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Dieser Artikel behandelt den Begriff humanitas fur die Loge der Freimaurer siehe Humanitas Grossloge Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Zum romischen Wertbegriff 2 Romische Autoren und Schriftsteller 2 1 Publius Terentius Afer 2 Jhd v Chr 2 2 Aulus Gellius 130 n Chr 2 3 Marcus Tullius Cicero 1 Jhd v Chr 2 4 Gaius Iulius Caesar 1 Jhd v Chr 3 Humanitasbegriff im Nationalsozialismus 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer antike lateinische Begriff humanitas bezeichnet allgemein das Menschsein sowie die Normen und Verhaltensweisen die den Menschen ausmachen Im Heautontimoroumenos des Terenz findet sich die erste literarische Erwahnung der humanitas Homo sum humani nil a me alienum puto Ubersetzung nach Grimal Ich bin Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd Nach Alexander Batz gehorten concordia Eintracht fides Vertrauenswurdigkeit iustitia Gerechtigkeit audacia Wagemut und disciplina militarische Disziplin zu den mos maiorum ein em Inventar von Brauchen Regeln und Werten der Vorvater das als Orientierungsrahmen fur das individuelle und kollektive Verhalten der Mitglieder des Gemeinwesens fungierte 1 Folgt man Batz Darstellung ist die humanitas eine vergleichsweise spate Erscheinung der romischen Kulturgeschichte Obwohl das Konzept selbst bereits auf das ius gentium das Fremdenrecht zuruckgeht kam die Idee der humanitas erst unter dem Einfluss der griechischen Philosophie voll zur Geltung vgl paideia Man kann jedoch davon ausgehen dass die verschiedenen Auffassungen zur humanitas schon im Altertum grossen Spielraum fur Interpretationen liessen So kann das lateinische Nomen humanitas fur Mitmenschlichkeit Menschenliebe und Menschsein im Sinne einer sittlichen und geistigen Bildung vgl Humanitat stehen Pierre Grimal beschreibt die humanitas einerseits als die Vorstellung dass alle Mitglieder des menschlichen Geschlechts verwandt seien wie die Mitglieder derselben gens und andererseits als ein Gefuhl einer gewissen Solidaritat dass Freundschaft in jedem Fall aber Achtung gegenuber anderen Menschen beschreibt Der Begriff humanitas wurde von einigen lateinischen Schriftstellern diskutiert die sie zur Formel einer universellen Gerechtigkeit machten In dieser Vorstellung ist nach Grimal eine Erweiterung der civitas Romana zur civitas humana zu konstatieren Der Renaissance Humanismus griff den Wertbegriff der humanitas im 14 Jahrhundert neu auf Zum romischen Wertbegriff Bearbeiten Nach Haltenhoff sind romische Werte und Wertbegriffe anhand ihres situativen Charakter s zu beschreiben Einerseits meint dies die Einbettung in den sozialen Kontext und andererseits die Einbettung in eine konkrete Handlungssituation Im sozialen Kontext uben Werte wie beispielsweise pietas fortitudo oder fides eine handlungsregulierende Funktion aus die im Kreise der politischen Fuhrungsschicht Identitatssicherung und Legitimierung gewahrleisten sollen Es lassen sich nach Haltenhoff jedoch auch engere Kontexte heranziehen z B Klientelbeziehungen das Hauswesen oder das romische Heer Im Sinne einer konkreten Handlungssituation werden sittliche Werte als situationsbestimmend aufgefasst Dieses situative Verstandnis gibt Handlungssituationen vor z B eine pietas Situation oder eine fortitudo Situation die ihrerseits wiederum eine pietas Handlung oder fortitudo Handlung voraussetzen 2 Man konnte unter diesem Gesichtspunkt die Behauptung wagen dass die romische humanitas auch ein Wert gewesen sein mag der mit einer Erwartungshaltung einherging Aulus Gellius sollte die humanitas schliesslich als Menschsein durch das Streben nach Wissen und Bildung beschreiben Romische Autoren und Schriftsteller BearbeitenPublius Terentius Afer 2 Jhd v Chr Bearbeiten Das Heautontimoroumenos des aus Karthago stammenden Komodiendichter Publius Terentius Afer im deutschen Sprachraum haufiger bekannt als Terenz ist die erste literarisch uberlieferte Quelle in welcher das Nomen humanitas zu finden ist homo sum humani nil a me alienum puto 3 Nach Buchner lasst sich dieser Ausspruch beispielhaft fur die gnomischen Formulierungen des Dichters anzufuhren die haufig in geflugelten Worten weiterlebten Zudem beschrieb Buchner die Pionierrolle des Terenz bei der griechisch romische n Geistespaarung 4 die von substantieller Bedeutung fur die Entwicklung eines eigenstandigen lateinischen Humanitasbegriff ist Aulus Gellius 130 n Chr Bearbeiten Das Janusgesicht der humanitas wurde im 2 Jahrhundert n Chr von Aulus Gellius in seinen Noctes Atticae XIII 17 wie folgt beschrieben Qui verba Latina fecerunt quique his probe usi sunt humanitatem non id esse voluerunt quod volgus existimat quodque a Graecis philanthropia dicitur et significat dexteritatem quandam benivolentiamque erga omnis homines promiscam sed humanitatem appellaverunt id propemodum quod Graeci paideian vocant nos eruditionem institutionemque in bonas artis dicimus Quas qui sinceriter cupiunt adpetuntque hi sunt vel maxime humanissimi Huius enim scientiae cura et disciplina ex universis animantibus uni homini datast idcircoque humanitas appellata est 5 Wilfried Stroh gab die Worte des Gellius folgendermassen wieder Diejenigen die die lateinischen Worter geschaffen und sie richtig verwendet haben wollten unter humanitas nicht das verstanden wissen was der Pobel darunter versteht und was die Griechen filan8rwpia nennen indem es eine Art Gefalligkeit und Wohlwollen bezeichnet das sich auf alle Menschen gleichermassen erstreckt das ware humanitas im Sinn der Menschenliebe sie benannten vielmehr mithumanitasgerade das was die Griechen paideia Bildung wir dagegen Bildung und Unterweisung in den wertvollen Wissenschaften bonae artes Die Menschen die nach diesen aufrichtig verlangen und streben die sind in vorzuglicher Weise die Humanen humanissimi Denn das Sorgen um dieses Wissen und sein Erlernen ist von allen Lebewesen nur den Menschen gegeben und darum wurde es humanitas Menschsein genannt 6 Diese Auffassung impliziert auch die von Aristoteles eingefuhrte philosophische Kategorie Poiein altgriechisch poieῖn deutsch Tun Schaffen Bewirken als wesentliches Merkmal des Menschseins 7 Marcus Tullius Cicero 1 Jhd v Chr Bearbeiten Fur Marcus Tullius Cicero beschreibt humanitas unter anderem sowohl die Moglichkeiten als auch die Beschrankungen des Menschen die diesen damit auch vom Tier unterscheiden Gaius Iulius Caesar 1 Jhd v Chr Bearbeiten Gaius Iulius Caesar beschrieb in seinem aus 8 Buchern bestehenden Werk Comentarii de Bello Gallico nicht nur seine Feldzuge gegen die verschiedenen gallischen bzw germanischen Stamme sondern widmete die Einfuhrung seines Berichtes 1 1 3 der Lage und Bevolkerung Galliens In diesen Zusammenhang verwendet er die Nomen cultus Lebensart Lebensweise und humanitas hier Bildung um den Stamm der Belger naher zu charakterisieren horum omnium fortissimi sunt Belgae propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea quae ad effeminandos animos pertinent important proximique sunt Germanis qui trans Rhenum incolunt quibuscum continenter bellum gerunt 8 Bearbeitete Ubersetzung nach Baumstark Die tapfersten unter allen sind die Belger weil sie sich von der feineren Lebensweise und Bildung des romischen Gallien ganz fern halten und durchaus in keiner haufigen Beruhrung mit fremden Kaufleuten stehen die ihnen also auch keine Gegenstande zufuhren die geeignet sind eine weibische Erschlaffung der Kraft zu bewirken Sie wohnen ganz nahe bei den Germanen des rechten Rheinufers und fuhren mit diesen unaufhorlich Krieg 9 Humanitasbegriff im Nationalsozialismus BearbeitenIn der zweiten verbesserten Auflage des Brockhauses 1941 ist die Distinktion von Menschlichem und Tierischem unter dem Lemma Humanitat angefuhrt Humanitat lat humanitas Menschlichkeit die Gesittung edle Bildung in der Sittlichkeitslehre 1 alles rein Menschliche im Gegensatz zum Tierischen 2 das zum sittlichen erhobene Allgemein Menschliche besonders die Achtung vor der Wurde des Menschen und dessen Anerkennung als Selbstwert Humanitatsidee Das von der romischen humanitas derivierte Konzept der Humanitat wurde im Nationalsozialismus einer Anpassung an die staatlich getragene Rassenlehre unterzogen Eine entartete Auffassung von H im spateren 19 und beginnenden 20 Jahrh verfocht unter fuhrender Beteiligung des Judentums den Schutz alles Menschlichen um seiner selbst willen also auch des Minderwertigen und Entarteten Entgegen solchen gesunden sittlichen Anschauungen zuwiderlaufenden Ansichten betont die volkische Weltanschauung eine naturgegebene bes rassisch bedingte Ungleichheit der Menschen und den Vorrang von Gott und Staat vor einem allgemeinen Menschheitsideal 10 Der Nationalsozialismus brach mit der antiken Wertvorstellung der humanitas im Sinne der civitas humana da seine Anhanger den nunmehr in Verwendung stehenden Begriff der Humanitat nur mehr fur jene gelten liessen die nicht infolge der von ihnen vertretenen rassisch bedingten Ungleichheit der Menschen als Minderwertige oder Entartete stigmatisiert wurden Literatur BearbeitenChristoph Horn Christof Rapp Worterbuch der antiken Philosophie Munchen 2002 S 200f Rudolf Rieks Homo humanus humanitas Zur Humanitat in der lateinischen Literatur des 1 nachchristlichen Jahrhunderts W Fink Tubingen 1967 Pierre Grimal Romische Kulturgeschichte Munchen 1961 S 98 Wilfried Stroh Der Ursprung des Humanitatsdenkens in der romischen Antike Vortrag vor der Goethe Gesellschaft zum Jahresthema Das Problem der Humanitat in der Goethezeit und heute Munchen 1989 S 6 Alexander Batz Glaube und Kalkul In Zeitgeschichte 2 14 Augustus Roms erster Kaiser Hamburg 2014 S 71 Friedrich Arnold Brockhaus Der Neue Brockhaus Allbuch in vier Banden Zweite verbesserte Auflage zweiter Band F K Leipzig 1941 S 456 Christoph Horn Christof Rapp Worterbuch der antiken Philosophie Munchen 2002 S 200f Maximilian Braun Andreas Haltenhoff Fritz Heiner Mutschler Hg Moribus antiquis res stat Romana Romische Werte und romische Literatur im 3 und 2 Jh v Chr In Beitrage zur Altertumskunde Bd 134 Leipzig 2000 S 24Einzelnachweise Bearbeiten Maximilian Braun Andreas Haltenhoff Fritz Heiner Mutschler Moribus antiquis res stat Romana Romische Werte und romische Literatur im 3 und 2 Jh v Chr In Beitrage zur Altertumskunde Bd 134 Leipzig 2000 S 7 Andreas Haltenhoff Wertbegriff und Wertbegriffe In Moribus antiquis res stat Romana Romische Werte und romische Literatur im 3 und 2 Jh v Chr In Maximilian Braun Andreas Haltenhoff Fritz Heiner Mutschler Hg Beitrage zur Altertumskunde Bd 134 Leipzig 2000 S 24 Karl Buchner Terenz in der Kontinuitat der abendlandischen Humanitat In Humanitas Romana Studien uber Werke und Wesen der Romer Heidelberg 1957 S 50 Karl Buchner Terenz in der Kontinuitat der abendlandischen Humanitat In Humanitas Romana Studien uber Werke und Wesen der Romer Heidelberg 1957 S 63 1 AVLI GELLI NOCTES ATTICAE LIBER XIII Abgerufen am 12 September 2014 2 Der Ursprung des Humanitatsdenkens in der Romischen Antike Vortrag Abgerufen am 12 September 2014 Siehe unter Liste der aristotelischen Kategorien 3 1 1 3 Beschreibung Galliens und seiner Bevolkerung Abgerufen am 14 September 2014 4 1 1 3 Beschreibung Galliens und seiner Bevolkerung Ubersetzung nach Baumstark Abgerufen am 14 September 2014 Friedrich Arnold Brockhaus Der Neue Brockhaus Allbuch in vier Banden Zweite verbesserte Auflage zweiter Band F K Leipzig 1941 S 456 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Humanitas amp oldid 214673154