www.wikidata.de-de.nina.az
Der Judische Friedhof Altstrelitz umgangssprachlich auch Altstrelitzer Judenfriedhof genannt liegt am Kalkhorstweg im Neustrelitzer Stadtteil Strelitz Alt Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Bundesland Mecklenburg Vorpommern Er ist ein geschutztes Baudenkmal und wird in der Liste der Baudenkmale in Strelitz Alt gefuhrt Eingang zur Gedenkstatte Judischer Friedhof Strelitz Alt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Judischer Friedhof in Altstrelitz 1880 unten links Signatur Begr Pl Judische Friedhofe wurden in amtlichen Karten als Begrabnisplatz bezeichnet und mit einem L symbolisch fur einen aufrecht stehenden Grabstein statt einem fur christliche Friedhofe signiert Meistens wurden sie weit ausserhalb der Stadte oder Gemeinden angelegt In Altstrelitz befand sich der Friedhof weit vor der Stadt 1 Der Friedhof befindet sich im Ortsteil Kalkhorst ca 1500 m ausserhalb des Stadtzentrums von Altstrelitz in ostlicher Richtung direkt am Kalkhorstweg Ecke Vogelsangweg Er ist umgeben von landlich gepragten Einfamilienhausern mit Gartennutzung Das Areal ist in eine Mahn und Gedenkstatte und eine dazu abgegrenzte Brachflache geteilt Eingefriedet ist die Gesamtanlage mit einer Feldsteinmauer Weniger als ein Achtel der Gesamtflache mit zwei Grabsteinen und einem Gedenkstein blieb erhalten Drei Seiten der nach einer eingefugten Jahreszahl 1887 errichteten Umfassungsmauer sind ebenso erhalten Komplett erhalten blieben lediglich die Grabsteine des Ober und Landesrabbiners Jacob Hamburger und des Sprachforschers Daniel Sanders Ein dritter Grabstein wurde 1988 zum Gedenkstein fur die judischen Opfer des Faschismus umgearbeitet Er tragt die Inschrift Dem Gedenken der judischen Opfer des Faschismus Geschichte BearbeitenAb 1704 durften sich judische Familien in der alten Residenz Strelitz ansiedeln und bildeten die Judische Gemeinde Strelitz Diese die seinerzeit neben der Stadt Strelitz das gesamte Gebiet des Herzogtums umfasste wuchs mit ca 600 Personen um 1800 zur grossten in ganz Mecklenburg an 2 Im Jahr 1728 erhielt die Gemeinde die Erlaubnis einen eigenen Friedhof auf einem Grundstuck anzulegen das der erste Hofjude von Adolf Friedrich II erworben hatte 3 Er war bis weit ins 19 Jahrhundert hinein der einzige Begrabnisort fur Juden aus dem Stargarder Kernland von Mecklenburg Strelitz Mit etwa 4500 m Flache war er einer der grossten judischen Friedhofe in Mecklenburg Im 18 Jahrhundert errichtete man auf dem Friedhof direkt am Kalkhorstweg ein einfaches Fachwerkhaus das als Totenhalle Taharahaus und Friedhofswarterhaus diente In den folgenden Jahrzehnten ist die Friedhofsflache mehrfach erweitert worden Im Laufe der Zeit entwickelte sich der judische Friedhof in Altstrelitz zu einem der grossten und bedeutendsten judischen Friedhofe Mecklenburgs Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und den zunehmenden Beschrankungen und Repressalien wurde die Pflege und Unterhaltung des Friedhofes fur die sich stetig verkleinernde judische Gemeinde und die Angehorigen immer schwieriger und das gesamte Gelande verwilderte zusehends 1938 im Jahr der Reichspogromnacht in der auch die Altstrelitzer Synagoge der Brandschatzung zum Opfer fiel fanden die letzten zwei Beisetzungen statt Der Friedhof blieb von Schandung und Verwustung wahrend der NS Zeit weitgehend verschont und uberstand auch den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet Lediglich einzelne Grabsteine wurden umgeworfen und 1948 wieder aufgerichtet 4 Etwa die Halfte der Flache des Friedhofes mit der Leichenhalle soll die Stadt um 1942 den Betreibern einer privaten Huhnerfarm zur Nutzung uberlassen haben 5 Im Jahr 1956 verkaufte die Judische Landesgemeinde den Altstrelitzer Judenfriedhof bis auf einen schmalen Streifen von etwa einem Sechstel der bisherigen Flache 1958 wurde die Flache auf Veranlassung der Stadt aufgelassen und eingeebnet Etwa 100 noch erhaltene Grabsteine wurden abgeraumt und zertrummert das Gelande danach zu grossen Teilen verkauft Bruchstucke der Grabsteine sind an verschiedenen Teilen der Stadt als Wegbegrenzungen verwendet worden Parallel zu dieser Aktion wurde mit der Planung und Ausfuhrung einer Mahn und Gedenkstatte auf einer ca 660 m grossen Restflache am Vogelsangweg begonnen Nur 14 Bruchstucke konnten 1993 geborgen und auf den Friedhof zuruckgefuhrt werden Am 15 Mai 1961 wurde die Mahn und Gedenkstatte fur die judischen Opfer des Faschismus eingeweiht Auf einem kleinen Hugel aus zerschlagenen Grabsteinen stehen neben dem Gedenkstein fur die judischen Opfer des Faschismus die Grabsteine von Daniel Sanders und Jacob Hamburger Heute ist der grosste Teil des Friedhofes wieder im Besitz der Judischen Landesgemeinde Schwerin die dem Landesverband der Judischen Gemeinden in Mecklenburg Vorpommern angehort Diese restaurierte im November 2002 die Friedhofsmauer und richtete das restliche Friedhofsgelande her Literatur BearbeitenMichael Brocke Eckehard Ruthenberg Kai Uwe Schulenburg Stein und Name Die judischen Friedhofe in Ostdeutschland Neue Bundeslander DDR und Berlin Institut Kirche und Judentum Berlin 1994 ISBN 3 923095 19 8 Diese Quelle enthalt zahlreiche Ungenauigkeiten und Fehler ist daher wissenschaftlich historisch nur sehr bedingt geeignet W Karge H Rubensamen A Wagner Bestandsaufnahme politischer Memoriale des Landes Mecklenburg Vorpommern Hrsg Projekt Gedenkstattenarbeit in Mecklenburg Vorpommern Schwerin 1998 ISBN 3 933521 00 9 Irene Diekmann Hrsg Wegweiser durch das Judische Mecklenburg Vorpommern Potsdam 1998 ISBN 3 930850 77 X darin speziell Klaus Giese Alt Strelitz S 51 ff Helmut Sakowski Stiller Ort Oll mochum Novelle Verlag Neues Leben Berlin 1991 ISBN 3 355 01189 4 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Judischer Friedhof in der Landesbibliographie MV Geschichte des judischen Friedhofs in Altstrelitz Alemannia Judaica abgerufen am 26 Februar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Forschungsprojekt Judische Friedhofe der Fachhochschule Neubrandenburg veroffentlicht in KLEKs OnlineEditor Harald Witzke 1760 leben in Altstrelitz 60 judische Familien In Freie Erde Neustrelitz 07 1988 Anmerkung Das Material zur Geschichte der Strelitzer Juden erarbeitete der wissenschaftliche Mitarbeiter des Karbe Wagner Archivs Neustrelitz Harald Witzke aus Anlass des 50 jahrigen Gedenktages an die Reichspogromnacht Aus redaktionellen Grunden erschien in der Zeitung nur eine gekurzte Fassung Die vollstandige Fassung ist im Karbe Wagner Archiv einzusehen lt Mitteilung der Redaktion am Anfang des Artikels Geschichte des judischen Friedhofs in Altstrelitz Alemannia Judaica abgerufen am 26 Februar 2018 Irene Diekmann Hrsg Wegweiser durch das judische Mecklenburg Potsdam 1998 S 51 ff Brocke Ruthenberg Schulenburg Stein und Name Berlin 1994 S 227 ff Judische Friedhofe im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Dargun Demmin Feldberg Friedland Malchin Malchow Mirow Neubrandenburg Neukalen Neustrelitz Penzlin Robel Muritz Stavenhagen Strelitz Alt Waren Muritz 53 329944444444 13 079805555556 Koordinaten 53 19 47 8 N 13 4 47 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Strelitz Alt amp oldid 218964283