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Die Historia Caroli Magni oder Historia Karoli Magni et Rotholandi Geschichte Karls des Grossen und Rolands auch bekannt als Pseudo Turpin ist eine im 12 Jahrhundert 1 verfasste Falschung bestehend aus Legenden uber den Spanienfeldzug Karls des Grossen Es wird auch als Buch IV des Codex Calixtinus bezeichnet da er das alteste Manuskript der Historia enthalt 1 Die Falschung besteht darin dass die Autorschaft Karls Zeitgenossen Turpin Bischof von Reims behauptet wird und das Werk damit Authentizitat als Chronik beansprucht Aufgedeckt wurde der Betrug in der Renaissance Das Werk war ausgesprochen popular und diente als Hauptquelle zu Karl dem Grossen in Chroniken Literatur und Ikonographie uberall in Europa 2 Das Motiv der bluhenden Lanze und der Tod Ferracutus fanden sogar Eingang in die Glasfenster der Kathedrale von Chartres Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Inhalt 3 Interpretationen 4 Einflusse 4 1 Ubersetzungen und Adaptionen im insularen Raum 5 Moderne Ausgaben 6 Literatur 7 FussnotenHerkunft BearbeitenDie Historia Caroli Magni wurde durch den Hinweis auf Papst Calixt II fur authentisch erklart der aber bereits 1124 verstorben war also bevor der Pseudo Turpin irgendwann nach 1130 seine Historia schrieb Sie basiert nicht auf historischen Quellen sondern auf der Tradition der Altfranzosischen Epik der Chanson de geste vor allem des Rolandslieds Seine Popularitat scheint aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts zu stammen aus der Zeit also als erste Versionen des Liedes niedergeschrieben waren Gaston Paris der die Historia untersuchte geht davon aus dass die ersten funf Kapitel im 11 Jahrhundert von einem Monch aus Santiago de Compostela geschrieben wurden wahrend der Rest aus der Zeit zwischen 1109 und 1119 und von einem Monch aus Vienne stammt doch ist diese Auffassung umstritten Ein Beweis fur die Herkunft des Werkes liegt nicht vor Von der Historia Caroli Magni existieren 159 lateinische und 50 vernakulare Manuskripte Inhalt BearbeitenKarl der Grosse unternimmt nach Aufforderung durch Jakobus den Alteren der ihm im Traum erscheint vier Feldzuge um die Sarazenen aus Spanien zu vertreiben Im ersten Krieg fuhrt er sein Heer nach Santiago de Compostela und erobert die ganze Halbinsel Der zweite Krieg wird notig nachdem der afrikanische Konig Agolant das Land zuruckerobert hat Wahrend dieses Krieges geschehen mehrere Wunder wie das der Blumen die aus den Lanzen der Ritter spriessen Im dritten Krieg ist Agolant in Sudwestfrankreich eingefallen und belagert Agen wird aber gezwungen sich bis Pamplona zuruckzuziehen Im vierten Krieg belagert Karl der Grosse Pamplona Nach dem Tod Agolants verfolgen die frankischen Truppen die Sarazenen uber die Iberische Halbinsel In einer Geschichte innerhalb der Chronik die den Kampf von David und Goliath nachempfindet 3 kampft Roland gegen den sarazenischen Riesen Ferracutus Ferrau der die Stadt Najera besetzt halt Sie kampfen zwei Tage und vereinbaren Waffenruhe fur die Nacht In der zweiten Nacht erfahrt Roland dass der Riese nur einen verwundbaren Punkt hat seinen Bauchnabel In der anschliessenden Auseinandersetzung kann Roland Ferracutus mit diesem Wissen toten 4 Nachdem der letzte sarazenische Heerfuhrer geschlagen ist besetzt Karl der Grosse Santiago mit erheblichem Militar und begibt sich auf den Ruckweg nach Frankreich Die Chronik erzahlt nun das Rolandslied mit der Schlacht von Roncesvalles in der Karls Nachhut mit Roland von den Brudern Marsile und Baligant Konigen von Saragossa aus dem Hinterhalt angegriffen wird nachdem sie Ganelon zum Verrat gebracht haben Roland totet Marsile wird aber selbst todlich verwundet schafft es aber noch mit seinem Horn das Heer Karls des Grossen zu rufen Nachdem Karl die Sarazenen uberwaltigt hat wird Ganelon abgeurteilt und hingerichtet Der Korper des toten Roland wird nach Frankreich zuruckgebracht Dort stattet Karl der Grosse die Abtei Saint Denis mit besonderen Privilegien aus bevor er selbst stirbt Die Chronik endet mit mehreren Anhangen darunter die angebliche Auffindung von Turpins Grab durch Papst Calixt II sowie dessen Aufruf zum Kreuzzug Interpretationen BearbeitenDer Text wird als Versuch gewertet die Reconquista sowie Pilgerreisen uber den Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu fordern viele im Text erwahnte Orte liegen auf der Strecke Einflusse BearbeitenDie Historia Caroli Magni wurde in ganz Europa ein grosser Erfolg Die Popularitat des Werks zeigt sich unter anderem darin dass es mindestens neun Ubersetzungen ins Franzosische gibt die alle etwa zur gleichen Zeit im 13 Jahrhundert in Nordfrankreich angefertigt wurden 5 Mittelalterliche Chronisten nutzten das Material zudem als Begrundung fur die Reconquista 6 es wurde auch zur Zusammenstellung der Grandes Chroniques de France 13 15 Jahrhundert herangezogen 7 Eine walisische Adaption befindet sich im Red Book of Hergest Der Kampf zwischen Roland Orlando und Ferracutus findet sich auch im anonymen franko venezianischen Epos L Entree d Espagne um 1320 der Autor konnte aus Padua kommen 8 9 sowie im italienischen Epos La Spagna 14 Jahrhundert das dem Florentiner Sostegno di Zanobi zugeschrieben wird und wohl zwischen 1350 und 1360 verfasst wurde 10 Ubersetzungen und Adaptionen im insularen Raum Bearbeiten Neben lateinischen Abschriften der Historia Caroli Magni finden sich im insularen Raum also Britannien Irland und Island Ubersetzungen beziehungsweise Adaptionen in die jeweiligen Volkssprachen Mittelenglisch Walisisch Mittelkymrisch Irisch Fruhneuirisch und Islandisch Altislandisch Die folgende Tabelle gibt einen Uberblick uber die bisher bekannten Abschriften und Fragmente dieser Texte sowie bisher erfolgte Editionen Region Uberlieferte Abschriften Editionen und UbersetzungenEngland The Burghley Polychronion San Marino Henry E Huntington Library MS HM 28 561 Stephen Shepherd Turpines Story Oxford und New York 2004 Wales Aberystwyth National Library of Wales Peniarth 8a saec xiii xiv Peniarth 7 saec xiii xiv Peniarth 10 saec xiv med Peniarth 8b saec xiii xiv Cwrtmawr 2 1543 Peniarth 9 saec xiv Peniarth 4 amp 5 White Book of Rhydderch saec xiv med Oxford Jesus College 111 Red Book of Hergest saec xiv xv Thomas Powell Ystorya de Carolo Magno From the Red Book of Hergest London 1883 Robert Williams Hartwell Jones Selections from the Hengwrt Mss preseved in the Peniarth Library Vol II London 1892 Robert Williams Ystorya de Carolo Magno o Lyfr Coch Hergest The history of Charlemagne A translation of Ystorya de Carolo Magno With a historical and critical introduction London 1907 Stephen J Williams Ystorya de Carolo Magno O Llyfr Coch Hergest Cardiff 1968 Irland London British Library Egerton 1781Chatsworth House Book of LismoreDublin University College A9 vorher Killiney Franciscan Library Dublin Trinity College MS 1304Dublin King s Inns Library MS 10London British Library Egerton 92Dublin Royal Irish Academy MS 90Edinburgh National Library of Scotland Adv 72 1 6 vorher Gaelic VI Douglas Hyde Gabhaltais Shearluis Mhoir The Conquests of Charlemagne Dublin 1917 Island Kopenhagen Arna Magnaean Sammlung A M 180 c A M 180 a A M 180 b A M 531 Carl Richard Unger Karlamagnus saga ok kappa hans Fortaellinger om Keiser Karl Magnus og hans Jaevninger Christiana 1860 Bjarni Vilhjalmsson Karlamagnus saga og kappa hans Reykjavik 1961 Constance B Hieatt Karlamagnus saga The saga of Charlemagne and his heroes Toronto 1975 Im Irischen und Islandischen ist ausserdem jeweils zwischen zwei verschiedenen Rezensionen zu unterscheiden welches im Walisischen noch nicht ausreichend untersucht wurde Die fruheste insulare Ubersetzung stammt mit dem Altislandischen aus dem Anfang des 13 Jahrhunderts gefolgt von der walisischen aus der Mitte des 13 Jahrhunderts die irische Ubersetzung wurde fast 150 Jahre spater um 1400 angefertigt die mittelenglische in der Mitte des 15 Jahrhunderts Moderne Ausgaben BearbeitenDie Historia wurde erstmals 1566 in Frankfurt gedruckt Die vielleicht beste Ausgabe ist die von Ferdinand Castets unter dem Titel Turpini historia Karoli magni et Rotholandi Paris 1880 Sie wurde mehrfach ins Franzosische ubersetzt aber auch ins Deutsche Englische und Danische zuletzt Hans Wilhelm Klein Hrsg Die Chronik von Karl dem Grossen und Roland Der lateinische Pseudo Turpin in den Handschriften aus Aachen und Andernach Munchen 1986Literatur BearbeitenJesse Crosland The Old French Epic New York 1951 Genevieve Hasenohr Michel Zink Hg Dictionnaire des lettres francaises Le Moyen Age Paris 1992 S 292 295 ISBN 2 253 05662 6 Gaston Paris De pseudo Turpino Paris 1865 Gaston Paris Histoire poetique de Charlemagne Neuausgabe 1905 Victor Henry Friedel Etudes compostellanes in Otia Merceiana Liverpool 1899 Luigi Pulci Morgante The Epic Adventures of Orlando and His Giant Friend Indiana University Press 1998 ISBN 0 253 21407 6 Hans Wilhelm Klein Karl der Grosse und Compostela in Klaus Herbers Hg Deutsche Jakobspilger und ihre Berichte Jakobus Studien 1 Tubingen 1988 S 133 148 ISBN 3 8233 4000 X Elizabeth A R Brown Saint Denis and the Turpin Legend in John Williams Alison Stones eds The Codex Calixtinus and the Shrine of St James Jakobus Studien 3 Tubingen 1992 S 51 88 ISBN 3 8233 4004 2 Klaus Herbers Hg Jakobus und Karl der Grosse Von Einhards Karlsvita zum Pseudo Turpin Jakobus Studien 14 Tubingen 2003 ISBN 3 8233 6018 3Fussnoten Bearbeiten a b Hasenohr 292 Hasenohr 295 Crosland 26 Crosland 26 27 Gabrielle M Spiegel Romancing the past Hasenohr 294 Hasenohr 294 5 296 7 Pulci Fussnote S 890 Crosland 261 2 Pulci notes p 765 and p 890 Normdaten Werk GND 4668421 9 lobid OGND AKS LCCN n85279537 VIAF 180668180 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historia Caroli Magni amp oldid 226403545