Irrenkolonie mit 1 500 Patienten anzusehen die in Freiheit lebten und von den Einwohnern behandelt und gepflegt wurden Fur Mundy war dies die wurdigste Form der Behandlung Er hielt ab 1860 Vortrage zu diesem Thema in verschiedenen europaischen Hauptstadten und erlangte internationale Bekanntheit als Vertreter der Reform des Irrenheilwesens und einer modernen Irren Gesetzgebung Im Kriegsjahr 1866 stellte er sich wieder fur einen freiwilligen Sanitatsdienst zur Verfugung und versah seinen Dienst vorerst im Feldspital in Pardubitz in Bohmen Bei der Schlacht von Koniggratz arbeitete er an den improvisierten Sanitatszugen mit die verwundete Soldaten von Bohmen nach Wien brachten Zuruck in Wien wurde er zum Souschef des Militarspitals im Wiener Prater Bei der Pariser Weltausstellung 1867 liess er auf eigene Kosten ein Muster Irrenhaus errichten und demonstrierte die Praxis der freien Irrenbehandlung Im selben Jahr war Mundy als osterreichischer Delegierter des Kriegsministeriums Teilnehmer bei der 1 Rotkreuz Konferenz in Paris die uber Anwendung und Ausfuhrung der Genfer Konvention beriet und setzte sich fur die Umsetzung von Dunants Wunschen und fur eine Verbesserung der Verwundetenfursorge ein Technisch sehr begabt konstruierte Mundy in dieser Zeit verschiedene Tragbahren Ambulanzwagen und ganze Sanitatszuge um den sachgemassen Transport der Verwundeten zu gewahrleisten Dies waren bahnbrechende Neuheiten im damaligen Sanitatswesen wo katastrophale unwurdige Notfalltransporte an der Tagesordnung standen an denen immer wieder Patienten verstarben Er entwickelte auch gemeinsam mit Ingenieur Hugo Zipperling die Ausrustung der Sanitatszuge Im belagerten Paris des Deutsch Franzosischen Krieges beteiligte er sich von Mitte 1870 bis Ende 1872 als neutraler Arzt und sorgte fur die Gewahrleistung einer humanen Verwundetenpflege Fur diese Tatigkeit erhielt er als erster Auslander die franzosische militarische Tapferkeitsmedaille 1871 lernte er die Schwesterngemeinschaft der Herz Jesu Dienerinnen in einer Pariser Ambulanz kennen und es ging auf seine Bemuhungen zuruck dass sich diese Institution 1873 an der Wiener Rudolfstiftung niederliess Ruckkehr nach Wien Bearbeiten Von 1866 bis 1870 referierte er in Wien in zahlreichen Vortragen zu den Themen Irrenheilkunde gerichtliche Medizin Gesundheitslehre und Militarsanitat unter anderem an der Universitat Wien im Wiener Allgemeinen Krankenhaus der Josephs Akademie und in der Akademie der Wissenschaften 1872 wurde er schliesslich zum Professor der Militarsanitat an der Wiener Universitat ernannt Als er nach Ende des Deutsch Franzosischen Krieges nach Wien zuruckkehrte war Mundy frustriert ob des mangelnden medizinischen Fortschrittes in seiner Heimatstadt Seine jahrelangen Bemuhungen seine auf hoheren Befehl eingeforderten Vorschlage und Denkschriften waren ohne Ergebnis geblieben Er konzentrierte sich daher wieder auf Forderung der freiwilligen Hilfeleistung im Krieg In der Wiener Weltausstellung von 1873 stellte er im Auftrag der Franzosischen Gesellschaft vom Roten Kreuze einen von ihm konzipierten Muster Sanitatszug aus Gemeinsam mit Theodor Billroth organisierte er im Rahmen dieser Ausstellung ohne jegliche Unterstutzung von offentlicher Hand einen Internationalen Kongress fur Verwundetenpflege im Krieg In seiner Funktion als General Chefarzt des Malteser Ritterordens setzt sich Mundy in Wien ab 1875 wieder unermudlich fur eine Reform des offentlichen und Militarsanitatswesens und fur die Grundung einer Erste Hilfe Organisation ein scheiterte jedoch wieder Er leistete im serbisch turkischen Krieg 1876 1877 auf serbischer Seite seinen Dienst und im turkisch russischen Krieg von 1877 1878 Als die Sanitatszuge des Malteser Ritterordens zur Hilfe aktiviert wurden blieb er bis zum Abschluss der Evakuationen der Verwundeten an der Front Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft Bearbeiten Der Brand des Wiener Ringtheaters am 8 Dezember 1881 mit seinen zahlreichen Todesopfern brachte eine entscheidende Wende Diese Katastrophe zeigte in Wien deutlich die Schwachen der staatlichen Sanitats Organisation mit seinen damals ublichen rauen Transportmethoden Mundy leitete einen Tag danach am 9 Dezember 1881 mit Unterstutzung seines Freundes Hans Graf Wilczek Eduard Graf Lamezan Salins und dem Chirurgen Theodor Billroth alle Schritte zur Grundung der Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft in die Wege Die niederosterreichische k k Statthalterei bescheinigte einen Monat spater die Statuten und die neu geschaffene Rettung nahm offiziell ihren Betrieb auf Im Janner 1882 trug er Kaiser Franz Joseph I die Plane fur dieses Vorhaben dar und erhielt von ihm vollste Unterstutzung Im April 1882 begann der Krankentransportdienst Graf Wilzek von dem das Grundungskapital stammte stellte sein Palais in der Wiener Herrengasse zur Verfugung und dort wurde die Zentrale der Rettungsgesellschaft eingerichtet bis am 1 Mai 1883 die erste Sanitats Station am Fleischmarkt 1 eroffnete die aus zwei Raumen bestand In diesen Anfangen sind 97 Medizinstudenten und 36 Nichtmediziner dokumentiert die ihren Dienst als Sanitater versahen Mundy selbst arbeitete je nach logistischem Erfordernis als Arzt Krankentrager oder Kutscher Die Gesellschaft wurde von Spenden und Benefizveranstaltungen finanziert Mundy trieb unermudlich weitere Geldmittel auf bis schliesslich das eigene Haus bei der Aspernbrucke gebaut werden konnte Er war als Schriftfuhrer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft bis zum 5 Marz 1892 im Einsatz Nachruf Bearbeiten nbsp Buste Mundys auf dem Gebaude der Wiener RettungszentraleJahrelang lebte Mundy im Hotel Central in der Wiener Taborstrasse mit Familienanschluss bei Karl Sacher Mundy war im Alter korperlich gezeichnet wegen eines schweren Asthmaleidens und einer Unterleibserkrankung Nach einem Kuraufenthalt in Bad Tusser verbrachte er seine letzten Lebensmonate in der Wasserheilanstalt in Baden bei Wien wo er sich bei Karl Sacher in Pflege befand 2 Am 6 Februar 1894 verstarb sein langjahriger Freund und Wegbegleiter Theodor Billroth und im selben Jahr am 23 August setzte Mundy in einer depressiven Phase seinem Leben ein Ende Jaromir Mundy war ein leidenschaftlicher Kampfer fur Humanitat der sich sein Leben lang selbstlos fur die Verbesserung der Lage von Kranken und Verwundeten einsetzte In Wien verhalf ihm sein Einsatz um die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft zu grosser Popularitat Das Wiener Volk und die freiwilligen Mediziner der Rettungsgesellschaft verehrten ihn der bei Tausenden von Rettungseinsatzen selbst im Einsatz war Mundy ein gebildeter und belesener Mann der zwolf Sprachen sprach und mit vielen interessanten Personlichkeiten zusammentraf war in seinen Kreisen als ein brillanter Gesellschafter geschatzt der bei guter Laune auch gerne Arien aus Operetten oder Opern sang Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 0 Reihe 1 Nummer 16 1932 wurde die Mundygasse in Wien Favoriten nach ihm benannt Eine Buste gestaltet von der Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries in der Zentrale der Berufsrettung Wien in der Radetzkystrasse im 3 Wiener Gemeindebezirk Landstrasse erinnert an sein Lebenswerk Literatur BearbeitenJulius Pagel Mundy Jaromir Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 52 Duncker amp Humblot Leipzig 1906 S 540 f Dagmar Stryjova Mestys Racice Historie a soucasnost Vlastnim nakladem Racice 2008 ISBN 978 80 254 4019 3 S 96 116 294 299 B Waldstein Wartenberg Mundy Jaromir Frh von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 6 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1975 ISBN 3 7001 0128 7 S 440 f Direktlinks auf S 440 S 441 Helmut Wyklicky Mundy Jaromir Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 590 f Digitalisat Jan Zupanic Jaromir Freiherr von Mundy In Lukas Fasora Jiri Hanus Jiri Malir Hrsg Sozial reformatorisches Denken in den bohmischen Landern 1848 1914 Meidenbauer Munchen 2010 ISBN 978 3 89975 192 5 S 255 271 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jaromir Mundy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Brief von Theodor Billroth an seinen Freund Jaromir Mundy In Neue Freie Presse 2 Oktober 1892 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Selbstmord des Baron Jaromir Mundy In Neue Freie Presse 24 August 1894 S 4 ff online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Jaromir Freiherr von Mundy In Wiener Zeitung 24 August 1894 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung wrz Bericht in der Arztewoche Grundung der Wiener Rettung auf www universmed com Diplomarbeit von Maximilian Frankl Wien Zur Effizienz und Effektivitat von Rettungsorganisationen am Beispiel Wien PDF Datei 522 kB Einzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Tragl Geschichte der Gesellschaft der Arzte in Wien seit 1838 Bohlau Verlag Wien 2011 ISBN 978 3 205 78512 5 S 269 Baron Mundy In Badener Bezirks Blatt 25 August 1894 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung bbbNormdaten Person GND 117610232 lobid OGND AKS VIAF 25384412 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mundy Jaromir vonALTERNATIVNAMEN Mundy Jaromir Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG Mediziner Grundungsmitglied der Wiener Freiwilligen RettungsgesellschaftGEBURTSDATUM 3 Oktober 1822GEBURTSORT Burg Veveri MahrenSTERBEDATUM 23 August 1894STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jaromir von Mundy amp oldid 226714642