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Bei dem rund 42 Meter hohen Hexenturm dem Wahrzeichen der Stadt Idstein handelt es sich um den baulich mehrfach veranderten als Butterfassturm ausgefuhrten Bergfried der Burg Idstein Aufgrund seiner exponierten Lage und seiner Hohe pragt er das Idsteiner Stadtbild Er tragt das internationale Schutzzeichen fur die Kennzeichnung von Kulturgut nach der Haager Konvention Der HexenturmInhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 3 Namensgebung 4 Trivia 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Beschreibung Bearbeiten nbsp Der Hexenturm und der Bereich der ehemaligen Vorburg der Burg Idstein nbsp Das Logo der Stadt Idstein zeigt den HexenturmDer Hexenturm befindet sich im Zentrum Idsteins auf dem hochsten Punkt eines Felsruckens Er liegt vor der Brucke die den Halsgraben zum ehemaligen Residenzschloss uberquert und die einst Vor und Hauptburg voneinander trennte Der aus Schiefer und Quarzitbruchsteinmauerwerk errichtete runde Turm erreicht heute eine Hohe von rund 42 Metern An der Basis hat der Turm einen Aussendurchmesser von 11 40 Metern bei 3 60 Meter Mauerdicke 1 In etwa 11 Metern Hohe springt das Mauerwerk leicht zuruck so dass sich hier der Aussendurchmesser auf 11 20 Meter reduziert Das Mauerwerk ist hier noch 3 50 Meter dick Auf einer Hohe von 19 20 Metern ist ein Wehrgang angeordnet Das Mauerwerk springt hier auf einem Rundbogenfries aus der Turm hat hier einen Aussendurchmesser von 12 Meter Auf dem Wehrgang aufgesetzt ist ein Schragdach In einer Hohe von 24 60 Meter schliesst dieses Dach an den aufgesetzten gemauerten Innenturm an der einen Aussendurchmesser von 6 85 Meter aufweist In einer Hohe von 28 40 Meter folgt der letzte Abschnitt das Turmerzimmer Auch hier springt das Mauerwerk auf einem Rundbogenfries nach aussen der Turm hat hier einen Aussendurchmesser von 7 50 Meter In einer Hohe von 32 25 Meter folgt das Spitzdach 1 Dem Turm vorgesetzt ist ein 11 15 Meter hoher Fachwerkbau dessen Kern eine Treppe bildet die den Eingang zum Turm in 7 45 Meter Hohe ermoglicht 1 nbsp Der mit Fachwerk hergestellte Zugang nbsp Die Spitze des Hexenturms nbsp Ortliche durch Vandalismus verschmierte Infotafel nbsp Mauerreste am Fuss des HexenturmsDas Turminnere dessen Raume aufgrund der Turmstruktur alle rund sind gliedert sich in vier Bereiche Die unterste Ebene stellt das Verlies dar Der Zugang zu dem Verlies ist nur uber eine 0 6 Meter auf 0 6 Meter grosse Offnung in der nachsthoheren Ebene moglich Das Verlies selbst wird durch ein im Scheitelpunkt etwa 7 20 Meter hohes Klostergewolbe gebildet Im Scheitelpunkt findet sich auch die Zugangsoffnung das sogenannte Angstloch Luftungsschlitze oder gar Fenster gibt es im Verlies nicht Hierauf folgt die Eingangsebene Der hier vorhandene Raum weist als Deckenabschluss eine Holzbodenkonstruktion auf In der Mitte des Raums findet sich eine Holztreppe welche in 3 70 Meter Hohe an die dann in der Mauer weiter fuhrende Treppe heranfuhrt In sudlicher Richtung findet sich ein Kamin in nordlicher Richtung ein Rundbogen an dem ein zugemauertes Doppelfenster Biforium ablesbar ist In etwa 3 50 Metern Hohe war einst ein Holzboden vorhanden Dieser Raum konnte als Zuflucht fur die Eigentumer der Anlage gedient haben 1 nbsp Grundriss des Verlieses nbsp Grundriss der Eingangsebene nbsp Schnitt durch den unteren breiten ZylinderDer Mauertreppe fuhrt dann in einen Raum der durch sein Gewolbe gepragt wird Im Raum finden sich drei Ausguckmoglichkeiten Die im Mauerkern angelegte Treppe fuhrt von hier aus in den Wehrgang Der Wehrgang weist unter anderem quadratische Offnungen im Aussenmauerwerk auf denen entsprechende Offnungen im Innenturm gegenuberliegen In historischer Zeit konnten hier bei Bedarf Balken eingelegt werden um am Wehrgang ein uberdachtes Gerust eine sogenannte Hurde anlegen zu konnen die im Verteidigungsfall einen gunstigen Blick und Schusswinkel bot In westlicher Richtung liegt eine zugemauerte Tur die zum Aborterker fuhrte Im Wehrgang finden sich mehrere Fenster wie auch der Zugang zum Innenturm dessen Decke hier eine aus Backsteinen gemauerte Kuppel darstellt Eine Holztreppe fuhrt weiter hoch in das Turmerzimmer das den Aufenthalts und Lebensbereich des Turmers darstellte Die Kuppel des Turmerzimmers stellt den Abschluss des Mauerwerks dar Uber eine weitere steile Treppe ist die in 32 Metern Hohe gelegene letzte Ebene zu erreichen Die hier vorhandenen Fenster gewahren einen weiten Uberblick die Sicht reicht an klaren Tagen bis in den Westerwald 1 nbsp Der Wehrgang mit halbvermauertem Durchgang zum Aborterker nbsp Das Angstloch der Zugang zum Verlies nbsp Treppe im Mauerwerk nbsp Treppe zum TurmerzimmerGeschichte Bearbeiten nbsp Die Topographia Hassiae von Matthaus Merian 1655 zeigt den Hexenturm noch mit altem Aufsatz nbsp Idstein mit Hexenturm auf einem Stahlstich von 1835Der auch zur Besichtigung geoffnete Hexenturm diente in der Zeit seiner aktiven Nutzung vornehmlich als Wachturm So sind fur die Jahre zwischen 1449 und dem Ende des lokalen Turmerdienstes im Jahr 1779 21 Turmer namentlich dokumentiert Ihre Aufgabe war es nach Feinden und spater nach Schadensfeuern in der Umgebung Ausschau zu halten Von 2005 bis 2007 wurde der Hexenturm saniert und in diesem Rahmen von Archaologen und Bauhistorikern umfangreich untersucht unter anderem auch dendrochronologisch Diese Untersuchungen zeigten auf dass der Hexenturm in mindestens drei Bauphasen entstand Hat man noch bis 2005 angenommen dass die Errichtung erst um 1355 2 oder um 1400 3 begann so stellte sich heraus dass der alteste Teil des Turms die untere Trommel bis in etwa 11 Meter Hohe bis zum dortigen Absatz bereits um 1170 erbaut wurde In der zweiten um 1240 liegenden Phase wurde der Turm um etwa 9 Meter erhoht reichte dementsprechend bis an den Fries des Wehrgangs Um 1500 wurde der innere Zylinder aufgesetzt der dem Turm seine typische Butterfasscharakteristik gab Im Zug dieser Phase wurde der Turm auch uberdacht Dieses Dach war etwa 24 Meter hoch wodurch der Turm seinerzeit etwa 16 Meter hoher war als in seiner heutigen Darstellung Archivalisch ist belegt dass eine Inschrift des alten Dachgebalks Kaiserstiel das Datum 1501 enthielt Die Dachkonstruktion ein Spitzhelm hatte vier Wichhauser Wacherker Diese Ausbaumassnahmen waren aus verteidigungstechnischen Aspekten absolut veraltet die seinerzeitigen Entwicklungen in der Artillerietechnik hatten einen gedrungenen Kanonenturm erfordert Sie dienten vielmehr reprasentativen Zwecken Graf Philipps I 1509 wie auch die Errichtung des Torbogengebaudes 1497 diesen Hintergrund hatte Ebenso wurden in dieser Phase die Rundbogenfriese aus Sandstein am Wehrgang und dem oberen Stockwerk installiert Um den aus dieser Aufstockung resultierenden Zusatzlasten statisch zu begegnen wurden alle unbenotigten Offnungen insbesondere vorhandene grosse Biforienfenster vermauert Eine umfangreiche Sanierung wurde 1723 vorgenommen unter Entfernung der vier Wichturmchen Der Fachwerkvorbau mit Treppenaufgang zum Eingang wurde 1733 errichtet Vorher war der Zugang zum Turm nur uber eine Leiter moglich Das heutige Dach ein Pyramidenhelm wurde 1810 erstellt wobei hier aufgrund des guten Erhaltungszustands viele Teile des alten Gebalks Verwendung fanden In der Diskussion stand seinerzeit auch der Verzicht auf eine Dachkonstruktion Dieser Gedanke wurde allerdings sowohl aus asthetischen Grunden als auch aus Sorge um Folgeschaden aus der freien Bewitterung verworfen Mehrfach wurde der Hexenturm durch Blitzeinschlage beschadigt so im Oktober 1907 im Mai 1962 und im Mai 1976 Gekennzeichnet ist die Geschichte des Hexenturms von vielfachen Unzulanglichkeiten und Mangelzustanden 4 Beispielhaft hierfur steht die Turmuhr die 1778 abgebaut wurde 4 Unbekannt ist wann ihre Einrichtung erfolgte wie auch ihre Ausrichtung am Turm Zu vermuten ist dass sie nach Norden in Richtung Schloss ausgerichtet war in der Stadt zeigte die Uhr der Unionskirche die Zeit an und mit dem Ausbau um 1500 aufgehangt wurde Vielfache Reparaturen dieser Uhr sind dokumentiert ebenso wie lange Ausfallzeiten Von 1715 bis 1723 war die Uhr abgebaut und am Schloss installiert Die Grunde hierfur sind ebenso unbekannt wie der genaue Installationsort am Schloss wobei angenommen wird dass sie den Sudflugel zierte 4 Wahrend beider Weltkriege waren zeitweise militarische Beobachtungseinheiten in der Turmspitze stationiert Eine lebenswichtige Aufgabe fur die Stadt Idstein erfullte der Hexenturm am 28 Marz 1945 Als zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Amerikaner einruckten drohten sie mit dem Beschuss der Stadt fur den Fall dass Idstein nicht kapituliere Entgegen der Anweisung des Stadtkommandanten hisste Albert Kaus an einem der obersten Fenster des Turms eine weisse Fahne als weithin sichtbares Zeichen der Kapitulation Er wurde hierfur von deutschen Soldaten fast getotet und konnte nur mit Gluck entkommen Namensgebung BearbeitenIn alteren Dokumenten wird der Hexenturm mit anderen Bezeichnungen betitelt so zum Beispiel Schlossturm dicker Turm hoher Turm Uhrturm oder auch Bergfried 4 Der Name Hexenturm setzt sich erst seit ungefahr 1900 1910 aufgrund der Verbreitung der Lekture von Ottokar Schupps 1834 1911 Die Pfarrfrau von Heftrich durch Ottokar Schupp war nassauischer Volksschriftsteller und evangelischer Pfarrer und in dieser Funktion von 1868 bis 1872 in Walsdorf tatig In seiner Geschichte beschreibt Schupp wie sich die der Hexerei bezichtigte Frau des Heftricher Pfarrers vom offenen Fenster ihres Gefangnisses im Hexenthurm nachts mit ihrem Mann bespricht Beschrieben wird hier eindeutig der Bergfried Dass ein solches Gesprach aber technisch beim Hexenturm nicht moglich war ergibt sich aus der Struktur dieses Turms Das Verlies im Hexenturm hat keine Offnungen nach aussen Auf der uber dem Verlies liegenden Eingangsebene gibt es keine Fenster sondern nur kleine Schlitzoffnungen durch die angesichts der Mauerstarke von 3 60 Meter auch keine Kommunikation moglich ist Zudem befindet sich dieser Bereich mindestens 7 50 Meter uber dem Boden Die einzigen Fenster liegen in etwa 30 Meter Hohe vor was eine Kommunikation auch unmoglich macht 4 Es ist vielmehr davon auszugehen dass die Frau im 1858 wegen Baufalligkeit abgerissenen Stadtmauerturm in der Schlossgasse inhaftiert war Hier ware eine Kommunikation moglich gewesen 4 Nach der jungeren Forschung 4 lassen sich keine Belege dafur finden dass jemals der Hexerei bezichtigte Personen im Hexenturm inhaftiert waren Unter dieser Annahme fanden dort auch keine mit den Hexenprozessen verbundenen Folterungen statt Trivia BearbeitenDer Hexenturm ist in Rita Hajaks Roman Mord im Hexenturm Schauplatz eines Kapitalverbrechens 5 Literatur BearbeitenDer Idsteiner Hexenturm Magistrat der Stadt Idstein Hrsg Rimac Verlag Idstein 2008Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hexenturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Hexenturm mit Bildern auf Alt Idstein Burg Idstein und der Hexenturm bei Burgenarchiv deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Karl Heinz Fischer Aufmass und Bestandplanung zur Schadenaufnahme In Magistrat der Stadt Idstein Hrsg Der Idsteiner Hexenturm Rimac Verlag Idstein 2008 Karlheinz Bernhard Roland Fromme Ernst Garkisch Baugeschichte und Stadtentwicklung In Idstein Geschichte und Gegenwart Magistrat der Stadt Idstein Hrsg 1987 S 231 Informationen auf DenkXWeb a b c d e f g Christel Lentz Neueste archivalische Erkenntnisse zum Idsteiner Schlossturm Hexenturm In Magistrat der Stadt Idstein Hrsg Der Idsteiner Hexenturm Rimac Verlag Idstein 2008 Mord im Hexenturm Memento vom 14 Januar 2011 im Internet Archive In Wiesbadener Kurier vom 8 Januar 201150 22205 8 26858 Koordinaten 50 13 19 4 N 8 16 6 9 O Normdaten Geografikum GND 7628456 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hexenturm Idstein amp oldid 229835140