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Die Euthanasie Prozesse umfassen Prozesse gegen die Hauptschuldigen und Mittater der Euthanasiemorde zur Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Wiesbadener Prozess 2 Grafeneck Prozesse 3 Nurnberger Arzteprozess 4 Frankfurt Prozess 5 Dresden Prozess 6 Dusseldorfer Prozess 7 Hartheim Prozess 7 1 Beschuldigte 7 2 Verfahren 8 Klagenfurter Prozess 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseWiesbadener Prozess Bearbeiten nbsp Vernehmung der Oberschwester Irmgard Huber Hadamar Mai 1945 Im Wiesbadener Prozess vor einem amerikanischen Militargericht wurde vom 8 bis 15 Oktober 1945 die Ermordung von 476 russischen und polnischen Zwangsarbeitern durch Leon Jaworski angeklagt Alfons Klein und die Pfleger Heinrich Ruoff und Karl Willig wurden zum Tode verurteilt der Arzt Adolf Wahlmann aufgrund seines hohen Alters zu lebenslanglicher Freiheitsstrafe Zwei Verwaltungsangestellte erhielten Freiheitsstrafen von 35 Jahren und 30 Jahren und die einzige weibliche Angeklagte Irmgard Huber 25 Jahre Die Todesurteile wurden am 14 Marz 1946 vollstreckt Eine Anklage wegen der Ermordung von etwa 15 000 weiteren Menschen war nach geltendem Kriegsrecht nicht moglich 1 2 Grafeneck Prozesse BearbeitenBereits 1947 begann vor dem Schwurgericht Freiburg der erste Grafeneck Prozess Angeklagt waren Ludwig Sprauer der oberste Medizinalbeamte im Karlsruher Innenministerium und Arthur Schreck Direktor der Pflegeanstalten Rastatt Illenau und Wiesloch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Beihilfe zum Mord an Anstaltsinsassen Am 16 November 1948 sprach das Gericht die beiden Angeklagten schuldig und verurteilte sie zu lebenslangem Zuchthaus Nach jahrelangen Vorbereitungen begann der Tubinger Grafeneck Prozess im Sommer 1949 auf Schloss Hohentubingen Acht Personen wurden angeklagt da sie an der Ermordung von 10 654 Patienten in der Totungsanstalt Schloss Grafeneck beteiligt waren 3 Die acht Angeklagten vor Gericht waren Otto Mauthe Max Eyrich ehemaliger Landsjugendarzt Alfons Stegmann ehemaliger Arzt in der Heilanstalt Zwiefalten Martha Fauser damals leitende Arztin in Zwiefalten Jakob Woger und Hermann Holzschuh Beamte des Standesamtes Heinrich Unverhau ehemaliger Krankenpfleger und Krankenschwester Maria Appinger 4 Nurnberger Arzteprozess Bearbeiten nbsp Karl Brandt bei der Urteilsverkundigung im Nurnberger Arzteprozess Hauptartikel Nurnberger ArzteprozessVom 9 Dezember 1946 bis zum 20 August 1947 fand der Nurnberger Arzteprozess im Nurnberger Justizpalast vor einem amerikanischen Militargericht statt Neben 20 KZ Arzten wurde unter anderem auch Euthanasiebevollmachtigter und Begleitarzt Hitlers Karl Brandt angeklagt Er erhielt die Todesstrafe und wurde am 2 Juni 1948 hingerichtet Frankfurt Prozess BearbeitenVor dem Landgericht Frankfurt gab es zwischen 1946 und 1948 insgesamt vier Prozesse die zur Verurteilung von Tatbeteiligten der NS Euthanasie dienten Unter den 44 Angeklagten waren Arzte Schwestern und Pfleger aus den Anstalten Hadamar Eichberg und Kalmenhof die an den Ermordungen von Patienten beteiligt waren Sechs Todesurteile wurden gefallt und 19 Haftstrafen verhangt Letztendlich wurden die Todesurteile nicht vollstreckt und nur zwei Verurteilte wurden nicht begnadigt Dresden Prozess BearbeitenAm 16 Juni 1947 wurde der Prozess durch den Landgerichtsprasident Martin Fischer den Landgerichtsdirektor Rudolf Fischer und die Amtsgerichtsratin Elfriede Thaler gegen Paul Nitsche und andere eroffnet Zwischen dem 16 Juni und dem 25 Juni wurden die Angeklagten und die Zeugen in offentlichen Sitzungen vernommen 5 Durch die Medien fand der Prozess in der Offentlichkeit grosse Aufmerksamkeit Die Sachsische Zeitung berichtete taglich uber den Verlauf des Prozesses 6 Er endete mit mehreren Todes bzw Haftstrafen einzelne Beschuldigte darunter der Hauptangeklagte Alfred Schulz sowie der Leiter der Kinderfachabteilung Arthur Mittag hatten sich zuvor suizidiert resp Suizidversuche begangen an deren Folgen sie verstarben Am 7 Juli 1947 wurde das Urteil verkundet Die Staatsanwaltschaft hatte zwar elfmal die Todesstrafe beantragt jedoch wurde sie nur viermal ausgesprochen Besonders bei den Krankenschwestern fielen die Urteile meist geringer aus als gefordert wurde Im Marz 1948 wurden die Todesurteile in Dresden vollstreckt Die hohen Haftstrafen wurden im Jahr 1956 im Zuge einer Amnestie erlassen 7 Dusseldorfer Prozess BearbeitenIn einem Prozess vor dem Landgericht Dusseldorf im Jahre 1948 wurde der Psychiater Hermann Wesse Leiter der Kinderfachabteilung Waldniel der 1947 vom Landgericht Frankfurt im Kalmenhof Prozess wegen Mordes in 25 Fallen zum Tod verurteilt worden war wegen Kindermorden zu lebenslanger Haft verurteilt 8 9 Hartheim Prozess BearbeitenBeschuldigte Bearbeiten Im Hartheim Hauptprozess in Osterreich wurde gegen 61 Personen ermittelt zu denen auch die arztlichen Leiter Georg Renno und Rudolf Lonauer gehorten Die Tabelle zeigt die Beschuldigten Personen nach Funktion und Geschlecht 10 mannlich weiblich gesamtArzte 3 0 3Pflegepersonal 15 8 23Verwaltungspersonal 9 7 16Kraftfahrer 4 0 4 Heizer 6 0 6Unbekannt 6 3 9gesamt 43 18 61Verfahren Bearbeiten Das Verfahren von 13 Beschuldigten wurde eingestellt bei 22 Beschuldigten wurde es abgebrochen aufgrund der Nichtauffindbarkeit des Taters Bei sieben schon gestorbenen Personen wurde das Verfahren eingestellt zwei Angeklagte erhielten eine Haftstrafe 13 Verfahren der Beschuldigten sind in ein anderes ausgeschieden worden und bei den restlichen drei ist der Ausgang des Verfahrens bis heute unbekannt Klagenfurter Prozess BearbeitenVor dem Aussensenat Klagenfurt des Volksgerichts Graz wurde der osterreichische Psychiater und Primararzt Franz Niedermoser im Klagenfurter Euthanasie Prozess angeklagt Er wurde fur schuldig erklart in mindestens 400 Fallen die Totung von Patienten und Patientinnen angeordnet zu haben Dazu kamen die veranlassten Misshandlungen von Patienten die ohne jegliche Rucksicht der Menschenwurde verliefen und oft zum Tode der Opfer fuhrten Niedermoser wurde am 4 April 1946 zum Tode durch den Strang verurteilt und sein Besitz enteignet Am 24 Oktober 1946 wurde im Landesgericht Klagenfurt das Urteil vollstreckt Der Oberpfleger Eduard Brandstatter die Oberschwester Antonie Pachner und die Oberpflegerin Ottilie Schellander die als Mitangeklagte galten wurden ebenfalls zum Tode durch den Strang verurteilt Am Tag seiner Urteilsverkundung verubte Brandstatter Suizid Pachner und Schellander wurden schliesslich zu langjahrigen Haftstrafen begnadigt Am 8 April 1951 verstarb Antonie Pachner im Gefangnis Schellander wurde im Rahmen einer neuerlichen Begnadigung am 1 April 1955 bedingt aus der Haft entlassen Die Krankenschwestern Paula Tomasch Julie Wolf Ilse Printschler und Maria Cholawa sowie ein Oberpfleger die alle nachweislich an den Foltern beteiligt waren wurden zu langjahrigen Haftstrafen teilweise in Kombination mit Vermogensverfall verurteilt Literatur BearbeitenBoris Bohm Gerald Hacke Hgg Fundamentale Gebote der Sittlichkeit Der Euthanasie Prozess vor dem Landgericht Dresden 1947 Schriftenreihe der Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft Bd 14 Sandstein Dresden 2008 ISBN 978 3 940319 55 5 Anika Burkhardt Das NS Euthanasie Unrecht vor den Schranken der Justiz Eine strafrechtliche Analyse Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts Bd 85 Mohr Siebeck Tubingen 2015 ISBN 978 3 16 153623 6 Verena Christ Tater von Grafeneck Vier Arzte als Angeklagte im Tubinger Euthanasie Prozess 1949 Contubernium Bd 88 Franz Steiner Stuttgart 2020 ISBN 978 3 515 12516 1 Felix Weise Rezension Wissenschaftlicher Literaturanzeiger 61 1 2022 Andreas Jurgens Jan Erik Schulte Hgg Die Frankfurter Euthanasie Prozesse 1946 1948 Geschichte Gerichte Gedenken Studien und Dokumente der Gedenkstatte Hadamar Bd 1 LIT Berlin Munster 2018 ISBN 978 3 643 14007 4 Joachim S Hohmann Der Euthanasie Prozess Dresden 1947 Eine zeitgeschichtliche Dokumentation Peter Lang Frankfurt a M 1993 ISBN 978 3 631 45617 0 Antje Langer Euthanasie Prozesse und Debatten In Torben Fischer Matthias N Lorenz Hrsg Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 Transcript Bielefeld 2007 ISBN 978 3 89942 773 8 S 206ff Hagen Markwardt Der fehlende Tatkomplex Ermittlungen zu Beteiligten der Aktion Reinhardt im Vorfeld des Dresdner Euthanasie Prozesses In Jorg Osterloh Jan Erik Schulte Hrsg Euthanasie und Holocaust Kontinuitaten Kausalitaten Parallelitaten Brill Schoningh Paderborn 2021 Schriftenreihe der Gedenkstatte Hadamar 1 ISBN 978 3 506 79188 7 S 365 384 Matthias Meusch Die strafrechtliche Verfolgung der Hadamarer Euthanasie Morde In Hadamar Heilstatte Totungsanstalt Therapiezentrum Jonas Verlag Marburg 2006 ISBN 978 3 89445 378 7 S 305 ff Dick de Mildt Hg Tatkomplex NS Euthanasie Die ost und westdeutschen Strafurteile seit 1945 2 Bde Amsterdam University Press Amsterdam 2009 ISBN 978 90 8964 072 7 Andreas Eichmuller Rezension sehepunkte 12 2012 Nr 4 Maike Rotzoll u a Hgg Die nationalsozialistische Euthanasie Aktion T4 und ihre Opfer Geschichte und ethische Konsequenzen fur die Gegenwart Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 76543 7Weblinks BearbeitenWanderausstellung Der Prozess vor dem Landgericht Dresden 1947 Landesarchiv Baden Wurttemberg Grafeneck ProzessEinzelnachweise Bearbeiten The Hadamar Trial In encyclopedia ushmm org Holocaust Encyclopadia USHMM abgerufen am 12 Marz 2019 englisch Soll nach Hadamar uberfuhrt werden Katalog zur Gedenkausstellung in Hadamar Mabuse Verlag 1989 ISBN 3 925499 39 3 S 108 ff Ute Hoffmann Normale Leute Kollektivbiografische Anmerkungen zu den Tatern der NS Euthanasie In Maike Rotzoll u a Hgg Die nationalsozialistische Euthanasie Aktion T4 und ihre Opfer Paderborn 2010 252 258 Juristische Aufarbeitung nach 1945 Einblick in den Grafeneck Prozess Landesarchiv Baden Wurttemberg abgerufen am 28 August 2020 http www stsg de cms sites default files u5 Tafel 2005 pdf http www stsg de cms sites default files u5 Tafel 2012 pdf http www stsg de cms sites default files u5 Tafel 2013 pdf Thomas Roth NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Tagungsbericht 21 Marz 2014 Nach 45 Entnazifizierung Wiedergutmachung Strafverfolgung Abgerufen am 4 Mai 2015 LG Dusseldorf 7 Februar 1953 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd X bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1973 Nr 339 S 337 346 Mitwirkung am Euthanasieprogramm durch Totung von Reichsausschusskindern durch Luminal Memento vom 14 Marz 2016 im Internet Archive Freispruch der Krankenpflegerin W http www nachkriegsjustiz at service archiv Rb8 pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Euthanasie Prozesse amp oldid 224064609 Grafeneck Prozesse