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Hermann Gerhard Hertz 13 Juni 1922 in Hamburg 2 Januar 1999 in Karlsruhe war ein deutscher Physikochemiker Hermann Gerhard HertzSein Hauptarbeitsgebiet war die Physikalische Chemie insbesondere die Elektrochemie In Deutschland war er einer der Pioniere auf dem Gebiet der Kernmagnetischen Resonanz NMR Ab 1980 gehorte er zum Gremium der Herausgeber der Zeitschrift fur Physikalische Chemie Er ist der Grossneffe des bekannten Physikers und Entdeckers der elektromagnetischen Wellen Heinrich Hertz und der Neffe des Physikers und Nobelpreistragers Gustav Hertz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHermann Gerhard Hertz wurde als Sohn einer alteingesessenen Familie die vor allem aus Kaufleuten und Juristen bestand aber auch zwei beruhmte Physiker hervorbrachte in Hamburg geboren Nach dem Abitur 1940 wurde er sofort Soldat und nach Kriegsende und Gefangenschaft studierte er von 1945 bis 1950 das Fach Physik an der Universitat seiner Heimatstadt wo er auch 1950 unter Paul Harteck seine Diplomarbeit anfertigte und 1952 seine Dissertation uber die Entwicklung einer Nebel oder Wilsonkammer fertigstellte Ab 1960 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universitat Munster wo er sich im gleichen Jahr im Fach Physikalische Chemie habilitierte Im Jahre 1964 wurde H G Hertz ausserordentlicher Professor an der Universitat Munster und 1965 erhielt er eine ordentliche Professur an der TH Karlsruhe also zufalligerweise an der Statte wo sein Grossonkel Heinrich Hertz 1886 die elektromagnetischen Wellen nachgewiesen hatte Obwohl H G Hertz 1970 einen Ruf an die Universitat Munchen erhielt blieb er der Universitat Karlsruhe bis zu seiner Emeritierung im Oktober 1990 treu Es ist erwahnenswert dass H G Hertz immer ausserordentlich gute Beziehungen zu auslandischen Wissenschaftlern pflegte und lange Forschungsaufenthalte in Canberra Australien und Trondheim Norwegen hatte Insbesondere hielt er auch durch haufige Vortragsreisen Kontakt zu Arbeitsgruppen in der Sowjetunion Durch seinen in Leipzig lebenden Onkel Gustav Hertz hatte er zur Zeit der DDR besonders gute Beziehungen zur Universitat Leipzig und auch zu der dort arbeitenden grossen NMR Forschergruppe um Artur Losche und Harry Pfeifer Wirken BearbeitenWahrend seiner Assistentenzeit in Hamburg beschaftigte sich H G Hertz zunachst mit der Trennung von Gasen durch die Gaszentrifuge wandte sich aber bald der aufkommenden Untersuchungsmethode NMR zu und wurde so einer der Pioniere auf diesem Gebiet in Deutschland Dabei half ihm ein Aufenthalt im Jahr 1957 im Labor von Herbert S Gutowsky in Urbana USA einem der grossen NMR Pioniere In seiner Habilitationsarbeit untersuchte H G Hertz die Linienbreiten von Atomkernen in einatomigen Ionen wie Br oder I diese Atomkerne haben ein elektrisches Quadrupolmoment in wassrigen Elektrolytlosungen und lieferte die erste Theorie der Relaxation NMR durch elektrostatische Quadrupolwechselwirkung heute Hertz Valiev Theorie genannt 1 H G Hertz eroffnete damit das weite Gebiet der Untersuchung von Elektrolytlosungen mittels Ionenkern Relaxation 2 Zum Studium der translatorischen Mikrodynamik in Elektrolytlosungen und anderen fluiden Systemen mittels Diffusion Messungen setzte Hertz relativ fruh die Feldgradienten NMR ein und untersuchte damit Strukturbrechung und Strukturbildung von Salzen in wassrigen Elektrolyten 3 Wichtige Beitrage lieferte H G Hertz und seine Arbeitsgruppe auch zum Verstandnis der Struktur und Dynamik der Solvathulle von unpolaren Teilchen oder Molekulgruppen im Wasser 4 Die hydrophobe Hydratation und hydrophobe Assoziation siehe hydrophober Effekt wurden in der Hertz schen Arbeitsgruppe vor allem mittels Protonen Relaxation NMR untersucht und spielen eine ausserordentlich wichtige Rolle bei biologischen Prozessen wie z B bei der Biomembran Bildung und bei der Proteinfaltung Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre entwickelte sich das Hertz sche Labor in Karlsruhe zu einem der weltweit fuhrenden Labors fur das Studium der Selbst Diffusion in Flussigkeiten Seit 1976 untersuchte H G Hertz auch theoretisch Probleme der Diffusion und der elektrischen Leitfahigkeit und formulierte seine Ergebnisse mittels der Geschwindigkeits Korrelationsfunktion In diesem Zusammenhang stiess er auf Schwierigkeiten mit solchen Grossen und Konzepten in der konventionellen Elektrochemie die einer direkten Messung nicht zuganglich sind In einem 1980 erschienenen Buch 5 formulierte Hertz die Grundprinzipien der Elektrochemie vollig neu Sehr interessant ist dabei die Tatsache dass der Begriff elektrische Ladung in dieser neuformulierten Elektrochemie nicht vorkommt er wird nicht benotigt Diese Reformulierungen und vor allem Hertz sche Arbeiten zur Extraleitfahigkeit des H Ions wurden in der Fachwelt kontrovers aufgenommen Sehr fruh hat H G Hertz auch eine vergleichende theoretische Darstellung des Spin Echo Diffusionsexperimentes in der Feldgradienten NMR mit der inelastischen Neutronenstreuung geliefert und hat damit spatere Entwicklungen vorweggenommen In seinen letzten Lebensjahren beschaftigte sich Hermann Gerhard Hertz auch intensiv mit dem Werk seines Grossonkels Heinrich Hertz aus wissenschaftshistorischer Sicht Er veroffentlichte dessen Labornotizen von 1887 6 und eine bisher unveroffentlichte Vorlesung uber die Energiebilanz der Erde 7 Hermann Gerhard Hertz hat insgesamt 197 wissenschaftliche Arbeiten verfasst Zu seinen Schulern gehoren die deutschen Physikochemiker Manfred Zeidler Heinrich Versmold Helmut Bertagnolli Alfons Geiger Manfred Holz und Hermann Weingartner Literatur BearbeitenZeitschrift fur physikalische Chemie Band 214 2000 S 894 Nachruf H Versmold M D Zeidler Hermann Gerhard Hertz zum 65 Geburtstag In Ber Bunsenges Phys Chem 91 1987 S 593 595 Weblinks BearbeitenUlrich Schindewolf 100 Jahre Institut fur Physikalische Chemie an der Universitat Karlsruhe In Bunsen Magazin 2 Jahrgang 6 2000 S 145 PDF 109 kB Hermann Gerhard Hertz Universitat Hamburg Fachbereich Chemie Literatur von und uber Hermann Gerhard Hertz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten H G Hertz Annaherungsabstande von Ionen in wassrigen Losungen aus der Linienbreite der magnetischen Kernresonanz In Z Elektrochem Ber Bunsenges Phys Chem 65 1961 S 20 36 M Holz Electrolytes In D M Grant R K Harris Hrsg Encyclopedia of Nuclear Magnetic Resonance J Wiley and Sons Vol 3 1996 S 1857 1864 L Endom H G Hertz B Thul M Zeidler A Microdynamic Model of Electrolyte Solutions as Derived from Nuclear Magnetic Relaxation and Self Diffusion Data In Ber Bunsenges Phys Chem 71 1967 S 1008 H G Hertz Die Struktur der Solvathulle geloster Teilchen In Angew Chem 82 1970 S 91 106 H G Hertz Electrochemistry A Reformulation of the Basic Principles In Lecture Notes in Chemistry 17 Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1980 ISBN 3 540 10008 3 H G Hertz M G Doncel Heinrich Hertz s Laboratory Notes of 1887 In Archive for History of Exact Sciences 49 1995 S 197 270 J F Mulligan H G Hertz An Unpublished Lecture by Heinrich Hertz On the Energy Balance of the Earth In Am J Phys 65 1997 S 36 45 Normdaten Person GND 1134842562 lobid OGND AKS LCCN n80070517 VIAF 94418059 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hertz Hermann GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikochemikerGEBURTSDATUM 13 Juni 1922GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 2 Januar 1999STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Gerhard Hertz amp oldid 214319033