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Hans Thierfelder 4 Marz 1913 in Auerbach Erzgebirge 23 Januar 1987 in Westerland Sylt war ein deutscher Unternehmer und Textilfabrikant Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Familie 2 Kulturelles Wirken im NS Staat 3 Enteignung und Neubeginn nach 1946 4 Kultur und Sozialleistungen 5 Streik 1958 6 Quellen 7 EinzelnachweiseAusbildung und Familie BearbeitenHans Thierfelders Eltern waren der Architekt und Prokurist Paul Thierfelder 1884 1917 und die Unternehmer Tochter Rosa Thierfelder geb Wieland 1886 1965 Er verbrachte seine Kindheit in Auerbach Im Kriegsjahr 1917 erlag sein Vater den schweren Verwundungen die er sich als Fliegeroffizier beim Luftkampf zugezogen hatte Nach dem Tod des Vaters kummerten sich sein Grossvater August Robert Wieland sowie sein Onkel Max Wieland um seine Erziehung und Ausbildung Nach dem Besuch der Volksschule in Auerbach der Realschule in Thum und der Oberschule in Klotzsche bei Dresden legte Thierfelder am Gymnasium Neuenburg Schweiz sein Abitur ab Hierauf folgte die Ausbildung an der Hoheren Fachschule fur Wirkerei und Strickerei Chemnitz zum Textilingenieur Seine betriebliche und kaufmannische Ausbildung erhielt er im grossvaterlichen Betrieb in Auerbach Thierfelders Grossvater war Grunder und Eigentumer der Feinstrumpf Grosswerke A Robert Wieland Auerbach kurz ARWA einer der grossten deutschen Strumpffabriken jener Zeit Nach dem Tod von August Robert Wieland 1940 ubernahm Thierfelders Mutter Rosa Peters verwitwete Thierfelder geborene Wieland die Leitung der Firma Thierfelder wurde bereits 1936 Prokura erteilt und 1937 von seinem Grossvater zum Betriebsfuhrer bestellt hatte jedoch selbst keine Anteile am Unternehmen 1941 trat er der NSDAP bei Vom 1 Marz 1941 bis 31 Juli 1944 leistete er seinen Kriegsdienst bei der Kriegsmarine Seine Laufbahn beendete er im Rang eines Leutnants der Reserve Im Jahr 1946 heiratete Hans Thierfelder Ursula Thiess Sie war die Tochter eines Tischlermeisters und stammte aus Gumbinnen Kulturelles Wirken im NS Staat Bearbeiten1937 bis 1945 trat Hans Thierfelder als Forderer regionaltypischer Volkskunst im sachsischen Erzgebirge in Erscheinung Durchaus im Sinne des nationalsozialistischen Konzepts von Volk und Brauchtumspflege unterstutzte er z B zusammen mit dem Unternehmer Friedrich Emil Krauss erzgebirgische Kulturschaffende wie den Musiker Helmuth Stapff den Mundartdichter Max Wenzel und den Volksschullehrer Hellmuth Vogel Enteignung und Neubeginn nach 1946 BearbeitenDa das ARWA Werk Auerbach ab Herbst 1943 auch fur das Rustungsunternehmen AGO Flugzeugwerke GmbH Oschersleben produzierte wurde das Unternehmen per Volksentscheid vom 30 Juni 1946 enteignet Thierfelders Versuche ARWA von der Liste der zu enteignenden Betriebe zu streichen scheiterten Bereits im Fruhjahr 1946 hatte sich Hans Thierfelder nach West Berlin abgesetzt da er in Auerbach keine Zukunft fur sich sah Zu dieser Zeit kam es in Westdeutschland zu Engpassen im Angebot an Strumpfen weil sich die gesamte deutsche Strumpfindustrie in Sachsen befand Es fehlte aber auch an Maschinen denn die Strumpfmaschinenfabriken befanden sich alle auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone In dieser Situation gelang Thierfelder mit dem Namen ARWA dem Renommee seines Grossvaters und den jahrelang gepflegten Geschaftsbeziehungen zu Kunden in aller Welt ein Vorfinanzierungsgeschaft Seine fruheren Geschaftspartner zahlten zehn Prozent ihrer Auftrage im Voraus um ihn in die Lage zu versetzen alte Cottonmaschinen aus den USA zu importieren Nach und nach sammelte Hans Thierfelder auf diese Weise zwei Millionen DM importierte mithilfe dieses Geldes zwolf Maschinen und stellte diese in einer Fabrik im wurttembergischen Backnang auf Die ersten Strumpfe wurde zu Pfingsten 1949 produziert Gleichzeitig suchte er nach einem Gelande fur einen Fabrikneubau und zugleich fur die Errichtung einer Siedlung fur die Angestellten Er fand dies mit Hilfe der wurttembergischen Landesplanungsbehorde in Unterrot bei Gaildorf Im Herbst 1949 begann dort die Produktion 1952 hatte die Firma 1 450 Mitarbeiter und einen Marktanteil von 20 Prozent Kultur und Sozialleistungen BearbeitenThierfelder legte Wert auf eine gute Unternehmenspolitik gegenuber seinen Mitarbeitern So wurden uberdurchschnittliche Lohne gezahlt und Betriebsfeiern veranstaltet bei denen bekannte Kunstler wie Margot Hielscher Vico Torriani oder Peter Frankenfeld auftraten In Meersburg am Bodensee wurde ein Ferienheim errichtet in dem Betriebsangehorige freien Aufenthalt hatten Weiterhin gab es u a Zuschusse zum Wohnungsbau Mietwagen einen Kindergarten einen Laden eine Bibliothek ein Werksorchester eine Betriebskranken und eine Unterstutzungskasse sowie einen Betriebsarzt Infolge der guten wirtschaftlichen Lage entstanden weitere Werke in Berlin Wien und im sudafrikanischen Parys Besonders sein Werk in Bischofswiesen fand in den 1950er Jahren grosse Beachtung Es zahlte zu den modernsten Industriebauten dieser Zeit Die glaserne Fabrik in der man miterleben konnte wie ein Strumpf entsteht wurde zu einem Besuchermagnet dieser Region Thierfelder organisierte im Juni 1951 die Wahl einer Beinkonigin 1 Damit war die bis dahin die grosste in der Bundesrepublik Deutschland durchgefuhrte Marktanalyse verbunden um die Beine der Damen nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu vermessen und somit dem Strumpf eine bessere Passform zu geben 2 Mit diesen Daten sicherte sich Thierfelder erneut wichtige Marktanteile Streik 1958 BearbeitenIm Juni 1956 begann eine Entwicklung in der Strumpfindustrie die fur viele Firmen dieser Branche zum Verhangnis werden sollte Die Firmen unterboten sich gegenseitig in den Preisen und waren somit gezwungen billiger zu produzieren Auch Hans Thierfelders Unternehmen war von diesem Preiskampf betroffen Fur seine Angestellten verschlechterten sich dadurch die Arbeitsbedingungen enorm So wurden viele Fachkrafte entlassen und durch Hilfskrafte ersetzt um die Betriebskosten zu senken Die bis dahin ubertariflichen Lohne wurden gekurzt Dies fuhrte schliesslich zum Streik der ARWA Mitarbeiter ab dem 11 Juli 1958 Darauf reagierte Thierfelder mit dem Mittel der Aussperrung was fur ihn Gelegenheit war wahrend der Konjunkturflaute fur kurze Zeit seine Arbeiter nicht mehr bezahlen zu mussen Jedoch war die Rezession der Strumpfindustrie nicht mehr aufzuhalten Infolge von Massenimporten Preiskampfen und Uberkapazitaten verlor ARWA ab Anfang der 1960er Jahre stetig Marktanteile Im September 1973 musste sich Thierfelder der Konkurrenz beugen und seine Strumpffabriken an den US Konzern Hudson verkaufen Nach seinem Ruckzug aus der Geschaftswelt lebte Thierfelder die meiste Zeit in St Moritz Schweiz oder in Westerland auf Sylt Thierfelder profitierte vom Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und zahlt zu den bedeutenden Wirtschaftspionieren der Bundesrepublik Deutschland Die Marke ARWA wurde zu einem Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders und galt durch die Wurzeln in der erzgebirgischen Wirkertradition lange Zeit als Traditionsunternehmen Heute erinnern noch Strassennamen in Gaildorf Unterrot an den ehemaligen Werksstandort Hans Thierfelder liegt an der Grenze zu Berchtesgaden auf dem Bergfriedhof in Schonau am Konigssee begraben Seine Frau Ursula Thierfelder verstarb am 26 August 2000 in Bischofswiesen Sie wurde an der Seite ihres Mannes auf dem Bergfriedhof beigesetzt Quellen BearbeitenCurt Riess Sie haben es noch einmal geschafft Berlin u a 1955 K Wolf Geheimnisse des Erfolges Berlin Dusseldorf 1957 Der Hans fangt wieder an In Der Spiegel Nr 10 1954 S 29 33 online Preise kaputt Westdeutschlands Strumpfindustrie ist durch Uberproduktion und Preiskampfe in Schwierigkeiten geraten In Der Spiegel Nr 40 1971 S 94 95 online H Konig Menschen aus dem Limpurger Land Horb am Neckar 1998 S Schmidt Ursula Thierfelder geb Thies aus Gumbinnen In Gumbinner Heimatbrief 109 2006 S 71 77 Wir von der Strumpfwirkerei Werkszeitschrift der ARWA Betriebsgemeinschaft A Robert Wieland Feinstrumpf Grosswerke Chemnitz 1939 1945 Gemeinde Auerbach Erzgebirge Hrsg Nodelzang un Maschenfang Stollberg 2001 Falk Drechsel Thierfelder Hans In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Falk Drechsel Volkskunst zwischen Strumpfwaren In Sachsische Landesstelle fur Museumswesen Hrsg Zwischen Davos und Auerbach Leben und Wirken des Volksschullehrers Hellmuth Vogel Dresden 2010 Falk Drechsel A Robert Wieland zum 150 Geburtstag In Mitteilungsblatt der Gemeinde Auerbach Erzgebirge Januar 2012 ff ARWA In Der Grosse Herder Freiburg 1962 S 597 Falk Drechsel Viel Arbeit Muhe Sorgen Zum 150 Geburtstag des ARWA Grunders August Robert Wieland aus Auerbach im Erzgebirge In Der Kocherbote Rundschau fur den Schwabischen Wald Ausgabe vom 9 Juni 2012 Extrablatt S 11 Falk Drechsel Heike Krause Klaus Michael Osswald ARWA Aufstieg und Fall eines Strumpfimperiums Schmidt Neustadt an der Aisch 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Gesche Sager Der Stoff aus dem die Traume sind einestages 20 Oktober 2008 abgerufen am 27 Dezember 2016 INDUSTRIE STRUMPFE Der Hans fangt wieder an DER SPIEGEL 10 1954Normdaten Person GND 1012577198 lobid OGND AKS VIAF 171459100 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thierfelder HansKURZBESCHREIBUNG deutscher UnternehmerGEBURTSDATUM 4 Marz 1913GEBURTSORT Auerbach Erzgebirge STERBEDATUM 23 Januar 1987STERBEORT Westerland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Thierfelder Unternehmer amp oldid 235875859