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Hermann Gotting 29 August 1939 in Haiger 1 20 September 2004 in Koln war ein deutscher Strassenbahnschaffner Conferencier und Sammler von Alltagskultur Manche bezeichnen ihn auch wegen eines auffalligen Erscheinungsbildes als Stadtoriginal er selbst distanzierte sich jedoch von dieser Zuschreibung 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sammlung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGotting wurde als Kind einer unverheirateten jungen Mutter in eine traditionsbewusste Haigerer Schuhmacherfamilie geboren Zunachst von der Familie abgelehnt sollten Mutter und Sohn nach dem Willen der Grosseltern als in einem Heim fur ledige Mutter untergebracht werden Unmittelbar nach der Geburt holten sie die beiden aber in die Familie zuruck Hermann wurde von den Grosseltern grossgezogen und nahm seine Mutter als eine Art Tante wahr Der extravagante ausgefallene Geschmack seiner Mutter ihre Ausdrucksformen und Musikalitat faszinierten und beeinflussten ihn dennoch nachhaltig 2 Nach der Volksschule arbeitete Gotting zunachst in einer Haigerer Tankstelle dann in einem Eisenwerk Schliesslich erfullte er sich seinen Kindheitstraum und fand eine Anstellung als Strassenbahnschaffner bei der Siegener Kreisbahn In der Ausubung des Berufs erganzte er seine Uniform zum Leidwesen seiner Vorgesetzten durch modische Accessoires und erlangte durch kleine Auftritte wahrend der Fahrt bei denen er die Fahrgaste mit allerlei Anekdoten unterhielt lokale Bekanntheit Nach Einstellung des Strassenbahnbetriebes bei der Siegener Kreisbahn fuhr Gotting noch einige Zeit als Schaffner in den Oberleitungsbussen der Gesellschaft mit die allerdings im Vergleich zu den alten Strassenbahnwagen keine Faszination auf ihn ausubten In dieser Zeit machte er erste homosexuelle Erfahrungen die er zum Ende der 1950er Jahre nur heimlich ausleben konnte 3 Im Jahr 1962 kehrte er von der in Koblenz verbrachten Wehrdienstzeit zunachst nach Siegen zuruck zog aber bald nach Koln wo er eine differenzierte homosexuelle Szene kennenlernte Gotting genoss vor allem den Aufenthalt in Nachtlokalen mit gehobenem Anspruch an die Kleidung der Gaste und einer pluschigen Atmosphare die gepragt durch empfindsamen kulturell interessierten Schongeist war 4 Seinen Lebensunterhalt bestritt er erneut als Strassenbahnschaffner bei den Kolner Verkehrs Betrieben 1968 fuhrten die Kolner Verkehrsbetriebe den schaffnerlosen Betrieb in ihren Bahnen ein so dass Gotting diesem Beruf nicht mehr nachgehen konnte 5 Fortan arbeitete Gotting als Kellner Barkeeper und spater auch als Conferencier in Nachtclubs Varietes und Travestieshows Mit seinem Lebensgefahrten bezog er eine Altbauwohnung in der Richard Wagner Strasse in der er Teile seiner Alltagskultur und Mobelsammlung unterbrachte Auch lud er dort sonntags regelmassig Schauspieler Journalisten Modeschopfer Tanzer Musiker und andere Kunstler zu Konversation und Darbietungen in seinen Salon ein Gotting war eine auffallende Erscheinung mit ausladenden Gewandern riesigen Huten dem allgegenwartigen Facher und stets in Begleitung zweier grosser Hunde der Dogge Ivo und dem Chow Chow Wotan 2 Nach 1989 feierte Gotting jedes Jahr aufs Neue seinen funfzigsten Geburtstag 2 so etwa im Jahr 1992 in der Black Box des kurz zuvor eroffneten Cinedom Am 20 September 2004 starb Hermann Gotting in seiner Kolner Wohnung an den Folgen einer verschleppten Lungenentzundung Sein Sarg wurde mit einer Pferdekutsche zum Melatenfriedhof gebracht und dort bei einer Trauerfeier mit rund 800 Gasten bestattet 6 Sammlung Bearbeiten nbsp Grab von Hermann Gotting auf dem Kolner Melaten Friedhof Flur 28 Gotting bezeichnete sich als akribischen Sammler von Alltags und Gebrauchsgegenstanden aus den 1920er bis 1970er Jahren Schwerpunkt seiner Sammlung sind aber die 1950er Jahre Mit einem Handwagen klapperte er Trodelladen und Flohmarkte ab und organisierte Wohnungsauflosungen Er pflegte aber auch Beziehungen zu den Denkmalschutzbehorden und zu Firmen um grossere Objekte wie Leuchtreklamen oder kunstlerisch gestaltete Atzglas Fenster zu demontieren die von Abriss bedroht waren Bekannt war Hermann Gotting auch durch die Demontage der alten 4711 Neonanlage vom Kolner Messeturm die er 1993 abschraubte Gotting nahm Kontakte zu Manufakturen fur Mobel Porzellan und Steingut auf und erforschte die Geschichte der Betriebe deren Produkte er sammelte Einer ersten grossen Ausstellung im Kolnischen Kunstverein im Jahre 1985 folgten mehr als 40 Ausstellungen in zahlreichen Stadten in denen er seine gesammelten Objekte arrangierte Als seine Lagermoglichkeiten uberstrapaziert waren verhalfen ihm Stadtkonservatorin Hiltrud Kier und Museums Generaldirektor Hugo Borger zur Nutzung zweier stadtischer Lagerraume Die Stadt Koln zeigte nach seinem Tode kein Interesse an der vollstandigen Sammlung Gotting und verfugte auch nicht uber eine ausreichende Depotflache und so erwarb das Museum fur Angewandte Kunst in Gera etwa 1000 der uber 100 000 Exponate Einzelne Objekte ubernahm das Haus der Geschichte wahrend das Kolnische Stadtmuseum sich unter anderem mehrere der historischen Kolner Leuchtreklamen sicherte Die weitere Sammlung darunter 20 vollstandige Ladeneinrichtungen Ausstattung von Handwerksbetrieben weitere Leuchtreklamen sowie Vasen und Mobel gilt heute als zerstreut 7 Literatur BearbeitenHermann Gotting Die Figur dazu hab ich Ein Leben Edition dia Berlin 1995 ISBN 3 86034 143 X Das gestaltete Jahrhundert Mode und Produktdesign der letzten 100 Jahre Landesmuseum Koblenz 2000 ISBN 3 925915 65 6Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Gotting im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Artikel auf stadtrevue de Memento vom 22 Februar 2005 im Internet Archive Interview in Der SPIEGEL aus dem Jahr 1995 Artikel auf koeln magazin infoEinzelnachweise Bearbeiten Original Gotting gestorben 21 September 2004 abgerufen am 14 September 2019 deutsch Ulrich S Soenius Gotting Hermann In Ulrich S Soenius Jurgen Wilhelm Hrsg Kolner Personenlexikon 1 Auflage Greven Koln 2008 ISBN 978 3 7743 0400 0 S 187 Nach abweichender Angabe in Hermann Gotting Die Figur dazu hab ich 1995 S 12 ist der Geburtsort Neukirchen Kreis Moers a b c d Cornelia Auschra Hermann Gotting Sammler Kolner Vergangenheit 1939 2004 auf www koeln magazin info online Memento vom 19 April 2012 im Internet Archive abgerufen am 13 Marz 2022 Gotting S 32 34 Gotting S 41 Gotting S 56 Artikel Er ist ein Stuck Koln in Kolnische Rundschau 30 September 2004 S 34 Kolnisches Stadtmuseum Abgerufen am 5 Februar 2017 Normdaten Person GND 119312646 lobid OGND AKS LCCN no2016024177 VIAF 40185595 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gotting HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Strassenbahnschaffner Conferencier und Sammler von AlltagskulturGEBURTSDATUM 29 August 1939GEBURTSORT HaigerSTERBEDATUM 20 September 2004STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Gotting amp oldid 231530920