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Heinrich Cobet 27 September 1904 in Hamm 5 Februar 1994 in Frankfurt am Main war ein deutscher Buchhandler und Verleger in Frankfurt am Main ein Initiator der nach dem Zweiten Weltkrieg neu begrundeten Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main der Frankfurter Buchmesse und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels sowie des Borsenvereins Deutscher Verleger und Buchhandler Verbande heute Borsenverein des Deutschen Buchhandels mit Sitz in Frankfurt am Main Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Initiativen 2 Niedergang 3 Ehrungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich Cobet wuchs als Sohn eines westfalischen Apothekers hugenottischer Abstammung auf Seine Vorfahren die ihren Namen Caubet schrieben stammten aus Clairac im Departement Lot et Garonne Nach dem Schulbesuch in Hamm schloss er sein Examen an der Buchhandler Lehranstalt in Leipzig ab 1926 kam er nach Frankfurt am Main und ging dort in der 1920 gegrundeten Jugendbucherstube von Walter Schatzki zur Lehre Nebenbei studierte er in Heidelberg bei Karl Mannheim dem spateren Ordinarius fur Soziologie in Frankfurt Dessen Theorien zur Bewusstseinsbildung erschienen ihm als angehenden Buchhandler besonders interessant Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 folgte er Walter Schatzki in dessen erzwungenes Exil nach London Sein eigentliches Ziel der Promotion konnte er dort wegen der ausseren Umstande der Emigration jedoch nicht realisieren Cobet kam daher recht bald nach Frankfurt zuruck und ubernahm dort die Jugendbucherstube Schatzkis an der Borsenstrasse zusammen mit seinem Freund und Kompagnon Richard Schumann Nach seinem Kriegseinsatz fand Cobet nicht nur die gesamte Frankfurter Innenstadt sondern auch das Gebaude seiner Bucherstube in Trummern vor im Keller fanden sich noch Reste verkohlter Bucher aus dem ehemaligen Lager Direkt im Kellergewolbe begann er mit dem allmahlichen Wiederaufbau der Frankfurter Bucherstube Schumann amp Cobet der er einen eigenen Verlag angliederte Initiativen Bearbeiten Nachdem Leipzig in der sowjetischen Zone Deutschlands lag erschien das Borsenblatt des Deutschen Buchhandels seit August 1945 in Frankfurt am Main Heinrich Cobet Hanns Wilhelm Eppelsheimer Vittorio Klostermann und Georg Kurt Schauer initiierten 1946 die Neugrundung der Deutschen Bibliothek mit Sitz in Frankfurt am Main 1 Die Stadt Frankfurt sagte eine personelle und finanzielle Unterstutzung zu die amerikanische Militarregierung genehmigte die Grundung Im Tabakzimmer der ehemaligen Rothschildschen Bibliothek am Untermainkai 15 die der ausgebombten Stadt und Universitatsbibliothek als Unterkunft diente nahm die Deutsche Bibliothek ihre Arbeit auf 2 Im Kontext der letztlich zugunsten Bonns erfolglosen Bestrebungen Frankfurts Hauptstadt eines westdeutschen Teilstaates zu werden sind auch die Anstrengungen zu sehen zentrale Organisationen Einrichtungen und Veranstaltungen des Buchwesens nach Frankfurt zu holen Im Mai 1948 vereinigten sich die professionellen Arbeitsgemeinschaften der britischen und amerikanischen Zone zur Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verleger und Buchhandlerverbande als Vorstufe zu einer ganz Deutschland umfassenden Vereinigung der Buchhandler mit Sitz in Frankfurt Das Jahr 1948 brachte jedoch die Problematik der Wahrungsreform mit sich Fur den Buchhandel zunachst ein deutlicher Einbruch denn die Menschen gaben das wenige Geld in erster Linie fur Lebensmittel und Kleidung aus nicht fur Bucher Ein neuer Impuls musste her eine Buchmesse Schon 1946 verlegte Heinrich Cobet die Textfassung der Ansprache des Frankfurter Oberburgermeisters Walter Kolb zur Verleihung des Goethepreises an Hermann Hesse 1948 erschien anlasslich des 100 Jahrestag der Frankfurter Nationalversammlung in der gerade wieder errichteten Paulskirche das von Cobet herausgegebene bibliophile Werk 500 Jahre Buch und Druck in Frankfurt von Fried Lubbecke Im gleichen Jahr widmete er sich auch einem anderen Werk mit Frankfurt Bezug dem Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann den er neu auflegte Buchhandler und Verlage nahmen 1949 noch einmal an der branchenubergreifenden Frankfurter Fruhjahrsmesse teil uber die die Frankfurter Rundschau in einem Ruckblick schrieb Der auslandische Messegast wird von den verschiedensten deutschen Industrien ein recht imponierendes Bild mitgenommen haben kaum aber von Deutschlands geistiger Produktion auf die wir uns gern so viel einbilden Kritisiert wurde wie wenige Buchhandler und Verlage andere Produkte als Reisekarten Schnittmuster Ansichtskarten prasentierten So entstand die Idee einer eigenen Buchmesse unter alleiniger Fuhrung des Hessischen Verleger und Buchhandlerverbandes Dessen Vorsitzender Alfred Grade schrieb dazu dass Frankfurt auch fur eine zentrale Buchausstellung und messe der gunstigste Platz Westdeutschlands ist Dieses Urteil basierte auf Frankfurts zentraler Verkehrslage obwohl Frankfurt im Gegensatz zu Hamburg Stuttgart oder Munchen zu dieser Zeit kaum bedeutende Verlage beherbergte 3 Fur die erste Frankfurter Buchmesse im September 1949 wurde Cobet in den Messeausschuss berufen Diesem gehorten ausserdem an Alfred Grade Walter Gericke Verleger Wiesbaden Gottfried Lobmann Dietrich sche Verlagsbuchhandlung Wiesbaden Hans Bergmann Buchhandlung Blazek amp Bergmann Frankfurt Georg Kurt Schauer Umschau Verlag Frankfurt Cobet ubertrug seinem Kriegskameraden Wilhelm Muller die Leitung des Messeburos das in einer Kellerecke der Bucherstube mit einem Schreibtisch eingerichtet wurde der aus zwei Kisten und einer Spanplatte einer abgetakelten Schreibmaschine und zwei vollig durchgesessenen Stuhlen bestand 4 Dort erfolgte die Planung und Koordination der gesamten Buchmesse die in der Paulskirche stattfand Dorthin in die Nahe der historischen Buchgasse das Zentrum des fruheren Buchhandlerviertels in der Frankfurter Altstadt gehorte die Buchmesse nach Cobets Ansicht Dem Umzug auf das Messegelande im Jahr 1951 stand er dementsprechend skeptisch gegenuber blieb aber weiter im Messeausschuss Die Buchmesse zeigt dass Frankfurt nicht nur ein wirtschaftliches sondern auch ein geistiges Zentrum ist Heinrich Cobet 5 Fur eine Buchmesse jedoch standen mehrere deutsche Stadte in Konkurrenz zueinander neben Frankfurt vor allem Hamburg und Stuttgart Fur den Erfolg Frankfurts trug auch das Gluck der Stunde bei Ein besonders Gluck war dass ein Franzose Monsieur Martin eine Ausstellung franzosischer Bucher in den Romerhallen veranstaltete und das war die Hilfe fur die Internationalisierung der Buchmesse Denn nachdem die Franzosen indirekt an dieser Messe teilnahmen waren auch die Amerikaner die Schweizer die Osterreicher die Italiener daran interessiert zu sehen welche Moglichkeiten sich auf dieser Buchmesse ergeben Fur Deutschland war es ganz entscheidend dass die ersten intellektuellen internationalen Verbindungen uber diese Buchmesse gefordert worden sind Heinrich Cobet 6 In Hamburg stellten schliesslich 57 Verlage aus in Frankfurt 207 Kuriosum Der Rowohlt Verlag stellte nur in Hamburg aus sein Verleger Ernst Rowohlt hielt jedoch in Frankfurt die Eroffnungsrede Bei der ersten Frankfurter Buchmesse fanden kleine und grosse Aussteller die gleichen Bedingungen vor grosse schrage Holzplatten mit funf Leisten 10 000 zahlende Messebesucher kamen die Feuilletons der Zeitungen berichteten positiv Auftrage im Wert von 2 6 Millionen DM wurden unterschrieben Cobet machte sich fur die Verleihung eines Friedenspreises des Deutschen Buchhandels stark nach dem nationalsozialistischen Terror als Zeichen der Versohnung Deutschlands mit der Welt Schon ab der zweiten Frankfurter Buchmesse wurde er vergeben 1950 an den Schriftsteller Max Tau Laudator Bundesprasident Theodor Heuss 1951 an Albert Schweitzer Laudator Adolf Grimme Schon 1953 uberschritt die Anzahl der auslandischen Verleger die der deutschen Aus der anfangs kleinen Initiative Frankfurter und Wiesbadener Buchhandler und Verleger wurde die grosste Buchmesse der Welt Als Cobet erkannte dass die sich abzeichnende deutsche Teilung von langerer Dauer sein wurde unternahm er zahlreiche Initiativen dass zuvor in Leipzig beheimatete bedeutende Institutionen des deutschen Buchwesens in der 1949 gegrundeten Bundesrepublik neu entstanden und in Frankfurt angesiedelt wurden Auf seine massgeblichen Bemuhungen hin entstand der Borsenverein Deutscher Verleger und Buchhandler Verbande der heutige Borsenverein des Deutschen Buchhandels mit Sitz in Frankfurt am Main Mitstreiter war hierbei Alfred Grade Die Buchhandler die nicht Mitglied in der NSDAP gewesen waren haben fast taglich zusammengegluckt man war standig im Gesprach Fur uns war sehr wichtig der Buchhandler Grade denn der hatte und das war fur die Amerikaner ganz entscheidend mit Anti Hitler Literatur gehandelt und dafur lange Zeit im Konzentrationslager Buchenwald gelitten Nichts war damals wichtiger als Leute aus dem aktiven Widerstand Grade war besessen von der Vorstellung die Einheit des deutschen Buchhandels uber die damalige Ostzonengrenze hinweg festzuhalten Heinrich Cobet in einem Horfunk Interview 1982 6 Zudem machte sich Cobet um die Ausbildung des Buchhandels durch die aktive Beteiligung an der Grundung der Schulen des Deutschen Buchhandels im Frankfurter Stadtteil Seckbach verdient Daruber hinaus geht das Klingspor Museum fur Buch und Schriftkunst des 20 Jahrhunderts in Offenbach am Main auf seine Anregung zuruck Niedergang BearbeitenCobet sah lange voraus dass sich der alteingesessene Buchhandel in der Frankfurter Innenstadt nicht halten wurde Die Mieten erreichten exorbitante Ausmasse die ein inhabergefuhrter Buchladen auf Dauer nicht erwirtschaften konnte Ein Eigentumerwechsel des Hauses brachte schliesslich das Ende der Frankfurter Bucherstube 1988 mussten Schumann amp Cobet ihr Geschaft verkaufen eine der letzten individuell gepragten Buchhandlungen uberhaupt Neuer Besitzer wurde der Suhrkamp Verlag Siegfried Unseld der die Buchhandlung auch nach einem Umbau des Stammhauses 1993 im alten Stil weiterfuhren wollte Nur ein knappes Jahr nach Cobets Tod zum 75 Jubilaum wurde die Frankfurter Bucherstube Schumann amp Cobet ganz geschlossen Ehrungen Bearbeiten1981 erhielt Heinrich Cobet die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main 7 Im Jahr 1990 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1 Klasse verliehen Literatur BearbeitenReinhard Frost Cobet Heinrich In Frankfurter Biographie Band 1 Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 978 3 7829 0444 5 S 133 frankfurter personenlexikon de Ruth Langen Wettengl Die Frankfurter Bucherstube 1920 bis 1995 In Aus dem Antiquariat NF 7 2 2009 ISSN 0343 186X S 92 105 Ill Einzelnachweise Bearbeiten Deutsche Bibliotheken im Portrait auf goethe de Geschichte der Deutschen Nationalbibliothek 1946 Memento des Originals vom 17 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dnb de auf dnb de Geschichte der Frankfurter Buchmesse Memento vom 22 Februar 2005 im Internet Archive auf dasan de 60 Jahre und noch immer vorbildhaft die Frankfurter Buchmesse Memento vom 17 Oktober 2008 im Internet Archive auf buchmarkt de Wochendienst Nr 34 31 August 2004 auf sabinehock de a b Erste Frankfurter Buchmesse auf kalenderblatt de Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main auf frankfurt deNormdaten Person GND 142584959 lobid OGND AKS VIAF 134473516 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cobet HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Verleger und BuchhandlerGEBURTSDATUM 27 September 1904GEBURTSORT HammSTERBEDATUM 5 Februar 1994STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Cobet amp oldid 228710251