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Lange Zeit war die Stadt Brugg handwerklich gepragt und verhaltnismassig spat setzte die Industrialisierung ein die dafur umso schneller Fahrt aufnahm und die Stadt zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort im Kanton Aargau machte Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Aufkommen der Industrie 3 Niedergang 4 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenWahrend Jahrhunderten bildeten Handwerk und Kleingewerbe die Existenzgrundlage der Brugger Bevolkerung 1 In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts zahlte die Stadt rund 1000 Einwohner Die meisten arbeiteten in eigenen Kleinbetrieben beispielsweise als Metzger Backer Gastwirte Wagner Schmiede und Fuhrleute Wahrend in Aarau bereits 1810 eine Spinnerei gebaut wurde welche uber 3000 Menschen Arbeit bot war Brugg zu dieser Zeit noch sehr landlich gepragt Auch in Windisch und Turgi wurden 1826 bis 1829 Fabrikgebaude errichtet Rund um Brugg ging die Industrialisierung also schnell voran Doch in Brugg selbst regte sich nichts Weder Stadtregierung noch Burger hatten Interesse an der Industrie Eine Haupteinnahmequelle war der rege Durchgangsverkehr uber den Bozbergpass von dem viele Berufszweige profitierten Um den Verkehr zu fordern wurden ab den 1820er Jahren die meisten Turme und Tore der Stadtbefestigung abgebrochen 2 An der Eisenbahn zeigte in Brugg zunachst niemand Interesse Zwar befasste sich 1855 eine Kommission mit dem Bau einer Bozbergbahn Dieses Projekt wurde jedoch schnell wieder fallengelassen auch weil es eine Konkurrenz zum florierenden Strassenverkehr uber den Bozberg darstellte 1856 kam Brugg dann doch noch zu einer Eisenbahnverbindung 2 Die Schweizerische Nordostbahn verlangerte die Strecke Zurich Baden die so genannte Spanischbrotlibahn nach Brugg Obwohl der Bahnhof auf Windischer Gebiet erbaut wurde nannte man ihn Bahnhof Brugg da Windisch zu wenig bekannt war Windisch verlangte dass der Bahnhof Windisch bei Brugg heissen sollte was jedoch abgelehnt wurde Spater verkaufte Windisch das Bahnhofgebiet an Brugg Mit der Eisenbahn brach jedoch der Verkehr uber den Bozberg ein und so verloren die Gastwirte und Fuhrleute ihr Einkommen Die stadtische Wirtschaft geriet ins Stocken neue Rezepte waren gefordert Ein erstes Fabrikprojekt im Freudenstein unweit der Stadt scheiterte am Widerstand der Burger Sie erachteten Fabrikarbeiter als Fremdkorper in der bisherigen Handwerker und Gewerbestadt 3 Aufkommen der Industrie BearbeitenEin Schlusselereignis welches die Industrialisierung in Brugg gefordert hat war die Einfuhrung der Elektrizitat Am 12 November 1892 leuchteten zum ersten Mal auf den Strassen und im Haushalt die elektrischen Lampen Moglich machte dies das Kraftwerk Brugg das erste gemeindeeigene Elektrizitatswerk im Kanton Aargau In den folgenden Jahren liessen sich zahlreiche Industrien in Brugg nieder Maschinenfabrik Weber spater Muller amp Co im Schorrer 1893 Seidenweberei Bodmer im Paradies und Fierz an der Seidenstrasse 1893 Kabelwerke Brugg an der Industriestrasse 1896 Firma Wartmann im Langacker 1896 Valette amp Cie im Langacker 1869 Eisengiesserei Finsterwald in Windisch Brugg 1911 4 Dies fuhrte zum starken Wachstum der Bevolkerung Von 1888 bis 1900 stieg die Zahl der Einwohner von 1585 auf 2345 Dies entspricht einer Zunahme um 48 Prozent Neue Wohnquartiere entstanden im Gebiet der Bodenackerstrasse und der Chemischen Fabrik an der Habsburgerstrasse Umliegende Gemeinden wie zum Beispiel Windisch Altenburg Umiken und Lauffohr profitierten ebenfalls von der Industrialisierung Auch ihre Bevolkerung nahm rasch zu 5 Auf der Suche nach Arbeit kamen von 1872 bis 1875 vor allem Menschen aus dem Ausland nach Brugg Darunter waren Italiener aus Norditalien und Sudtirol sowie Russen die zum Grossteil in der Maschinenfabrik und in der Giesserei eine Stelle fanden Weibliche Beschaftigte traf man vor allem in der Bekleidungsindustrie an in der sie ihren Verdienst auch mit Heimarbeit fanden Spater fuhrte der Aufschwung von Firmen der Maschinenindustrie zu einem reduzierten Anteil an Arbeiterinnen 6 Ein anderes Merkmal war der Lohnunterschied Frauen und Kinder erhielten einen niedrigeren Lohn als ihre mannliche Mitarbeiter Der Lohn wurde erst durch Streiks und Androhungen verbessert 1877 regelte das eidgenossische Fabrikgesetz dass die Arbeitszeit der Erwachsenen auf elf Stunden pro Tag beschrankt wird Kinderarbeit wurde durch die Einfuhrung des Fabrikpolizeigesetzes 1862 unter Kontrolle gebracht Die Arbeit von Kindern unter 13 Jahren war nun verboten Unter 16 Jahrige durften nur zwolf Stunden arbeiten 7 Niedergang BearbeitenDie Nachkriegskrise hinterliess Spuren 1921 zahlte die Fabrikstatistik 21 Betriebe mit gerade noch 692 Beschaftigten Bereits 1924 nahm die Beschaftigung um 30 Prozent zu Dieser Aufschwung ging weiter bis 1929 Die Beschaftigungszahlen von 1929 wurden erst 1945 wieder uberschritten 8 Die 1930 einsetzende Weltwirtschaftskrise schlug sich auch in Brugg nieder Jahr fur Jahr verloren mehr Menschen ihren Arbeitsplatz Vor allem die Metallindustrie und die Maschinenindustrie waren in erster Linie betroffen Von 1929 bis 1936 musste Brugg einen Beschaftigungsruckgang von 38 Prozent verkraften Es wurden 543 Arbeitsplatze in diesen Jahren abgebaut 9 In der Zeit der Industrialisierung beklagten sich die Bewohner der Stadt Brugg uber den Larm Rauch und Russ sowie Erschutterungen in den Wohnquartieren Die Bewohner kampften vor Gericht fur ihre Wohnqualitat Gleichzeitig war es fur die Betriebe schwierig Rohstoffe zu bekommen weil sie entweder nicht mehr erhaltlich oder zu teuer waren So schlossen sich mehrere Betriebe zusammen oder gaben die Produktion ganz auf Aus diesen Grunden zogen die Industrien in Richtung Birrfeld 10 Nur wenige Firmen aus der Grunderzeit vom Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg existieren bis heute beispielsweise die Kabelwerke Brugg Andere Unternehmer aus der Anfangszeit der Brugger Industrie wandelten ihre Besitzerstruktur Die Firma Hunziker Baustoffe AG wurde 1997 an die Vigier Gruppe verkauft die 130 Arbeitsplatze blieben aber erhalten 11 Einzelnachweise Bearbeiten Baldinger Fuchs Astrid et al Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel Band 2 Brugg 2005 ISBN 3 03919 007 5 S 537 a b Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 538 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 539 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 542 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 546 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 549 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 550 551 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 554 555 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 555 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 561 562 Baldinger Brugg erleben Politik und Gesellschaft im Wandel S 564 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Industrialisierung der Stadt Brugg amp oldid 238849575