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Als Hohllatex englisch hollow latex auch Opak Polymer oder polymere Mikrohohlpartikel bezeichnet man eine besondere Form mehrphasiger Polymerpartikel TEM Aufnahme hohler LatexpartikelEs handelt sich um meist durch eine mehrstufige Emulsionspolymerisation hergestellte Polymerdispersionen aus Kern Schale Teilchen deren Kern in einem weiteren Verfahrensschritt gequollen wird Durch Trocknung diffundiert das Wasser aus dem gequollenen Kern der dadurch kollabiert und im Teilchen einen Hohlraum hinterlasst Die Hauptanwendung dieser Polymerdispersionen liegt im teilweisen Ersatz klassischer Weisspigmente wie Titandioxid in Dispersionsfarben und Papierbeschichtungen Hauptproduzent ist die Firma Rohm and Haas welche die Dispersionen unter dem Handelsnamen Ropaque vertreibt Inhaltsverzeichnis 1 Herstellungsverfahren 1 1 Aufquellen mehrphasiger Polymerpartikel 1 2 Aufquellen homogener Latices 1 3 Polymerisation in Gegenwart eines Extenders 2 Anwendungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHerstellungsverfahren BearbeitenEs existieren mehrere unterschiedliche Verfahren fur die Herstellung von Hohllatices von denen derzeit aber nur das Aufquellen mehrphasiger Polymerpartikel eine grossere Bedeutung besitzt Die anderen Verfahren haben derzeit nur untergeordnetes Interesse oder stellen Sonderformen von Verkapselungsverfahren dar Aufquellen mehrphasiger Polymerpartikel Bearbeiten nbsp Herstellung hohler Latexpartikel durch Aufquellen mehrphasiger Polymerpartikel TEM Aufnahmen der einzelnen Schritte a hydrophiler Kernlatex b Kernlatex mit aufpolymerisierter Schale c nach dem AufquellenMit diesem von Rohm amp Haas patentierten 1 mehrstufigen Verfahren lassen sich hohle Latexpartikel mit einem Durchmesser von einigen hundert Nanometern bis wenige Mikrometer herstellen Das Prinzip ist das Aufquellen des Kerns eines Kern Schale Partikels der beim Eintrocknen der Dispersion kollabiert und einen Hohlraum hinterlasst Die einzelnen Verfahrensschritte sind Herstellen einer wassrigen Dispersion des Kernpolymeren durch Emulsionspolymerisation von Acryl und Methacrylsaureestern mit ca 30 bis 40 Methacrylsaure Die so erzeugten Polymerpartikel konnen durch Einwirkung einwertiger Basen Salmiakgeist Natronlauge usw aufgequollen werden Anstelle der Methacrylsaure kann auch Acrylamid Methacrylamid oder deren Abkommlinge copolymerisiert werden die Teilchen sind dann durch einwertige Sauren Essigsaure Salpetersaure usw quellbar 2 Bei Copolymerisation dieser wasserloslichen Monomere muss ausserdem eine geringe Menge eines mehrfunktionellen Monomers z B Ethylenglycoldimethacrylat Butandioldiacrylat u A als Vernetzer copolymerisiert werden um die Ausbildung einer Schale im zweiten Schritt zu ermoglichen Denkbar ist auch ein Verzicht auf die hydrophilen Comonomeren 3 Das gebildete Polymer wird durch Einwirkung starker Basen teilweise verseift und der Kern quillt auf Aufpolymerisieren einer Schale aus einem nicht oder nur sehr wenig quellbaren Polymer auf den Kernlatex Als Monomere konnen wieder Ester der Acryl oder Methacrylsaure Styrol oder auch Acrylnitril zum Einsatz kommen Geringe Mengen Acryl oder Methacrylsaure wenige Prozent ermoglichen die Ausbildung einer gleichmassigeren Schale Die Polymerisation von Kern und Schale mussen im sauren bis max neutralen pH Bereich durchgefuhrt werden Die Glasubergangstemperatur der Polymeren ist so zu wahlen dass die Polymeren bei der Anwendungstemperatur hart wahrend des Aufquellens aber verformbar sind Aufquellen der Kern Schale Dispersion mit einer einwertigen Base Salmiakgeist Natron oder Kalilauge Amine bei Temperaturen oberhalb der Glasubergangstemperatur des Schalenpolymers Da die Base durch die Schale in den Kern eindiffundieren muss ist fur diesen Prozessschritt eine gewisse Dauer notwendig etwa eine halbe bis einige Stunden Auf die gequollenen Teilchen konnen weitere Schalen aufpolymerisiert werden Der Kern macht nur einige wenige Prozent des Massenanteils des Polymerpartikels aus Beim Eintrocknen der Dispersion schrumpft der Kern zusammen und hinterlasst einen Hohlraum Das kollabierte Kernpolymer bedeckt ublicherweise dann die innere Oberflache des Partikels Aufquellen homogener Latices Bearbeiten Mit diesem Verfahren konnen Polymerteilchen mit einem oder mehreren Hohlraumen hergestellt werden Die Teilchendurchmesser liegen bei einigen hundert Nanometern Im Vergleich zum zuvor geschilderten Verfahren ist dieser Prozess zwar etwas weniger aufwendig die fertige Dispersion enthalt aber recht hohe Anteile an Tensiden und Salzen die bei einer weiteren Nutzung z B in Dispersionsfarben storen konnen Ausgangspunkt des Verfahrens ist ein durch Emulsionspolymerisation hergestellter carboxygruppenhaltiger Latex Dieser besteht aus einem Copolymeren aus Styrol 4 5 6 mit Methacrylsaure wobei ein Teil des Styrols durch andere Monomere wie Methylmethacrylat 7 n Butylacrylat 8 1 3 Butadien o a ersetzt werden kann Statt Methacrylsaure kann auch Acrylsaure benutzt werden was aber unter Umstanden zu Problemen mit der Homogenitat des Polymerpartikel fuhrt 9 Der Methacrylsauregehalt liegt ungefahr zwischen 5 und 14 nbsp Aufquellen carboxygruppenhaltiger Latices Abhangigkeit der Morphologie vom pH Wert bei der Alkalibehandlung TEM Aufnahmen a ohne Alkalizugabe b pH 10 c pH 11 d pH 12Die so erhaltene Polymerdispersion wird durch Zugabe weiteren Tensids stabilisiert und bei Temperaturen oberhalb der Glasubergangstemperatur des Copolymers durch Zugabe einer Base aufgequollen Als Base wird zumeist Kalilauge eingesetzt andere einwertige Basen Salmiakgeist Ethanolamin fuhren aber zu ahnlichen Ergebnissen Bei Verwendung mehrwertiger Basen z B Calciumhydroxid kommt es wegen der ionischen Vernetzung zwischen den Carboxygruppen und den mehrwertigen Kationen zu keinem Aufquellen der Teilchen 10 Durch Zugabe von Losemitteln wie Toluol oder monomerem Styrol vor der Alkalizugabe konnen die Polymerpartikel angequollen werden wodurch die Einwirkung der Base bei niedrigeren Temperaturen erfolgen kann Nach der Alkalibehandlung wird der pH Wert durch Zugabe einer Saure z B Salzsaure Schwefelsaure oder auch Methacrylsaure in den sauren Bereich eingestellt Die Saurebehandlung erfolgt wiederum bei Temperaturen oberhalb der Glasubergangstemperatur Die so behandelten Polymerpartikel enthalten nach dem Eintrocknen der Dispersion in Abhangigkeit vom pH Wert bei der Alkalibehandlung einen oder mehrere Hohlraume Bei sehr hohen pH Werten werden nur ein bzw sehr wenige Hohlraume gebildet mit sinkendem pH Wert nimmt die Anzahl der Hohlraume zu und deren Durchmesser ab Polymerisation in Gegenwart eines Extenders Bearbeiten Dieses Verfahren beruht auf der Emulsions 11 12 oder auch Suspensionspolymerisation 13 in Gegenwart eines Extenders also eines inerten nicht polymerisierbaren Kohlenwasserstoffes Als Monomere kann beispielsweise eine Mischung aus Styrol und oder Acryl bzw Methacrylsaureestern mit Acrylsaure dienen eventuell unter Zusatz eines Kettentransferreagens zur Verringerung der Molmasse Der Extender muss mit dem Monomeren mischbar und hydrophober als dieses sein Das gebildete Polymer darf im Extender nicht loslich sein Der Siedepunkt sollte oberhalb der maximalen Reaktionstemperatur liegen Ein Beispiel fur einen moglichen Extender ist i Octan Im Verlauf der Polymerisation bilden sich zunachst vom Extender gequollene Partikel mit fortschreitender Polymerisation fallt das Polymer aus und lagert sich in den oberflachennahen Bereichen der Partikel an Das Ergebnis ist ein Kern Schale Teilchen mit dem Extender als Kern und dem gebildeten Polymer als Schale Durch Zudosierung und Polymerisation eines vernetzenden Monomers z B Mischung aus Styrol und Divinylbenzol kann die gebildete Struktur noch verfestigt werden Das Verfahren kann als Emulsionspolymerisation oder auch als Suspensionspolymerisation angelegt sein Beim Eintrocknen der so erhaltenen Dispersion diffundiert der Extender aus dem Teilchen heraus und hinterlasst einen Hohlraum Prinzipiell nach dem gleichen Schema erfolgt die Verkapselung von Farbstoffen bzw Vorstufen davon fur Durchschreibpapiere oder auch von Duftstoffen fur Riechproben z B in Werbeanzeigen fur Kosmetika Anwendungen BearbeitenAnwendung finden Hohllatices hauptsachlich als teilweiser Ersatz klassischer Weisspigmente z B Titandioxid in Dispersionsfarben Im Vergleich zu anderen Weisspigmenten soll unter anderem eine hohere Scheuerfestigkeit der Farben bei geringerem Bindemittelbedarf erreicht werden 14 Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Papierstreicherei Hier konnen im Vergleich zu mineralischen Pigmenten Vorteile bezuglich der Weissheit der Oberflachengute glattere Oberflache da die an der Oberflache befindlichen Hohlteilchen beim Kalandieren plattgedruckt werden und des geringeren Flachengewicht der beschichteten Papiere 15 erzielt werden Als Betonzusatz sollen Hohllatices eine Alternative zu Luftporenbildnern zur Erhohung der Frostbestandigkeit darstellen 16 Als Vorteile werden die gleichmassigere Verteilung der Teilchen sowie eine verbesserte Druckfestigkeit angegeben In Epoxidharzen dispergiert konnen getrocknete Hohllatices eine Erhohung der Schlagzahigkeit analog zu den sonst verwendeten Kautschukpartikeln bewirken 17 18 Literatur BearbeitenJ W Vanderhoff J M Park M S El Aasser Preparation of Particles for Microvoid Coatings by Seeded Emulsion Polymerization In Polymer Latexes Preparation Characterization and Applications 1992 S 272 281 ACS Symposium Series Vol 492 Elodie Bourgeat Lami Hollow Particles Synthetic Pathways and Potential Applications In Abdelhamid Elaissari Hrsg Colloidal Polymers New York 2003 ISBN 0 8247 4304 0 S 189 223 Einzelnachweise Bearbeiten Patent US4427836 Erfinder A Kowalski M Vogel R M Blankenship Patent US4469825 Erfinder A Kowalski M Vogel Patent US5157084 Erfinder D I Lee M R Mulders D J Nicholson A N Leadbetter M Okubo A Ito T Kanenobu Production of submicron sized multihollow polymer particles by alkali cooling method In Colloid and Polymer Science 274 Nr 8 1996 S 801 804 doi 10 1007 BF00654677 M Okubo A Ito A Hashiba Production of submicron sized multihollow polymer particles having high transition temperatures by the stepwise alkali acid method In Colloid and Polymer Science 274 Nr 5 1996 S 428 432 doi 10 1007 BF00652464 M Okubo M Nakamura A Ito Influence of the kind of alkali on the preparation of multihollow polymer particles by the alkali cooling method In Journal of Applied Polymer Science 64 Nr 10 1997 S 1947 1951 doi 10 1002 SICI 1097 4628 19970606 64 10 lt 1947 AID APP9 gt 3 0 CO 2 I Patent US5360827 Erfinder H Touda Y Takagishi M Kaino Patent US4910229 Erfinder M Okubo J Snuparek In Emulsion Copolymerization Huthig amp Wepf ISBN 3 85739 010 7 S 129 ff H Wiese R Rupaner Influence of metal ions on the alkali swelling behavior of carboxylated acrylic polymer latexes In Colloid and Polymer Science 277 Nr 4 1999 S 372 375 doi 10 1007 s003960050394 Patent US4973670 Erfinder C J Mc Donald Y Chonde W E Cohrs D C MacWilliams Patent US4049604 Erfinder D S Morehouse F H Bolton Patent US4677003 Erfinder G H Redlich R W Novak Rohm amp Haas Technische Informationen zu Ropaque OP 62 Rohm amp Haas Technische Informationen zu Ropaque HP 91 Patent DE102006008967A1 Erfinder J H Schattka H Kautz G Lohden Reza Bagheri Raymond A Pearson The use of microvoids to toughen polymers In Polymer 36 Nr 25 1995 S 4883 4885 doi 10 1016 0032 3861 95 99306 F Reza Bagheri Raymond A Pearson Role of particle cavitation in rubber toughened epoxies 1 Microvoid toughening In Polymer 37 Nr 20 1996 S 4529 4538 doi 10 1016 0032 3861 96 00295 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hohllatex amp oldid 234770972