www.wikidata.de-de.nina.az
Hilde Levi 9 Mai 1909 in Frankfurt am Main 26 Juli 2003 in Kopenhagen Danemark war eine deutsch danische Physikerin Sie war eine der wissenschaftlichen Wegbereiterin der Autoradiographie und der Radiokarbonmethode und deren Anwendung Nach ihrer Pensionierung widmete sie sich der Wissenschaftsgeschichte insbesondere dem Nachlass von Nobelpreistrager George de Hevesy Hilde Levi um 1940 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre und Ausbildung 2 Emigration 3 Wissenschaftliche Forschungen nach 1934 4 Wissenschaftshistorische Arbeiten 5 Privatleben 6 Auszeichnungen 7 Veroffentlichungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFruhe Jahre und Ausbildung BearbeitenHilde Levi wurde am 9 Mai 1909 in Frankfurt am Main als Tochter von Adolf Levi dem Direktor der Frankfurter Metallgesellschaft und seiner Frau Clara geb Reis geboren In einem assimilierten judischen Elternhaus aufgewachsen besuchte die musisch und naturwissenschaftlich begabte Hilde Levi eine Frankfurter Oberschule 1 Nach dem Ablegen der Abiturprufungen an der Victoriaschule im Jahr 1928 wurde Hilde von ihren Eltern zunachst fur eine kurze Zeit nach England geschickt 2 Im Fruhjahr 1929 begann sie mit dem Physik und Chemiestudium in Munchen wo sie unter anderem von Arnold Sommerfeld Kasimir Fajans und Heinrich Otto Wieland unterrichtet wurde Fur ihre Promotionsarbeit wechselte sie 1931 an das Kaiser Wilhelm Institut fur Physikalische Chemie und Elektrochemie nach Berlin Dahlem 3 Hier promovierte sie 1934 wissenschaftlich betreut von Max von Laue Peter Pringsheim Fritz Haber und ihrem Doktorvater Hans Beutler uber die Spektren der Alkalihalogen Dampfe Emigration BearbeitenNach der Machtubernahme der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 verschlechterten sich insbesondere nach der Durchsetzung des Arierparagraphen die Arbeits und Lebensbedingungen judischen Wissenschaftler an Hochschulen und Forschungseinrichtungen Unmittelbar nach der erfolgreich bestandenen Doktorprufung emigrierte Hilde Levi ebenso wie viele ihrer Kollegen ins Ausland Hilde Levis Promotionsurkunde wurde Monate nach der Prufung ihrem Bruder Edwin ausgehandigt 4 Durch Vermittlung der danischen Sektion der International Federation of University Women konnte sie in Kopenhagen eine Stelle am Niels Bohr Institut fur Theoretische Physik als wissenschaftliche Assistentin von James Franck antreten der bereits 1933 aus Gottingen emigriert ist Wissenschaftliche Forschungen nach 1934 BearbeitenIhr Aufenthalt am Niels Bohr Institut wurde zunachst von ihrem Vater finanziert und spater durch Zuwendung der Rockefeller Foundation und des Rask Orstadt Fonds bestritten Levi arbeitete als Assistentin von Franck an Untersuchungen der Fluoreszenz von Chlorophyll 5 Nach der Berufung von James Franck an die Johns Hopkins University von Baltimore 1935 wurde Hilde Levi auf Empfehlung von Niels Bohr wissenschaftliche Assistentin von George de Hevesy der ebenfalls 1934 aus Deutschland emigrieren musste 6 In Kopenhagen baute Hilde Levi 1935 nach einer Anleitung von Lise Meitner eine Versuchseinrichtung zur Erzeugung von Neutronen die die Grundlage fur eine Reihe von wissenschaftlichen Experimenten bildete Beide Wissenschaftler arbeiteten an der Bestrahlung von Seltenen Erden mit Neutronen Dabei entdeckten sie fur die einzelnen Elemente charakteristische Zerfallszeiten und entwickelten die Neutronenaktivierungsanalyse 7 Im Dezember 1938 musste Hilde Levi ihren deutschen Pass in der Botschaft abgeben und zugleich wurde ihr von der Berliner Universitat der Doktortitel ohne Angaben von Grunden aberkannt 8 In Kopenhagen arbeitete sie zusammen mit de Hevesy und anderen Wissenschaftlern an der Untersuchung des Stoffwechsels lebenswichtiger Elemente wie beispielsweise dem Phosphorstoffwechsels von Knochen und lieferte somit eine wichtige Grundlage zur Entwicklung der Nuklearmedizin Als Danemark am 9 April 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt wurde blieb sie zunachst in Kopenhagen und arbeitete nun am Carlsberg Institut 1943 drohte ihr die Deportation und sie musste im September zusammen mit der personlichen Sekretarin Niels Bohrs Sophie Hellmann sowie mit zwei der Sohne von Niels Bohr uber den Oresund nach Schweden fliehen 9 In Stockholm arbeitete sie am Wenner Gren Institut fur experimentelle Biologie der Wenner Gren Foundation for Anthropological Research unter John Runnstrom bis zu ihrer Ruckkehr nach Kopenhagen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 10 Sie setzte ihre radiobiochemischen Forschung am Zoophysiologischen Institut der Universitat Kopenhagen das von einem engen Freund von George de Hevesy dem Nobelpreistrager August Krogh geleitet wurde fort Auf einer Forschungsreise in die USA 1947 48 machte sie sich mit der Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung von abgestorbener organischer Substanz vertraut Zuruck in Kopenhagen entwickelte sie zusammen mit dem Danischen Nationalmuseum die erste Messeinrichtung fur C14 Datierungen in Europa und erzielte in den folgenden Jahren international beachtete wissenschaftliche Ergebnisse Mit der von ihr entwickelte Messanordnung wurde bereits Anfang der 1950er Jahre das Alter des Grauballe Manns bestimmt 10 Wahrend ihres Aufenthaltes in den USA wurde sie ebenfalls mit den Technik der Autoradiographie vertraut gemacht Sie setzte die Methode auch am Finsen Institut in Kopenhagen zur Erforschung der Nebenwirkungen des Einsatzes von Thorotrast ein Seit 1960 lehrte Hilde Levi als Dozentin an der Kopenhagener Universitat 11 In den Jahren 1954 bis 1971 beriet sie die danischen Gesundheitsbehorden in Fragen des Strahlenschutzes Wissenschaftshistorische Arbeiten BearbeitenIm Jahr 1947 veroffentlichte sie eine kurze biographische Skizze von Lise Meitner die sie seit ihrer Berliner Promotionszeit kannte und spater in Schweden getroffen hatte Nach ihrer Pensionierung im Jahr 1979 widmete sich Hilde Levi verstarkt wissenschaftshistorischen Themen Sie erwarb sich grosse Verdienste beim Aufbau des Niels Bohr Archivs und war konzeptionell an einer Ausstellung anlasslich seines 100 Geburtstages im Jahr 1985 in Kopenhagen beteiligt Ein weiterer Schwerpunkt ihrer wissenschaftshistorischen Arbeiten war die Aufarbeitung des wissenschaftlichen und personlichen Nachlasses ihres langjahrigen Forscherkollegens George de Hevesy Im Jahr 1985 verfasste sie das biografische Werk George de Hevesy Life and Work 10 Privatleben BearbeitenHilde Levi war nie verheiratet Sie war seit September 1934 mit dem Physiker Hans Bethe verlobt mit dem sie seit 9 Jahren befreundet war 12 Aufgrund der Vorbehalte seiner Mutter vor einer Heirat mit einer Judin loste Bethe die Verlobung im Dezember 1934 einige Tage vor der geplanten Hochzeit 13 Dabei entstammte die Mutter selbst auch aus einer judischen Familie Dieses Verhalten von Bethe loste bei Levis Kollegen Niels Bohr und James Franck grosste Missbilligung und lebenslange Vorbehalte gegenuber ihm aus 14 Im Jahr 2001 wurde Hilde Levi von der Humboldt Universitat zu einem Treffen von ehemaligen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eingeladen die nach 1933 entlassen worden waren und emigrieren mussten Anlasslich dieser Veranstaltung wurde eine Publikation mit einer Kurzbiografie Hilde Levis veroffentlicht 15 Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem Seniorenheim in Hellerup bei Kopenhagen Sie starb im Alter von 94 Jahren am 26 Juni 2003 in Kopenhagen 10 Auszeichnungen Bearbeiten1955 Tagea Brandts Rejselegat 1975 goldene Medaille der George de Hevesy Stiftung 16 Veroffentlichungen BearbeitenUeber die Spektren der Alkalihalogen Dampfe Dissertation 71 S Frankfurt am Main 1934 in Zusammenarbeit mit George de Hevesy Action of slow neutrons on rare earth elements Nature Vol 137 1936 S 165 202 in Zusammenarbeit mit George de Hevesy Artificial radioactivity of Dysprosium and other rare earth elements Nature Vol 136 1935 S 83 120 in Zusammenarbeit mit George de Hevesy Artificial activity of hafnium and some other elements Matematisk fysiske meddelelser 15 11 Munsksgaard Kobenhavn 1938 18 S Note on the permeability of red blood corpuscles to potassium Matematisk fysiske meddelelser 23 10 Munsksgaard Kobenhavn 1945 9 S The Action of honey bee venom on red corpuscles especially on their ionic permeability Stockholm Almqvist amp Wiksell 1945 Ausg 1946 in Zusammenarbeit mit A W Rogers On the quantitative evaluation of autoradiograms Matematisk fysiske meddelelser 33 11 Munsksgaard Kobenhavn 1963 50 S in Zusammenarbeit mit E C Anderson Some problems in radiocarbon dating Matematisk fysiske meddelelser 27 6 Munsksgaard Kobenhavn 1952 22 S George de Hevesy Life and Work Taylor amp Francis 1985 ISBN 978 0 85274 555 7Literatur BearbeitenSilvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 266 279 Peter Nolte Spurensuche Kommilitonen von 1933 Humboldt Universitat Berlin 2001 36 Weblinks BearbeitenKurzbiografie Hilde Levi Humboldt Universitat Berlin Spurensuche PDF 293 kB abgerufen am 27 Oktober 2013 Annette B Voigt Hilde Levi Jewish Womens Archive abgerufen am 27 Oktober 2013 Niels Bohr Archiv Oral History Transcript Dr Hilde Levi 28 Oktober 1971 abgerufen am 28 Oktober 2013Einzelnachweise Bearbeiten Reinhard Rurup unter Mitwirkung von Michael Schuring Schicksale und Karrieren Gedenkbuch fur die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser Wilhelm Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher Wallstein 2008 S 256f Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 271 Niels Bohr Archiv Oral History Transcript Dr Hilde Levi abgerufen am 28 Oktober 2013 Reinhard Rurup unter Mitwirkung von Michael Schuring Schicksale und Karrieren Gedenkbuch fur die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser Wilhelm Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher Wallstein 2008 S 257 Niels Bohr Archiv Oral History Transcript Dr Hilde Levi abgerufen am 28 Oktober 2013 Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 277 George de Hevesy und Hilde Levi Action of slow neutrons on rare earth elements Nature Vol 137 1936 S 165 202 Peter Nolte Spurensuche Kommilitonen von 1933 Humboldt Universitat Berlin 2001 S 36 Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 277 a b c d Finn Aaserud Hilde Levi 1909 2003 Nachruf Memento vom 28 April 2004 im Internet Archive abgerufen am 28 Oktober 2013 Reinhard Rurup unter Mitwirkung von Michael Schuring Schicksale und Karrieren Gedenkbuch fur die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser Wilhelm Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher Wallstein 2008 S 257 Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 272 Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 273 Silvan Schweber Nuclear Forces The Making of the Physicist Hans Bethe Cambridge Massachusetts Harvard University Press 2012 ISBN 0 674 06587 5 S 279 Kurzbiografie Hilde Levi Humboldt Universitat Berlin Spurensuche PDF 293 kB abgerufen am 27 Oktober 2013 Reinhard Rurup unter Mitwirkung von Michael Schuring Schicksale und Karrieren Gedenkbuch fur die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser Wilhelm Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher Wallstein 2008 S 258 Normdaten Person GND 137241801 lobid OGND AKS LCCN n85287305 VIAF 18673900 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Levi HildeKURZBESCHREIBUNG deutsch danische PhysikerinGEBURTSDATUM 9 Mai 1909GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 26 Juli 2003STERBEORT Kopenhagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hilde Levi amp oldid 238522200