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Dieser Artikel erlautert die Religionsgemeinschaft in der Schweiz zu jener in Osterreich siehe Judische Gemeinde Baden Die Israelitische Kultusgemeinde Baden IKGB ist eine judische Gemeinde mit orthodox aschkenasischem Ritus in Form einer Einheitsgemeinde in Baden in der Schweiz mit gut 100 Mitgliedern Oktober 2010 Sie verfugt uber eine Synagoge mit Gemeindezentrum an prominenter Lage an der Parkstrasse gegenuber dem Kurhaus Baden sowie uber einen Friedhof Die Synagoge der IKG Baden an der Parkstrasse 17Die Gemeinde bietet u a einen Minjan an Freitagabenden am Schabbatmorgen und an allen wichtigen Feiertagen Schiurim Vortrage und Veranstaltungen aller Art Sie ist nicht nur religioser sondern auch sozialer Kristallisationspunkt der in Baden und Region lebenden judischen Menschen 1 Die Israelitische Kultusgemeinde Baden ist Mitglied des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenJuden durften sich im 18 Jahrhundert in der Schweiz nur in der Grafschaft Baden und dort seit 1776 nur noch in den beiden Surbtaler Bauerndorfern Endingen und Lengnau niederlassen Sie galten als Fremde ohne Burgerrecht durften keine Liegenschaften erwerben Innungen nicht beitreten und waren infolgedessen weitgehend auf Handels und Hausierberufe beschrankt Der 1803 geschaffene Kanton Aargau behielt diese rechtlichen Benachteiligungen in seinem Judengesetz vom 5 Mai 1809 und in einem Anderungsgesetz von 1846 mit nur geringfugigen Milderungen bei auch die Bundesverfassung von 1848 verweigerte ihnen die burgerliche und religiose Gleichberechtigung Erst ein Bundesratsbeschluss von 1856 gestand ihnen die burgerliche Gleichberechtigung zu die im Aargau erst 1863 umgesetzt wurde Die Niederlassungsfreiheit war jedoch bis 1862 noch an die Genehmigung der Gemeinderate gebunden und blieb bis 1874 weiteren Einschrankungen fur auslandische Juden unterworfen 3 Durch Ausnahmebewilligungen kam es seit den 1840er Jahren zur Niederlassung von Juden in christlichen Gemeinden ausserhalb der beiden Judendorfer und schon 1850 sollen in Baden und Ennetbaden uber 200 Juden ein Anteil von 4 8 der Gesamtbevolkerung gewohnt haben 4 Sieben dieser Neuburger grundeten am 9 Juni 1859 den Cultusverein Baden der sich die Pflege des Cultus insbesondere Einrichtung eines gemeinsamen Gottesdienstes und religiose Unterweisung der Jugend zur Aufgabe machte 4 Bald folgten die Grundung einer Frauenvereinigung einer Wohltatigkeitsvereinigung sowie die eines Kegelclubs In den ersten Jahrzehnten fanden die Gottesdienste noch in gemieteten Raumlichkeiten statt u a im Bernerhaus sowie spater im zunachst der Familie Bernhard Guggenheims gehorenden Kaufhaus Schlossberg heute Manor und im Restaurant Krone Am 7 Dezember 1877 richtete die Gemeinde an den Regierungsrat des Kantons Aargau das Gesuch der von den ortlichen Behorden bereits genehmigten Anlage eines eigenen Friedhofs zuzustimmen Die Direktion des Inneren befurwortete das Gesuch da einerseits aus sanitaren Grunden eine Verbringung der Leichname verstorbener Gemeindemitglieder auf den vorhandenen judischen Friedhof von Endingen Lengnau nicht gewunscht war und andererseits respektiert wurde dass Juden aus religiosen Grunden sich nun einmal nicht dazu verstehen konnen ihre Toten christlichen Friedhofen anzuvertrauen 5 Die Zustimmung wurde am 22 Februar 1878 erteilt und 1879 dann das Kerngrundstuck des Friedhofes im Liebenfels Quartier erworben In den Jahren 1887 1889 spielte die Badener Gemeinde eine herausragende Rolle bei dem Versuch im Bundesrat eine Aufhebung des Schachtverbots zu erwirken das im Aargau seit 1854 bestand und nur fur die Gemeinden von Lengnau und Endingen seit 1855 eine Ausnahmeregelung vorsah Die Verurteilung dreier Badener Metzger 1887 wegen Verstosses gegen dieses Verbot aber auch ahnliche Vorgange 1884 im Kanton Bern sowie Initiativen von Schweizer Tierschutzvereinen fur ein allgemeines Schachtungsverbot boten den Anlass fur die Badener Initiative der sich weitere Gemeinden anschlossen und die auch durch eine Petition von 1047 judischen Burgern aus 36 schweizerischen Ortschaften unterstutzt wurde Vertreten wurde die Badener Gemeinde durch den unter seinem Pseudonym Judaus spater auch als literarischer Autor bekannt gewordenen Herz Naftali Ehrmann 1849 1918 der sich bereits wahrend seiner Tatigkeit als Rabbiner einer Trierer Gemeinde 1885 durch eine Streitschrift uber Tier Schutz und Menschen Trutz als Experte ausgewiesen hatte im selben Jahr als Bezirksrabbiner nach Baden berufen wurde und 1887 die Abfassung der Petition fur die Kultusgemeinde ubernahm Nachdem umfangreiche Stellungnahmen von Medizinern und anderen Fachleuten sowie Berichte schweizerischer Botschaften im Ausland uber die dortigen Regelungen eingeholt worden waren traf der Bundesrat 1889 die Entscheidung dass das Schachten bei Einhaltung der geeigneten Vorsichts und Schutzmassregeln nicht als Tierqualerei zu bewerten und ein unbedingtes Verbot deshalb abzulehnen aber die Bedingungen und Massregeln an die die Erlaubnis des Schachtens gebunden sein sollte den ortlichen Gesetzen und polizeilichen Vorschriften zu uberlassen seien 6 Die Badener sahen sich durch diesen Beschluss berechtigt die Ausnahmeregelung von 1855 auch auf ihre Gemeinde anzuwenden und hatten damit auch zunachst Erfolg bis aufgrund einer neuerlichen Gegeninitiative mit dem Artikel 25bis ein unbedingtes Schachtungsverbot in die Bundesverfassung aufgenommen und die Ausnahmeregelung von 1855 am 16 Marz 1894 durch den Aargauer Grossen Rat abgeschafft wurde 7 Den unmittelbaren Anlass zum Bau der eigenen Synagoge bildete auf Basis der verstarkten judischen Zuwanderung aus Endingen Lengnau sowie aus Osteuropa eine drastische Mieterhohung fur die bisher genutzten Raume im Kaufhaus Schlossberg im Jahr 1910 Am 2 September 1913 wurde die Synagoge erbaut von den Architekten Otto Dorer 1851 1920 und Adolf Fuchslin 1850 1925 eingeweiht Bei der Feier zitierte Stadtammann Josef Jager die Ringparabel aus Nathan der Weise Die Kultusgemeinde zahlte damals uber 300 Mitglieder was gleichzeitig ihren Hohepunkt markierte Bald darauf begann die Mitgliederzahl zu sinken was vor allem damit zusammenhing dass zahlreiche Juden nach Zurich wegzogen 8 In den 1930er Jahren waren auch die Badener Juden verstarkt von Antisemitismus betroffen 1938 rief die Kultusgemeinde zu Spenden fur die judische Fluchtlingshilfe auf die in finanzielle Not geraten war Wahrend des Zweiten Weltkriegs engagierte sich der Frauenverein der Kultusgemeinde fur judische Fluchtlinge und half dabei einige bei Privaten zu verstecken Ein solcher Vorgang wird beispielsweise im Roman Die Wirtin der aus Baden stammenden Autorin Rosemarie Keller beschrieben Zu Beginn der 1950er Jahre war die Israelitische Kultusgemeinde nur noch etwa einen Zehntel so gross wie vier Jahrzehnte zuvor Die Mitgliederzahl nahm danach wieder kontinuierlich zu im Jahr 2013 betrug sie etwa 140 Personen Nach 100 jahriger Unterbrechung hatte die Gemeinde von 2004 bis 2018 wieder einen fest angestellten Rabbiner Literatur BearbeitenJosef Bollag Die Israelitische Cultusgemeinde Baden heute In Badener Neujahrsblatter 73 1998 S 90 93 Gabrielle Rosenstein Hrsg Judische Lebenswelt Schweiz 100 Jahre Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund Chronos Verlag Zurich 2004 S 144f Fabian Furter Bruno Meier Andrea Schaer Ruth Wiederkehr Stadtgeschichte Baden hier jetzt Baden 2015 ISBN 978 3 03919 341 7 S 206 215 Weblinks BearbeitenOffizielle Webprasenz Alemannia Judaica Gemeindegeschichte Synagoge Alemannia Judaica Textsammlung zur judischen Geschichte der Stadt Baden AG findagrave Israelitischer Friedhof BadenEinzelnachweise Bearbeiten Gabrielle Rosenstein Hrsg Judische Lebenswelt Schweiz 100 Jahre Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund Chronos Verlag Zurich 2004 S 144 Mitgliedgemeinden Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund SIG abgerufen am 13 Juli 2017 Ernst Haller Die rechtliche Stellung der Juden im Kanton Aargau Dissertation der Universitat Lausanne H R Sauerlander amp Co Aarau 1900 S 6ff S 25ff S 58ff S 235ff a b Ron Epstein Mill Die Synagogen der Schweiz Bauten zwischen Emanzipation Assimilation und Akkulturation Chronos Zurich 2008 S 183 Zitiert von Fritz Wyler Die staatsrechtliche Stellung der israelitischen Religionsgenossenschaften in der Schweiz Tschudy Glarus 1929 Glarner Beitrage zur Geschichte Rechtswissenschaft und Wirtschaftskunde Heft 10 S 134 IV Bundesrathsbeschluss vom 17 Marz 1889 in Carl Hilty Hrsg Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft 5 Jahrgang Bern 1890 S 1097 1123 dazu Ernst Haller Die rechtliche Stellung der Juden im Kanton Aargau Dissertation der Universitat Lausanne H R Sauerlander amp Co Aarau 1900 S 305ff Augusta Steinberg Geschichte der Juden in der Schweiz vom 16 Jahrhundert bis nach der Emanzipation Schweizerischer Israelitischer Gemeindeverbund Goldach 1970 S 247 ff Aram Mattioli Antisemitismus in der Schweiz 1848 1960 Orell Fussli Zurich 1998 S 227 ff Pascal Krauthammer Das Schachtverbot in der Schweiz 1854 2000 Die Schachtfrage zwischen Tierschutz Politik und Fremdenfeindlichkeit Schulthess Zurich 2000 Zurcher Studien zur Rechtsgeschichte Band 42 S 38 ff Ernst Haller Die rechtliche Stellung der Juden im Kanton Aargau Dissertation der Universitat Lausanne H R Sauerlander amp Co Aarau 1900 S 308f Wiederkehr Stadtgeschichte Baden S 212 Mitgliedsgemeinden Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund Agudas Achim Baden Basel Bern Biel Bienne Bremgarten Endingen Fribourg Geneve La Chaux de Fonds Lausanne et Vaud Solothurn St Gallen Winterthur Zurich ICZ Zurich IRG Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Israelitische Kultusgemeinde Baden amp oldid 239618902