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Das Hodegonkloster von altgriechisch naὸs monὴ tῶn Ὁdhgῶn naos mone tōn Hodegōn Kirche Kloster der Wegfuhrer auch Hodegetria Kloster Kloster tōn Hodegōn oder Kloster der Hodegoi genannt war ein christliches der Muttergottes Theotokos geweihtes Mannerkloster das in Konstantinopel ostlich der Hagia Sophia lag Das Kloster soll der Uberlieferung nach im 5 Jahrhundert von Kaiserin Pulcheria gestiftet worden sein Das Hodegonkloster unterstand ursprunglich dem Patriarchat von Konstantinopel wurde aber im Jahr 970 an das Patriarchat von Antiochien ubertragen 1 Konstantinopel in byzantinischer Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Schriftliche Quellen 2 Lokalisierung und archaologischer Befund 3 Bedeutung des Klosters 3 1 Ikone der Hodegetria 3 2 Skriptorium und Hodegonstil 4 Literatur 5 EinzelnachweiseSchriftliche Quellen BearbeitenTheodorus Lector Anagnostes berichtet Kaiserin Pulcheria habe mehrere Kirchen errichten lassen darunter eine zur Aufbewahrung und Verehrung eines Bildnisses der Muttergottes mit dem Jesuskind Ikone der Hodegetria welches von dem Evangelisten Lukas geschaffen worden sein soll 2 Diese Schilderung wird erst mehrere Jahrhunderte spater von Nikephoros Kallistos wieder aufgegriffen 3 In der modernen Forschung wird die Authentizitat der Passage bei Theodorus Lector jedoch angezweifelt 4 Etwa ab dem 9 Jahrhundert finden sich haufigere Bezugnahmen auf das Hodegonkloster So soll der spatere Patriarch Johannes VII Grammatikos wahrend der Regierungszeit des Kaisers Michael I 811 813 Anagnōstes Ἀnagnwsths im Kloster der Hodegoi gewesen sein 5 Nach der Schilderung des Ioseph Genesios habe sich im Jahr 866 ein Omen im Kloster der Hodegoi ereignet und den baldigen Tod des Bardas angekundigt 6 Nach Darstellung in den Patria Konstantinopuleos sei die Kirche tōn Hodegōn altgriechisch tῶn Ὁdhgῶn von Kaiser Michael III neu errichtet oder renoviert worden vorher habe sich dort eine wunderkraftige Quelle befunden an der Blinde geheilt wurden 7 Von den Blindenfuhrern den Hodegoi altgriechisch Ὁdhgoi wird daher auch der Name der Kirche und des Klosters abgeleitet 8 Eine fruhestens im 13 Jahrhundert entstandene anonym tradierte Schrift mit dem Titel Logos diegematikos altgriechisch Logos dihghmatikos beschreibt die Geschichte der Kirche der Theotokos tōn Hodegōn altgriechisch 8eotokos tῶn Ὁdhgῶn aus etwas spaterer Perspektive 9 In diesem Werk findet sich erneut die Legende der Grundung der Kirche durch Pulcheria Die Kaiserin habe von Eudokia der Ehefrau Kaiser Theodosius II ein Bild der Muttergottes und des Jesuskindes erhalten das der Evangelist Lukas noch zu Lebzeiten Marias gemalt haben soll die Ikone der Hodegetria Schliesslich schildern Georgios Akropolites 10 und Georgios Pachymeres 11 den Einzug des Kaisers Michael VIII Palaiologos nach der byzantinischen Ruckeroberung Konstantinopels 1261 bei dem die Ikone der Hodegetria an der Spitze des Prozessionszuges mitgefuhrt wurde Auch auf einer Karte Konstantinopels in einigen Handschriften des Liber insularum Archipelagi des Cristoforo Buondelmonti etwa Vat Rossiano 702 12 Paris NAL 2383 13 Paris Latin 4823 14 und Paris Latin 4825 15 wird das Hodegonkloster unter der Bezeichnung Odigitria Digitria Chiramos Chiramas oder Chyramas von altgriechisch kyra mas unsere Herrin dargestellt 16 Lokalisierung und archaologischer Befund BearbeitenDie genaue Lage des Hodegonklosters innerhalb Konstantinopels ist nicht sicher geklart 17 Die Darstellung im Logos diegematikos 18 sowie eine Erwahnung des Klosters bei Niketas Choniates 19 legen nahe dass sich das Klostergelande in unmittelbarer Nahe des Meeres Marmarameer oder Bosporus befand Nach den schriftlichen Quellen insbesondere den Beschreibungen zeitgenossischer Pilger 20 war das Kloster ostlich oder sudostlich der Hagia Sophia gelegen Bei Ausgrabungen im Gulhane Park wurde ein Nischenrundbau und ein als Hagiasma gedeuteter Bau freigelegt ungefahre Position 41 0 33 N 28 59 6 O 41 00903 28 985034 der Teil der Klosteranlage gewesen sein konnte 21 Gegen diese Annahme spricht jedoch dass dieser Bereich nordostlich der Hagia Sophia liegt wahrend die schriftlichen Quellen eher eine sudostliche Position nahelegen 22 Bedeutung des Klosters Bearbeiten nbsp Gemalde des Guercino Der Evangelist Lukas malt die Ikone der HodegetriaDas Hodegonkloster war nicht zuletzt wegen der dort aufbewahrten Ikone der Hodegetria ein wichtiges Ziel mittelalterlicher Pilger und Reisender die Konstantinopel besuchten Daneben beherbergte das Kloster ein Skriptorium in dem eine Reihe namentlich bekannter Schreiber wirkte Ikone der Hodegetria Bearbeiten Hauptartikel Hodegetria Die Ikone der Hodegetria zeichnet sich durch ein eigenes Bildprogramm aus indem die Muttergottes das Jesuskind auf ihrem linken Arm tragt und mit der Rechten auf das Kind weist Nach der Tradition wurde das Bildnis vom Evangelisten Lukas eigenhandig gemalt und gelangte im funften Jahrhundert nach Konstantinopel Die Ikone wurde nicht nur auf Prozessionen mitgefuhrt und in der Hodegonkirche ausgestellt das Bildnis fungierte quasi als Palladion Konstantinopels Es wurde daher bei Belagerungen auf der Stadtmauer platziert und auf Feldzugen mitgefuhrt 23 Skriptorium und Hodegonstil Bearbeiten Das Hodegonkloster verfugte uber ein Skriptorium in dem im 14 Jahrhundert ein eigener Schreibstil der sogenannte Hodegonstil entwickelt wurde 24 In der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts galt es als das einzige Schreibzentrum im byzantinischen Reich das sich die aufwandige Produktion von Pergamenthandschriften leisten konnte 25 Literatur BearbeitenChristine Angelidi Un texte patriographique et edifiant Le Discours narratif sur les Hodegoi In Revue des etudes byzantines Band 52 1994 ISSN 0766 5598 S 113 149 doi 10 3406 rebyz 1994 1888 online abgerufen am 20 Juli 2013 zitiert als Angelidi 1994 Christine Angelidi Titos Papamastorakis The Veneration of the Virgin Hodegetria and the Monastery of the Hodegoi In Maria Vassilaki Hrsg Mother of God The Representation of the Virgin in Byzantine Art Benaki Museum 20 October 2000 20 January 2001 Skira Milano 2000 ISBN 88 8118 738 8 S 373 387 zitiert als Angelidi 2000 Albrecht Berger Untersuchungen zu den Patria Konstantinopuleos Poikila Byzantina 8 Habelt Bonn 1988 ISBN 3 7749 2357 4 S 376 378 Herbert Hunger Otto Kresten Archaisierende Minuskel und Hodegonstil im 14 Jahrhundert In Jahrbuch der osterreichischen Byzantinistik Band 29 1980 ISSN 0378 8660 S 187 236 Raymond Janin Geographie ecclesiastique de l Empire Byzantin Band 1 Teil 3 Les eglises et les monasteres 2 Auflage Centre National de la Recherche Scientifique Paris 1969 S 199 207 Vassilios Kidonopoulos Bauten in Konstantinopel 1204 1328 Verfall und Zerstorung Restaurierung Umbau und Neubau von Profan und Sakralbauten Mainzer Veroffentlichungen zur Byzantinistik 1 Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 3 447 03621 4 S 77 78 Linos Politis Eine Schreiberschule im Kloster TWN ODHGW N Teil 1 In Byzantinische Zeitschrift Band 51 Nr 1 1958 ISSN 0007 7704 OCLC 1537961 ZDB ID 5800 2 S 17 36 doi 10 1515 byzs 1958 51 1 17 Linos Politis Eine Schreiberschule im Kloster TWN ODHGW N Teil 2 In Byzantinische Zeitschrift Band 51 Nr 2 1958 S 261 287 doi 10 1515 byzs 1958 51 2 261 Alice Mary Talbot Art Hodegon Monastery In Alexander P Kazdhan Hrsg The Oxford Dictionary of Byzantium Vol 2 Oxford University Press New York 1991 ISBN 0 19 504652 8 S 939 Einzelnachweise Bearbeiten Angelidi 2000 S 376 Migne PG Bd 86a 564 Sp 167 f Kirchengeschichte ed Hansen 19952 367 102 Migne PG Bd 146 Sp 1061 147 Sp 44 A Cyril Mango Constantinople as Theotokoupolis in Vassilaki Mother of God Milan 2000 S 17 25 halt die Passage bei Anagnostes fur eine spatere Interpolation ebd Fn 15 und 58 Christine Angelidi nimmt an die legendare Ruckfuhrung der Hodegetria auf den Evangelisten Lukas sei nicht vor dem neunten Jahrhundert entstanden siehe Lit Angelidi 2000 S 377 zweifelnd ebenso A Berger Untersuchungen zu den Patria Konstantinopuleos S 376 Sancti Joannis Damasceni Epistola ad Theophilum Imperatorem de sanctis et venerandis imaginibus Migne PG 95 368A Scriptor incertus de Leone Armenio ed Niebuhr Bonn 1842 CSHB 31 S 349 Kaisergeschichte IV 20 CFHB Bd 14 ed Lesmuller Werner Thurn S 73 Z 77 Migne PG 109 Sp 1123 Auch das Werk Theophanes Continuatus schildert diese Begebenheit CSHB Bd 45 ed Bekker 1838 S 204 Patria Konstantinopuleos III 27 Preger Hrsg Scriptores originum Constantinopolitanarum 1907 ND 1989 S 223 A Berger Untersuchungen zu den Patria Konstantinopuleos 1988 S 376 A Berger Untersuchungen zu den Patria Konstantinopuleos 1988 S 377 f Angelidi siehe Lit Angelidi 2000 S 375 Text und franzosische Ubersetzung des Logos diegematikos bei Angelidi 1994 ab Seite 134 siehe auch Angelidi 2000 S 375 Migne PG Bd 140 S 1218 Relationes historiques Relationes historicae ed Failler Laurent CFHB 24 1 II 31 S 217 Citta del Vaticano BAV Ross 702 Beschreibung des Ms NAL 2383 der Bibliotheque nationale de France Beschreibung des Ms Latin 4823 der Bibliotheque nationale de France Beschreibung des Ms Latin 4825 der Bibliotheque nationale de France Siehe die synoptische Ubersicht bei Giuseppe Gerola Le Vedute di Costantinopoli di Cristoforo Buondelmonti in Studi Bizantini e Neoellenici 3 1931 S 249 279 online dort S 268 f und S 276 ein vergrosserter Ausschnitt der Karte aus dem Ms Vat Rossiano 702 findet sich bei Demangel Mamboury Le quartier des Manganes et la premiere region de Constantinople 1939 S 110 Siehe dazu Berger S 377 f Kidonopoulos S 77 f Angelidi 1994 S 134 zur Meeresnahe Migne PG Bd 139 698 Sp 907 Texte in Ubersetzung bei George P Majeska Russian Travelers to Constantinople in the Fourteenth and Fifteenth Centuries 1984 S 362 ff So Robert Demangel Ernest Mamboury Le quartier des Manganes et la premiere region de Constantinople Recherches francaises en Turquie 2 Paris 1939 S 71 111 Kidonopoulos S 77 f Siehe z B Niketas Choniates Migne PG Bd 139 497 751 Vgl Herbert Hunger Schreiben und Lesen in Byzanz Munchen S 106 So Otto Kresten Die Beziehungen zwischen den Patriarchen von Konstantinopel und Antiocheia Stuttgart 2000 S 16 Fn 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hodegonkloster amp oldid 237378878