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Hans David Tobar geboren als Hans David Rosenbaum am 18 April 1888 in Koln gestorben 4 April 1956 in New York City war ein deutscher Schauspieler Autor Kabarettist im Kolner Karneval Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der judische Kunstler ausgrenzt und erhielt 1933 ein offentliches Auftrittsverbot 1939 musste Hans Tobar mit seiner Familie aus Deutschland emigrieren Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Privatleben 3 Ehrung und Rezeption 4 Buhnenstucke und Lieder von Hans Tobar Auswahl 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Rosenbaum wurde als eines von zehn Kindern des aus Breskens stammenden Markus Rosenboom Tobar und seiner Ehefrau Ida Kaufmann in Koln geboren 1 Er wuchs im Griechenmarkt Viertel auf Sein Vater arbeitete als Friedhofsaufseher fur die Kolner Synagogen Gemeinde und als Friedhofswachter des Deutzer judischen Friedhofs 2 Um 1900 anderte die Familie ihren Familiennamen von Rosenbaum Rosenboom in Tobar um dem Madchennamen der Mutter seines Vaters Nach seinem Schulabschluss begann er 1901 eine kaufmannische Ausbildung in einer Wollwaren und Trikotagenhandlung Anschliessend verdiente er seinen Lebensunterhalt als Handelsreisender Vor dem Ersten Weltkrieg trat Tobar als Buttenredner bei verschiedenen Anlassen wie bei Sommerfesten dem judischen Purimfest und den alljahrlichen Karnevalsveranstaltungen auf Er arbeitete als Statist am Opernhaus trat als Conferencier z B im Rosenhof auf und ubernahm kleinere Rollen in der Dramatischen Gesellschaft 1 Bereits als 17 Jahriger trat er bei einer Sitzung der Grossen Karnevals Gesellschaft auf die ihn 1910 als Protokollant aufnahm Zu seinen Aufgaben als Protokollant der Karnevalsgesellschaft zahlte die humoristische Eroffnung der Sitzung Bei der Traditionsgesellschaft Rote Funken trat Hans Tobar zum ersten Mal im Januar 1914 auf Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde er zum Wehrdienst einberufen und ab April 1915 in Aachen und Elsenborn im Sanitatsdienst eingesetzt Die Roten Funken unterstutzten in dieser Zeit ihr Vereinsmitglied mit Paketen 29 Feldpostkarten von Hans Tobar an den Karnevalsverein sind uberliefert 3 1917 wurde er fur ein Jahr an die Ostfront nach Russland versetzt Kurz vor Kriegsende kam Hans Tobar wieder in das Lazarett in Aachen wo er im Rahmen der Truppenbetreuung eingesetzt wurde Anfang der 1920er Jahre wurde Tobar fester Bestandteil der Sitzungen der Roten Funken Im November 1922 wurde er zum Ehrensenator der Funken ernannt 1 Weil er wahrend der Hyperinflation die Mitgliedsbeitrage nicht aufbringen konnte wurde er 1923 wie uber 70 andere Mitglieder aus dem Karnevalsverein entlassen 4 Mitte der 1920er Jahre trat Hans Tobar nicht nur in Koln sondern auch in anderen Stadten im Rheinland u a in Krefeld und Aachen auf Nach seiner Hochzeit im Jahr 1924 mit Ursel Direktorowitz verbrachte Hans Tobar die Sommermonate auf Norderney und trat auch hier zur Unterhaltung der Badegaste im Kaiserhof im Simmerings Hotel im Arcadia Kunstlerspiele und Tanzpalast und im Theater Der rote Teppich auf Auf Norderney grundete er die Karnevalsgesellschaft Zoppejrons und trat mit der Rheinischen Puppenbuhne auf Zahlreiche bekannte Kolner Karnevalisten und Volkssanger u a Willi Ostermann gastierten bei Tobars Auffuhrungen auf Norderney In Koln trat Tobar nicht nur als Kabarettist Kratzchensanger und Rezitator bei den Traditionsgesellschaften auf sondern beteiligte sich auch an den Lumpenballen der Kolner Progressiven im Em dekke Tommes in der Glockengasse 5 Regelmassig schrieb Tobar auch Programme fur die judischen Karnevalsverein Kleiner Kolner Klub 6 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sein Buhnenvertrag mit den Blatzheim Betrieben nicht verlangert und auch sein Name aus den Programmheften der Saison 1932 33 gestrichen 7 8 Hans Tobar durfte obwohl er beim Kolner Publikum sehr bekannt und beliebt war nicht mehr im offiziellen Karneval auftreten Viele seiner ehemaligen Freunde wandten sich von dem judischen Kunstler ab Bis zum Sommer 1934 war es ihm noch moglich auf Norderney aufzutreten Danach zog sich Hans Tobar mit seiner Familie nach Koln zuruck Wie viele der judischen Kunstler konnte auch Hans Tobar nur noch bei Veranstaltungen des Judischen Kulturbundes Rhein Ruhr und der Kolner judischen Gemeinde in der Rheinlandloge oder bei der Burgergesellschaft auftreten Die Anstellung beim Kulturbund Deutscher Juden sicherte ihm ein bescheidenes Auskommen nachdem auch seine Frau nicht mehr ihrer Berufstatigkeit nachkommen durfte Bei einigen Auftritten begleiteten ihn auch seine Kinder Max Theodor und Lieselotte Liselke 1 9 Er arbeitete bis 1935 auch wieder als Schauspieler u a im Stuck Sonkin und der Haupttreffer 10 Fur die Synagogen Gemeinde moderierte er in Koln Tanzabende 7 In der Karnevalssaison 1937 38 trat Tobar letztmals in Deutschland auf 1 Am 9 Dezember 1939 gelang ihm und seiner Familie die Emigration uber Rotterdam in die Vereinigten Staaten von Amerika 11 In Amerika verdiente er seinen Lebensunterhalt als Maschinist in einem lederverarbeitenden Unternehmen 1 Vor deutschen Emigranten trat er bereits 1940 wieder mit karnevalistischen Programmen auf 12 Hans Tobar starb am 4 April 1956 in New York Privatleben BearbeitenHans Tobar heiratete im Februar 1924 in Bremen die in Minsk geborene Ursel Direktorowitz Dyrektorowitsch Am 14 Mai 1924 wurde der Sohn Max Theodor in Bremen am 11 Marz 1926 die Tochter Lieselotte in Koln geboren Seine Frau eroffnete 1925 auf Norderney ein Bekleidungsgeschaft Die Familie Tobar verbrachte die Badesaison regelmassig auf Norderney im Winter wohnten sie in Koln am Rudolfplatz 1 13 Im Sommer 1934 endeten die Sommeraufenthalte der Tobars auf Norderney das sich das Siegel Nordseebad Norderney ist judenfrei gegeben hatte 14 Sie versuchte in Koln ihre berufliche Karriere gemeinsam mit einer Freundin fortzusetzen Die Ubernahme eines Bekleidungsgeschaftes in der Hohen Pforte scheiterte jedoch Ursel Tobar starb am 25 Mai 1940 in New York Viele Familienmitglieder der Familie Tobar wurden im Holocaust ermordet Seine Mutter Ida Tobar wurde am 29 Januar 1943 im Alter von 90 Jahren ins Ghetto Theresienstadt verschleppt wo sie kurz nach der Ankunft am 10 Februar 1943 verstarb 15 Funf Geschwister von Hans Tobar Bernhard Hermann Julie Sally und Willy wurden in Litzmannstadt Theresienstadt und Auschwitz ermordet 2 Ehrung und Rezeption Bearbeiten nbsp Stolperstein vor dem Wohnhaus Meister Gerhard Strasse 5 Koln Neustadt SudDie Kolner Karnevalsgesellschaft StattGarde Colonia Ahoj vergibt seit 2014 in unregelmassigen Abstanden den Hans David Tobar Preis Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet die sich selbstlos fur andere Menschen einsetzen oder bei gesellschaftskritischen Themen mutig aufstehen und fur Veranderung kampfen 16 Bei der erstmaligen Verleihung des Hans Tobar Preises an Markus Ritterbach war auch die damals 88 jahrige Tochter Lieselotte Tobar Cordaro und ihre Enkel Julia und David Cordaro anwesend 2017 wurde der Hans Tobar Preis an Elfie Scho Antwerpes verliehen 17 Am 18 Marz 2019 wurde vor dem ehemaligen Wohnhaus Meister Gerhard Strasse 5 vom Kunstler Gunter Demnig vier Stolpersteine zum Gedenken an Hans David Tobar seine Frau und seine Kinder verlegt 18 Buhnenstucke und Lieder von Hans Tobar Auswahl BearbeitenKollen eyn Kroyn Karnevalsrevue 1927 28 Unter der Narrenkappe Karnevalsrevue 1928 29 Hallo Koln auf Welle 1111 Karnevalsrevue 1929 30 D r treue Husar Karnevalsrevue 1930 31 E Besssche Fasteleer Karnevalsrevue 1930 31 Karneval wie einst Karnevalsrevue 1932 33 Koln am Rhing en frohere Zigge Musik und Text 1930 Alle Poppe danze Puppenspiel fur das Millowitsch Theater 1933 Krach im Morgenland Puppenspiel 1935 Ja das ist schon Liedtext 1922 Refr Schon ist die Jugend und schon sind die Rosen Musik v Joachim Henning Op 67 Am Rhein der uns sein Liedchen leise rauschte Liedtext 1933 Musik v Joachim Henning Op 138 Literatur BearbeitenHellen Santana Silva Karnevaleske Biografien Simon Oppenheim Hans Tobar und Max Salomon In Daniela Sandner Romana Wahner Hans Driesel Magret Lother Hrsg Judisch jeck Fastnacht und Purim eine Annaherung Kitzingen 2017 ISBN 978 3 7448 1504 8 S 89 92Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Marcus Leifeld Der Kolner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus vom regionalen Volksfest zum Propagandainstrument der NS Volksgemeinschaft Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln emons Koln 2015 ISBN 978 3 95451 405 2 S 257 266 a b Barbara Becker Jakli Mitarbeit von Aaron Knappstein Der judische Friedhof Koln Bocklemund Geschichte Architektur und Biografien Hrsg NS Dokumentationszentrum Historisches Archiv der Stadt Koln emons Koln 2016 ISBN 978 3 95451 889 0 S 136 ff Tobar Hans David In rote funken feldpost de Abgerufen am 13 Marz 2023 Funke Tobar Hans David In rote funken feldpost de Abgerufen am 13 Marz 2023 Marcus Leifeld Der Kolner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus vom regionalen Volksfest zum Propagandainstrument der NS Volksgemeinschaft Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln emons Koln 2015 ISBN 978 3 95451 405 2 S 53 Marcus Leifeld Der Kolner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus vom regionalen Volksfest zum Propagandainstrument der NS Volksgemeinschaft emons Koln 2015 ISBN 978 3 95451 405 2 S 276 a b Hans Ulrich Dillmann Schluss mit lustig In juedische allgemeine de 5 Februar 2013 abgerufen am 20 Februar 2019 Elfi Pracht Judische Kulturarbeit in Koln 1933 1941 In Geschichte in Koln Band 29 Nr 1 Bohlau 2015 ISSN 0720 3659 S 120 Kersten Knipp Judenhass von der Butt Die Ausstellung Kolle Alaaf unterm Hakenkreuz In Deutschlandfunk Sendung Kultur heute 19 November 2011 abgerufen am 13 Marz 2023 Frithjof Trapp Hrsg Biographisches Lexikon der Theaterkunstler 2 L Z Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11375 7 S 941 Klaus M Martinetz Karneval unter dem Hakenkreuz Eine Ausstellung im EL DE Haus In rheinische art de 01 2012 abgerufen am 20 Februar 2019 Marcus Leifeld Der Kolner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus vom regionalen Volksfest zum Propagandainstrument der NS Volksgemeinschaft Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln emons Koln 2015 ISBN 978 3 95451 405 2 S 299 f Ingeborg Pauluhn Judische Migrantinnen und Migranten im Seebad Norderney 1893 1938 unter besonderer Berucksichtigung des Kinder Erholungsheimes UOBB Zion Loge XV No 360 Hannover und judischer Geschaftsbetriebe 1 Auflage Igel Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 86815 541 9 S 186 f NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Stolpersteine Erinnerungsmale fur die Opfer des Nationalsozialismus Tobar Theodor Max In museenkoeln de Abgerufen am 26 Mai 2021 Ida Tobar Todesfallanzeige Ghetto Theresienstadt In holocaust cz 20 August 2019 abgerufen am 20 Februar 2019 Jubilaum Grosser Abend fur die Stattgarde In ksta de 1 April 2014 abgerufen am 20 Februar 2019 Andreas Klein StattGarde feiert Captain s Dinner an neuer Wirkungsstatte In koelschefastelovend de 19 November 2017 abgerufen am 20 Februar 2019 Nach zehn Jahren im Hotel Pullman Cologne statt In StattGarde News Abgerufen am 13 Marz 2023 Koln verlegt neue Stolpersteine in Erinnerung an NS Opfer Nicht mehr online verfugbar In wdr de Ehemals im Original abgerufen am 19 Marz 2019 1 2 Vorlage Toter Link www1 wdr de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Normdaten Person GND 1280178078 lobid OGND AKS VIAF 5091167625770603660000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tobar Hans DavidALTERNATIVNAMEN Rosenbaum Hans David Rosenboom Hans DavidKURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler Autor und KabarettistGEBURTSDATUM 18 April 1888GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 4 April 1956STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans David Tobar amp oldid 235836231