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Immersion lateinisch immersio Eintauchen Einbetten bezeichnet in der Lichtmikroskopie ein Verfahren bei dem zwischen das Objektiv und das Praparat eine Immersionsflussigkeit Einbettungsflussigkeit eingebracht wird typischerweise Immersionsol Wasser oder Glycerin Manchmal wird zusatzlich auch ein Kondensor mit Immersion eingesetzt Immersionsobjektiv im Einsatz Inhaltsverzeichnis 1 Grunde fur den Einsatz von Immersion 2 Steigerung der Auflosung 2 1 Funktionsprinzip 2 2 Beispiel 3 Immersionsole 4 Geschichte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Fussnoten und EinzelnachweiseGrunde fur den Einsatz von Immersion BearbeitenImmersion wird mit verschiedenen Zielsetzungen eingesetzt Um die erzielbare Auflosung zu steigern Hierzu dienen besonders hochauflosende Ol Immersions Objektive beispielsweise mit Vergrosserungen zwischen 60 und 100 fach und hoher numerischer Apertur Um lebende Zellen oder Gewebe zu beobachten die von wassrigen Losungen umgeben sind Hier kann Wasserimmersion mit eintauchenden Objektiven verwendet werden so dass ein Austrocknen des Praparats vermieden wird Zur Unterdruckung von kontrastsenkenden Reflexionen durch Vermeidung von Brechungsindex Wechseln an Luft Wasser oder Luft Material Grenzen Dieser Aspekt spielt in der Auflichtmikroskopie sowohl bei der Beobachtung lebender Objekte mit Eintauchobjektiven eine Rolle als auch bei der Untersuchung von Erzen und Kohlen Bei letzterer finden auch Ol Immersions Objektive mit geringer Vergrosserung wie 2 5 fach Anwendung Steigerung der Auflosung BearbeitenFunktionsprinzip Bearbeiten nbsp Prinzip der Auflosungssteigerung mit Immersionsmedium Linke Seite Strahlengang mit Immersionsmedium gelb rechts ohne Lichtstrahlen schwarz die vom Objekt rot kommen und durch das Deckglas orange wie der Objekttrager unten treten werden in einem bestimmten Winkelbereich nur dann vom Objektiv dunkelblau aufgefangen wenn durch ein Immersionsmedium eine Brechung am Ubergang vom Deckglas zur Luft verhindert oder zumindest verringert wird Die erzielbare Auflosung eines Objektivs und damit des ganzen mikroskopischen Systems hangt von seinem effektiven Offnungswinkel ab Je mehr Licht aufgefangen werden kann das aus verschiedenen Richtungen das Praparat durchquert hat desto grosser ist der summierte Informationsgehalt und desto besser ist die erzielbare Auflosung Diese wird fur ein Objektiv als numerische Apertur NA angegeben Die NA ist durch den Offnungswinkel des Objektives und den Brechungsindex n des Mediums zwischen Objektiv und Praparat definiert NA n sin a displaystyle text NA n cdot sin alpha nbsp a displaystyle alpha nbsp halber Offnungswinkel n displaystyle n nbsp Brechungsindex des Immersionsmediums bzw von Luft Da Materialien in der Regel einen wellenlangenabhangigen Brechungsindex Dispersion aufweisen wird zur einfacheren Beschreibung meist nur der Brechungsindex bei einer bestimmten Wellenlange angegeben Dies sind typischerweise ne der Wert bei 546 1 nm Quecksilber e Linie oder nD bei 589 3 nm Natrium D Linie Beispiele Luft nD 1 000293 Wasser ne 1 33 Glycerin n 1 47 Standard Immersionsol von Zeiss ne 1 5180 nD 1 5151 Zum Vergleich Deckglas Glas ne 1 5255 nD 1 5230 Luft hat einen niedrigen Brechungsindex von naherungsweise 1 Wenn Licht aus wassrigen oder eingebetteten biologischen Praparaten in Luft ubertritt wird es daher durch die auftretende Brechung von der optischen Achse weggelenkt Bei der Verwendung eines Deckglases tritt der gleiche unerwunschte Effekt am Ubergang vom Deckglas zur Luft auf Der Teil des Lichts der so stark abgelenkt wurde dass er vom Objektiv nicht mehr aufgefangen werden kann ist fur die Mikroskopie verloren und mit ihm sein Informationsgehalt Beim Mikroskopieren wird das Objekt meist mit einem Deckglas zugedeckt Das Licht des Gegenstandes wird zuerst beim Ubergang ins Deckglas gebrochen und dann nochmals beim Ubergang in den Zwischenraum zwischen Deckglas und Objektiv Beim zweiten Ubergang kann es zur Totalreflexion kommen wenn der Zwischenraum mit einem optisch dunneren Medium als Glas gefullt ist Die Menge an Licht die ins optische System gelangt wird dann vermindert Durch Verwendung eines Immersionsols das etwa denselben Brechungsindex wie Glas hat kann Totalreflexion vermieden werden Immersionsmedien haben einen deutlich hoheren Brechungsindex als Luft so dass die beschriebene unerwunschte Brechung weg von der optischen Achse nicht oder zumindest weniger stark auftritt Mehr Licht und damit mehr Information kann vom Objektiv aufgefangen werden Die Auflosung verbessert sich Die Auflosungsgrenze das heisst die kleinste auflosbare Struktur kann beispielsweise nach dem Rayleigh Kriterium bestimmt werden welches zum Beispiel bei der Fluoreszenzmikroskopie Anwendung findet siehe auch Auflosung Mikroskopie d m i n 0 61 l NA displaystyle d mathrm min frac 0 61 cdot lambda text NA nbsp l displaystyle lambda nbsp Wellenlange des verwendeten Lichts Die Auflosung hangt uber die Numerische Apertur des verwendeten Objektivs vom Brechungsindex des Immersionsmediums ab In der angegebenen Formel entspricht d dem Abstand den zwei punktformige fluoreszierende Strukturen die beide in der Scharfeebene xy Ebene liegen mindestens haben mussen um als getrennte Strukturen aufgelost werden zu konnen Entlang der optischen Achse z Richtung ist die Auflosung schlechter Beispiel Bearbeiten Trockenobjektive also solche ohne Immersion erreichen wegen des Brechungsindex von Luft maximal eine theoretische NA von 1 bei sin a 1 entsprechend einem Offnungswinkel 2a von 180 und praktisch eine NA von 0 95 Offnungswinkel 144 Bei einem Olimmersionsobjektiv mit einer Numerischen Apertur NA 1 4 fur Immersionsol mit einem Brechungsindex 1 518 gilt 1 4 1 518 sin a Daraus folgt der Offnungswinkel 2a mit 134 Fur das genannte Trockenobjektiv mit NA 0 95 ergibt sich bei 500 nm Wellenlange nach dem Rayleigh Kriterium bei Fluoreszenzmikroskopie eine maximale Auflosung von 0 61 500 nm 0 95 321 nm Fur das beschriebene Olimmersionsobjektiv NA 1 4 ergibt sich dagegen 0 61 500 nm 1 4 217 nm Wie erwahnt ist die in diesem Beispiel gewahlte NA 0 95 die maximal mogliche fur Trockenobjektive Bei einer NA von 0 5 des Objektivs wurde sich ergeben 0 61 500 nm 0 5 610 nm Immersionsole BearbeitenAb dem 19 Jahrhundert wurde fur die Olimmersion Zedernholzol eingesetzt Uber Eindicken konnen hohere Brechungsindices erreicht werden An der Luft verharzt es jedoch 1 Heute finden weitgehend synthetische Ole Verwendung die nicht hart werden Standardole haben einen Brechungsindex von 1 5180 bei 546 1 nm Wellenlange und liegen damit dicht am Brechungsindex von Deckglasern 1 5255 Olimmersionsobjektive sind so berechnet dass sie mit solchen Olen und einem Deckglas der richtigen Dicke die maximale Auflosung erreichen Fur bestimmte Anwendungen gibt es jedoch auch Immersionsole mit abweichenden Brechungsindizes beispielsweise von 1 30 2 11 2 In besonderen Fallen konnen Ole mit hohem und niedrigem Brechungsindex gemischt werden um einen benotigten Brechungsindex genau zu erreichen Bei der Fluoreszenzmikroskopie muss darauf geachtet werden dass das verwendete Ol keine Eigen Fluoreszenz hat Ein F in der Typenbezeichnung deutet darauf hin dass es fur die Fluoreszenzmikroskopie geeignet ist Geschichte BearbeitenBereits im 1678 erschienenen Buch Microscopium von Robert Hooke wurde die Anwendung von Immersionsflussigkeit diskutiert um den Brechungsindex des optischen Wegs zu vereinheitlichen und dadurch klarere und hellere Bilder zu erzielen Weitere Erwahnungen der Immersionsmikroskopie finden sich 1812 bei David Brewster und um 1840 bei Giovanni Battista Amici Amici baute Objektive zum Gebrauch mit Anisol das einen Brechungsindex ahnlich dem von Glas hat Er tat dies um die chromatische Aberration seines Systems zu verringern Da Objekttrager zu dieser Zeit sehr kostspielig waren setzte sich Olimmersion jedoch zunachst nicht durch und Amici wechselte zu Wasserimmersion 1853 baute er ein erstes Wasserobjektiv das er 1855 in Paris vorstellte 1 1858 baute Robert Tolles 1822 1883 ein Objektiv mit austauschbarer Frontlinse Eine zur Verwendung mit Wasserimmersion und eine weitere fur trockene Beobachtungen 1873 baute er ein sehr bekannt gewordenes 1 10 Objektiv 1859 stellte Edmund Hartnack sein erstes Wasserimmersionsobjektiv vor in das er erstmals einen Korrekturring einbaute Seine Immersionsobjektive galten als die besten seiner Zeit er konnte in den folgenden funf Jahren etwa 400 Exemplare verkaufen Ernst Gundlach 1834 1908 stellte 1867 bei der Weltausstellung in Paris ein erstes Glycerin Immersionsobjektiv vor um ein Immersionsmedium mit hoherem Brechungsindex als Wasser verwenden zu konnen 1 Tolles fuhrte 1871 Kanadabalsam als Immersionsmedium ein da er entdeckte dass es den gleichen Brechungsindex hat wie Kronglas das fur Linsen verwendet wurde 1873 baute er ein Drei Linsen Objektiv fur homogene Immersion mit Balsam das eine numerische Apertur von 1 25 erreichte Homogene Immersion bedeutet dass sich der Brechungsindex zwischen Kondensor Praparat und Objektiv nicht andert dass er also fur die verwendeten Glaser und fur die Immersionsflussigkeit gleich ist Fast gleichzeitig stellte er auch ein Glycerinobjektiv vor das eine numerische Apertur von 1 27 erreichte 1 Ab 1877 stellte Carl Zeiss Objektive fur homogene Immersion her die von Ernst Abbe entworfen wurden 1878 veroffentlichte Abbe einen Artikel in der Zeitschrift der Royal Microscopical Society in dem er die entsprechende Optik beschrieb und darauf hinwies dass homogene Immersion die maximale theoretisch erreichbare Apertur ermoglichte 1 Siehe auch BearbeitenImmersionslithografie Immersionsmethode Mineralogie Literatur BearbeitenISO 8036 2006 E Optics and photonics Microscopes Immersion liquids for light microscopy Fussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Highlights from the History of Immersion Objectives In Carl Zeiss AG Hrsg Innovation Band 15 2005 S 16 17 zeiss de PDF abgerufen am 6 Oktober 2013 Webseite des Herstellers Cargille abgerufen am 3 Juli 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Immersion Mikroskopie amp oldid 216399142