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Hans Philipp Popper 24 November 1903 in Wien 6 Mai 1988 in New York City war ein Wiener Pathologe der aufgrund seiner judischen Abstammung nach dem Anschluss Osterreichs an das Dritte Reich von der Universitat Wien entlassen wurde und nachfolgend in die USA floh Er erhielt insbesondere auf dem Gebiet der Hepatopathologie weltweite Anerkennung als deren Begrunder er und Sheila Sherlock gelten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Flucht 1 2 Leben im Exil 2 Wissenschaftliche Laufbahn 3 Ehrendoktortitel 4 Auszeichnungen 5 Veroffentlichungen Auswahl 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Popper war ein Sohn des aus der Pilsner Region stammenden Arztes Carl Popper und dessen Ehefrau Emilie geborene Grunbaum Der Philosoph Sir Karl Popper 1902 1994 war sein Cousin Nach seinem Abschluss am humanistischen Akademischen Gymnasium einer Wiener Eliteschule immatrikulierte sich Popper 1922 an der Universitat Wien wo er Chemie und Medizin studierte Die Doktorwurde erlangte er 1928 Er arbeitete zunachst in der Pathologie spater im Fach Chirurgie und anschliessend in der Hals Nasen Ohren Heilkunde Weitere funf Jahre verbrachte Popper in Wien als Internist Ab 1933 arbeitete er an der I Medizinischen Universitatsklinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses unter Hans Eppinger 1879 1946 Wahrend dieser Zeit entwickelte er gemeinsam mit Emil Mandel und Helene Mayer den universell genutzten Kreatinin Clearance Test zur quantitativen Beurteilung der Nierenfunktion 1 Flucht Bearbeiten Am Tag des Einmarsches deutscher Truppen in Osterreich dem 12 Marz 1938 wurde Popper von einem Klinikkollegen der in eine SS Uniform gekleidet war in seinem Buro eingeschlossen Er wurde am Morgen des nachfolgenden Tages befreit Eppinger unterschatzte die Auswirkungen dieses Zwischenfalls auf Popper Hinzu kam dass Popper aus Grunden der Aufrechterhaltung der Ordnung an der Klinik vom Dienst suspendiert wurde Auf Grund seiner Kontakte in Wien und in Chicago bekam er sehr schnell ein Einreisevisum sowie eine Ausreiseerlaubnis Er wurde durch einen Vertrauten aus dem Kollegium gewarnt dass eine Verhaftung durch die Gestapo kurz bevorstehe worauf er ubereilt Osterreich verliess und nach Rotterdam fuhr wo er an Bord der SS New Amsterdam auf ihrer Jungfernfahrt nach New York Europa hinter sich liess und sich durch die Flucht vor dem Konzentrationslager retten konnte Leben im Exil Bearbeiten Popper ging an die University of Illinois wo er 1941 den Master of Science in Pathology und 1944 seine zweite Doktorwurde den Doctor of Pathology and Physiology erlangte Er heiratete Lina geborene Billig die ebenfalls aus Wien emigriert war Sie bekamen zwei Sohne Frank 1944 spater Professor an der Rutgers University in New Jersey und Charles 1946 Nach seiner Einburgerung diente er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in der US Armee im Rang eines Majors Wissenschaftliche Laufbahn BearbeitenVon 1946 bis 1957 hatte er die Leitung des Pathologischen Instituts am Cook County Hospital inne Eppinger hat ihm erlaubt ein Fluoreszenzmikroskop bei seiner Flucht aus Wien mitzunehmen Es wurde nun zu einem entscheidenden Instrument fur seine bahnbrechenden Studien zu Gewebe Vitamin A bei Menschen und Tieren Andrew Conway Ivy einer der fuhrenden experimentellen Pathologen der Epoche war so beeindruckt von Hans Fahigkeit kleine Mengen Vitamin A in Nierenschnitten zu identifizieren dass er einer seiner engsten Freunde und uberzeugten Unterstutzer wurde Die Fluoreszenzmikroskopie fuhrte logischerweise zur Leber und fast uber Nacht wurde Hans von den Lebererkrankungen gefesselt einer haufigen Krankheit im Cook County Hospital 2 Ende der 1940er Jahre traf er Sheila Sherlock mit der zusammen er als Begrunder der Hepatologie gilt Zudem war er Grunder und von 1943 bis 1957 wissenschaftlicher Direktor des Hektoen Institute for Medical Research Ebenso war er 1948 Initiator der Grundung der American Association for the Study of Liver Diseases AASLD Popper hielt weltweit Vortrage an allen namhaften Kongressen die sich mit Lebererkrankungen beschaftigten Er erforschte und entratselte die intrahepatische Cholestase und die fruhen Entwicklungsstadien der Leberfibrose In den 1950er Jahren entstanden seine klassischen Studien zur Histogenese der Leberzirrhose und zur Gefassversorgung der zirrhotischen Leber Im Jahr 1957 ging Popper nach New York an das Mount Sinai Krankenhaus und wurde dort der Direktor des Pathologischen Instituts Er spielte eine zentrale Rolle bei der Grundung der Mount Sinai School of Medicine 1963 heute Icahn School of Medicine at Mount Sinai wurde dort Dekan und spater Prasident Auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1973 setzte er seine Forschungen fort Nach der Identifizierung des Hepatitis B Virus Ende der 1960er Jahre war er zunehmend von der Pathogenese und den sehr variablen morphologischen und klinischen Erscheinungsformen dieser und anderer Virusinfektionen der Leber fasziniert Er war einer der ersten der das onkogene Potenzial des Hepatitis B Virus postulierte und die entscheidende Bedeutung dieser Eigenschaft fur die viralen Trager weltweit erkannte Ebenso wichtig war seine Erkenntnis dass die Untersuchung und das Verstandnis dieser Probleme die Kenntnis der Konzepte und Techniken der modernen Molekularbiologie Virologie Immunologie und Onkologie erforderte Weitere wichtige Beitrage betrafen die sehr variable Morphologie der Non A und Non B Hepatitis sowie die Biologie und Pathogenese der Delta Hepatitis Er machte auch die wichtige Beobachtung dass die berufliche Exposition gegenuber Monovinylchlorid hepatotoxisch ist und haufig zum Auftreten eines hepatischen Angiosarkoms fuhrt Eine seiner zufalligen Entdeckungen war dass die menschliche Leber im Gegensatz zu anderen Organen nicht altert 2 In den 1980er Jahren geriet Hans Popper durch eine permissive und euphemistische Haltung in Bezug auf seinen fruheren akademischen Lehrer den Arzt und NS Verbrecher Hans Eppinger kurzzeitig ins Zwielicht In einer schwer nachvollziehbaren wohl verdrangenden wissenschaftlichen Loyalitat zu seinem fruheren Mentor trat er als judisch Verfolgter mehrfach als Laudator des NS Kriegsverbrechers bei der Verleihung des Eppinger Preises fur herausragende Leistungen und Beitrage zur Leberforschung auf den die Falk Foundation in Freiburg im Breisgau seit 1973 verliehen hatte Im Jahre 1989 wurde der Preis der Falk Foundation in Internationaler Hans Popper Preis umbenannt Hans Popper verstarb am 6 Mai 1988 in New York City an den Folgen eines Pankreaskarzinoms Ehrendoktortitel Bearbeiten1965 Katholieke Universiteit Leuven 1965 Universitat Wien 1965 Universitat Bologna 1974 Medizinische Hochschule Hannover 1975 Universitat Turin 1977 Eberhard Karls Universitat Tubingen 1978 Catholic University of Korea Seoul 1979 Icahn School of Medicine at Mount Sinai New York 1981 Universitat Lissabon 1981 University of Medicine and Dentistry of New Jersey 1981 Westfalische Wilhelms Universitat Munster 1984 Albert Ludwigs Universitat Freiburg 1987 Georg August Universitat Gottingen 1988 Humboldt Universitat zu Berlin posthum Auszeichnungen Bearbeiten1967 Fellow American Academy of Arts and Sciences 1970 Distinguished Lecture Award American College of Gastroenterology 1970 Charter Member Alpha Omega Alpha Chapter at the Mount Sinai School of Medicine 1971 Julius Friedenwald Medal American Gastroenterological Association 1974 Distinguished Service Award International Association for the Study of the Liver 1976 Benennung des Instituts fur Pathologie der Wiener Universitat in Hans Popper Labor fur Molekulare Hepatologie 1976 Member National Academy of Sciences 1976 Honorary Life Member New York Academy of Sciences 1976 Gold Headed Cane Award American Association of Pathologists and Bacteriologists 1976 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 3 1983 Distinguished Service Award American Association for the Study of Liver Disease 1983 Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse durch die Republik Osterreich 1985 Benennung der Pathologische Abteilung an der Mount Sinai School of Medicine in Lillian and Henry Stratton Hans Popper Department of Pathology 1988 Distinguished Pathologist Award United States and Canadian Academy of Pathology 1989 Seit 1989 verleiht die Falk Foundation den Internationalen Hans Popper PreisVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenPopper war Autor und Coautor von 821 Veroffentlichungen und 28 Buchern die alle Gebiete der Hepatologie abgedeckt haben Literatur in NDB 1926 Uber eine neue Microbestimmungsmethode der Kohlehydrate in Organen und Koerpersaeften Biochem Ztschft 175 371 1937 mit J Boeck Uber Lebertransplantation in die Vorderkammer des Auges Virchow Arch Path Anat 299 219 1937 mit E Mandel H Mayer Uber die diagnostische Bedeutung der Plasmakreatininbestimmung Ztschft Klin Med 133 56 1941 The histological distribution of vitamin A in human organs under normal and pathologic conditions Arch Path 51 766 1943 1941 mit F Steigmann Intrahepatic obstructive jaundice Gastroenterology 1 645 1951 mit S S Waldstein Liver cirrhosis Relation between function and structure based on biopsy studies Arch Intern Med 87 844 1952 1951 mit D Koch Weser J de la Huerga Hepatic necrosis due to bromobenzene and its dependence upon available sulfur amino acids Proc Soc Exper Biol Med 79 196 1957 mit F Schaffner Liver Structure and Function New York Blakiston Div McGraw Hill Book Co Inc 1957 Transition of hepatitis into cirrhosis Amer J Dig Dis 2 397 1959 mit F Schaffner Drug induced hepatic injury Ann Intern Med 51 1230 1963 mit F Schaffner Capillarization of hepatic sinusoids in man Gastwenterology 44 239 1965 1963 mit E Rubin F Schaffner Primary biliary cirrhosis Chronic nonsuppurative destructive cholangitis Amer J Path 46 387 1966 mit S Bronfenmajor F Schaffner Fat storing cells lipocytes in human liver Arch Path 82 447 1966 1966 mit C S Davidson B Babior Concerning hepatotoxicity of halothane New Engl J Med 275 1497 1967 mit F Deinhardt Studies on the transmission of human viral hepatitis to marmoset monkeys I Transmission of disease serial passages and description of liver lesions Exp Med 125 673 1968 mit De Groote A classification of chronic hepatitis Lancet 2 626 1975 mit L B Thomas Vinyl chloride induced liver disease From idio pathic portal hypertension Banti s syndrome to angiosarcoma N Engl J Med 292 17 1978 mit H J Alter Transmissible agent in non A non B hepatitis Lancet 1 459 1979 P D Berk et al Veno occlusive disease of the liver after allogeneic bone marrow transplantation Ann Intern Med 90 158 1981 1979 mit S N Thung et al Animal model of human disease chimpanzee carriers of hepatitis B virus Am J Pathol 105 328 1982 mit M A Gerber S N Thung The relation of hepato cellular carcinoma to infections with hepatitis B and related vi ruses in man and animals Hepatology 2 1 1983 mit M Rizzetto et al Chronic hepatitis in carriers of hepatitis B sur face antigen with intrahepatic expression of the delta antigen An active and progressive disease unresponsive to immunosup pressive treatment Ann Intern Med 98 437 1986 mit P L Marion et al Hepatocellular carcinoma in ground squirrels persistently infected with ground squirrel hepatitis virus Proc Natl Acad Sci USA 83 4543 1987 Hepatocarcinogenicity of the woodchuck hepatitis virus Proc Natl Acad Sci USA 84 866 1987 mit G Acs et al Hepatitis B virus produced by transfected Hep G2 cells causes hepatitis in chimpanzees Proc Natl Acad Sci USA 84 4641 1987 mit F V Chisari et al Structural and pathological effects of synthesis of hepatitis B virus large envelope polypeptide in transgenic mice Proc Natl Acad Sci USA 84 6909 Quellen BearbeitenS Kaiser J Sziranyi D Gross Der Hepatopathologe Hans Popper 1903 1988 Pathologe 40 457 466 2019 doi 10 1007 s00292 019 0617 0 R Schmid S Schenker Hans Popper In Memoriam 1903 1988 Hepatology 1989 9 669 674Literatur BearbeitenPeter Voswinckel Popper Hans In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 625 Digitalisat Weblinks BearbeitenHans Popper Hepatopathology SocietyEinzelnachweise Bearbeiten H E Blum K P Maier J Rodes T Sauerbruch Liver Diseases Advances in Treatment and Prevention Springer Science amp Business Media 2004 ISBN 978 0 7923 8794 7 S 216 englisch google com a b Rudi Schmid Hans Popper National Academy of Sciences 1994 abgerufen am 14 Februar 2020 Hans Popper LeopoldinaNormdaten Person GND 119016680 lobid OGND AKS LCCN n79065419 VIAF 109159472 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Popper HansALTERNATIVNAMEN Popper Hans PhilippKURZBESCHREIBUNG osterreichisch US amerikanischer Pathologe Begrunder der HepatologieGEBURTSDATUM 24 November 1903GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 6 Mai 1988STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Popper Mediziner amp oldid 231895069