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Der Hexenturm von Walberberg im nordlichsten Stadtteil Bornheims wurde als solcher erstmals 1817 erwahnt jedoch steht die Bezeichnung in keinem Zusammenhang mit uberlieferten Hexenverfolgungen des Mittelalters oder der Fruhen Neuzeit Der sich spater im Sprachgebrauch festsetzende Name soll auf dem Entstehen romantischer Sagen im 19 Jahrhundert beruhen 1 Der Turm soll im 12 13 Jahrhundert moglicherweise als Bergfried einer Burganlage entstanden sein die zu einer unbekannten Zeit moglicherweise wahrend des Truchsessischen Krieges abgegangen ist Walberberg im 18 Jahrhundert mit Walberberg mit dem Gebaude der Zisterze St Walburga als Klosterkirche und den alten Bergfried an der ausseren BildseiteHeute bildet der alte Burgturm mit der sudlich neben ihm stehenden Pfarrkirche St Walburga die weithin sichtbaren Wahrzeichen des Ortes Die alteste Abbildung des Turmbauwerks findet sich als Detail in einem Gemalde vor dem Chor im Kircheninneren und zeigt den Turm im Bauzustand des 18 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Turmgeschichte 2 1 Ursprung im Hochmittelalter 2 2 Der Romerkanal als Steinbruch 3 Baubeschreibung 3 1 Material Hohe und Durchmesser 3 2 Turmgeschosse 3 3 Mittelalterliche Eigentumer 3 4 Neuzeit und Ende der Feudalzeit 4 Denkmal 5 Sonstiges 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Hexenturm an seiner Sudseite im Hintergrund rechts die Hanglage nach NordwestenDer Turm steht frei auf einem leicht abfallenden Gelande im Zentrum des Ortes neben der mittelalterlichen Pfarrkirche Im Vergleich zu Geo Daten der Walberberger Strasse 74 3 Meter uber NN im Unterdorf wird auf dem Niveau des Turmsockels eine Hohe von ca 95 Meter uber NN erreicht Turmgeschichte BearbeitenUrsprung im Hochmittelalter Bearbeiten Der Ursprung des Bauwerks liegt in mittelalterlicher Zeit in der von Adelsgeschlechtern und Stiftsherren haufig in Personalunion grossere Bauvorhaben realisiert wurden Diese waren wie auch anderenorts in der Vorgebirgsregion die Kolner und Bonner Stifte wobei die Kolner Domkirche und das Bonner Damenstift Dietkirchen sich zu den grossten Grundbesitzern entwickelt hatten Welcher Bauherr den Turm als Wehr oder Wohnturm einer grosseren Hof oder Burganlage um die Wende des 12 13 Jahrhunderts errichtete ist unsicher Jedoch berichtet die altere Literatur dass er Bergfried einer Burganlage gewesen sei die moglicherweise die grafliche Burg und der Stammsitz einer Grafin Alveradis war 2 Diese hatte mit Genehmigung des Erzbischofs Sigewin der Kirche St Walburgisberge wo ihr Vater und ihr Sohn ruhten und wo auch sie selbst bestattet werden wollte eine Memorie geschenkt die zur Grundung des Walberberger Klosters fuhrte 3 So wie Clemen nur eine Moglichkeit anmerkte kann auch Gondorf der auf Dehio verweist keinen ersten Bauherren belegen und bezeichnet den Turm lediglich als uberkommenen Bergfried der alten Walberberger Burg von der auch der Zerstorungszeitpunkt unbekannt ist 4 Der Romerkanal als Steinbruch Bearbeiten nbsp Steinbruch RomerkanalBereits seit karolingischer Zeit verstarkt jedoch im 11 bis in das 13 Jahrhundert hinein diente das Material der romischen Eifelwasserleitung neben kleineren Mengen von Tuffstein und Trachyt vom Drachenfels als Steinbruch um Baumaterial zur Errichtung profaner und sakraler Bauwerke zu gewinnen Da der Transport des Baumaterials von weit entfernten naturlichen Steinbruchen sehr teuer war bedienten sich viele der Burg Kloster und Kirchenherren an dem Abbruch des kostenlosen antiken Materials Daher konnte in den an der Trasse des Romerkanals liegenden Walberberger Bauwerken des fruhen Mittelalters in Fundamenten oder aufgehendem Mauerwerk romisches Baumaterial festgestellt werden So in der Pfarrkirche in der Umfassungsmauer des ehemaligen ortlichen Klosters der Zisterzienser und in dem Mauerwerk des im Stil der Romanik errichteten Turmes an der Walburgisstrasse Die in diesem verbauten erheblichen Mengen von Kanalbruchstucken sind teilweise noch mit Sinter behaftet Teile dieses Materials sind im Falle Walberbergs auch im unverputzten Inneren des Turmes sichtbar 5 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Bauzeichnung aus Clemen 1890Material Hohe und Durchmesser Bearbeiten Der funfgeschossige Rundturm wurde von Januar bis Marz 2005 bauhistorisch umfassend und professionell durch das LVR Amt fur Bodendenkmalpflege im Rheinland untersucht dokumentiert und der Befund archiviert 6 Unter Berucksichtigung aller Faktoren schien den Experten eine vorsichtige Datierung des Rundturmes in das 12 oder 13 Jahrhundert vertretbar zu sein Nach Angaben von Jens Friedhoff 7 scheinen sich die Daten aus der alteren Literatur zu bestatigen lediglich die zuvor angegebene Hohe zum Turm differiert So beziffert sie Gondorf nach Dehio mit 21 m Clemen nach Stramberg und Maassen macht zur Hohe keine Angaben Zerlett gab ebenfalls 21 m Hohe an und weit abweichend nennt Hans Tuck in seiner Walberberger Heimatgeschichte 30 m Hohe Nach den jungsten Untersuchungen erreicht der Turm eine Gesamthohe von 18 30 m bei einem Aussendurchmesser von 8 60 m und einer Mauerstarke der Basis von 2 20 m Die Mauerstarke der Wandung nimmt von Geschoss zu Geschoss ab und erreicht im abschliessenden Turmgeschoss noch 0 90 m Nimmt man den von Baumeister Ludwig Arntz eingezeichneten Massstab an bleibt zu der haufig angefuhrten Turmhohe von 21 m nur eine kleine Differenz die dem auf der Skizze von 1890 fehlenden Dach geschuldet sein konnte Daruber hinaus bestatigt die Zeichnung die Angaben Hans Tucks zu den sichtbaren Kopfen der Basaltblocke im Mauerwerk der Basis die auf der steinsichtigen Zeichnung sowohl bei Arntz als auch auf einer Skizze Tucks markant sichtbar eingezeichnet wurden Diese Ansichten erschienen auch auf fruhen Fotografien des ersten Viertels des 20 Jahrhunderts Konform gehen alle Angaben der Historiker darin dass als Baumaterial wesentliche Mengen wiederverwendetes romisches Gusswerk opus caementicium der antiken Eifelwasserleitung verwendet wurde Dies ist heute in situ nur noch an wenigen Stellen in Walberberg vorhanden Ferner wurden Tuffstein und Drachenfels Trachyt zum Bau herangezogen hierzu erwahnt Tuck zusatzlich verarbeitete Basaltkloben und fuhrt das Brohltal als Bezugsquelle an nbsp Ehemaliger und heutiger TurmeingangTurmgeschosse Bearbeiten Das Erdgeschoss mit dem massivsten Mauerwerk hatte ursprunglich aus Sicherheitsgrunden keinen Eingang Der Zugang wahrscheinlich per Leiter befand sich im ersten Obergeschoss an der Ostseite des Turmes und ist dort heute durch eine Blende erkennbar Durch den spater ebenfalls an der Ostseite anlegten ebenerdigen Eingang gelangt man uber eine stabile Holztreppe in das erste von einer neu eingezogenen Balkendecke getragene Obergeschoss Dieses Geschoss moglicherweise ein Wohnraum weist Sitznischen sowie an den Wandflachen geringe Reste einer Farbfassung unbekannter Zeit auf Die Wandflachen unterhalb des umlaufenden Gesimses waren ehemals mit einem roten auf Ziegelbasis beruhenden moglicherweise in der Art eines speziellen Schlammverputzes versehen worden Oberhalb des Gesimses befanden sich Reste einer Malerei die heute undeutlich aus elf abwechselnd roten und blauschwarzen Feldern aufgebracht wurden sind durch weisse aufgemalte Scheinfugen voneinander getrennt Beheizt wurde der Raum durch einen grossen steinernen Wandkamin dessen Abmessungen sichtlich nachvollziehbar sind Zur Ersteigung des nachsten Turmgeschosses dient eine in der Mauerstarke befindliche schmale Steintreppe Auch das zweite Obergeschoss war durch einen Kamin beheizbar und verfugte uber Sitznischenfenster Die weiteren Geschosse wurden bei einer Begehung als ahnlich aber als noch nicht fur Besucher begehbar beschrieben Das oberste Geschoss schliesst den Turm mit einem Rundstabprofil ab und hat abweichend von den Untergeschossen die haufig nur schartenartige Fenster haben einen Kranz von Rundbogenfenstern Die daruber ansetzende flache Turmhaube wurde erst zu Beginn der 1930er Jahre aus konservatorischen Grunden erganzt Ihre Form durfte sich an dem Gemalde des 18 Jahrhunderts s o orientiert haben da eine fruhere Quelle nicht vorhanden ist nbsp Aufstieg aus dem EG nbsp Zeichnungen 1 OG nbsp Innenwand Treppe zum 2 OG nbsp Standort eines Steinkamins 2 OG Mittelalterliche Eigentumer Bearbeiten Auf welche Bauherren die Entstehung des ehemaligen Bergfrieds zuruckgeht ist unklar Paul Clemen verwies auf die Forschungen von Maassen sowie auf die Hinweise Strambergs und dessen Werk Rheinischer Antiquarius in dem er einen Bezug zum moglichen Stammsitz der Grafin Alveradis Stifterin der Walberberger Zisterze im Jahr 1079 bis 1089 8 auf der graflichen Burganlage sah Fur diese Zeit galt der Turm den spateren Historikern als Bergfried einer Burg der Grafen von Saffenberg in Walberberg Ob als Auftraggeber zum Bau des Bergfrieds die Herren von Saffenberg angesehen werden konnen die 1140 auch den Lehnsbrief fur den Ritter Christian von Rinchedorp ausstellten und so Namensgeber der heutigen Rheindorfer Burg wurden die auch als mogliche Bauherren der Graue Burg Sechtem sowie der abgegangenen Burg Husen zwischen Sechtem und Keldenich 9 4 in Frage kommen wurde laut Clemens Forschungsstand nicht belegt Im spaten 14 Jahrhundert hiess es in einer Urkunde von 1388 dass der Knappe Conrad von Holtorp die Liegenschaft an das Kolner Domkapitel verkaufte 10 Danach sind die ersten namentlich bekannten Besitzer im Jahr 1384 die von Holtorp gewesen Conrad Sohn des Ritters Ulrich von Holtorp soll mit seiner Frau Styna Christine Birklin auch Birkelin Kolner Patrizier den Turm zu Walberberg bewohnt und diesen 1388 mit allen zugehorigen Besitzungen und Rechten an das Kolner Domkapitel verkauft haben Im Zusammenhang mit Walberberg werden die von Holtorp danach nicht mehr erwahnt 11 Neuzeit und Ende der Feudalzeit Bearbeiten Nach der 1802 auf linksrheinischem Gebiet einsetzenden Sakularisation gelangte die ungenutzte Immobilie 1807 in Privatbesitz des ehemaligen Fronhalfen Geuer der ihn spater an seinen Schwiegersohn Scheben vererbte Dieser verausserte ihn geraume Zeit spater 1843 an den Kolner Architekten und Stadtbaumeister Johann Peter Weyer 1 der sich schon in Koln fur den Erhalt und Wert von Denkmalern engagiert hatte Weyers Plane den Turm und seine idyllische Lage als Ausflugsziel zu vermarkten scheiterte jedoch mit seinem Vorhaben wegen des auf dem Turmgelande befindlichen alten Judenfriedhofs 1858 ging der im Verfall befindliche Turm kurz vor einem geplanten Abriss inklusive einer Grundflache von 25 Ruten ca 350 m nach intensiven Bemuhungen des Bonner Landrates Carl von Sandt an den durch Regierungsprasident Eduard von Moeller in Koln vertretenen preussischen Fiskus uber 12 Denkmal BearbeitenDas Bauwerk ist im Besitz des Bundeslandes Nordrhein Westfalen und seit 1980 ein geschutztes Baudenkmal Hauptartikel Liste der Baudenkmaler in WalberbergSonstiges BearbeitenIm Jahre 2006 wurde der Turm aufwendig restauriert und bautechnisch gesichert Der ganzjahrig geschlossene Turm ist Anlieger am Romerkanal Wanderweg Er kann am Tag des offenen Denkmals und nach Absprache mit dem Forderkreis Historisches Walberberg besichtigt werden Literatur BearbeitenPaul Clemen Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 5 Abt 3 S 601 603 L Schwann Dusseldorf 1905 S 305 307 Unveranderter Nachdruck Verlag Schwann Dusseldorf 1981 ISBN 3 590 32113 X Richard Knipping Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band 2 1100 1205 Verlag P Hansteins Bonn 1901 Bernhard Gondorf Die Burgen der Eifel und ihrer Randgebiete Ein Lexikon der festen Hauser J P Bachem Koln 1984 ISBN 3 7616 0723 7 S 51 Hans Tuck Heimatgeschichte von Walberberg 3 erweiterte Auflage Walberberg 1978 Klaus Grewe Der Romerkanalwanderweg Eifelverein Duren 2005 ISBN 3 921805 16 3 Uta Gerbisch Das Zisterzienserinnenkloster Walberberg 1197 1447 Verlag Janus Koln 1998 ISBN 3 922977 52 9 S 21 22 Norbert Zerlett Stadt Bornheim im Vorgebirge Rheinische Kunststatten Heft 243 Verlag Gesellschaft fur Buchdruckerei Neuss 1981 ISBN 3 88094 349 4 S 18 20 Kristin Dohmen Der Hexenturm von Walberberg Ein mittelalterlicher Wohnturm aus receyceltem Beton der romischen Wasserleitung In Denkmalpflege im Rheinland 22 2005 S 125 133 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hexenturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forderkreis Historisches Walberberg e VEinzelnachweise Bearbeiten a b Hans Tuck Heimatgeschichte von Walberberg 1978 S 23 Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 5 Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn 1905 S 676 ff Richard Knipping Regesten der Erzbischofe von Koln Band II Nr 515 1901 S 307 a b Bernhard Gondorf Die Burgen der Eifel und ihrer Randgebiete Ein Lexikon der festen Hauser J P Bachem Koln 1984 ISBN 3 7616 0723 7 S 51 Klaus Grewe Der Romerkanalwanderweg 2005 Abschnitt Der Romerkanal als Steinbruch des Mittelalters S 54 LVR Amt fur Denkmalpflege im Rheinland durchgefuhrt Ein Aufsatz dazu folgte in Denkmalpflege im Rheinland Heft 3 2005 S 125 133 Eintrag von Jens Friedhoff zu Walberberg Hexenturm in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts abgerufen am 26 September 2017 Uta Gerbisch Das Zisterzienserinnenkloster Walberberg 1197 1447 1998 S 21 Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 5 Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn 1905 S 662 f Norbert Zerlett Stadt Bornheim im Vorgebirge Hrsg Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz Rheinische Kunststatten Band 243 Gesellschaft fur Buchdruckerei Neuss 1981 ISBN 3 88094 349 4 S 25 Der ritterburtige landstandische Adel des Grossherzogthums Niederrhein Abgerufen am 12 September 2017 Der Hexenturm von Walberberg Abgerufen am 2 September 2017 50 793991 6 909864 Koordinaten 50 47 38 37 N 6 54 35 51 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hexenturm Walberberg amp oldid 220575121