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High Throughput Screening HTS auch Hochdurchsatz Screening genannt ist eine vor allem in der Pharmaforschung angewendete automatisierte Methode bei der im Hochdurchsatz an Zehntausenden bis Millionen von Substanzen biochemische genetische oder pharmakologische Tests durchgefuhrt werden Werden mehr als 100 000 Stoffe pro Tag untersucht spricht man auch vom Ultra High Throughput Screening uHTS 1 Mittels des High Throughput Screening wird insbesondere nach neuen biologisch aktiven Substanzen gesucht aus denen Leitstrukturen abgeleitet werden um neue Arzneistoffe zu entwickeln High Throughput Screening RoboterPipettierautomat Tecan Genesis bei der Probenvorbereitung Inhaltsverzeichnis 1 Durchfuhrung 1 1 Testverfahren 1 1 1 Target basiert 1 1 2 Phanotyp basiert 1 1 3 Beurteilung 1 2 Automatisierung 1 3 Auswertung 2 Beschrankungen 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 LiteraturDurchfuhrung BearbeitenBeim High Throughput Screening werden umfangreiche Molekulbibliotheken durchsucht wobei die Suche hohe Anforderungen an die Automatisierung die Testverfahren und die Auswertung stellt Testverfahren Bearbeiten Beim High Throughput Screening zur Entdeckung neuer pharmakologisch aktiver Substanzen finden Target basierte oder Phanotyp basierte Testverfahren Assays Anwendung Entscheidend fur ein korrektes Ergebnis ist dass das Erfolgskriterium im Labor mit den Vorgangen in der Natur korreliert und das Testverfahren und die Zielvorgaben geeignet sind das gewunschte Ergebnis zu erreichen Eine zentrale Regel lautet you get what you screen for 2 Target basiert Bearbeiten nbsp Mikrotiterplatten mit 96 384 und 1536 WellsBei Target basierten Screenings wird die Interaktion der Testsubstanzen mit bestimmten definierten Zielstrukturen Targets untersucht Targets konnen zum Beispiel Proteine sein die mit einer Krankheit oder einem physiologischen Prozess in Verbindung stehen Target basierte Screenings reprasentieren in der pharmazeutischen Industrie die haufigste Form des Screenings von niedermolekularen Substanzen um deren biologische Aktivitat zu bestimmen Sie werden in der Regel in Mikrotiterplatten mit gereinigten oder ungereinigten Proteinen oder indirekt mit Zellen die das Target Protein bilden durchgefuhrt Die Interaktion einer Testsubstanz mit dem Target kann direkt in Bindungsassays in der Regel uber die Verdrangung eines markierten Referenzliganden vom Target oder indirekt uber die Beeinflussung der vom Targetprotein aktivierten Signalwege z B Aktivierung von Second Messengern Protein Protein Interaktionen Protein Phosphorylierungen und Genaktivierungen und enzymatischen Reaktionen bestimmt werden Dazu werden insbesondere biochemische Methoden eingesetzt bei denen ein Signal als eine Anderung der Farbintensitat der Fluoreszenz oder der Lumineszenz gemessen wird Aus dem Signal Rausch Verhaltnis folgt Je starker die Anderung der im Test ausgewerteten Signalintensitat desto besser geeignet sind die Testverfahren Auf Lumineszenz basierende Verfahren verursachen eine vielfache Signalveranderung und sind daher oft besser geeignet als fotometrischen und fluorimetrischen Methoden Eigenfarbe oder Eigenfluoreszenz von Testsubstanzen verschlechtern das Signal Rausch Verhaltnis der fotometrischen und fluorimetrischen Messung Auch szintimetrische Testmethoden wie beispielsweise Radioligand Bindungsstudien sind hochsensitiv Das Anfallen radioaktiver Abfalle ist jedoch ein zentrales Problem bei der Durchfuhrung von szintimetrischen Testungen Weitere Eigenschaften der Testsubstanzen wie beispielsweise Loslichkeit und Stabilitat spielen eine entscheidende Rolle und mussen bei der Versuchsplanung berucksichtigt werden Phanotyp basiert Bearbeiten Beim Phanotyp basierten Screening werden die Effekte von Testsubstanzen auf lebende Zellen oder Gewebe untersucht also die Auswirkungen der Applikation der Testsubstanz auf den Phanotyp der Zelle oder des Gewebes Der Effekt einer Testsubstanz wird anhand einer phanotypischen Anderung z B der Anderung der Zellform des Zellwachstums oder der Zellfunktion beurteilt Hierbei ist es nicht erforderlich das molekulare Target im Voraus zu kennen oft dient das Screeningverfahren aber der Identifikation des molekularen Targets Um das Ergebnis des Screenings nicht zu verfalschen mussen meist eine Vielzahl an Parametern kontrolliert werden Mit Phanotyp basierten Screenings werden insbesondere Molekulbibliotheken durchgemustert die hohermolekularen Verbindungen enthalten wie beispielsweise Proteine DNA und siRNA Neben Zellen und Gewebe werden auch ganze Organismen wie beispielsweise Fischembryonen als Modellsysteme eingesetzt Ein Phanotyp basiertes Screening wird oft mit Hilfe von automatisierter Mikroskopie High Content Screening durchgefuhrt Oft ist ein High Content Screening gegenuber einem Target basierten Screening durch den geringeren Durchsatz limitiert Beurteilung Bearbeiten Da die Durchmusterung einer kompletten Molekulbibliothek in einem High Throughput Screening oft mehrere Tage bis Wochen dauert ist ein gleichbleibend zuverlassiges Arbeiten des Testverfahrens eine kritische Voraussetzung Insbesondere bei Verwendung von Zellen muss mit einer Veranderung mit zunehmender Kultivierungszeit gerechnet werden Zur Beurteilung der Robustheit der Daten eines High Throughput Screenings werden Kontrollsubstanzen untersucht Im einfachsten Fall umfassen diese einerseits Vehikel oder eine bekanntermassen inaktive Substanz Negativkontrolle und andererseits eine Substanz die zu einer maximalen Aktivierung oder Inhibition des Test fuhrt Positivkontrolle Mit Hilfe des Z Faktors Z 1 3 s p s n m p m n displaystyle Z 1 frac 3 times sigma p sigma n mu p mu n nbsp wobei sp und sn die Standardabweichungen der Positiv bzw Negativkontrolle sowie µp und µn die Mittelwerte der Positiv bzw Negativkontrolle darstellen lasst sich das Messfenster des High Throughput Screenings beurteilen Assays mit Z Faktoren von mindestens 0 5 gelten als optimal Auch High Throughput Screenings bei einem Z Faktor von 0 0 5 konnen noch zur Unterscheidung von aktiven und inaktiven Verbindungen geeignet sein 3 Automatisierung Bearbeiten High Throughput Screenings sind aufwandig und werden heute nur noch mit voll oder zumindest teilautomatisierten Laborautomationssystemen durchgefuhrt Es werden Roboter oder Automaten fur das Liquid Handling die Datenaufnahme Reader Kameras und gegebenenfalls die Zellkultur eingesetzt Das Testvolumen wird reduziert und es werden Mikrotiterplatten mit 384 1536 oder 3456 Napfchen eingesetzt um noch mehr Proben gleichzeitig zu testen und Kosten und Zeit zu sparen Auswertung Bearbeiten Die als Ergebnis des High Throughput Screening anfallenden Daten werden statistisch analysiert Substanzen die Messwerte jenseits eines bestimmten Schwellenwerts liefern werden als Treffer Hits eingestuft Dennoch muss das Auftreten falsch positiver und falsch negativer Ergebnisse berucksichtigt werden Um die Menge falsch positiver Hits zu reduzieren wird meist ein zweites deutlich kleineres Screening durchgefuhrt das sich auf die Hits des ersten Screenings beschrankt Die aus den Screenings gewonnenen Daten werden auch mit Hilfe von chemoinformatischen Methoden analysiert Dazu werden die Hits anhand ihrer molekularen Eigenschaften gefiltert Auf diese Weise konnen Substanzen die beispielsweise auf Grund reaktiver Gruppen z B Aldehyde Michael Akzeptoren und Nitrogruppen oder einer Nichterfullung Lipinskis Rule of Five als ungeeignet fur die weitere Entwicklung angesehen werden von der Kandidatenliste der Leitstrukturen entfernt werden Schliesslich wahlt man die vielversprechendsten Hits fur die Entwicklung einer Leitstruktur aus Beschrankungen BearbeitenNur wenige in einem High Throughput Screening identifizierte Hits haben die Qualitat als Leitstruktur klassifiziert zu werden Ein Hit ist somit nicht automatisch eine Leitstruktur und schon gar kein Arzneistoff Da High Throughput Screenings in der Regel bei einer einzigen Testkonzentration mit Hilfe eines einzigen Assays durchgefuhrt werden sind quantitative Aussagen uber die Wirkstarke Potenz und Selektivitat der Testsubstanzen nicht moglich Viele fur die Wirksamkeit und therapeutische Sicherheit einer Substanz notwendige pharmakologische Parameter wie die Zellmembran und Gewebepermeabilitat sowie die Aufnahme Verteilung Metabolisierung Ausscheidung ADME und Toxikologie werden in High Throughput Assays nicht oder nur unzureichend berucksichtigt Die Weiterentwicklung von einem Hit bis hin zu einem Arzneistoff und dessen Zulassung dauert in der Regel etwa 10 bis 12 Jahre Siehe auch BearbeitenHigh Throughput ExperimentationEinzelnachweise Bearbeiten Wunder F Kalthof B Muller T Huser J Functional cell based assays in microliter volumes for ultra high throughput screening In Comb Chem High Throughput Screen 11 Jahrgang Nr 7 August 2008 S 495 504 PMID 18694386 Frances H Arnold Design by directed evolution Memento des Originals vom 28 Juli 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www che caltech edu Acc Chem Res 1998 Band 31 S 125 131 Hanspeter Gubler High Throughput Screening in Drug Discovery Methods and Principles in Medicinal Chemistry Hrsg Gerd Folkers Jorg Huser Raimund Mannhold Hugo Kubinyi Wiley VCH Weinheim 2006 ISBN 3 527 31283 8 Methods for statistical analysis quality assurance and management of primary high throughput screening data S 151 206 Literatur BearbeitenGerd Folkers Jorg Huser Raimund Mannhold Hugo Kubinyi High Throughput Screening in Drug Discovery Methods and Principles in Medicinal Chemistry Wiley VCH Weinheim 2006 ISBN 3 527 31283 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochdurchsatz Screening amp oldid 234177182