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Heinrich Wilhelm Conradi 22 Marz 1876 in Frankfurt am Main 26 April 1943 in Dresden auch Heinz Conradi Geburtsname Heinrich Wilhelm Cohn war ein deutscher Bakteriologe und Hygieniker im Sachsischen Landesgesundheitsamt sowie an der Technischen Hochschule Dresden Obwohl Frontkampfer verlor er aufgrund seiner judischen Abstammung 1935 aufgrund der Ersten Verordnung zum Reichsburgergesetz erst seine Anstellung 1938 seine Approbation und starb schliesslich Ostern 1943 im Polizeigefangnis Dresden Leben und Wirken BearbeitenHeinrich Conradi wurde 1876 als Heinrich Wilhelm Cohn geboren Der judischstammige Junge wurde 1892 evangelisch 1 getauft und erhielt den Nachnamen Conradi 2 Conradi studierte Medizin und schloss 1899 sein medizinisches Studium in Strassburg mit der Promotion zum Dr med ab Thema der Arbeit und Titel der Dissertation ist Zu Fragen der Toxin Bildung bei den Milzbrand Bakterien Ab 1901 arbeitete er fast zehn Jahre lang als Assistent von Robert Koch in Berlin Zusammen mit Wilhelm von Drigalski entwickelte er in dieser Zeit spezielle Nahrboden zum auch bei Gesunden als Dauerscheider 3 gelungenen Nachweis der Typhus Erreger Conradi Drigalski Nahrboden Bis 1920 veroffentlichte Conradi insgesamt 58 wissenschaftliche Publikationen 4 uber Diphtherie Typhus sowie Gasbrand in so renommierten Zeitschriften wie der Deutschen Medizinischen Wochenschrift der Munchner Medizinischen Wochenschrift oder dem Centralblatt fur Bakteriologie Parasitenkunde Infektionskrankheiten und Hygiene Nach seiner Zeit in Berlin fuhrte ihn sein Weg nach Dresden wo er an der dortigen Technischen Hochschule Dresden habilitierte und seine Lehrberechtigung erhielt Ab 1913 hatte er dort einen Lehrauftrag als Privatdozent an der medizinischen Fakultat Am Ersten Weltkrieg nahm Conradi als Stabsarzt teil Im Hauptberuf arbeitete Conradi als beamteter Leiter der Bakteriologischen Abteilung der Zentralstelle fur offentliche Gesundheitspflege 5 im Sachsischen Landesgesundheitsamt wo der renommierte 6 Hygieniker und Bakteriologe es bis zum Medizinalrat brachte Der Professor verlor aufgrund seines Frontkampferprivilegs erst nach der Ersten Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 14 November 1935 seine beamtete Anstellung sowie seine Lehrbefahigung 4 Mit dem 1938 erfolgten Berufsverbot fur judische Arzte aufgrund der Vierten Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 25 Juli 1938 verlor er zum 30 September jenes Jahres seine Approbation und durfte mit einer dort geregelten widerruflichen Genehmigung noch als sogenannter Krankenbehandler judische Patienten behandeln 6 nbsp Grabstein fur Heinz Conradi auf dem Neuen Judischen Friedhof in DresdenAb spatestens 1931 bis 1933 wohnte Conradi in der heute denkmalgeschutzten Villa von Moritz Ziller einem der beiden ehemaligen Inhaber der Baufirma Gebruder Ziller im Augustusweg 5 ehem Arndtstrasse 8 des Radebeuler Stadtteils Serkowitz 2 Nach zwei Wohnungswechseln innerhalb Radebeuls 1935 und 1938 musste Conradi der mit seiner Ehefrau Margarete in einer sogenannten Privilegierten Mischehe lebte 1940 nach Dresden in ein Judenhaus umziehen da er zur Zwangsarbeit in der Zeiss Ikon Fabrik verpflichtet worden war 7 Am Grundonnerstag 8 dem 22 April 1943 kaufte Conradi in der Markthalle Antonsplatz Radieschen ein Er wurde denunziert von der Gestapo verhaftet und in das Dresdner Polizeiprasidium eingeliefert Als Vergehen wurden ihm zur Last gelegt dass er erstens gemass dem Gesetz uber die Abgabe von Lebensmitteln an Juden vom 31 Mai 1942 keine Mangelwaren wie Radieschen hatte kaufen durfen dass er zweitens aufgrund der Verordnung vom 29 Mai 1942 9 die Markthalle nicht hatte betreten durfen und dass er drittens versucht hatte seinen Judenstern zu verdecken was er jedoch bestritt Der Chronist judischer Ereignisse in Dresden der Schriftsteller Victor Klemperer notierte dazu in seinem Tagebucheintrag vom 25 April 1943 Daran also durfte Conradi sterben 8 1 Am 26 April 1943 dem Ostermontag jenes Jahres wurde Conradis Ehefrau mitgeteilt dass ihr Mann im Polizeiprasidium gestorben sei Als Grund wurde angegeben er habe sich selbst vergiftet 10 9 Ob ihm seine Ehefrau ein Gift in die Gestapohaft geschmuggelt hatte um ihm weitere Demutigungen Folter und eine Verbringung in ein Konzentrationslager zu ersparen 4 oder ob er aufgrund der Behandlung im Gestapogefangnis starb war nicht zweifelsfrei zu klaren 9 Conradis Grabstein tragt die Namensaufschrift Heinz Conradi da er so von seiner Frau Margarete geb Naumann genannt wurde Conradi ist auf dem Neuen Judischen Friedhof in Dresden neben seiner Frau die ihn bis 1953 uberlebte bestattet Am 26 April 2006 wurde vor der Dresdner Polizeidirektion ein Denkzeichen enthullt 11 das an die Totung von Heinrich Conradi Fritz Meinhardt und Arthur Juliusburger erinnert Literatur BearbeitenCaris Petra Heidel Heinrich Wilhelm Conradi Wissenschaftler aus Leidenschaft In Heike Liebsch Hrsg Der Neue Israelitische Friedhof in Dresden Herausgegeben von HATiKVA Bildungs und Begegnungsstatte fur judische Geschichte und Kultur Sachsen e V Hentrich amp Hentrich Verlag Berlin Leipzig 2021 ISBN 978 3 95565 481 8 S 200 204 Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 ISBN 978 3 938460 09 2 Jaqueline Hippe Der Hygieniker und Bakteriologe Heinrich Wilhelm Conradi 1876 bis 1943 Leben und Wirken unter besonderer Berucksichtigung des Schicksals in der Zeit des Faschismus Unveroffentlichte Dissertation TU Dresden Med Fak 1994 Titelnachweis Caris Petra Heidel Jaqueline Hippe Der Hygieniker und Bakteriologe Heinrich Wilhelm Conradi 1876 bis 1943 Sein Schicksal in der Zeit des Nationalsozialismus In Zeitschrift fur arztliche Fortbildung und Qualitat im Gesundheitswesen 91 1997 6 S 569 576 ISSN 0044 2178 Volker Hofmann Der Schachtisch Zur Erinnerung an Heinrich Wilhelm Conradi In Arzteblatt Sachsen 18 2007 12 S 631 633 Abruf als pdf 175 kB Albrecht Scholz Judische Arzte in Dresden im 20 Jahrhundert In Zwischen Integration und Vernichtung Judisches Leben in Dresden im 19 und 20 Jahrhundert Dresdner Hefte Heft 45 14 Jg 1996 H 1 S 63 71 Einzelnachweise Bearbeiten a b Die Frage nach den Radieschen oder Wider die Diskretion des Unkonkreten a b Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 S 55 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 61 a b c Volker Hofmann Der Schachtisch Zur Erinnerung an Heinrich Wilhelm Conradi In Arzteblatt Sachsen 18 2007 12 S 631 633 Professor Dr med Heinz Conradi a b Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 S 23 Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 S 39 a b Tagebucheintrag Victor Klemperers vom 25 26 April 1943 zu den Conradi Ereignissen Memento vom 3 Februar 2009 im Internet Archive a b c Laurenz Demps C F Ruter L Hekelaar Gombert Dirk Welmoed de Mildt DDR Justiz und NS Verbrechen Sammlung ostdeutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen Seminarium voor Strafrecht en Strafrechtspleging Van Hamel Universiteit van Amsterdam Amsterdam University Press 2002 S 84 Albrecht Scholz Judische Arzte in Dresden im 20 Jahrhundert In Zwischen Integration und Vernichtung Judisches Leben in Dresden im 19 und 20 Jahrhundert Dresdner Hefte Heft 45 14 Jg 1996 H 1 S 68 Katja Solbrig Ein Stadtplan der Denkzeichen Erinnerung Infotafeln weisen kunftig auf Orte hin die mit judischer Geschichte in der Stadt verbunden sind In Sachsische Zeitung vom 26 April 2006 Online kostenpflichtig abgerufen am 28 Mai 2018 Normdaten Person GND 1102067342 lobid OGND AKS LCCN no96068724 VIAF 41439596 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Conradi HeinrichALTERNATIVNAMEN Conradi Heinrich Wilhelm Conradi Heinz Cohn Heinrich Wilhelm Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Bakteriologe und HygienikerGEBURTSDATUM 22 Marz 1876GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 26 April 1943STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Conradi amp oldid 232976955