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Hans Joachim Bohlmann 20 September 1937 in Breslau 19 Januar 2009 in Hamburg wurde in den 1980er Jahren als Durer Attentater bekannt Insgesamt beschadigte Bohlmann zwischen 1977 und 1988 uber 50 Kunstwerke Der durch ihn verursachte Schaden wird auf etwa 130 Millionen Euro geschatzt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBohlmann litt seit seiner Jugend an einer schwerwiegenden Personlichkeitsstorung Fruh wurden Kontrollzwange und Angstzustande bei ihm diagnostiziert Psychiatrische Behandlungen blieben ohne Erfolg Ein neurochirurgischer Eingriff stereotaktische Leukotomie im Jahr 1974 verschlimmerte seinen Zustand derart dass er 1975 als Fruhrentner anerkannt wurde nbsp Der Goldfisch von Paul KleeBohlmann zog 1961 von Stuttgart nach Hamburg und heiratete 1968 Nachdem seine Ehefrau am 11 Marz 1977 beim Putzen aus dem Fenster gesturzt und am 23 Marz 1977 ihren Verletzungen erlegen war begann Bohlmann damit in Museen Kunsthallen Parks Kirchen und Friedhofen Gemalde und andere Kunstwerke mutwillig zu beschadigen Er spritzte Saure auf die Bilder und veratzte damit sowohl die Farbschicht als auch die darunter liegende Leinwand Seine ersten Anschlage verubte er am 16 Marz 1977 im Harburger Stadtpark und am 29 Marz 1977 in der Kunsthalle Hamburg wo er das Bild Der Goldfisch 1925 von Paul Klee beschadigte Es folgten weitere Attentate in Hamburg Lubeck Luneburg Essen Dortmund und Hameln Am 16 August 1977 goss er Schwefelsaure uber ein Pferd und am selben Tag auch uber zwei Bilder von Lucas Cranach dem Alteren Bildnisse Martin Luthers und dessen Frau Katharina von Bora im Niedersachsischen Landesmuseum in Hannover Am 24 August 1977 beschadigte er im Kunstmuseum Dusseldorf das Gemalde Erzherzog Albrecht von Peter Paul Rubens aus der Sammlung Bentinck Thyssen und am 27 August 1977 das Gemalde Anbetung des Christuskindes von Gottfried Libalt in der Hamburger Hauptkirche St Petri Nach seinem Anschlag am 7 Oktober 1977 im Kasseler Schloss Wilhelmshohe auf Gemalde von Rembrandt darunter den Jakobssegen Sachschaden etwa 25 Millionen DM wurde er festgenommen und vom Landgericht Hamburg wegen gemeinschadlicher Sachbeschadigung in 17 Fallen und wegen Sachbeschadigung in drei Fallen in einem Fall in Tateinheit mit Tierqualerei zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von funf Jahren verurteilt die er bis zum 6 Oktober 1982 vollstandig verbusste 1983 beging er eine zweite Tatserie indem er an der Baustelle der Autobahneckverbindung Hamburg Marmstorf mehrfach u a Bauwagen und Baumaschinen in Brand setzte und dadurch einen Schaden von uber 130 000 DM verursachte Hierfur verurteilte ihn das Landgericht Hamburg wegen Sachbeschadigung in vier Fallen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren deren Vollstreckung am 5 Mai 1986 erledigt war nbsp Schmerzens mutter von Albrecht DurerWegen erneut auftretender Angst und Hassgefuhle Ausloser war die Pfandung von monatlich 158 60 DM seiner Rente wegen der Sachbeschadigungen begab er sich im Herbst 1987 zur Behandlung in die offene psychiatrische Abteilung des Klinikums Hamburg Eilbek Im Marz 1988 kaufte er sich zwei Liter Schwefelsaure und versteckte die beiden Behalter zunachst in einem Park Am 20 April 1988 liess er sich von der Klinik beurlauben und begab sich nach Munchen wo er am 21 April 1988 in der Alten Pinakothek drei weltberuhmte Werke von Albrecht Durer mit der mitgebrachten Saure ubergoss den Paumgartner Altar die Glimsche Beweinung und die Schmerzensmutter 1494 97 Die Bilder wurden dabei moglicherweise zu bis zu 70 zerstort und waren erst 2010 wieder vollstandig restauriert 1 und der entstandene Schaden wurde auf 100 Millionen DM geschatzt Das Landgericht Munchen verurteilte Bohlmann dafur wegen gemeinschadlicher Sachbeschadigung zu weiteren zwei Jahren Haft und ordnete die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an 1998 nutzte er einen unbegleiteten Ausgang im Park der Klinik Ochsenzoll zur Flucht Zwei Tage spater wurde er im U Bahnhof Ochsenzoll wohl auf dem Weg zuruck in die Anstalt wieder festgenommen Von einem Ausgang am 30 Juli 2001 kehrte er erst am folgenden Morgen freiwillig zuruck Nach 16 Jahren Haft ordnete die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Hamburg 2004 seine Entlassung an Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft Munchen verwarf das Hanseatische Oberlandesgericht durch Beschluss vom 21 September 2004 2 Trotz der Gefahr die weiterhin von Bohlmann ausgehe und des hohen Risikos neuer Anschlage bewerteten die Richter seine Freiheitsrechte hoher als den Schutz von Kulturgutern Eine lebenslange Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt sei bei Sachbeschadigung unverhaltnismassig Mit Meldeauflagen und einem Hausverbot fur Museen wurde Hans Joachim Bohlmann am 3 Januar 2005 freigelassen Am Sonntag dem 25 Juni 2006 spritzte er im Rijksmuseum Amsterdam Feuerzeugbenzin auf das Gemalde Schutzenmahlzeit zur Feier des Friedens von Munster 1648 von Bartholomeus van der Helst und zundete es an Zum Gluck wurde nur die oberste Schutzschicht der Firnis beschadigt Wegen Brandstiftung und Sachbeschadigung wurde er hierfur vom Gerechtshof in Amsterdam in zweiter Instanz zu drei Jahren Gefangnis und zur Zahlung von 17 772 Euro Schadenersatz an das Rijksmuseum verurteilt Mit Verbussung von zwei Dritteln der Strafe am 24 Juni 2008 wurde er aus der Haft entlassen kehrte nach Hamburg zuruck und erlag hier am 19 Januar 2009 einem Krebsleiden Literatur BearbeitenIch bin mein eigener Sklave In Der Spiegel Nr 40 2005 online Weblinks Bearbeiten Kunstschander Bohlmann gestorben HNA online 22 Januar 2009 Memento vom 25 Januar 2009 im Internet Archive Rubens Erzherzog Albrecht aus der Sammlung Bentinck Thyssen Willem Drosts Noli me tangere erstrahlt in neuem Glanz Memento vom 9 September 2012 im Webarchiv archive today Nicolaes Maes Der Apostel Thomas Staatliche Museen Kassel Memento vom 13 Juli 2011 im Internet Archive Schutzenmahlzeit zur Feier des Friedens von Munster Schuttersmaaltijd ter viering van de Vrede van Munster im RijksmuseumEinzelnachweise Bearbeiten John Bailey Cleaning up after a serial art vandal In The Age 20 Februar 2011 abgerufen am 11 Juni 2018 englisch Aktenzeichen 3 Ws 61 04 veroffentlicht in NStZ RR 2005 40 42 und https www judicialis de Oberlandesgericht Hamburg 3 Ws 61 04 Beschluss 21 09 2004 htmlPersonendatenNAME Bohlmann Hans JoachimALTERNATIVNAMEN Durer AttentaterKURZBESCHREIBUNG deutscher Attentater auf KunstwerkeGEBURTSDATUM 20 September 1937GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 19 Januar 2009STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Joachim Bohlmann amp oldid 233047524