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Graphitoxid fruher auch Graphitsaure ist eine nichtstochiometrische Verbindung der chemischen Elemente Kohlenstoff Sauerstoff und Wasserstoff sie kann aus Graphit unter Einwirkung starker Oxidantien gewonnen werden In seiner maximal oxidierten Form bildet Graphitoxid einen gelben Feststoff das Verhaltnis von Kohlenstoff zu Sauerstoff reicht von 2 1 1 bis 2 9 1 Graphitoxid hat eine mit Graphit vergleichbare Schichtenstruktur wenn auch die Abstande zwischen den Molekulebenen grosser und unregelmassiger sind 2 Strukturvorschlag von 1998 1 mit funktionellen Gruppen A Epoxybrucken B Hydroxygruppen C paarweise randstandige Carboxygruppen In basischen Losungen zerfallt Graphitoxid in Flocken mit monomolekularer Schichtdicke die als Graphenoxid bezeichnet werden in Anlehnung an Graphen die einlagige Form des Graphits 3 Aus Graphenoxid kann ein hochfester papierahnlicher Werkstoff Graphenoxidpapier hergestellt werden der in jungster Zeit als mogliches Zwischenprodukt der Graphenherstellung interessant geworden ist Allerdings Stand 2010 weist auf diesem Weg hergestelltes Graphen noch zahlreiche chemische und strukturelle Unregelmassigkeiten auf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Darstellung 2 Struktur 3 Anwendungen 3 1 Graphenherstellung 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte und Darstellung BearbeitenDie erste Darstellung von Graphitoxid gelang 1859 dem britischen Chemiker Benjamin Collins Brodie jr der Graphit mit einer Mischung aus Kaliumchlorat und rauchender Salpetersaure behandelte 4 Schneller und ungefahrlicher bei hoherer Ausbeute ist das 1957 von William S Hummers and Richard E Offeman beschriebene Verfahren sie verwendeten eine Mischung aus Schwefelsaure H2SO4 Natriumnitrat NaNO3 und Kaliumpermanganat KMnO4 Diese Methode ist bis heute Stand 2013 im Einsatz 2 In jungster Zeit wurde eine Mischung aus H2SO4 und KMnO4 benutzt um Kohlenstoffnanorohren in Langsrichtung aufzuschneiden dabei entstehen mikroskopisch kleine flache Graphenbander mit einer Breite von wenigen Atomen die an den Enden eine Kappe aus Sauerstoffatomen O oder Hydroxygruppen tragen OH 5 Struktur BearbeitenStruktur und Eigenschaften des Graphitoxids werden durch die verwendete Synthesemethode und den erzielten Oxidationsgrad bestimmt 6 Die Schichtstruktur des eingesetzten Graphits bleibt typischerweise erhalten aber die Lagen sind unregelmassig hinsichtlich ihrer Planaritat und weisen einen bis zu zweimal grosserem Abstand ungefahr 0 7 nm als Graphit auf Anders als der historisch etablierte Name Graphitoxid andeutet handelt es sich im strengen Sinn nicht um ein Oxid Neben Epoxid wurden experimentell noch folgende funktionelle Gruppen gefunden Carbonyl CO Hydroxy OH Schwefelsaureester OSO3H sowie Endoperoxide O2 7 8 9 10 11 Die exakte Struktur ist aufgrund des recht variablen Abstands der Lagen sowie der insgesamt geringen Ordnung im Detail noch nicht verstanden Der Abstand der Graphenoxidlagen betragt 1 1 0 2 nm 8 9 Aufnahmen mit dem Rastertunnelmikroskop lassen Regionen erkennen in denen Sauerstoffatome in einem rechtwinkligen Muster mit einer Gitterkonstante von 0 27 nm 0 41 nm angeordnet sind 9 12 Die Kanten jeder Lage werden von Carboxygruppen und Carbonylgruppen begrenzt 8 Mittels Rontgen Photoelektronenspektroskopie lasst sich zeigen dass Kohlenstoffatome auch in Ringen ohne Sauerstoff 284 8 eV vorhanden sind vergleiche 286 2 eV fur C O 287 8 eV fur C O und 289 0 eV fur O C O Graphitoxid nimmt sehr leicht Wasser auf wodurch der Abstand zwischen den einzelnen Ebenen erheblich zunimmt bis zu 1 2 nm im gesattigten Zustand Bei hoheren Drucken wird zusatzlich Wasser in den Raum zwischen den einzelnen Lagen eingebaut Die Graphitoxidmasse speichert Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft in Proportion zur Luftfeuchtigkeit Eine vollstandige Trocknung erscheint schwierig da ein Erhitzen auf 60 80 C zur teilweisen Zersetzung des Materials fuhrt Durch rasches Erhitzen auf 280 300 C zersetzt sich Graphitoxid englisch Exfoliation wobei ein fein verteiltes amorphes Kohlenstoffpulver vergleichbar mit Aktivkohle entsteht Anwendungen Bearbeiten nbsp Spaltung Exfoliation von Graphitoxid bei hoher Temperatur Das Probenvolumen erhoht sich dabei auf das Zehnfache und es bildet sich ein Kohlenstoffpulver das Flocken aus Graphen enthalt deren Schichtdicke nur wenige Molekullagen betragt 13 Graphenherstellung Bearbeiten Hauptartikel Graphenoxid In den 2000er Jahren wurde Graphitoxid als mogliche Vorstufe fur die Herstellung von Graphen in grossem Massstab interessant Graphitoxid ist ein Isolator 14 mit einer differentiellen elektrischen Leitfahigkeit von 5 10 3 S cm 1 bei einer Vorspannung von 10 V ist es fast ein Halbleiter 14 Siehe auch BearbeitenKohlenstoffoxidWeblinks BearbeitenVideo zur Spaltung von Graphitoxid auf youtube comEinzelnachweise Bearbeiten Heyong Hea Jacek Klinowskia Michael Forsterb Anton Lerf A new structural model for graphite oxide In Chemical Physics Letters Volume 287 Issues 1 2 1998 S 53 56 doi 10 1016 S0009 2614 98 00144 4 a b William S Hummers Jr Richard E Offeman Preparation of Graphitic Oxide In J American Chemical Society 80 Nr 6 1958 S 1339 1339 doi 10 1021 ja01539a017 Daniel R Dreyer Sungjin Park Christopher W Bielawski Rodney S Ruoff The chemistry of graphene oxide In Chemical Society Reviews 39 2010 S 228 240 doi 10 1039 b917103g Benjamin C Brodie On the Atomic Weight of Graphite In Proceedings of the Royal Society of London 10 1859 S 249 JSTOR 108699 Dmitry V Kosynkin Amanda L Higginbotham Alexander Sinitskii Jay R Lomeda Ayrat Dimiev B Katherine Price James M Tour Longitudinal unzipping of carbon nanotubes to form graphene nanoribbons In Nature 458 16 April 2009 S 872 876 doi 10 1038 nature07872 H P Boehm W Scholz Untersuchungen am Graphitoxyd IV Vergleich der Darstellungsverfahren fur Graphitoxyd In Justus Liebigs Annalen der Chemie 691 1966 S 1 8 doi 10 1002 jlac 19666910102 A Lerf et al Structure of graphite oxide revisited In Journal Of Physical Chemistry B 102 Nr 23 1998 S 4477 4482 doi 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