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Henri Valois Henricus Valesius 10 September 1603 in Paris 7 Mai 1676 ebenda war ein franzosischer Philologe und Historiker Bedeutend waren seine kritischen Editionen spatantiker griechischer Kirchenhistoriker denen er lateinische Ubersetzungen und umfangreiche Kommentare beifugte Sie stellten eine erhebliche Verbesserung der damals bereits existierenden Ausgaben dar und blieben bis ins 20 Jahrhundert massgeblich 1 Leben BearbeitenDie wichtigste Quelle fur die Biographie von Henri Valois ist jene Vita die von seinem jungeren Bruder Adrien Valois 1607 1692 niedergeschrieben und erstmals 1677 in Paris als Anhang zu einem Nachdruck der von Henri Valois verfassten lateinischen Ubersetzungen antiker Kirchenhistorien publiziert wurde Von dieser Biographie sind die modernen Darstellungen von Valois Leben grossteils abhangig 2 Henri Valois entstammte einer nahe Bayeux und Lisieux ansassigen normannischen Adelsfamilie Sein Grossvater erreichte durch in Paris betriebene Handelsunternehmungen einen gewissen Wohlstand Valois studierte bei den Jesuiten zuerst in Verdun und anschliessend am College de Clermont in Paris wo er Rhetorik Unterricht bei Denis Petau bekam Von 1622 bis 1624 studierte er Rechtswissenschaft in Bourges und kehrte dann nach Paris zuruck wo er gemass den Wunschen seines Vaters aber entgegen seiner eigenen Neigung sieben Jahre als Anwalt tatig war Nach Wiedererlangung seiner Freiheit nahm er die ihn besonders interessierenden Studien klassischer antiker Werke wieder auf 3 Nicolas Claude Fabri de Peiresc hatte auf Zypern eine Handschrift aus der Sammlung des byzantinischen Kaisers Konstantin VII Porphyrogennetos uber Tugend und Laster erworben Aus diesem Manuskript exzerpierte Valois zahlreiche bisher nicht bekannte Fragmente antiker griechischer Geschichtsschreiber und veroffentlichte sie unter dem Titel Polybii Diodori Siculi Nicolai Damasceni Dionysii Halicarnassii Appiani Alexandri Dionis et Ioannis Antiocheni excerpta 1634 Ferner gab er das Geschichtswerk des Ammianus Marcellinus unter dem Titel Ammiani Marcellini rerum gestarum libri XVIII 1636 mit einem ausfuhrlichen Anmerkungsapparat heraus 3 In diese Edition nahm er auch ein auf Latein verfasstes Exzerpt aus zwei anonymen antiken Historien auf das nach ihm Anonymus Valesianus benannt wurde 1681 publizierte sein Bruder Adrien eine Neubearbeitung dieser Edition 1650 beauftragte die franzosische Klerikerversammlung Valois mit der Herausgabe der Werke antiker Kirchenhistoriker nachdem der Erzbischof von Toulouse Charles de Montchal diese Aufgabe hatte zurucklegen mussen Daraufhin edierte Valois Eusebius Kirchengeschichte sowie dessen Vita und Panegyrikus des Konstantin und Konstantins Rede in der Versammlung Eusebii Pamphili ecclesiasticae historiae libri decem Ejusdem de Vita imp Constantini libri IV quibus subjicitur Oratio Constantini ad sanctos et Panegyricus Eusebii 1659 Der Text wurde durch eine neue lateinische Ubersetzung gelehrte Anmerkungen sowie vier Dissertationen uber den Donatismus Anastasius die Septuaginta und das romische Martyrologium erganzt 1668 legte Valois eine Ausgabe der Kirchengeschichten von Sokrates Scholastikos und Sozomenos unter dem Titel Socratis Scholastici et Hermiae Sozomeni historia ecclesiastica vor 1673 erschien seine Edition entsprechender Werke von Theodoret Euagrios Scholastikos sowie den Exzerpten aus Philostorgios und Theodorus Lector Theodoriti et Evagrii Scholastici Historia ecclesiastica Item excerpta ex historiis Philostorgii et Theodori Lectoris 3 Zuerst hatte Valois nur uber die bescheidenen ihm von seinem Vater hinterlassenen Mittel verfugen konnen aber spater erhielt er Pensionen von dem Prasidenten de Mesmes dem franzosischen Klerus Kardinal Mazarin und Konig Ludwig XIV Diese finanziellen Zuwendungen sicherten ihm die notige Musse fur seine Arbeiten und die Unterstutzung durch einen Gehilfen da sein Sehvermogen beeintrachtigt war und er schon 1637 mit seinem rechten Auge nichts mehr sehen konnte 3 1662 wurde bei ihm eine Star Operation durchgefuhrt die aber nur bei einem Auge erfolgreich verlief 1 Im Alter von 60 Jahren heiratete er 1664 die junge Marguerite Chesneau mit der er vier Sohne und drei Tochter hatte 4 Die Leistung von Valois auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft war bedeutend obwohl er haufig uber nur unzulangliche Handschriften verfugte Seine Kritik war meist treffsicher und seine Anmerkungen stellen ein ausgezeichnetes Zeugnis franzosischer Gelehrsamkeit des 17 Jahrhunderts dar Valois stand mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit in Verbindung behielt sich aber stets seine Freiheit ihrer Beurteilung vor Er schrieb die Grabreden fur Jacques Sirmond Pierre Depuy und Denis Petau Auch verfasste er lateinische Gelegenheitsgedichte Er starb 1676 im Alter von 72 Jahren in Paris 3 Literatur BearbeitenAdrien Valois De vita Henrici Valesii historiographi regii liber Paris 1677 Digitalisat Valois Henri de in Encyclopaedia Britannica 11 Auflage 1910 11 Bd 27 S 865 Paul Lejay Valois Henri in Catholic Encyclopedia 1 Auflage Bd 15 1912 S 263 f Anmerkungen Bearbeiten a b Martin Wallraff Der Kirchenhistoriker Sokrates Untersuchungen zur Geschichtsdarstellung Methode und Person 1997 S 15 Martin Wallraff Der Kirchenhistoriker Sokrates Untersuchungen zur Geschichtsdarstellung Methode und Person 1997 S 14 f Anm 14 a b c d e Paul Lejay Valois Henri in Catholic Encyclopedia 1 Auflage Bd 15 1912 S 263 f Valois Henri de in Encyclopaedia Britannica 11 Auflage 1910 11 Bd 27 S 865 Normdaten Person GND 128969148 lobid OGND AKS LCCN n83196983 VIAF 56632745 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Valois HenriALTERNATIVNAMEN Valesius HenricusKURZBESCHREIBUNG franzosischer Philologe und HistorikerGEBURTSDATUM 10 September 1603GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 7 Mai 1676STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henri Valois amp oldid 209698310