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Als Grobianismus bezeichnet man im Rahmen der Literaturgeschichte des 16 17 Jahrhunderts solche Texte aus dem Genre der sog Tischzuchten die das angeblich grobe Benehmen der Zeitgenossen in satirischer Zuspitzung angreifen Inhaltsverzeichnis 1 Zur Geschichte von Grobian und Grobianismus 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksZur Geschichte von Grobian und Grobianismus BearbeitenDas Wort Grobian tritt zuerst im deutsch lateinischen Worterbuch Vocabularius teutonicus von 1482 als Ubersetzung des lateinischen Wortes rusticus Bauer auf St Grobianus wird zum erfundenen Schutzheiligen der Ungehobelten Vulgaren Namensgeber fur die grobianische Literatur ist der deutsche Schriftsteller Friedrich Dedekind dessen neulateinisches Werk Grobianus De morum simplicitate 1549 eine satirische Anleitung zum denkbar schlechtesten Benehmen vom Morgen bis zum Abend als Gast wie als Gastgeber gibt 1 Caspar Scheidt hat es 1551 als Grobianus Von groben sitten und unhoflichen geberden in Knittelversform ins Deutsche ubersetzt 2 Wort und Begriff Grobianismus selbst datieren aber vermutlich erst aus der Zeit um 1700 Im engeren Sinn handelt es sich beim Grobianismus um eine Form von Negativdidaxe die exemplarische Darstellung von Fehlverhalten in puncto Umgangsformen Tischsitten Hygiene Disziplin und Moral In diesem Sinn ist die grobianische Literatur immer auf einen positiven Kanon von Verhaltensnormen bezogen Als wichtige Vertreter gelten neben Friedrich Dedekind Sebastian Brant Johann Fischart Thomas Murner und Hans Sachs In einem weiteren Sinn meint Grobianismus jedoch auch narrative Texte in denen grobianische Motive Obszonitaten Skatologisches usf vorherrschen und eine eigene Faszination entfalten die den moraldidaktischen Bezug weitgehend abschuttelt Man denke an Schwankliteratur wie Dil Ulenspiegel 1510 12 an Francois Rabelais Gargantua 1532 1564 durch Johann Fischarts Geschichtsklitterung 1575 mit einer deutschsprachigen Variante versehen spater an Schelmuffsky 1696 97 von Christian Reuter Siehe auch BearbeitenGrobianische Tischzuchten Bummelstudent als Zielscheibe grobianischer Kritik Norbert Elias Uber den Prozess der ZivilisationLiteratur BearbeitenHans Jurgen Bachorski Grobianismus In Klaus Weimar u a Hrsg Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte Bd 1 De Gruyter Berlin 1997 ISBN 3 11 010896 8 S 743 745 Frank Furbeth Grobianismus In Gert Ueding Hrsg Historisches Worterbuch der Rhetorik Bd 3 Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG Darmstadt 1994 ISBN 3 484 68103 9 Sp 1192 1196 Dieter Wuttke Grobianische Dichtung In Horst Rudiger Erwin Koppen Hrsg Kleines literarisches Lexikon 4 Auflage Bd 3 Sachbegriffe In Fortfuhrung der von Wolfgang Kayser besorgten 2 und 3 Auflage Francke Bern 1966 S 159 Friedrich Dedekind Grobianus verdeutscht von Kaspar Scheidt Abdruck der ersten Ausgabe 1551 Halle 1882Einzelnachweise Bearbeiten Grobianische Literatur In Volker Meid Sachworterbuch zur deutschen Literatur Reclam Stuttgart 1999 ISBN 3 15 010459 9 S 215 Friedrich Dedekind Grobianus Von groben sitten vnd vnhoflichen geberden Erstmals in Latein beschriben durch den wolgelerten Fridericum Dedekindum vnd jetzund verteutschet durch Casparum Scheidt von Wormbs Wormbs 1551 Digitalisat der Stadtbibliothek Worms Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Grobianismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grobianismus amp oldid 181627217