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Das Herrenhaus Hoyerswort ist das einzige ehemalige Herrenhaus der Landschaft Eiderstedt Der zweiflugelige Bau der Renaissance mit einem Treppenturm ist von einem doppelten Wassergraben umgeben Das Herrenhaus steht etwa eineinhalb Kilometer sudlich des Kirchorts Oldenswort im schleswig holsteinischen Kreis Nordfriesland einer Gemeinde des Amtes Eiderstedt Das Herrenhaus Hoyerswort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Innenraume 2 2 Anlage 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Herrenhaus 1864 Lithographie von Jens Peter TrapDas Herrenhaus steht auf einer wohl schon zur romischen Kaiserzeit bewohnten Warft Erbauer des Hauses war der Staller Caspar Hoyer 1540 1594 1 Sein Vater Lange Harm Hoyer diente dem Herzog von Schleswig Holstein und spateren danischen Konig Friedrich I als Heerfuhrer 1513 wurde er geadelt und erhielt Friedrichs uneheliche Tochter Catharina 1491 1534 zur Frau Als diese starb heiratete er 1535 Maria Knutzen 1515 1560 die Tochter einer anderen unehelichen Tochter Friedrichs Aus dieser zweiten Ehe stammt Caspar Hoyer Dieser war seit 1563 Rat des Herzogs Adolf von Schleswig Holstein Gottorf Bereits ein Jahr spater erhielt er 200 ha Land sowie das Grundstuck geschenkt auf dem er spater das Herrenhauses errichten liess 2 1587 wurden Hoyersworth alle Rechte eines Ritterguts verliehen 1 Nach Caspar Hoyers Tod im Jahre 1594 wurde dessen Sohn Hermann Hoyer Eigentumer des Herrenhauses und sein Nachfolger im Amt des Stallers der Landschaft Eiderstedt Hermann war mit Anna Ovena Hoyer verheiratet Das Paar lebte im Amtssitz im Tonninger Schloss Nach Hermanns Tod zog die Witwe nach Hoyerswort 1 In deutlichen Worten kritisierte sie die evangelische Amtskirche beschimpfte die Pfarrer denen sie eine zu weltliche Lebensweise sowie starken Alkoholkonsum vorwarf Anna war eine Anhangerin des Arztes und Laientheologen Nicolaus Knutzen Teting der 1623 zu ihr auf den Herrensitz zog 3 Durch ihn wurde sie zur Anhangerin und Beschutzerin der Wiedertauferbewegung in Schleswig Holstein 4 und versammelte in Hoyerswort eine von den Ortsgeistlichen als haretisch angesehene Gemeinde Vermutlich wurden zu dieser Zeit im grossen Festsaal Gottesdienste abgehalten da Anna nicht in die Oldensworter Kirche ging 2 Trotz heftiger Proteste von Oldensworter Pastoren griff die Obrigkeit nicht ein Erbschaftsstreitigkeiten mit ihrem Schwiegersohn und der Hoyerschen Verwandtschaft sowie Steuerforderungen des Herzogs Friedrich III hatten Anna um den Grossteil ihres Vermogens gebracht und vermutlich war das Gut schon zu Lebzeiten ihres Mannes stark verschuldet 2 1632 musste sie Hoyerswort an Augusta von Danemark verkaufen und wanderte danach mit ihren Kindern nach Schweden aus Dort erhielt sie nach Jahren grosser wirtschaftlicher Schwierigkeiten von der Koniginmutter Maria Eleonora der Witwe Gustav Adolfs und Mutter Konigin Christinas 1649 ein kleines Gut als Eigentum auf dem sie 1655 verstarb 5 In den folgenden 15 Jahren verblieb das Herrenhaus im Besitz von Augusta die es 1647 ihrem Rentmeister Joachim Danckwerth einem Bruder des Chronisten Caspar Danckwerth ubergab 2 Acht Jahre spater ubernahm dessen Schwiegersohn Andreas Kramer das Gut 2 Zur Zeit der Belagerung Tonnings wahrend des Grossen Nordischen Krieges residierte der danische Konig Friedrich IV 1713 auf Hoyerswort und nahm dort die Kapitulation der in der Festung Tonning stationierten schwedischen Truppen unter Magnus Stenbock entgegen womit der Krieg faktisch entschieden war 1 nbsp Wappentafel von Boye und Margaretha Hamkens 1780 im Schloss HoyerswortAndreas Kramers Nachkommen bewirtschafteten Hoyerswort zu dem noch etwa 100 ha Landbesitz gehorten bis 1732 2 In diesem Jahr ging das Herrenhaus mit vielen anderen Gutern in Schleswig Holstein in Konkurs Das Gut gelangte nach wechselnden Eigentumern im Jahr 1771 in das Eigentum der Familie Hamkens in deren Besitz es die folgenden 240 Jahre verblieb 2 2011 erwarb der Keramiker Alfred Jordy das Anwesen und machte es fur die Offentlichkeit zuganglich Mit Cafe Keramikwerkstatt und Ferienwohnungen finanziert er den Erhalt des Herrenhauses Den zum Anwesen gehorenden Haubarg hat Jordy zu einem Restaurant und Ausstellungsraum umgebaut 6 In Zusammenarbeit mit dem Forderverein Herrenhaus Hoyerswort hat er einen Skulpturenpark vor dem Herrenhaus eingerichtet 7 Die ersten Werke die gezeigt werden stammen aus dem Nachlass des Bildhauers Pierre Schumann 8 9 Baubeschreibung BearbeitenDas auf einer flachen Werft errichtete Herrenhaus ist ein breitgelagerter zweigeschossiger Backsteinbau der Renaissance mit einem Treppenturm steilen Dachern und Firstschornsteinen Der Grundriss ist L formig 1 Ursprunglich war der Bau wie die meisten gleichzeitig im Lande entstandenen Renaissanceschlosser und gutshauser ziegelsichtig Die weisse Schlemmung erhielt der Bau erst in der Barockzeit 10 nbsp Das Haupthaus der Ostflugel von NordostDie Bauzeit des Herrenhauses ist umstritten Vermutlich begann der Bau des Ensembles kurz nach der Schenkung 1564 an die der herzformige Maueranker C H 1564 oberhalb des Obergeschossfenster der Portalachse erinnert 10 und war nach zwei Bauphasen um 1580 abgeschlossen 1 Spatestens mit Hoyers Tod im Jahre 1594 durfte das Haupthaus vollendet gewesen sein wahrscheinlich aber bereits vor 1590 1 Moglich ist aber auch ein zehn bis funfzehn Jahre fruherer Baubeginn Die bisher in der Literatur genannte Bauzeit von 1591 1594 gilt als widerlegt Sie wird inzwischen mit dem Bau des Flugels in Verbindung gebracht und stutzte sich auf eine Inschrift am kleinen Renaissance Saulenportal an der Sudseite des Gebaudes die aber das Todesjahr des Erbauers benennt 2 Weitere in Form von Portalinschriften und Mauerankern an dem Gebaude angebrachte Jahreszahlen konnten bis dato noch nicht mit konkreten Aus oder Umbauten in Verbindung gebracht werden Altester Bauteil ist der sudliche mit einem Kreuzgewolbe unterkellerte Teil des Ostflugels der nach 1578 nach Norden erweitert wurde 10 Bemerkenswert sind die gegliederten Schmalseiten an der Nord und Sudseite des Gebaudes deren mehrfach gestufte Schweifgiebel mit horizontaler Gesimseinteilung typisch fur Bauten der Renaissance sind Erd und Obergeschoss des Bauwerks werden an der Aussenfassade umlaufend durch einfach profilierte Gurtgesimse optisch getrennt 1 Die beiden Giebelseiten des Haupthauses sehen sehr ahnlich aus und unterscheiden sich lediglich in Details Sie sind pro Etage durch je ein Fenster rechts und links des mittig angeordneten Schornsteins gegliedert An der Nordseite sind das westliche Erdgeschossfenster sowie die beiden oberen kleinen Fenster im Giebel vermauert Dies muss nach 1863 erfolgt sein da aus diesem Jahr eine Abbildung vorliegt die die Fenster zeigt Wahrend der Schornstein an der Nordseite deutlich aus der Fassade hervortritt und die Gurtgesimse zu uberschneiden scheint ist sein Pendant auf der Sudseite in die Fassadenflucht nach innen verlegt Dort sind zwei ursprunglich im Giebel vorhandene Oculi heute vermauert 1 Die Haupt oder Eingangsseite ist asymmetrisch gestaltet Auf der Linken Seite befindet sich anstelle der zweiten Doppelfenster Achse ein vorgesetzter Treppenturm dessen gebauchte Haube mit Laterne Welsche Haube 1960 rekonstruiert wurde Rechts daneben befindet sich ein erkerartiger Ausbau mit abgeschleppten Dach Dessen Mauerwerk ist im Traufbereich geflickt was auf eine einst hohere Traufe hindeutet Ein abschliessendes Gesims fehlt heute Die gut erhaltene Sandsteintafel am Treppenturm erinnert an Joachim Dankwerth und seine Frau Clara Luthen Die darin genannte Jahreszahl 1648 weist auf den Abschluss von Renovierungsarbeiten Sowohl Turm als auch Erker stehen mit dem Hauptbau im Mauerverbund wurden also zeitgleich mit diesem errichtet 1 Das Hauptportal wurde vermutlich zu einem spateren Zeitpunkt in die zweite Achse von Norden verschoben Es besteht aus einer rundbogigen Offnung aus Werksteinen die von zwei schlanken Pilastern flankiert wird Nach oben ist es mit einem gesprengten Giebel abgeschlossen in dem eine Wappenkartusche mit Knorpelwerk und Maske zu sehen ist sie wohl um 1640 50 hinzugefugt wurde 1 nbsp Blick von Suden auf den SudflugelDer Bau des Sudflugels sowie der Vorhalle begannen vermutlich im Jahre 1587 nachdem Hoyersworth alle Rechte eines Ritterguts verliehen wurden 2 Der Sudflugel ist langgestreckt und zweigeschossig Er ist durch zahlreiche unterschiedlich grosse Fenster mit Sprossen gegliedert die alle erneuert wurden Er entstand vermutlich in mehreren Etappen im 16 und 17 Jahrhundert Altester Bauteil ist der Bereich mit dem Sandsteinportal der in den 1590er Jahren entstand Im westlich anschliessenden Gebaudeteil liegt ein uber beide Geschosse reichender grosser Saal der sogenannte Tanz oder Festsaal Er wurde um 1620 25 an der Stelle alterer Raume angefugt Ganz im Westen des Sudflugels befanden sich Kuchenraume mit riesigem Kamin sowie eine Raucherkammer 2 Innenraume Bearbeiten nbsp Blick in die DieleDie Diele uber dem Keller erhielt ihre heutige Gestalt 1649 Die Treppe wurde im 18 Jahrhundert erneuert Das Sudzimmer mit stuckierter Balkendecke aus der Mitte des 17 Jahrhunderts wurde 1757 unterteilt Auch einer der beiden daruberliegenden Sale wurden spater geteilt 10 Anlage Bearbeiten Die nordlich des Herrenhauses stehende reetgedeckte Haubargscheune wird mittels der Maueranker auf das Jahr 1704 datiert Er hat 580 m Grundflache eine Firsthohe von etwa 13 m und hat 6 Stander Ursprunglich stand er etwa 1 km sudlich in Langenhemme wo ihn die Erben Andreas Kramers errichten liessen Boye Hamkens gab 1779 die Versetzung an die heutige Position in Auftrag Seither wurde das Gebaude nur als Wirtschaftsgebaude genutzt und mehrfach umgebaut 2 Das Herrenhaus und der Heubargscheune stehen in einem parkahnlichen fur Eiderstedt typischen kleinen Baumgarten Die gesamte Anlage wird von einem doppelten Grabensystem eingefasst Ursprunglich gehorte zu der Anlage noch eine Zugbrucke Sie wurde durch eine einfache Brucke ersetzt uber die das Herrenhaus von Osten zuganglich ist 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herrenhaus Hoyerswort Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien https www deutsche biographie de sfz34005 html http www hoyerswort de Buch Hoyerswort pdf https www schleswig holstein de DE Landesregierung LD Downloads Publikationen LfD Bauforschungsbericht1989 pdf http frauen und reformation de id 74 amp s bioEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Deert Lafrenz Gutshofe und Herrenhauser in Schleswig Holstein Imhof Petersberg 2015 ISBN 978 3 86568 971 9 S 263 ff a b c d e f g h i j k Alfred Jordy Hoyerswort Eine Reise in die Vergangenheit PDF 2013 abgerufen am 15 Juli 2019 Hoyers Anna Ovena In Nordfrieslandlexikon Nordfriisk Instituut abgerufen am 15 Juli 2019 Deutsche Biographie Hoyers Anna Ovena Deutsche Biographie Abgerufen am 16 Juli 2019 Anna Ovena Hoyers Abgerufen am 16 Juli 2019 englisch MIt Spuk und viel Historie Modernes Leben in altem Gemauer shz de Abgerufen am 25 Februar 2019 Karen Lark u a Lieblingsplatze Nordsee Schleswig Holstein Gmeiner Verlag Messkirch 2023 S 108 109 Skulpturenpark auf Hoyerswort Kunst unter freiem Himmel shz de Abgerufen am 25 Februar 2019 Lafrenz Deert 1944 Gutshofe und Herrenhauser in Schleswig Holstein Imhof Petersberg 2015 ISBN 978 3 86568 971 9 a b c d Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 2009 S 732 54 358729 8 945105 Koordinaten 54 21 31 4 N 8 56 42 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrenhaus Hoyerswort amp oldid 235744125