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Hebung bzw Senkung bezeichnen in der Verslehre allgemein die hervorgehobenen markierten bzw nicht hervorgehobenen Elemente im Vers wenn entsprechend dem zugrundeliegenden Versprinzip der betreffenden Literatur die Hervorhebung sich aus Silbenfolge Wortern und Rhythmus ergibt und nicht wie beim silbenzahlenden Versprinzip allein aus der Position der Silbe im Vers Im quantitierenden Versprinzip der antiken Dichtung wo die Quantitat einer Silbe fur die Versgestalt massgeblich ist entspricht der Hebung die Lange und der Senkung die Kurze Im akzentuierenden Versprinzip der modernen Sprachen insbesondere des Deutschen entspricht der Hebung die betonte und der Senkung die unbetonte Silbe Die Begriffe Hebung und Senkung sind allerdings im Zusammenhang mit antiker Metrik zu vermeiden da sowohl historisch als auch durch unklaren Kontext hier viel Verwirrung entstanden ist Die antiken Begriffe Arsis und Thesis deren Ubersetzung Hebung und Senkung ist leiten sich ursprunglich von der Hebung bzw Senkung des Fusses oder Fingers beim Tanz oder Taktschlag her Das heisst umgekehrt als heute entsprach der Senkung der Taktschlag also die Hervorhebung Durch einen Bedeutungswandel in der Spatantike wurde aus der Hebung des Fusses die Hebung der Stimme und damit der hervorgehobene Teil Wichtiger als diese historische Bedeutungsverschiebung ist aber dass in Bezug auf antike Dichtung Hebung und Senkung Merkmale der Rezitation und nicht des Versmasses sind also der konkreten Versgestalt und nicht der abstrakten Versform Es ist daher falsch Hebung und Senkung mit den Verselementen antiker Metren das elementum longum mit der Hebung und das breve mit der Senkung zu identifizieren da zum Beispiel das longum im konkreten Vers auch durch zwei kurze Silben realisiert werden konnte Ambivalenz Christoph Kuper zufolge hat nichts in der Geschichte der Metrik so fatal gewirkt und den allseits beklagten Wirrwarr ausgelost wie gerade das Versaumnis sauber zwischen sprachlichen und metrischen Einheiten zu unterscheiden 1 Demgegenuber sind in Literaturen mit akzentuierendem Versprinzip Hebung und Senkung die zentralen und massgeblichen Begriffe Hier gibt es bei den Hebungen keine Ambivalenzen wie in der antiken Metrik und ihre Zahl ist durch das Versmass festgelegt Umgekehrt ist durch vorgegebenen Versfuss und Zahl der Hebungen auch das Versmass bestimmt Zum Beispiel ergibt sich aus der Vorgabe des Versfusses Jambus notiert als und funf Hebungen bereits die metrische Form des jambischen Funfhebers ˌ ˌ ˌ ˌ Man spricht auch vom Hebigkeitsprinzip der deutschen Dichtung und unterscheidet Versmasse nach Vierheber Funfheber Sechsheber usw 2 Da nach der Terminologie von Andreas Heusler in der deutschen Metrik nicht von Versfussen sondern von Takten auszugehen ist und jede Hebung einen Taktanfang markiert spricht man analog auch von Viertakter Funftakter Sechstakter usw Meist wird bei Hebung und Senkung eben nur zwischen diesen beiden unterschieden es wird jedoch von manchen Autoren genauer differenziert So unterscheidet man oft terminologisch unscharf zwischen Haupthebung und Nebenhebung im metrischen Schema mit x bzw x notiert Das kann die dominierende Hebung in Vers oder Kolon bezeichnen oder die regelmassig abwechselnde Folge starker und schwacher ausgepragter Hebungen in Dipodieen zweisilbiger Versfusse Weiter gehend hat etwa Franz Saran sechs Hebungsstufen unterschieden zum Beispiel Uberhebung normale und leichte Hebung Bei den Silben werden nach Heusler unterschieden senkungsheischende Silben Konnen ohne wahrgenommene Storung des Rhythmus nicht in einer Hebungsposition stehen sind also nicht hebungsfahig Beispiele sind Prafixe wie ge oder be hebungsheischende Silben Konnen nicht in Senkungsposition stehen sind also nicht senkungsfahig Beispiele sind erste Silben des Wortstamms mit langem Vokal z B Nase oder gemass sowohl senkungs als auch und hebungsfahige Silben Konnen je nach rhythmischem oder semantischem Kontext Hebungs oder Senkungsposition fullen Beispiele sind Funktionsworter mit langem Vokal z B wie oder die Siehe auch Hebungsprall beschwerte Hebung Hebungsspaltung versetzte Betonung schwebende Betonung Tonbeugung AnaklasisLiteratur BearbeitenOtto Knorrich Lexikon lyrischer Formen Kroners Taschenausgabe Band 479 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 47902 8 S 87 90 Gunther Schweikle Dieter Burdorf Hrsg Metzler Lexikon Literatur Begriffe und Definitionen Metzler Stuttgart 2007 ISBN 978 3 476 01612 6 S 306 Christian Wagenknecht Deutsche Metrik Eine historische Einfuhrung Beck Munchen 1974 ISBN 3 406 07947 4 S 19 Einzelnachweise Bearbeiten Christoph Kuper Sprache und Metrum Semiotik und Linguistik des Verses Niemeyer Tubingen 1988 Zitiert in Knorrich Lexikon lyrischer Formen Stuttgart 2005 S 88 Knorrich Lexikon lyrischer Formen Stuttgart 2005 S 89 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hebung Verslehre amp oldid 235834340