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Das Herrenhaus Lehsen befindet sich vier Kilometer sudwestlich von Wittenburg im Ortsteil Lehsen im Landkreis Ludwigslust Parchim in Mecklenburg Vorpommern Zu dem vornehm wirkenden Herrenhaus gehorten eine Kaltwasserquelle die Logierhauser der vier Hektar grosse Park mit seinen fremdlandischen Baum und Straucharten die ehemalige Orangerie und Baumschule Herrenhaus Lehsen Januar 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Herrenhaus 2 Park Orangerie Baumschule 3 Quellen 3 1 Ungedruckte Quellen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHerrenhaus BearbeitenMit neun Achsen Breite gehort der weiss gestrichene zweigeschossige und unterkellerte Putzbau nicht zu den grossen Bauwerken des Landes Die drei mittleren Achsen des Herrenhauses sind als Portikus mit vier Kolossalsaulen toskanischer Ordnung und einem relativ flachen Giebeldreieck ausgebildet Das Zifferblatt mit der Uhr wurde nach 1880 eingefugt Der Haupteingang mit der vierstufigen Treppe ist etwas hinter den Saulen zuruckgesetzt Die Vorhalle dagegen hat eine sehr anspruchsvolle Fassadengestaltung Das Kellergeschoss mit den geschliffenen Granitquadern und der kraftige Quaderputz an den Hausecken verleihen der Fassade eine gewisse Wurde Den oberen Abschluss bildet das flach ausgefuhrte Walmdach Die beiden seitlichen pavillonartigen Anbauten sind Zutaten nach 1880 Der Architekt des Herrenhauses war wie auch in Schonfeld der aus Kopenhagen stammende Kunsthandwerker und Baumeister Joseph Christian Lillie Als Lubecker Stadtbaumeister errichtete er es 1822 fur die Familie des Kammerherrn Ernst August von Laffert auf Lehsen Garlitz Wittorf und Dannenbuttel Er war verheiratet mit Friedrike Johanna Caroline Kirsch der Tochter des Wittenburger Uhrmachermeisters 1 Nach einer anderen Quelle soll das Herrenhaus vom Baumeister Axel Bundsen aus Kopenhagen entworfen worden sein 2 Das Baujahr ist in romischen Ziffern MDCCCXXII 1822 gemeinsam mit dem Wahlspruch Musis et Amicis musiziere und liebe uber der Eingangstur zu finden Ernst August von Laffert gab sich zeitbedingt uber den Beruf des Landwirtes hinaus als freigebiger Gastgeber und Forderer der Kunste zu verstehen 3 Das Herrenhaus liegt am Ende eines weiten Wirtschaftshofes und war ursprunglich vom Dorf durch einen Zaun abgegrenzt Auf den beiden Torpfeilern der Hofeinfahrt standen fruher Hirschplastiken Diese waren Zinkgusskopien der Hirschplastiken vom Tiergartenportal in Neustrelitz die Christian Daniel Rauch geschaffen hatte Die Lehsener Hirsche wurden wahrend des letzten Krieges eingeschmolzen nbsp Laffert Mausoleum 2013 Besonders erwahnenswert ist die 1868 fur die Familie von Laffert errichtete neogotische Grabkapelle Mit dem Standort auf einem fruhdeutschen Turmhugel der von einem Wassergraben umgeben ist stellt es ein einzigartiges Grabmonument des Historismus dar Die Familie von Laffert wahlte einen oktogonalen Zentralbau als Symbolisierung der Ewigkeit der Zeit Auffallend hier auch Ahnlichkeiten zum 1851 bis 1855 nach einem Entwurf des Kolner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner errichteten neogotischen Chorraum der Schweriner Schlosskirche 4 1899 verkaufte die Familie von Laffert das Gut mit dem Herrenhaus fur 735 000 Mark an den Kaufmann Wilhelm Jager aus Dusseldorf Mehrere Besitzerwechsel folgten bis es 1928 Otto Sprenger aus Vaduz an die Gesellschaft fur Landesverwaltung Deutsche Scholle verpachtete Die Siedlergesellschaft ubernahm 1937 die komplette Gutsanlage Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Herrenhaus als Unterkunft fur Fluchtlinge und Aussiedler und danach als Kreiskinderheim genutzt Ab 1970 war es Sitz der Gemeindeverwaltung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft LPG und der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion KAP Wittenburg Camin Ab 1977 erfolgte eine umfassende aussere und innere Restaurierung bei der auch Stuckdecken und Intarsienfussboden wiederhergestellt und die nachtraglich angebauten Fensterladen entfernt wurden Die denkmalgerechte Betreuung erfolgte durch das damalige Institut fur Denkmalpflege der DDR Wegen fehlender Nutzung stand das Gebaude nach der Wende bis 1999 leer wurde aufwandig saniert und wird seit 2004 wieder bewohnt Park Orangerie Baumschule BearbeitenAnfang des 19 Jahrhunderts entstanden unter Einbeziehung alterer barocker Gartenpartien der Landschaftspark und eine weithin bekannte Baumschule Zu dieser Laffertschen Baumschule oder Laffert schen Plantage gehorten eine Orangerie zwei Gewachshauser und Glasbauten die als Wintergarten fur die Kubelpflanzen dienten Etwa zeitgleich zum Herrenhaus muss das Gewachshaus im Kuchengarten entstanden sein das durch zwei Glasflugel und einen zentralen dreiachsigen Pavillon gekennzeichnet war Nach vorhandenen Katalogen sollen 1812 schon zwolf verschiedene Zitrusarten verkauft worden sein 1836 erstellte W Benque das Verzeichnis der Doubletten in der Plantage Lehsen das neben Orangeriepflanzen auch Kakteen auffuhrt 5 Die Orangerie wurde schon 1950 wegen Baufalligkeit abgebrochen 6 Hier zog man damals nicht nur eine Vielzahl von Obstgeholzen sondern auch eine grosse Anzahl von fremdlandischen Baum und Straucharten die ausschliesslich zur Ausstattung von Orangerien und zur Gestaltung des Schloss und Gutsparks Verwendung fanden Im Sommer 1812 waren im Sortiment enthalten vier verschiedene Rosskastanienarten der Gotterbaum der Erdbeerbaum neun Birkenarten verschiedene Orangenarten Blasenstraucharten zehn Eschenarten der Ginkgobaum die Gleditsche die Libanonzeder und die Zirkelkiefer sowie 28 Eichenarten dazu zahlreiche andere Baum und Straucharten Heute noch sind verschiedene dieser Baumarten in dem dendrologisch reichhaltigen Park von Dammereez der im 19 Jahrhundert mit dem Gut auch den von Laffert gehorte vorhanden Die grosse Figur auf dem Dach ein Merkur weist auf die Funktion des Terrains als Handelsgartnerei hin Der sich direkt sudlich am Herrenhaus anschliessende Park ist mit vier Hektar Flache relativ klein und enthalt neben Rasenflachen mit einigen barocken Plastiken auch einen Teich der 1977 entschlammt wurde An diesen Park mit den Eichen von fast neun Metern Umfang schloss sich der fruher mit Hirschen besetzte zehn Hektar grosse Wildpark an der heute als Wald genutzt wird Mittels der im Park vorhandenen Kaltwasserquelle konnte 1847 Ernst August von Laffert in seiner Wasserheilanstalt Wasserkuren anbieten Dazu wurden sechs Logierhauser nebst Remise und Stallen errichtet Das neue Restaurantgebaude hatte ausser einem Speisesalon noch ein Billardzimmer ein Lesekabinet und ein Toilettenzimmer In der Nahe befand sich die Turnhalle mit einer Kegelbahn ein Wellenbad und der Eiskeller Quellen BearbeitenUngedruckte Quellen Bearbeiten Landeshauptarchiv Schwerin LHAS LHAS 5 12 3 1 Mecklenburg Schwerinsches Ministerium des Innern LHAS 5 12 4 3 Ministerium fur Landwirtschaft Domanen und Forsten Abt Siedlungsamt LHAS 5 12 9 2 Landratsamt Hagenow LHAS 9 1 1 Reichskammergericht Prozessakten 1495 1806 LHAS 12 12 1 Kreis Hagenow LehsenLandesamt fur Kultur und Denkmalpflege LAKD Abteilung Archaologie und Denkmalpflege FotosammlungLiteratur BearbeitenJosef Adamiak Schlosser und Garten in Mecklenburg Leipzig 1977 Abb 154 S 266 Dieter Pocher Schlosser und Herrenhauser in Mecklenburg Vorpommern Hamburg 2005 ISBN 3 928119 90 7 S 64 65 F Stein Beschreibung der Wasserheilanstalt Lehsen bei Wittenburg in Mecklenburg nebst der Hausordnung dieser Anstalt Lehsen 1848 Horst Prignitz Wasserheilanstalten in Mecklenburg Mecklenburg Magazin Regionalausgabe der SVZ 1995 Nr 19 S 7 Ilsabe von Bulow Joseph Christian Lillie 1760 1827 Deutscher Kunstverlag Berlin 2008 S 138 149 ISBN 9783422066106Einzelnachweise Bearbeiten von Pentz Ahnentafel des Oberstleutnant Carl August von Laffert auf Garlitz aus dem Hause Lehsen 1934 Neidhardt Krauss Gutshaus Lehsen ein Kleinod des Klassizismus Mecklenburg Magazin Regionalausgabe der SVZ 1992 Nr 8 S 11 Manfred F Fischer Man reisst das Haus nicht ein In Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg Vorpommern Heft 4 Schwerin 1997 S 17 26 Anja Kretschmer Hauser der Ewigkeit Mausoleen und Grabkapellen des 19 Jahrhunderts Hamburg 2012 ISBN 3 934632 47 5 S 41 42 Katja Pawlak Marcus Kohler Katalog vorhandener und nicht erhaltener Orangerien Glashauser und Wintergarten in Mecklenburg Vorpommern In Orangerien und historische Glashauser in Mecklenburg Vorpommern 2009 S 254 Georg Kiehne Orangerien in Mecklenburg Vorpommern In Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg Vorpommern Heft 4 Schwerin 1997 S 37 42 53 486561 11 023493 Koordinaten 53 29 11 6 N 11 1 24 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrenhaus Lehsen amp oldid 236826934