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Die Homburg auch Humburg Hohenburg oder Homburgs Knapp genannt 1 ist eine abgegangene grosse mittelalterliche Turmhugelburg Motte am Sudufer der Lippe Im zwolften Jahrhundert diente sie als Sitz der Grafen von Berg Sie lag rund 1 5 km nordwestlich des heutigen Stadtbezirks Hamm Herringen Einstmals eine der grossten Burgen der Region ist von ihr heute so gut wie nichts mehr erhalten HomburgAlternativname n Hoemborgh Hohe Burg bzw HohenburgStaat DeutschlandOrt HammEntstehungszeit ungeklart moglicherweise 1075 oder im 12 JahrhundertBurgentyp Niederungsburg MotteErhaltungszustand Burgstall uberbautStandische Stellung Hoher AdelBauweise BruchsandsteinGeographische Lage 51 40 N 7 44 O 51 672315620325 7 7273797988892 55 Koordinaten 51 40 20 3 N 7 43 38 6 OHohenlage 55 m u NNHomburg Nordrhein Westfalen p1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Historisches Erscheinungsbild 3 Geschichte 4 Archaologische Forschung 4 1 Funde 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLage BearbeitenDie Homburg oder Hohenburg befand sich am Sudufer der Lippe rund 1 5 km nordwestlich des heutigen Stadtbezirks Hamm Herringen 500 Meter westlich von Haus Nordherringen Von der Lunener Strasse erreicht man uber einen 400 Meter langen Feldweg den Torksweg Von dieser Stelle aus sieht man eine grossflachige Bergehalde deren Nordrand den sudlichen Rest der Burganlage uberdeckt Der uberwiegende Teil der Homburg befand sich im Bereich des heutigen Kanalhafens des VEW Gerstein Kraftwerks Er ist somit vollstandig verschwunden Historisches Erscheinungsbild BearbeitenBei der Homburg handelt es sich um eine Motte eine der grossten in Norddeutschland Sie bestand aus zwei kunstlich aufgeschutteten Hugeln Der nordliche von ihnen hatte noch gegen Ende des 19 Jahrhunderts einen Durchmesser von 75 Meter und eine Hohe von 9 Meter Der sudliche mass 90 75 Meter und hatte eine Hohe von 3 Meter Beide Erhebungen stiegen randlich steil an und waren oben plateauartig abgeflacht Der Nordhugel lag in unmittelbarer Nachbarschaft des Lippeufers in der von Sumpfen durchzogenen Aue Er bestand grosstenteils aus Sand der an bestimmten Stellen mit grauem Mergel durchsetzt war Der flachere Sudhugel war hingegen auf der trockenen Terrasse errichtet und von einem etwa 2 Meter tiefen und 4 Meter breiten Graben umgeben im Bereich zwischen den Hugeln wurde der Graben bis zu etwa 3 Meter tief und 6 Meter breit Beschreibungen aus dem 19 Jahrhundert lassen vermuten dass sudlich der Burg ein Sicherungssystem aus Graben und Wallen existierte dessen genaue Ausmasse sich jedoch heute nicht mehr bestimmen lassen Wie die meisten Motten war auch die Homburg in eine Vor und eine Hauptburg untergliedert Nach den archaologischen Erkenntnissen und durch Vergleiche mit anderen Burgen ist davon auszugehen dass auf dem hoheren nordlichen Hugel ursprunglich ein machtiger Wehrturm als Kernstuck der Befestigungsanlage stand Die Vorburg befand sich auf dem sudlichen Hugel Vermutlich standen hier auch die Wirtschafts und Wohngebaude Grossere Baustrukturen aus Stein hat es auf der Homburg offensichtlich nicht gegeben ganz im Gegensatz zur Burg Mark die sich ebenfalls im Stadtgebiet des heutigen Hamm befindet und etwa zur gleichen Zeit errichtet worden sein muss Befestigungsmauern und Hauser bestanden aus Holz Es gibt durchaus Rekonstruktionsvorschlage allerdings haben diese hypothetischen Charakter So ist etwa die Befestigung durch Palisaden archaologisch nicht nachgewiesen im Vergleich mit anderen besser erforschten Burganlagen aus der gleichen Zeit jedoch sehr naheliegend nbsp Gedenkstein am Kanal hafens des VEW Ger stein Kraftwerks nbsp Tafel auf dem GedenksteinGeschichte BearbeitenAngesichts ihrer Grosse muss die Homburg eine bedeutende Burg gewesen sein Es erstaunt daher dass es in den zeitgenossischen mittelalterlichen Quellen keinerlei Anhaltspunkte fur ihre Existenz oder Geschichte gibt Nicht einmal der mittelalterliche Name zur Zeit ihrer Benutzung ist bekannt Heinrich von Hovel der im 16 Jahrhundert lebte hegte die Vermutung dass sich der Name Homburg von den Hunnen ableitet Nach J D von Steinen ist der Name jedoch eher auf den Begriff Hoemborgh zu interpretieren als Hohe Burg zuruckzufuhren Von Steinen stutzt dies auf eine Urkunde aus dem 17 Jahrhundert die wiederum auf eine andere nicht mehr erhaltene Urkunde Bezug nimmt Um den Platz an dem sich die Homburg befand ranken sich mehrere Sagen In der Romerzeit soll hier eine geheimnisvolle germanische Seherin gelebt haben die Velda oder Veleda genannt wurde Ferner heisst es die Ritter von der Homburg seien im Mittelalter strenge bisweilen grausame Herren gewesen Der letzte von ihnen soll sogar auf einem eisernen Stuhl zu Gericht gesessen haben der sich einige hundert Meter lippeaufwarts an der Krausen Linde befunden haben soll Die Bauern hatten ihn oft auf seinem eisernen Stuhl aus der Lippe aufsteigen sehen Der Erbauer der Burg war offensichtlich der obersten Gesellschaftsschicht zugehorig Die Burg wurde direkt an der Bistumsgrenze von Koln zu Munster errichtet unweit des Dorfes Herringen Dort war das Kloster Deutz Besitzer des Haupthofes und der Kirche Es ist bekannt dass die Vogte des Klosters Deutz die Herren von Berg um 1075 die Grafschaft Hovel erbten andere Ansicht nach 1124 Die Burg war also moglicherweise Sitz der Grafen von Berg als Vogte des Klosters Deutz Die Anlage ware dann nach 1075 bzw 1124 erbaut worden Fur den Bau der Homburg erst im 12 Jahrhundert spricht auch dass der Grafentitel bei den Bergern erst 1077 nachweisbar ist Ausserdem ubten die Grafen von Berg ihre Herrschaft im zum Bistum Munster gehorenden nordlichen Teil der Grafschaft nicht selbst aus sondern liessen sie von anderen Adeligen verwalten Stattdessen herrschten sie sudlich der Lippe selbst wohl gestutzt durch ihr traditionell gutes Verhaltnis zu den Erzbischofen von Koln die Familie Berg stellte allein funf der Erzbischofe von Koln Es drangt sich die Vermutung auf dass die Grafen von Berg nach 1160 keine so machtige Burg mehr errichtet hatten da sie in diesem Jahr vom Kolner Erzbischof mit der Herrschaft Altena belehnt wurden Die Bauzeit der Homburg konnte also zwischen 1070 und 1160 eingegrenzt werden Die Homburg diente als Herrschaftsmittelpunkt und Reprasentationsbau der neuen Herrschaft der Grafen von Berg an der Lippe Archaologische Funde weisen darauf hin dass die Burg um 1200 oder in den ersten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts abgebrannt sein muss Diese Zeitangabe deckt sich auffallig mit der Zerstorung der Burg und Stadt Nienbrugge im Jahre 1225 die eine Folge des Mordes an dem Kolner Erzbischof Engelbert I von Koln durch die Verbundeten des Friedrich von Isenberg war Da sich die Homburg ebenfalls im Besitz des Adelsgeschlechtes Berg Altena Isenberg befand ist es durchaus wahrscheinlich dass auch die Zerstorung der Homburg in diesem Zusammenhang zu sehen ist Ferner hat die Auswertung von archaologischem Material ergeben dass die Burg im Jahre 1388 bereits seit fast zwei Jahrhunderten nicht mehr bewohnt gewesen ist Es drangt sich also die Annahme auf dass die Burg entweder bei ihrer mutmasslichen Zerstorung im Jahre 1225 oder um 1160 im Zuge der Ubersiedlung auf die Burg Altena aufgegeben worden ist Nachfolgebau der Homburg war moglicherweise das Haus Nordherringen Dieses im 19 Jahrhundert abgebrochene Bauwerk wurde als Burganlage der Grafen von der Mark an der Mundung des Herringer Bachs in die Lippe angelegt Die Anlage diente der Sicherung der Lippegrenze nach Norden Es befand sich nur etwa einen halben Kilometer lippeaufwarts 1912 wurde die Anlage durch den Bau des Datteln Hamm Kanals massiv beschadigt Der Kanal verlauft mitten durch die Burg Im Fruhjahr 1936 wurde der nordliche Hugel fast vollstandig abgetragen um damit feuchte Altarme der Lippe aufzufullen und neues Weideland zu gewinnen Am 4 August 1971 brach rund 100 Meter ostlich von Homburgs Knapp der Kanaldamm Bulldozer schoben daraufhin die verbliebenen Erdmassen der Hauptburg zur Verstarkung der Bruchstelle heran Nach 1976 wurde der nicht durch den Kanalbau gestorte Teil der Vorburg von einer Bergehalde uberschuttet 1990 beseitigte man die letzten Reste der Hauptburg bei der Anlage des Kanalhafens fur das Gersteinwerk Archaologische Forschung BearbeitenZu den ersten Grabungen und Funden kam es 1851 bis 1861 Hier hat sich besonders Hofrat Moritz Friedrich Essellen aus Hamm hervorgetan Um 1900 wurde die Hohenburg durch den Dortmunder Museumsdirektor Albert Baum untersucht Im Zuge des Baus des Datteln Hamm Kanals 1912 konnten trotz der weitestgehenden Zerstorung der Anlage zahlreiche wertvolle Funde geborgen werden Diese sind heute Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin Der damalige Direktor des Gustav Lubcke Museums der Stadt Hamm Ludwig Banfer hat 1936 im Zuge der Zerstorung des nordlichen Hugels viele archaologische Informationen dokumentiert Diese Aufzeichnungen sind jedoch wahrend des Zweiten Weltkrieges vernichtet worden lediglich die Fotos sind erhalten geblieben Im folgenden Jahr fuhrte Uwe Lobbedey vom damaligen Landesamt fur Denkmalpflege eine kleinere Ausgrabung im sudlichen Bereich der Vorburg durch Diese blieb jedoch weitestgehend ergebnislos Funde Bearbeiten In den Jahren 1860 61 wurde an der Nordseite der Hauptburg ein ca 4 4 Meter grosser Gebaudegrundriss freigelegt Es handelte sich um einen Keller mit einer Wandverkleidung aus trockengemauerten Bruchsandsteinen der bis ca 1 5 Meter unter die Hugeloberflache eingetieft war und einen nach Suden gerichteten Eingang aufwies Das zugehorige Gebaude ist einem Brand zum Opfer gefallen einige Sandsteine waren durch Hitze gerotet und die Kellerfuhrung stark mit Holzkohle und Asche durchsetzt Im Gebaudeinneren fand sich ein Kastenschloss mit eisernem Uberwurf das wohl zu einer Truhe gehort Es wurden auch mehrere Waffen gefunden eine eiserne Lanzenspitze und insgesamt funf Pfeilspitzen Zu den weiteren Funden aus dieser Zeit gehoren Hufeisen Stachelsporen und ein Eisenring Die Grabungen 1912 forderten mehrere bronzene Beschlage eines Pferdezaumzeugs und einen grossen langlich geschwungenen Beschlag mit Ornamenten an den Enden zutage Das Oberteil eines Bronzeleuchters belegt den gehobenen Lebensstil der Burgbewohner Haufig sind Relikte abschliessbarer Truhen Scherben von Tongefassen bestehen vor allem aus grauer Irdenware Zwischen den beiden Hugeln wurden zudem Reste einer holzernen Brucke angetroffen Das bedeutendste Fundstuck der obere Teil eines romanischen Kerzenleuchters wurde 1921 von dem Bergmann Simon aus Nordherringen entdeckt Es ahnelte formal dem 1912 gefundenen Bronzeleuchter ist jedoch weitaus aufwendiger gestaltet 1936 wurden dann zahlreiche Keramikfragmente gefunden Ein Kettenhemd das am Fuss der Westseite entdeckt worden war ist leider nicht erhalten Siehe auch Liste deutscher TurmhugelburgenEinzelnachweise Bearbeiten Diese Bezeichnung gilt nicht fur die Burg selbst sondern bezeichnet das von ihr verbleibende Bodendenkmal Literatur BearbeitenGeorg Eggenstein Andreas Haasis Berner Die Homburg und die Burg Mark Kreisfreie Stadt Hamm Fruhe Burgen in Westfalen Band 19 Altertumskommission fur Westfalen Landschaftsverband Westfalen Lippe Munster 2002 ISSN 0939 4745 S 4 19 PDF 23 4 MB Georg Eggenstein III Vor 1226 Burg Homburg bei Nordherringen In Zeitspuren Die Anfange der Stadt Hamm Herausgegeben von Georg Eggenstein und Ellen Schwinzer Notizen zur Stadtgeschichte Schriftenreihe des Gustav Lubcke Museums Hamm Heft 8 DruckVerlag Kettler Bonen 2002 Moritz Friedrich Essellen Die Hohenburg bei Herringen an der Lippe und die Grabstatte auf derselben In Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde Westfalen Bd 22 2 1862 S 261 286 Weblinks BearbeitenHammWiki Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homburg Hamm amp oldid 235873770