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Isaiah Shachar auch Yeshayahu Ishay Shachar Geburtsname Yeshayahu Stengel hebraisch ישעיהו שחר geboren am 6 August 1935 in Haifa Volkerbundsmandat fur Palastina gestorben am 19 September 1977 war ein israelischer Historiker Kunsthistoriker und Hochschullehrer Er galt als Kenner des osteuropaischen Judentums insbesondere des fruhen Chassidismus und erforschte antijudische Stereotype in der bildenden Kunst darunter das Motiv der Judensau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungen 3 Wurdigungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIsaiah Shachar wurde als Yeshayahu Stengel am 6 August 1935 geboren Sein Vater war Mitglied der Judischen Sozialistisch Demokratischen Arbeiterpartei Poale Zion eines Teils der zionistischen Bewegung Poale Zion und ein militanter Anhanger der Lehren von Ber Borochov 1 Bereits in fruher Jugend stellte Yeshayahu Stengel etablierte Positionen seien es die seiner Eltern oder die der Gesellschaft in Frage Er anderte seinen Familiennamen in Shachar die Ubersetzung des Geburtsnamens seiner Mutter Morgenstern in die hebraische Sprache 1 Shachar besuchte von 1941 bis 1945 eine Grundschule und von 1946 bis zu seiner 1953 erworbenen Hochschulreife ein Gymnasium in Haifa Von 1953 bis 1956 diente Shachar in einer Nachal Einheit der Israelischen Verteidigungsstreitkrafte darauf folgten zwei Jahre als Landarbeiter im Kibbuz Re im in der westlichen Negev Wuste in unmittelbarer Nachbarschaft des Gazastreifens 1 2 nbsp Antijudisches Stereotyp Vorwurf des Hostienfrevels Ausschnitt eines Gemaldes 16 Jahrhundert 1958 nahm Isaiah Shachar ein Studium der Europaischen Geschichte bei Jacob Talmon und der Geschichte der Juden in Osteuropa bei Israel Halpern an der Hebraischen Universitat Jerusalem auf 1961 erlangte er den Bachelorgrad mit der Bewertung summa cum laude und wurde Assistent von Professor Talmon 1963 folgte sein Magisterabschluss den er unter der Anleitung von Haim Hillel Ben Sasson und Shmuel Ettinger erarbeitete Shachars Magisterarbeit war eine vergleichende Studie der Kritik an der judischen Gemeinschaft und ihrer Leitung in der chassidischen und nicht chassidischen Literatur Ostpolens im 18 Jahrhundert sie wurde ebenfalls mit summa cum laude bewertet 1 2 1963 ging Shachar an das renommierte Warburg Institute in London um unter dessen Leiter Ernst Gombrich und dem Kunsthistoriker Otto Kurz seine Promotion vorzubereiten Er promovierte 1967 an der Universitat London der das Warburg Institute angeschlossen ist in Geschichtswissenschaft Seine Dissertation behandelte das Aufkommen und die Verbreitung antijudischer Stereotype in der europaischen Kunst 2 3 Aus Shachars erster Ehe ging ein Sohn hervor 1969 heiratete er in Genf erneut und unternahm mit seiner zweiten Ehefrau Berenice ausgiebige Reisen durch Europa insbesondere durch Deutschland Osterreich und die Schweiz Bei den gemeinsamen Besuchen alter Kirchen entstanden zahlreiche Fotografien antijudischer Darstellungen die spater in Shachars Monografie zum Bildmotiv der Judensau verwendet wurden 3 Isaiah Shachar spielte 1972 in dem Film But Where Is Daniel Wax Le an Ne elam Daniel Wax des israelischen Regisseurs Avraham Heffner unter einem Pseudonym die mannliche Hauptrolle 4 1974 kam in Grossbritannien Shachars Tochter zur Welt Wenig spater erkrankte er an idiopathischer pulmonaler Fibrose er starb am 19 September 1977 4 Isaiah Shachar war ein bedeutender Sammler historischer Hebraica Seine umfangreiche Bibliothek wurde am 17 und 18 November 1980 durch das Londoner Auktionshaus Sotheby s versteigert 5 Forschungen Bearbeiten nbsp Wittenberger Judensau fruhes 14 Jahrhundert ein Objekt von Shachars ForschungenBereits wahrend seines Studiums im Jahr 1957 arbeitete Shachar in Teilzeit im Bezalel National Art Museum Dort katalogisierte er unter der Anleitung des Sammlers Heinrich Feuchtwanger Judaica 1963 wurde er stellvertretender Kurator der Judaica Sammlung des Museums Wahrend seines Doktorandenstudiums war Shachar von 1964 bis 1966 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Warburg Institute und erstellte fur Otto Kurz das Register der von Leo Mayer hinterlassenen Bibliografie der judischen Kunst Nach seiner Promotion wurde er 1967 Kurator der Judaica Sammlung des Israel Museum in Jerusalem Im gleichen Jahr begann er seine Lehrtatigkeit an der Hebraischen Universitat Jerusalem zunachst als Lecturer in Teilzeit ab 1970 in Vollzeit und ab 1971 als Senior Lecturer 3 6 Als Kurator der Judaica Sammlung des Israel Museums regte Shachar den Erwerb der Sammlung des 1963 verstorbenen Heinrich Feuchtwanger durch die Genfer Familie Rapaport und deren Stiftung an das Museum an 1971 erschien zur Feuchtwanger Sammlung ein umfangreicher von Shachar erarbeiteter Katalog in hebraischer Sprache Das Werk ragte durch die akribische Beschreibung auch solcher Objekte heraus die bis dahin von Forschern nicht beachtet worden waren Es galt uber Jahrzehnte als die beste Veroffentlichung uber Judaica Bis zu seinem Tod arbeitete Shachar an einer englischsprachigen Ausgabe die 1981 posthum erschienen ist 7 1972 veroffentlichte Isaiah Shachar einen Aufsatz uber die von den Chewra Kadischa in Bohmen und Mahren verwendeten gravierten Glaser und Kruge Im gleichen Jahr nahm er den Fund eines Siegels des Nachmanides durch einen Amateur Archaologen zum Anlass einen Aufsatz uber das Fundstuck zu veroffentlichen Diese Publikationen waren jeweils die ersten diesen speziellen bohmischen Glasern oder einem mittelalterlichen hebraischen Siegel gewidmeten Schriften und sie sind bis heute von grosser Bedeutung fur die Forschung 4 nbsp Holzschnitt mit Judensau Motiv 15 Jahrhundert1973 liess sich Shachar nach Streitigkeiten mit Kollegen von der Hebraischen Universitat Jerusalem und vom Israel Museum beurlauben um in London am Warburg Institute zu forschen In dieser Zeit entstand sein 1974 veroffentlichtes Hauptwerk zum antijudischen Bildmotiv der Judensau Im folgenden Jahr veroffentlichte er ein umfangreiches Buchkapitel uber stereotype Bilddarstellungen von Juden im modernen England Ab 1975 bis zu seinem Tod war Isaiah Shachar Gastprofessor am Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies einer unabhangigen Forschungseinrichtung der University of Oxford 7 Zu Shachars Forschungsvorhaben gehorte die Veroffentlichung einer mehrbandigen reich bebilderten Geschichte judischer Brauche und Zeremonien in der Reihe Iconography of Religions des niederlandischen Verlages E J Brill Davon erschien lediglich der dritte Band 4 Auch seine lange geplante kritische Ausgabe der Shivḥei ha Besht uberlieferter Geschichten uber das Leben von Israel ben Elieser dem Begrunder des Chassidismus konnte Shachar nicht mehr verfassen 8 Im Oktober 1977 wenige Wochen nach Shachars Tod fand in Oxford die erste internationale Konferenz uber judische Kunst statt Die Konferenz ging auf eine Anregung Shachars zuruck er hatte an ihrer Vorbereitung ungeachtet seiner sich verschlechternden Gesundheit mitgewirkt und war als Redner vorgesehen Die Konferenz sollte auch fur Shachars Vorhaben werben weltweit alle Zeugnisse der judischen Kunst fotografisch zu dokumentieren und zentral zu archivieren 9 Wurdigungen Bearbeiten nbsp Judische Kunst Vogelkopf Haggada um 1300Isaiah Shachars Arbeiten zur Erforschung des Antisemitismus gelten als bahnbrechend Seine Monografie zum antijudischen Bildmotiv der Judensau in der christlichen Kunst wurde von der Forschung anerkennend aufgenommen Insbesondere wurde auf Shachars akribisches Vorgehen bei der Untersuchung jedes einzelnen Aspekts hingewiesen das auch die fotografische Dokumentation aller bekannten Schnitzereien und Steinmetzarbeiten einschloss 10 Einige israelische Wissenschaftler kritisierten jedoch dass Shachar in zu grossem Umfang auf die Arbeit nationalsozialistisch beeinflusster Forscher zuruckgegriffen und deren Ergebnisse unreflektiert ubernommen habe Shachars Arbeit zur Entwicklung stereotyper Judenbilder im modernen England fand demgegenuber uneingeschrankte Anerkennung 3 Die britische Zeitschrift Jewish Quarterly beklagte den fruhen Tod Shachars als schweren Schlag fur die judische Wissenschaft und bezeichnete ihn als einen der begabtesten Gelehrten seiner Generation 11 Isaiah Shachar wurde ruckblickend als hervorragender Kenner des osteuropaischen Judentums insbesondere des fruhen Chassidismus gewurdigt 3 Im Jahr 1993 erschien zum Gedenken an Isaiah Shachar eine Sammlung von Aufsatzen zur judischen Kunst unter dem Titel The Visual Dimension Aspects of Jewish Art Die visuelle Dimension Aspekte der judischen Kunst Der Band wurde von Clare Moore herausgegeben die mit Shachar am Warburg Institute zusammengearbeitet hatte und enthielt uberarbeitete Fassungen fast aller 1977 auf der Konferenz uber judische Kunst gehaltenen Vortrage 9 In einer Rezension bezeichnete der US Kunsthistoriker Richard Brilliant den Band als Sammlung von Miszellen und deren Veroffentlichung als Akt der Pietat gegenuber dem ausgezeichneten Wissenschaftler Shachar Die Ausgabe lose jedoch das Versprechen ihres Titels nicht ein das Verstandnis fur die Bedeutung von Juden in der bildenden Kunst in Vergangenheit und Gegenwart zu vertiefen Das hatte sich Isaiah Shachar nicht als sein Vermachtnis fur das Jahr 1993 gewunscht 12 Schriften Auswahl BearbeitenCriticism of the Jewish Community and its Leadership in the Hasidic and Non Hasidic Literature of Eighteenth Century Poland A Comparative Study Magisterarbeit Hebrew University of Jerusalem 1963 hebraisch Studies in the Emergence and Dissemination of the Modern Jewish Stereotype in Western Europe Dissertation University of London 1967 OCLC 633612912 Feast and rejoice in brotherly love Burial Society glasses and jugs from Bohemia and Moravia In The Israel Museum News 1972 Nr 9 S 22 51 ZDB ID 985455 1 The Seal of Nahmanides Israel Museum Jerusalem 1972 OCLC 888826349 The Judensau A Medieval Anti Jewish Motif and its History Warburg Institute London 1974 ISBN 0 85481 049 8 pdf 1 The Emergence of the Modern Pictorial Stereotype of the Jew in England In Dov Noy Issachar Ben Ami Hrsg Studies in the cultural life of the Jews in England Abraham Harman Jubilee Volume hebraisch מחקרים בחיי התרבות של יהודי אנגליה Magnes Press Jerusalem 1975 S 42 68 OCLC 3211364 dieser Aufsatz englisch andere uberwiegend hebraisch The Jewish Year Iconography of religions Section 23 Judaism Fascicle 3 E J Brill Leiden 1975 ISBN 90 04 04279 2 Jewish tradition in art The Feuchtwanger collection of Judaica Israel Museum Jerusalem 1981 OCLC 637517378 Ausstellungskatalog ubersetzt und herausgegeben von Rafi Grafman Literatur BearbeitenClare Moore Hrsg The Visual Dimension Aspects of Jewish Art Published in Memory of Isaiah Shachar 1935 1977 Westview Press Boulder CO 1993 ISBN 0 8133 1259 0 Vortrage einer Konferenz in Oxford 23 25 Oktober 1977 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Chimen Abramsky Yeshayahu Shachar An Appreciation In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S XI XV hier S XI a b c ohne Verfasser Isaiah Shachar Curriculum Vitae In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S 169 170 a b c d e Chimen Abramsky Yeshayahu Shachar An Appreciation In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S XI XV hier S XII a b c d Chimen Abramsky Yeshayahu Shachar An Appreciation In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S XI XV hier S XIII ohne Verfasser Catalogue of the well known collection of Hebrew books the property of the late Dr Yeshayahu Shachar London Sotheby Parke Bernet amp Co 1980 OCLC 464704568 Joseph Gutmann Isaiah Shachar 1935 1977 In Jewish folklore and ethnology newsletter 1979 Band 2 Nr 4 S 11 ZDB ID 1402574 7 a b Chimen Abramsky Yeshayahu Shachar An Appreciation In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S XI XV hier S XII XIII Yerachmiel Richard Cohen Dr Isaiah Shachar In Journal of Jewish Art 1978 Band 5 S 108 109 ZDB ID 752472 9 a b Clare Moore Preface In Clare Moore Hrsg The Visual Dimension S VII VIII Eric M Zafran Isaiah Shachar The Judensau A Medieval Anti Jewish Motif And Its History Book Review In The Art Bulletin 1976 Band 58 Nr 1 S 123 124 doi 10 1080 00043079 1976 10787252 ohne Verfasser Isaiah Shachar 1935 1977 In The Jewish Quarterly 1977 Band 25 Nr 4 S 36 doi 10 1080 0449010X 1977 10703459 Richard Brilliant The Visual Dimension Aspects of Jewish Art Published in Memory of Isaiah Shacher 1935 1977 review In Shofar An Interdisciplinary Journal of Jewish Studies 1994 Band 13 Nr 1 Special Issue Perspectives on Zionism S 181 183 JSTOR 42942087 Normdaten Person GND 1145533698 lobid OGND AKS LCCN n84077437 VIAF 77713387 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Shachar IsaiahALTERNATIVNAMEN Shachar Yeshayahu Shachar Ishay Spitzname Stengel Yeshayahu ישעיהו שחר hebraisch KURZBESCHREIBUNG israelischer Historiker Kunsthistoriker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 6 August 1935GEBURTSORT Haifa Volkerbundsmandat fur PalastinaSTERBEDATUM 19 September 1977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isaiah Shachar amp oldid 219787416