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Ein Jacobifeld bzw genauer Jacobivektorfeld benannt nach Carl Gustav Jacob Jacobi ist ein Vektorfeld langs einer Geodaten das Losung der Jacobigleichung ist Anschaulich betrachtet stellt es das Verschiebungsvektorfeld zwischen infinitesimal benachbarten Geodaten auf einer riemannschen oder pseudoriemannschen Mannigfaltigkeit dar Verwendung findet dieses Konzept in der Differentialgeometrie und in der allgemeinen Relativitatstheorie Die Untersuchung von Jacobifeldern ist im Beweis des Satzes von Cartan Hadamard zentral Inhaltsverzeichnis 1 Jacobigleichung 2 Beispiel Jacobifeld auf der 2 Sphare 3 Motivation 4 Lorentzsche Indexform und konjugierte Punkte 5 Variation von Geodaten 6 LiteraturJacobigleichung BearbeitenDie Jacobigleichung ist eine Differentialgleichung fur ein Vektorfeld entlang einer Geodate und setzt die Krummung der Mannigfaltigkeit in Beziehung zur zweiten Ableitung des gesuchten Jacobifeldes Es sei c a b M displaystyle c colon a b rightarrow M nbsp eine Geodate mit Tangentialvektorfeld c displaystyle c nbsp Ein glattes Vektorfeld Y a b T M displaystyle Y colon a b rightarrow TM nbsp langs c displaystyle c nbsp heisst Jacobifeld wenn es die Jacobigleichung c 2 Y R Y c c 0 displaystyle nabla c 2 Y R Y c c 0 nbsp erfullt Dabei bezeichnet R displaystyle R cdot cdot cdot nbsp den Krummungstensor und c displaystyle nabla c nbsp die durch den Levi Civita Zusammenhang displaystyle nabla nbsp induzierte kovariante Ableitung langs c displaystyle c nbsp Die Jacobigleichung ist eine lineare gewohnliche Differentialgleichung zweiter Ordnung Im Allgemeinen kann ein Jacobifeld Komponenten tangential und orthogonal zur Geodate haben Tangentiale Jacobifelder haben die einfache Gestalt Y t a c t b t c t displaystyle Y t ac t btc t nbsp fur reelle Parameter a displaystyle a nbsp und b displaystyle b nbsp Beliebige Jacobifelder haben die Gestalt Y t Y t a c t b t c t displaystyle Y t Y perp t ac t btc t nbsp wobei Y displaystyle Y perp nbsp ein Jacobifeld orthogonal zu c displaystyle c nbsp ist Fur die Untersuchung konjugierter Punkte und die Morseindextheorie beschrankt man sich daher meist auf die Betrachtung orthogonaler Jacobifelder Mittels Wahl von Koordinaten kann man das Jacobifeld als Y t i 1 m y i t X i t displaystyle textstyle Y t sum i 1 m y i t X i t nbsp schreiben wobei die X i displaystyle X i nbsp parallele orthonormale Vektorfelder langs c displaystyle c nbsp sind und erhalt so die Jacobigleichung in Koordinaten y i t j 1 m y j t g R c X j c X i t 0 displaystyle y i t sum limits j 1 m y j t g R c X j c X i t 0 nbsp In dieser Form ist einfach ersichtlich dass fur gegebene Anfangsbedingungen Y 0 u Y 0 v displaystyle Y 0 u Y 0 v nbsp eine eindeutige Losung existiert Beispiel Jacobifeld auf der 2 Sphare Bearbeiten nbsp Darstellung einer Kugel Alle durchgezogenen Linien dieses Bildes sind Grosskreise Die gestrichelten Linien sind die Breitenkreise Die gelben Linien sind die LangenkreiseAls illustratives Beispiel kann die Kugeloberflache dienen In der kanonischen Metrik auf der Sphare die man durch die Einbettung in R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp gewinnt sind die Geodaten die Grosskreise Alle Grosskreise die durch einen Punkt verlaufen schneiden sich erneut am Antipodenpunkt dieses Punktes Diese Grosskreise zusammen mit den zwei Punkten beschreiben also die Langenkreise und die Pole eines Kugelkoordinatensystems Das Jacobifeld entlang dieser Langenkreise ist an jedem Punkt tangential zur Sphare und senkrecht zu den Langenkreisen Die Integralkurven des Jacobifeldes sind also die Breitenkreise Die Striche der Breitenkreise im nebenstehenden Bild kann man als Vektoren des Jacobifelds an dieser Stelle auffassen Hier wird deutlich dass das Jacobifeld den Abstand zwischen benachbarten Geodaten beschreibt und in den Polen verschwindet Die beiden Pole sind also zueinander konjugierte Punkte Motivation BearbeitenDie Definition der Jacobigleichung basiert auf der Untersuchung des Energiefunktionals im Rahmen der riemannschen Geometrie Dieses Funktional wird fur alle glatten Kurven c a b M displaystyle c a b to M nbsp auf der riemannschen Mannigfaltigkeit M g displaystyle M g nbsp folgenderweise definiert E c 1 2 a b g c t c t d t displaystyle E c frac 1 2 int limits a b g c t c t dt nbsp Der Name Energiefunktional lasst sich einfach im Rahmen der klassischen Mechanik verstehen bei der die kinetische Energie eines Teilchens durch E k i n 1 2 v 2 displaystyle E mathrm kin tfrac 1 2 v 2 nbsp definiert wird Wie vom Hamiltonsches Prinzip her bekannt wird ein physikalisches Teilchen eine Bahn wahlen welche die Energie minimiert Falls wir also interessiert sind welche Bahnen das im Rahmen der riemannschen Geometrie sind mussen wir die Variation dieses Funktionals berechnen Dafur definieren wir die Variation einer Kurve als h a b ϵ ϵ M displaystyle h colon a b times epsilon epsilon to M nbsp wobei wir die jeweilige Kurve mit h t s c s t displaystyle h t s c s t nbsp abkurzen wobei c 0 t c t displaystyle c 0 t c t nbsp unsere ursprungliche Kurve ist Mithilfe der Theorie der Faserbundel sowie des Zusammenhang Differentialgeometrie konnen wir nun die erste Variation berechnen d d t s 0 E c s g Y t c t a b a b g Y t c t c t d t displaystyle frac d dt bigg vert s 0 E c s g Y t c t bigg vert a b int limits a b g Y t nabla c t c t mathrm d t nbsp Interessanterweise finden wir fur Nullstellen dieser Variation im Falle einer Variation mit festen Endpunkten d h c s a p displaystyle c s a p nbsp c s b q displaystyle c s b q nbsp s ϵ ϵ displaystyle forall s in epsilon epsilon nbsp exakt die Definition einer Geodaten c t c t 0 displaystyle nabla c t c t 0 nbsp Wir finden also dass Geodaten in der riemannschen Geometrie gerade die Kurven beschreiben welche das Hamiltonische Prinzip im Falle von L E k i n displaystyle mathcal L E mathrm kin nbsp erfullen Um die Definition der Jacobifelder zu verstehen mussen wir noch einen Schritt weiter gehen Wir wahlen also einen Extremalpunkt der ersten Variation das heisst c t displaystyle c t nbsp eine Geodate Die zweite Variation ergibt sich dann als d 2 d t 2 s 0 E c s g s h Y t c t g t h Y t Y t a b a b g Y t t 2 Y t R c Y c t d t displaystyle frac d 2 dt 2 bigg vert s 0 E c s left g nabla partial s h Y t c t g nabla partial t h Y t Y t right a b int limits a b g Y t nabla partial t 2 Y t R c Y c t mathrm d t nbsp Wir sehen also dass die zweite Variation des Energiefunktionals die Definition der Jacobifelder eroffnet Lorentzsche Indexform und konjugierte Punkte BearbeitenDie Lorentzsche Indextheorie betrachtet wie die riemannsche Indextheorie Geodaten auf einem Spezialfall pseudoriemannscher Mannigfaltigkeiten und untersucht diese Geodaten auf das Vorkommen konjugierter Punkte Zwei Punkte p c a displaystyle p c a nbsp q c b displaystyle q c b nbsp entlang einer Geodate c displaystyle c nbsp nennt man konjugiert zueinander wenn ein nichttriviales glattes Jacobifeld entlang c displaystyle c nbsp existiert das in p displaystyle p nbsp und q displaystyle q nbsp verschwindet Sei V c displaystyle V perp c nbsp der Raum der abschnittsweise glatten orthogonalen Vektorfelder entlang einer Geodate c a b M displaystyle c colon a b rightarrow M nbsp das heisst fur Y V c displaystyle Y in V perp c nbsp sei Y t T c t M displaystyle Y t in T c t M nbsp und Y t c t 0 displaystyle langle Y t c t rangle 0 nbsp fur alle a t b displaystyle a leq t leq b nbsp Die bilineare symmetrische Indexform I V c V c R displaystyle I colon V perp c times V perp c rightarrow mathbb R nbsp wird definiert durch I X Y a b X Y R X c c Y d t displaystyle I X Y int a b langle X Y rangle langle R X c c Y rangle mathrm d t nbsp fur X Y V c displaystyle X Y in V perp c nbsp In der riemannschen Indextheorie wird das Vorzeichen der Indexform positiv gewahlt Wenn X displaystyle X nbsp glatt ist kann eine partielle Integration durchgefuhrt werden und es gilt I X Y X Y a b a b X R X c c Y d t displaystyle I X Y langle X Y rangle a b int a b langle X R X c c Y rangle mathrm d t nbsp Fur Y V c displaystyle Y in V perp c nbsp mit Y a Y b 0 displaystyle Y a Y b 0 nbsp das heisst Y V 0 c displaystyle Y in V 0 perp c nbsp vereinfacht sich dies weiter zu I X Y a b X R X c c Y d t displaystyle I X Y int a b langle X R X c c Y rangle mathrm d t nbsp Die Indexform hangt eng zusammen mit konjugierten Punkten Fur Y V 0 c displaystyle Y in V 0 perp c nbsp ist aquivalent ob Y displaystyle Y nbsp ein Jacobifeld ist oder ob I Y Z 0 displaystyle I Y Z 0 nbsp fur alle Z V 0 c displaystyle Z in V 0 perp c nbsp gilt Also sind die Endpunkte entlang der Geodaten c displaystyle c nbsp genau dann konjugiert wenn die Bilinearform I displaystyle I nbsp entartet ist Variation von Geodaten BearbeitenEine Variation einer Geodate c a b M displaystyle c a b rightarrow M nbsp ist eine glatte Abbildung a a b e e M displaystyle alpha a b times varepsilon varepsilon rightarrow M nbsp fur ein e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp mit a t 0 c t displaystyle alpha t 0 c t nbsp Ublicherweise fordert man noch feste Endpunkte a a s c a displaystyle alpha a s c a nbsp und a b s c b displaystyle alpha b s c b nbsp fur alle s e e displaystyle s in varepsilon varepsilon nbsp Die kanonische Variation mit festen Endpunkten ist nun gerade die Exponentialabbildung von mit s displaystyle s nbsp skalierten Vektorfeldern Y V 0 c displaystyle Y in V 0 perp c nbsp a t s exp c t s Y t displaystyle alpha t s operatorname exp c t sY t nbsp Das Variationsvektorfeld V displaystyle V nbsp der Variation a displaystyle alpha nbsp ist das Vektorfeld V t displaystyle V t nbsp entlang c t displaystyle c t nbsp mit V t d d s a t s s 0 displaystyle V t d ds alpha t s s 0 nbsp Fur die kanonische Variation ist das Variationsvektorfeld also Y t displaystyle Y t nbsp Die 2 Variation der lorentzschen Lange L 0 d 2 d s 2 L s s 0 displaystyle L 0 d 2 ds 2 L s s 0 nbsp mit L s L t a t s displaystyle L s L t rightarrow alpha t s nbsp der geodatischen Variation ist nun durch die oben beschriebene Indexform gegeben L 0 I Y Y displaystyle L 0 I Y Y nbsp Daraus ergibt sich dass die Variation a displaystyle alpha nbsp bei I Y Y gt 0 displaystyle I Y Y gt 0 nbsp benachbarte zeitartige Kurven ergibt die ebenfalls c a displaystyle c a nbsp mit c b displaystyle c b nbsp verbinden aber eine grossere Lange L a gt L c displaystyle L alpha gt L c nbsp aufweisen Damit die zeitartige Geodate maximal wird also ihre Lange dem lorentzschen Abstand ihrer Endpunkte entspricht muss I displaystyle I nbsp negativ semidefinit auf c displaystyle c nbsp sein Literatur BearbeitenBeem J K Ehrlich P E Easley K L Global Lorentzian Geometry Pure and Applied Mathematics 202 2nd Edition New York Marcel Dekker Inc 1996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacobifeld amp oldid 242041228