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Hans Julius Lubbert 20 August 1870 in Hamburg 22 November 1951 in Hamburg war ein deutscher Beamter Manager und Hochschullehrer der Fischereiwirtschaft sowie Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Familie 1 2 Beruf und Politik 1 3 Verfolgung im NS Staat und Nachkriegszeit 1 4 Verfolgung des Sohnes Fritz Lubbert 2 Auszeichnungen Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenFamilie Bearbeiten Lubbert wurde in Poseldorf als Sohn von Henry Carl Oppenheim geb 1846 und seiner Ehefrau Dorothea Christine geb Hansen in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren die seit dem 18 Jahrhundert das judische Leben in Hamburg mitgestaltete Ab 1820 konvertierte die Familie zum christlichen Glauben und legte die judischen Vornamen mit der Taufe ab Hans Grossvater Isaac 1805 1872 nahm nach der Taufe 1834 den Namen Julius Ernst an dessen Bruder Samuel nannte sich nach der Taufe 1820 Friedrich Wilhelm Vermutlich aus finanziellen Grunden beging sein Vater bereits 1877 Suizid 1884 heiratete seine Mutter den preussischen Berufsoffizier Generalmajor Eduard Lubbert 1854 1933 Sohn eines schlesischen Rittergutsbesitzers mit dem die Familie nach Schlesien zog Nach dem Abitur am Gymnasium in Oels studierte Lubbert von 1890 bis 1892 Rechts und Staatswissenschaften an den Universitaten Kiel und Rom mit dem Ziel ins Diplomatische Corps einzutreten 1891 wurde er Mitglied des Corps Saxonia Kiel 1 1892 heiratete er die aus judischer Familie stammende Eleonore Valentine del Banco 1859 1934 altere Schwester der Hamburger Sezessionsmalerin Alma del Banco Im Jahr der Eheschliessung erhielt Eleonore Valentine die Taufe und Hans beantragte die Fuhrung des Namens seines Stiefvaters als Zweitnamen was ihm entgegen seinem Antrag in Form der Hintanstellung als Oppenheim Lubbert gestattet wurde Ob die Namensanderung im Zusammenhang mit ersten antisemitischen Tendenzen im Zusammenhang mit der Choleraepidemie stand ist nicht uberliefert Moglicherweise erhoffte sich Hans durch die Assimilierung mit Ruckgriff auf seinen preussischen Offiziers Stiefvater grossere gesellschaftliche Akzeptanz und Vorteile fur sich und seine Familie Im selben Jahr gab er sein Studium auf um die Familientradition als Kaufmann fortzusetzen Mit dem Erhalt des Hamburger Burgerrechts 1894 standen ihm samtliche Tatigkeiten offen 1911 wurden ihm seiner Frau und seinen drei Sohnen auf sein Gesuch gestattet den Namen Lubbert seines Stiefvaters zu fuhren wie er sich seit 1904 bereits nannte Beruf und Politik Bearbeiten Zunachst erhielt er mit einer kaufmannischen Tatigkeit bei der Firma Carl Julius Koppen eine wissenschaftliche und praktische Ausbildung im Fischereiwesen und ubernahm 1902 erste Aufgaben in der Fischerei 1903 wurde ihm die Leitung von Motorversuchen auf den Fahrzeugen der Finkenwarder Hochsee Segelfischer Flotte fur den Deutschen Seefischerei Verein ubertragen 1904 wechselte er als Fischereisachverstandiger in den Hamburger Staatsdienst wo er 1907 zum Hamburgischen Staatlichen Fischereidirektor ernannt wurde Von 1904 bis 1907 war sein Hauptprojekt die Grundung des Cuxhavener Fischmarkts im Alten Fischereihafen Cuxhaven Bis 1937 gehorte Cuxhaven zu Hamburg 1907 grundete er zusammen mit Albert Ballin die Cuxhavener Fischerei AG die spatere Nordsee Deutsche Hochseefischerei Bremen Cuxhaven AG 1908 erfolgte auf seine Initiative hin die Grundung der Aalkommission Von 1910 bis 1914 hatte Lubbert eine Dozentur am Hamburgischen Kolonialinstitut Wahrend des Ersten Weltkrieges war er Vorstandsmitglied der Zentraleinkaufsgesellschaft 2 1918 war er Mitbegrunder der Deutschen Seefischerei AG in Cuxhaven deren Leiter er bis 1921 war An der Pariser Friedenskonferenz 1919 nahm er als Sachverstandiger teil Von 1921 bis 1924 war er in der Fraktion der Deutschen Demokratischen Partei Mitglied der Burgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 1922 nahm er den Dienst als Hamburger Fischereidirektor wieder auf 1928 erhielt er einen Lehrauftrag fur Fischereiwirtschaft an der Rechts und Staatswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Hamburg 1930 wurde er als Fischereidirektor zur Disposition gestellt um sich als Professor fur Fischbiologie und Meeresforschung voll seiner wissenschaftlichen Tatigkeit an der Universitat widmen zu konnen Zahlreiche grossere Forschungsreisen fuhrten ihn wahrend seines Berufslebens nach Agypten Belgien Bulgarien Chile Danemark England Frankreich Holland Irland Island Italien Norwegen Rumanien Russland Schottland Schweden Spitzbergen und der Turkei Er war Herausgeber des Handbuchs der Seefischerei Nordeuropas sowie Mitglied des Vorlaufigen Reichswirtschaftsrats und der deutschen wissenschaftlichen Kommission fur Meeresforschung Weiterhin war er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Staatlichen Fischmarkt Cuxhaven GmbH Mitglied des Verwaltungsrates des Deutschen Fischereivereins des Ausschusses des Deutschen Seefischerei Vereins und des Landeseisenbahnrates Hamburg sowie stellvertretendes Mitglied des Elbestrassen Wasser Beirates Verfolgung im NS Staat und Nachkriegszeit Bearbeiten Da sein Vater 1933 als Jude galt musste er aus dem Staatsdienst und dem Verwaltungsrat des Deutschen Fischereivereins ausscheiden die Lehrerlaubnis wurde ihm entzogen 1936 wurde er aus der Deutschen Wissenschaftlichen Kommission fur Meeresforschung ausgeschlossen 1938 erfolgte der Entzug der Verantwortung fur das Handbuch der Seefischerei Aller Positionen Amter und Kontakte beraubt lebte er seit 1933 zuruckgezogen von 1936 bis 1949 in seinem bis 2019 bestehenden Haus in der Hasenhohe Blankenese 3 Dort richtete er ein Atelier fur seine Schwagerin Alma del Banco ein das diese 1938 bezog als sie nach dem Tod ihres Bruders Sigmund die gemeinsame Wohnung verlassen musste Nach Erhalt des Deportationsbescheides 1943 wahlte sie den Freitod Vor dem fruheren Haus von Hans Lubbert erinnert ein Stolperstein an sie 4 1945 im Alter von 75 Jahren wurde er von der Britischen Militarregierung zum Neuaufbau des Hamburgischen Fischereiwesens zum Fischereidirektor wiederberufen Verfolgung des Sohnes Fritz Lubbert Bearbeiten Seine Sohne Eddy 23 Dezember 1893 30 Marz 1917 5 und Fritz Friedrich Wilhelm 1899 1966 zogen 1914 jung in den Ersten Weltkrieg Eddy starb als 1917 als Jagdflieger an der Westfront Im selben Jahr ging Fritz zur Jagdstaffel 1 unter Fuhrung des Jagdfliegers und Geschwaderkommandanten Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen dessen Adjutant damals Hauptmann Karl Bodenschatz war Eine schwere Verwundung im Februar 1918 beendete seinen Kriegseinsatz bei dem sich Richthofen personlich um ihn kummerte bevor er Wochen spater selber getroffen wurde Hermann Goring wurde letzter Kommandant des Richthofen Geschwaders Nach Kriegsende grundete er in Cuxhaven seine eigene Firma Friedrich Wilhelm Lubbert im Bereich der Fischwirtschaft und Fischindustrie und blieb als Mitglied im Verein ehem Jagdflieger des Jagdgeschwaders Frhr v Richthofen Nr 1 dessen erster Sekretar der Offizier Karl Bodenschatz war den Jagdfliegern und der Familie Richthofen verbunden 1933 veranlassten erste Anfeindungen wegen seiner judischen Herkunft in der Kleinstadt Cuxhaven ihn seine Geschafte aus dem anonymen Hamburg zu fuhren Mit Bodenschatz als General der Flieger und Chef des Ministeramtes beim Reichsmarschall Goring einer dessen engster Mitarbeiter hatte Fritz nachweislich seit 1933 regelmassigen Kontakt der ihn privat und beruflich unterstutzte Als Halbjude nach dem Reichsburgergesetz 1935 eines der beiden Nurnberger Rassengesetze war er existenziell bedroht 1944 kam er nach Inhaftierung im Gefangnis Fuhlsbuttel auf Grund einer Anzeige wegen Rassenschande mit Bescheinigung von Bodenschatz dass Lubbert bis zur Klarung seiner deutschblutigen Abstammung unter dem Schutz des Reichsmarschalls stehe nach wenigen Tagen frei musste sich aber am 6 Juli 1944 auf eigene Kosten sterilisieren lassen Dieser Kompromiss zur Verhinderung weiterer Verfolgungsmassnahmen war auf hochster Ebene zwischen Hermann Goring und dem Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler bestimmt worden Trotz seines damit bewiesenen Wohlverhaltens drohten ihm weitere Verfolgungsmassnahmen bis Bodenschatz auf seine Bitte bestatigte dass er von weiteren staatspolizeilichen Massnahmen freizustellen sei Nach 1946 drehten sich ihre Rollen Bodenschatz kam nach seiner Entlastung Gorings als Zeuge beim Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher von 1945 bis 1947 in amerikanische Kriegsgefangenschaft Seit 1946 half Lubbert Bodenschatz und seiner Frau Maria wo er konnte weil er sein Leben der gemeinsamen Kameradschaft verdankte 6 Sein Sohn Eddy 7 8 1924 30 5 2016 seit 2015 Ehrenburger von Bremerhaven fuhrte das Unternehmen fort 7 8 Auszeichnungen Ehrungen BearbeitenEisernes Kreuz II und I Klasse am weiss schwarzen Bande Roter Adlerorden 4 Klasse Oldenburgisches Kriegsverdienstkreuz Bayerischer Verdienstorden vom Heiligen Michael 4 Klasse Ehrenmitglied des Deutschen Fischereivereins Ehrenmitglied des Deutschen Anglerbundes und mehrerer anderer Fischereivereine Ehrendoktor der Universitat Hamburg 1930 Ehrenburger der Stadt Cuxhaven 1950 Lubbertkai und Lubbertstrasse in Cuxhaven wurden 1963 nach ihm benannt Schriften BearbeitenDie Einfuhrung von Motor und Scheernetz in die deutsche Segelfischerei 1906 Die deutsche Hochsee Segel Fischerei in Vergangenheit und Gegenwart 1909 Die Grossbritannische Hochseefischerei 1912 Grossbritannische Fischereihafen 1919 Vom Walfanger zum Fischdampfer 1925 Der Fischmarkt von Cuxhaven 1927 Island und seine Wirtschaft 1928 Die Seefischerei von Chile und ihre Entwicklungsmoglichkeiten 1930 mit Wiese Emil Hamburger Fischerei in zehn Jahrhunderten Vom Walfanger zum Fischdampfer 1949 Mitherausgeber Handbuch der Seefischerei Nordeuropas 11 Bande Veroffentlichung einiger hundert kleinerer Arbeiten in Fachzeitschriften Literatur BearbeitenLubbert Hans In Robert Volz Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Band 2 L Z Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1931 DNB 453960294 S 1158 1159 Thorsten Logge Lubbert Hans In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 6 Wallstein Gottingen 2012 ISBN 978 3 8353 1025 4 S 194 197 Beate Christine Fiedler Familiennamen und Identitatsfragen Das Gesuch des Hans Julius Oppenheim In Hamburger Schlusseldokumente zur deutsch judischen Geschichte 5 Juli 2017 doi 10 23691 jgo article 91 de v1 Beate Christine Fiedler Verfolgung und Ausgrenzung sogenannter Mischlinge Der Fall Friedrich Wilhelm Lubbert in Hamburger Schlusseldokumente zur deutsch judischen Geschichte 22 September 2016 doi 10 23691 jgo article 90 de v1Weblinks BearbeitenLubbert Hans Julius auf www cuxpedia de mit Foto Geschichte der Aalversandstelle Zeitungsartikel uber Hans Lubbert in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1960 77 107 Staatsarchiv Matthias Schmoock Blankeneser Kunstlerhaus wegen Bauprojekts abgerissen abendblatt de 5 Februar 2022 Alma del Banco auf stolpersteine hamburg de abgerufen am 5 Februar 2022 juedische geschichte online net Beate Christine Fiedler Verfolgung und Ausgrenzung sogenannter Mischlinge Der Fall Friedrich Wilhelm Lubbert in Hamburger Schlusseldokumente zur deutsch judischen Geschichte 22 September 2016 doi 10 23691 jgo article 90 de v1 Bremerhaven EhrenburgerInnen Bremerhaven deNormdaten Person GND 1017348162 lobid OGND AKS VIAF 202896468 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lubbert HansALTERNATIVNAMEN Lubbert Hans JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher Beamter Manager und Hochschullehrer der Fischereiwirtschaft Hamburger PolitikerGEBURTSDATUM 20 August 1870GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 22 November 1951STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Lubbert amp oldid 229762400