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Dieser Artikel beschreibt allgemein die so benannten Textsammlungen fur die Gedichtesammlung von Bertolt Brecht siehe Bertolt Brechts Hauspostille Mit Hauspostille oder kurz Postille bezeichnete man ursprunglich eine Sammlung von Predigten oder ein Predigtbuch das zur hauslichen Erbauung und unter Umstanden auch zum Vorlesen in der Kirche bestimmt war Sie war auch als Hilfe fur die Pfarrer zur Vorbereitung eigener Predigten gedacht Vom Wortsinn her waren Postillen Erklarungen der Texte der Bibel welche nach den Schriftworten folgten zu lateinisch post illa verba nach jenen Worten Hauspostille Sorbisches Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Liste von historischen Postillen Auswahl 3 Wandel der Wortbedeutung 3 1 Aktuelle Bedeutung von Postille 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm bekanntesten wurde die katholische Hand Postille des Steinfelder Pramonstratenser Priesters Leonhard Goffine die 1690 in Mainz gedruckt wurde Mit uber 120 Neuauflagen und Ubersetzungen in viele Sprachen gehort sie zu den am weitesten verbreiteten Werken der Weltliteratur 1 Auch die doppelte Postille auch Haus und Kirchenpostille oder Deutsche Postille genannt von Martin Luther aus dem Jahr 1521 hat im protestantischen Raum weite Verbreitung gefunden Der bohmische Denker und Schriftsteller der hussitischen Periode Petr Chelcicky verfasste eine Postille um 1435 in tschechischer Sprache die 1522 gedruckt wurde Schliesslich ist noch die Postille des Johann Arndt eines evangelischen Theologen aus dem Jahr 1615 erwahnenswert Fur das geistliche Uberleben der Geheimprotestanten z B in Osterreich waren die Postillen unverzichtbar Bis zum Toleranzpatent 1781 entwickelte sich ein bestandiger Schmuggel von Lutherbibeln und Andachtschriften wie auch Predigtsammlungen also Postillen in die geheimprotestantischen Zentren in der Obersteiermark und Oberosterreich Liste von historischen Postillen Auswahl BearbeitenMartin Luther Enarrationes epistolarum et evangeliorum quas postillas vocant Wittenberg 1521 Martin Luther Kirchenpostille Wittenberg 1522 Martin Luther Hauspostille Wittenberg 1542 Philipp Melanchthon Evangelien Postille Nurnberg 1549 Martin Chemnitz Evangelien Postille Magdeburg 1594 Lucas Osiander der Altere Bauern Postille Tubingen 1597 Johann Arndt Evangelien Postille Leipzig 1616 Leonhard Goffine Hand Postill oder christ catholische Unterrichtungen von allen Sonn and Feyr Tagen des gantzen Jahrs Mainz 1690 Claus Harms Winter Postille Kiel 1812 Claus Harms Sommer Postille Kiel 1815 Wilhelm Lohe Winter Postille Stuttgart 1847 Wilhelm Lohe Sommer Postille Stuttgart 1848 Wilhelm Lohe Epistel Postille 1858 Wandel der Wortbedeutung BearbeitenHeute werden zum Verlesen von Predigten fur Lektoren bzw Pradikanten Lesepredigten publiziert Der Begriff Postille wandelte sich vom Andachtsbuch zur Erbauungsschrift Im 20 Jahrhundert fand er schliesslich ironisiert Eingang in die Literatur und Umgangssprache So tragt das 1927 erstmals gedruckt erschienene jedoch bereits 1918 konzipierte Werk Bertolt Brechts den Titel Bertolt Brechts Hauspostille Die vorgebliche Nahe zu einer christlichen Erbauungsschrift ist wie die Vorrede ein ironisch distanzierendes Element dieser modernen Lyrik Sammlung Bekannt mit einer Auflage von mehr als 200 000 Exemplaren wurde auch die Halunkenpostille von Fritz Grasshoff deren Texte oft im Kabarett rezitiert und als Chansons gesungen wurden Aktuelle Bedeutung von Postille Bearbeiten In der heutigen Umgangssprache bezeichnet Postille eine nur wenige Seiten umfassende Zeitung oder Zeitschrift Das Wort wird meist abschatzig gebraucht fur Presseerzeugnisse von geringem journalistischem Wert z B Reklamepostille eines Unternehmens Literatur BearbeitenSabine Holtz Predigt Religioser Transfer uber Postillen In Europaische Geschichte Online EGO hrsg vom Institut fur Europaische Geschichte IEG Mainz 2011 Zugriff am 10 Oktober 2022 John M Frymire The Primacy of the Postils Catholics Protestants and the Dissemination of Ideas in Early Modern Germany Studies in Medieval and Reformation Traditions Band 147 Brill Leiden 2011 ISBN 978 90 04 18036 9 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm Bautz GOFFINE Leonhard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 262 263 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauspostille amp oldid 239313868