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Holzstoff englisch mechanical pulp ist eine zusammenfassende Bezeichnung fur Faserstoffe die durch mechanische Zerfaserung aus Holz gewonnen und fur die Herstellung bestimmter Sorten von Papier Karton und Pappe verwendet werden Die Herstellung erfolgt entweder durch rein mechanischen Holzaufschluss oder mit thermischer und oder chemischer Vorbehandlung Wirtschaftlich bedeutende Holzstoff Sorten sind Holzschliff Druckschliff und thermomechanischer Holzstoff auch TMP genannt Abkurzung fur englisch thermomechanical pulp Holzschleifer im Industriemuseum Alte Dombach in Bergisch GladbachHolzstoffe enthalten anders als Zellstoff grosse Anteile an Lignin Der hohe Ligninanteil fuhrt zum Vergilben von sogenanntem holzhaltigem Papier das grossere Mengen Holzstoff enthalt Holzstoff wird daher zur Herstellung von kurzzeitig verwendeten Papieren eingesetzt wie Zeitungspapier und Papiere fur Zeitschriften LWC Papier und SC Papier Fur alterungsbestandige Papiere wird Zellstoff verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Produktion 2 1 Schliff Verfahren 2 1 1 Holzschliff 2 1 2 Druckschliff 2 2 Refiner Verfahren 2 2 1 Thermomechanical pulp TMP 2 2 2 Chemithermomechanical pulp CTMP 3 Verwendung 3 1 Vorteile 3 2 Nachteile 4 Chemischer Nachweis 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFruher wurde Papier vor allem aus Lumpen Hadern gewonnen Wegen der begrenzten Verfugbarkeit dieses Rohstoffs wurden etwa ab dem Jahr 1700 nach Alternativen gesucht siehe dazu Papier Industrialisierung Friedrich Gottlob Keller entwickelte Mitte des 19 Jahrhunderts das noch heute ubliche Verfahren zur Erzeugung von Holzschliff was der Papierherstellung eine neue Rohstoffbasis erschloss Keller verkaufte im Jahre 1846 sein Patent zur Holzschliff Herstellung dem schwabischen Fabrikanten Heinrich Voelter 1817 1887 aus Heidenheim der dann zusammen mit dem Maschinenbauer Johann Matthaus Voith 1803 1874 das Kellersche Holzschliffverfahren zur industriellen Reife weiterentwickelte Im 19 Jahrhundert wurden auch Verfahren zur Gewinnung des hoherwertigen aber aufwendiger zu erzeugenden Zellstoffs entwickelt Produktion Bearbeiten nbsp Holzschleifer SchemaHolzstoff wird aus dem Rohstoff Holz der hauptsachlich aus Lignocellulose besteht gewonnen Lignocellulose besteht aus Cellulosemolekulen die zu Fasern zusammengelagert sind Eine Matrix aus Lignin durchwirkt die Cellulose so dass ein druck und reissfester Verbund entsteht Bei der Herstellung von Holzstoff erfolgt eine Zerfaserung des Holzes mit verschiedenen Verfahren Durch die fast vollstandige Verwendung des Rohstoffs sind hohe Ausbeuten moglich Allerdings werden die Fasern durch die mechanische Einwirkung zum Teil beschadigt oder gekurzt was zu einer Reduzierung der Papierfestigkeit fuhrt Bei der Herstellung von Zellstoff hingegen wird der Ligninanteil mit chemischen Methoden entfernt so dass bei geringerer Ausbeute und hoherem Aufwand der hoherwertige Zellstoff gewonnen wird der fast vollstandig aus Cellulose besteht Meist wird bei der Holzstofferzeugung Rundholz oder Prugelholz eingesetzt wobei Nadelholz wegen der Langfaserigkeit bevorzugt wird Unterschiedliche Verfahren fuhren zu den verschiedenen Holzstoff Sorten Schliff Verfahren Bearbeiten Schliff Produkte werden durch Zerfaserung von Holz mit Hilfe von Schleifsteinen erzeugt Holzschliff Bearbeiten Die Herstellung von Holzschliff Weissschliff erfolgt mechanisch Entrindete Holzprugel Meterholz oder Holzspalten von Nadelholzern meist Fichte werden unter Zusatz von warmem Wasser auf rotierende Schleifsteine gepresst und zerschliffen zerfasert Anschliessend kann eine weitere Vermahlung zur Anpassung der Fasern erfolgen Der im Kaltschliff hergestellte Weissschliff ist von ziemlich heller Farbe jedoch nur von geringer Festigkeit da die Fasern zerrissen sind Wird das Holz vor dem Schleifen gedampft vornehmlich harzreiches Kiefernholz so entsteht Braunschliff mit besseren Festigkeitseigenschaften als Weissschliff Druckschliff Bearbeiten Eine modernere Produktionsvariante ist der Druckschliff Gegenuber ublichem Holzschliff der bei einer Temperatur unter 100 C erzeugt wird erlaubt die Kapselung des Schleifers einen hoheren Druck und dadurch eine hohere Temperatur Das erweicht die Ligninmatrix Dadurch kann das Ausgangsholz leichter zerfasert und eine grossere Lange der Cellulosefasern erreicht werden Refiner Verfahren Bearbeiten nbsp Wirkpaarungen eines Refiners Kante gegen Kante Flache gegen Flache Messerzelle gegen MesserzelleBei den Refiner Verfahren erfolgt zunachst eine Zerkleinerung in Hackschnitzel und nach weiteren Prozessschritten die Zerfaserung im Refiner Thermomechanical pulp TMP Bearbeiten Bei der TMP Erzeugung werden Hackschnitzel 3 bis 5 Minuten lang mit ca 110 130 C heissem Dampf aufgewarmt Bei dieser Temperatur erweicht das Lignin und der Faserverbund beginnt sich aufzulosen Anschliessend wird das Holz zwischen den Kanten eines Refiners zerfasert Diese Faserstoffmahlung geschieht meistens in zwei Durchgangen um die Einzelfasern schonend zu gewinnen In der ersten Refinerstufe werden die aufgeweichten Hackschnitzel bei Uberdruck vorzerkleinert in einem zweiten Refiner wird der grobe Faserstoff bei Atmospharendruck weiter zerfasert 1 Durch die thermische Vorbehandlung nahern sich die Eigenschaften teilweise denen des teureren Zellstoffs an wie z B hohere Reissfestigkeit des daraus hergestellten Papiers 2 Chemithermomechanical pulp CTMP Bearbeiten Eine Variante des TMP ist die chemo thermische Holzstofferzeugung CTMP bei der die Hackschnitzel zusatzlich chemisch vorbehandelt werden Das Produkt ist durch die chemische Vorbehandlung dunkler als TMP 3 CTMP kann auch gebleicht werden und wird dann als BCTMP bezeichnet bleached chemi thermo mechanical pulp Verwendung BearbeitenJe nach den gewunschter Papiereigenschaften Opazitat Lichtstreufahigkeit Volumen Steifigkeit Helligkeit Oberflacheneigenschaften Binde und Festigkeitseigenschaften und nach okonomischen Aspekten werden unterschiedliche Holzstoffe eingesetzt Oft findet auch eine Kombination mit anderen Faserstoffen statt z B mit aufbereitetem Altpapier Altpapierstoff oder langfaserigem Zellstoff aus Nadelholz um die gewunschte Papierqualitat zu erreichen 4 Vorteile Bearbeiten Holzstoff ist fur die Kartonherstellung deutlich vorteilhafter als Zellstoff da das Lignin im Zellstoffverbund zusatzliche Steifigkeit gibt Auch fur Zeitungspapier ist ligninfreies Papier aus Zellstoff ungeeignet Die Herstellung von Holzstoff ist zudem einfacher und damit kostengunstiger als die Herstellung von Zellstoff da der komplexe Kochvorgang zur Ligninentfernung entfallt Die Ausbeute bezogen auf den Holzeinsatz liegt bei Holzstoff bei etwa 90 bei Holzschliff und TMP Holzstoff 90 96 bei CTMP Holzstoff knapp unter 90 da fast alle Inhaltsstoffe des Holzes darunter auch das Lignin im Holzstoff nahezu unverandert vorhanden sind Bei der Zelluloseherstellung liegt die Ausbeute durch die Entfernung des Lignins deutlich niedriger etwa 50 3 Nachteile Bearbeiten Der grosste Nachteil von Holzstoff bei vielen Anwendungen besteht im Ligningehalt Unter Licht und Sauerstoffeinfluss vergilbt das Lignin Papier mit einem hohen Holzstoffgehalt verfarbt sich dadurch schnell Zeitungspapier Die sichtbare Papierqualitat mit Holzstoff ist schlechter als bei Zellstoff da es zu einer deutlich starkeren Flockenbildung kommt wodurch die Formation beeintrachtigt ist Fur den Schleifvorgang wird sehr viel Energie benotigt um die Schleifscheiben und Hackselanlagen anzutreiben Der Energiebedarf ist abhangig von der Intensitat der Mahlung und liegt zwischen 1500 und 3500 kWh t Dieser hohe Energiebedarf und die Verfugbarkeit von preiswertem Altpapier haben in Mitteleuropa zur Verwendung von nahezu 100 Altpapier zur Herstellung von Zeitungspapier gefuhrt Innerhalb Europas wird TMP nur noch in Skandinavien zu Zeitungspapier verarbeitet Insbesondere Papier aus Holzschliff hat niedrige Festigkeitswerte da die Fasern bei der Herstellung stark beschadigt werden Refiner Holzstoff hat bessere Festigkeitseigenschaften CTMP ist in dieser Hinsicht bereits mit Zellstoff vergleichbar 1 Durch Mischen mit Zellstoff kann die Festigkeit erhoht werden Chemischer Nachweis BearbeitenHolzschliff kann durch Rotfarbung des enthaltenen Lignins mit salzsaurer Phloroglucinlosung nachgewiesen und so von Zellstoff unterschieden werden Verwendet wurden dazu haufig auch Wursters Blau und Rot nach Casimir Wurster und Anilinsulfat Siehe auch BearbeitenPapierzerfallLiteratur BearbeitenH Sixta Handbook of Pulp VCH Wiley 2006 ISBN 3 527 30999 3 S 1071 f Weblinks BearbeitenSuche nach Holzstoff In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Holzstoff im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Einzelnachweise Bearbeiten a b Refiner Holzstoff papierundtechnik de 30 Juli 2009 Jurgen Blechschmidt Hrsg Taschenbuch der Papiertechnik Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag 2 aktualisierte Auflage 2013 S 106 a b Holzstoff Lexikon der Papierindustrie austropapier at Faserstoff papierundtechnik de 31 Juli 2008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzstoff amp oldid 201216316 Holzschliff