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Als Heimfindeverhalten auch Heimfindevermogen engl homing bezeichnet man in der Verhaltensbiologie die angeborene Fahigkeit eines Tieres von einem ihm unbekannten Ausgangspunkt in das eigene Revier oder zum eigenen Bau Nest Stall oder Heimatschlag zuruckzukehren Eine befriedigende Erklarung fur die neurobiologischen Mechanismen die den Tieren das beobachtbare Heimfindeverhalten ermoglichen ist bisher noch nicht gefunden worden Bereits 1941 hatte aber ein niederlandischer Ornithologe die bis heute gultige Vermutung geaussert dass wie bei den Zugvogeln der Magnetsinn eine wichtige Rolle zu spielen scheint 1 Inhaltsverzeichnis 1 Erforschung 2 Literatur 3 Weblinks 4 BelegeErforschung BearbeitenBeginnend in den spaten 1930er Jahren wurde anfangs vor allem das Heimfindeverhalten von Vogeln systematisch untersucht und dessen Ursache in Fachzeitschriften erortert 2 Pionierarbeit leistete hier vor allem Werner Ruppell 3 Fruhe Studien von Albrecht Bethe und Charles H Turner hatten aber bereits 1902 und 1907 dem Verhalten von Insekten gegolten 4 5 Andere Forscher untersuchten Mause 6 und der spatere Direktor des Frankfurter Zoos Bernhard Grzimek erforschte wahrend seiner Dienstzeit als Tierarzt einer Einheit der Kavallerie im Zweiten Weltkrieg das Heimfindevermogen von Pferden 7 Zu den fruh untersuchten Tierarten gehorten ferner Fledermause 8 Als Modelltier fur die Erforschung des Heimfindeverhaltens dienen heute haufig Brieftauben 9 da diese seit langem gezuchtet werden um sie bei Flugwettbewerben einzusetzen Bei solchen Wettbewerben werden die Tauben mit einem Speziallastwagen zu einem bis zu tausend Kilometer vom Heimatort entfernten Auflassplatz transportiert von wo aus sie ihren Heimflug antreten Da alle verirrten also nicht zum heimatlichen Taubenschlag zuruckfindenden Tiere zwangslaufig als kunftige Zuchttiere ausfallen besteht bei Brieftauben durch diesen Selektionsfaktor seit jeher ein hoher Selektionsdruck in Richtung Heimfindeverhalten 10 Nach der Entschlusselung der Tanzsprache der Honigbienen durch Karl von Frisch wurden neben den Vogeln vor allem die Bienen zu einem bevorzugten Studienobjekt 11 Leistenkrokodile konnen einer 2007 veroffentlichten Studie zufolge noch aus 400 km Entfernung an ihren Heimatort zuruckfinden 12 Australische Zoologen hatten mehrere Tiere per Hubschrauber von ihrem kustennahen Heimatgebiet an einen entfernten gleichfalls kustennahen Platz geflogen und dort ausgesetzt Das mit 411 km am weitesten verschleppte Krokodil benotigte nur 20 Tage um entlang der Kuste wieder in das Fanggebiet zuruckzukehren Die Zoologen des Queensland Parks and Wildlife Service wiesen darauf hin dass Krokodile relativ nahe mit Vogeln verwandt seien und moglicherweise uber ein ahnliches Orientierungsverhalten wie diese verfugen also uber eine Kombination aus Sonnenkompass und Magnetsinn Literatur BearbeitenPeter Berthold Eberhard Gwinner Edith Sonnenschein Avian Migration Springer Verlag 2003 ISBN 3540434089 Roswitha Wiltschko Aus der Geschichte der Orientierungsforschung In Journal of Ornithology Band 130 1989 S 399 421 doi 10 1007 BF01918462 Weblinks BearbeitenLarisa I Avens Homing behavior navigation and orientation of juvenile sea turtles Memento vom 8 Mai 2009 im Internet Archive Dissertation University of North Carolina at Chapel Hill 2003 Belege Bearbeiten Albert Daanje Heimfindeversuche und Erdmagnetismus In Vogelzug Band 12 1941 S 15 17 Beispielhaft hierfur ist Erwin Stresemann Haben die Vogel einen Ortssinn In Ardea Band 24 1936 S 107 111 Werner Ruppell Heimfindeversuche mit Staren Rauchschwalben Wendehalsen Rotruckenwurgern und Habichten In Journal fur Ornithologie Band 85 1937 102 135 Vorstudien zu dieser umfassenden Arbeit waren bereits 1935 und 1936 im Journal fur Ornithologie erschienen Band 83 S 462 524 Band 84 S 180 198 Albrecht Bethe Die Heimkehrfahigkeit der Ameisen und Bienen In Biologisches Zentralblatt Band 22 1902 S 193 215 Charles H Turner The homing of ants An experimental study of ant behavior In Journal of Comparative Neurology Band 17 Nr 5 1907 S 367 434 zum Beispiel Bastian Schmid Uber die Heimkehrfahigkeit von Waldmausen Mus sylvaticus L In Journal of Comparative Physiology A Neuroethology Sensory Neural and Behavioral Physiology Band 23 1936 S 592 604 Bernhard Grzimek Heimfindeversuche mit Pferden In Zeitschrift fur Tierpsychologie Band 5 1943 S 455 464 Franz Peter Mohres und Therese zu Ottingen Spielberg Versuche uber die Nahorientierung und das Heimfindevermogen der Fledermause In Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft 1949 S 248 252 Heimfindeverhalten von Brieftauben Magnetische Gradienten und Landmarken Beispiel fur ein von der DFG gefordertes Projekt Eine ausfuhrliche Darstellung der Thematik mit zahlreichen Verweisen auch auf historische Originalveroffentlichungen enthalt das Buch von Peter Berthold Eberhard Gwinner und Edith Sonnenschein Avian Migration Lore Becker Untersuchungen uber das Heimfindevermogen der Bienen In Zeitschrift fur vergleichende Physiologie Band 41 Nr 1 1958 S 1 25 doi 10 1007 BF00340239 Mark A Read et al Satellite Tracking Reveals Long Distance Coastal Travel and Homing by Translocated Estuarine Crocodiles Crocodylus porosus In PLoS ONE Band 2 Nr 9 e949 doi 10 1371 journal pone 0000949 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimfindeverhalten amp oldid 238577758