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Franz Niedermoser 3 Dezember 1901 in Innsbruck 24 Oktober 1946 in Klagenfurt war ein osterreichischer Psychiater und Primararzt an der Landes Siechen und Landes Irrenanstalt des Karntner Landeskrankenhauses dem heutigen Klinikum Klagenfurt am Worthersee und Euthanasiebeteiligter 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Beteiligung an der Euthanasie 3 Gerichtliche Aufarbeitung nach 1945 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNiedermoser war verheiratet und hatte zwei Kinder Er kam am 1 November 1928 als Sekundararzt von der Nervenklinik Innsbruck in die Heil und Pflegeanstalt Klagenfurt Ab 1938 war er Leiter der Mannerabteilung der Landes Irrenanstalt und zugleich auch Hausarzt der Landes Siechenanstalt Klagenfurt im Herbst 1941 wurde er zum Primararzt der Landes Irrenanstalt ernannt Am 2 Marz 1933 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 1 517 107 2 sowie April 1938 der SA bei Hauptsturmfuhrer und war Fuhrer eines Sanitatssturms Beteiligung an der Euthanasie BearbeitenIm nationalsozialistischen Karntner Gaukrankenhaus wurde Euthanasie auf verschiedene Weise betrieben Da nicht mehr arbeitsfahige bettlagerige alte oder schwer zu versorgende Patienten und Patientinnen in der NS Zeit als unnutze Esser und als lebensunwert galten sind auch in Klagenfurt sowie den anderen Heil und Pflegeanstalten Karntens Massnahmen zur Vernichtung lebensunwerten Lebens ergriffen worden In einer ersten Phase wurden im Rahmen der T4 Aktion Patienten selektiert und in der Totungsanstalt Hartheim vergast Begonnen hat dies mit einem Besuch einer Arztekommission unter Leitung von Werner Heyde welche die psychisch und auch schwer korperlich Kranken in Listen erfassten Aufgrund einer solchen Liste ging am 29 Juni 1940 der erste Todestransport mit etwa 230 Patienten und Patientinnen nach Hartheim ab Waren bei dieser ersten Selektion Arzte und Pfleger noch unsicher was mit den Deportierten geschehen wurde so anderte sich dies bald Im Juli 1940 wurde der Klagenfurter Primararzt Meusburger nach Berlin beordert und in die Totungsaktion eingeweiht auch unter dem Personal und in der z T alarmierten Offentlichkeit sprach sich dies schnell herum Weitere Todestransporte folgten am 25 August 1940 260 Frauen am 24 Marz 1941 132 psychiatrische und geriatrische Patienten und Patientinnen und am 7 Juli 1941 111 Patienten und Patientinnen darunter auch 25 Kinder aus der Anstalt Tainach 3 Einer der wenigen der gegen diese Totungsaktion Stellung bezog war der damalige Kapitularvikar der Diozese Gurk Andreas Rohracher Seine Eingaben an den Regierungsprasidenten Pawlowski blieben aber ohne Erfolg so dass Rohracher in einem Brief an die Schwestern welche die Anstalt fur Schwachsinnige in Tainach betreuten ihnen unter Androhung der Exkommunikation verbot Kinder auszuliefern die NS Machthaber kummerte dieses Verbot allerdings nicht Hingegen fuhrte im Altreich eine Predigt des Munsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen am 3 August 1941 dazu dass die T4 Aktion beendet wurde Die Ermordung von Kranken hatte damit in der Morderklinik so ein Uberlebender aber kein Ende Vielmehr wurden im Zuge der wilden Euthanasie in den Anstalten kranke Menschen durch Medikamente oder durch Nahrungsreduktion ermordet Diese Totungen begannen im Herbst 1941 und wurden bis April 1945 fortgesetzt Im Karntner Landeskrankenhaus war dafur Franz Niedermoser zustandig Er selbst war zweimal nach Berlin gefahren um sich uber die Details der geplanten Euthanasie zu informieren 4 In seiner Funktion als Vorgesetzter hat er seine Untergebenen durch Anordnung zur Totung von zahlreichen Patienten veranlasst Er und die von ihm ausgewahlten Schwestern und Pfleger ermordeten von 1942 bis 1945 zwischen 700 und 900 Menschen Auffallige Haufungen von Todesfallen wurden vermieden beziehungsweise es wurde darauf geachtet dass es pro Woche nicht mehr als vier waren Die Totungsanweisungen gab Niedermoser bei den Visiten nebenbei etwa mit den Worten Geben Sie dem etwas oder Helfen Sie diesem nach bisweilen auch mit dem Handzeichen des Einspritzens einer Injektionsnadel Die Obduktionsanweisungen nach den Totungen wurden durch Umbiegen einer Ecke markiert sodass der eingeweihte Prosektor des Landeskrankenhauses der SS Arzt Richard Paltauf indirekt uber die Euthanasie des Patienten Bescheid bekam und unverdachtige Todesursachen eintragen konnte Unter den Mordopfern waren auch zahlreiche behinderte Kinder und Jugendliche aus Deutschland Am 27 Mai 1943 erreichte ein erster Transport mit 60 Kindern und Jugendlichen aus Kues an der Mosel die Klagenfurter Anstalt ein zweiter Transport mit 40 Kindern aus Monchengladbach datiert auf den 20 Mai 1943 Einweisungen von regimetreuen Karntner Amtsarzten sind ebenso belegbar zudem Uberstellungen von anderen Krankenhausabteilungen und sogar Bitten von Angehorigen zur Totung ihrer missgebildeten Kinder Gerichtliche Aufarbeitung nach 1945 BearbeitenIm sog Klagenfurter Euthanasie Prozess vor dem Aussensenat Klagenfurt des Volksgerichts Graz wurde Niedermoser fur schuldig gesprochen die Totung von Patienten und Patientinnen in mindestens 400 Fallen angeordnet zu haben zudem hat er unter Missachtung der Menschenwurde die Misshandlung von Patienten und Patientinnen veranlasst in vielen Fallen mit Todesfolge Am 4 April 1946 wurde er zum Tod durch den Strang und Vermogensverfall verurteilt Das Todesurteil wurde am 24 Oktober 1946 im Landesgericht Klagenfurt vollstreckt 5 Uber drei weitere Mitangeklagte Oberpfleger Eduard Brandstatter Oberschwester Antonie Pachner und Oberpflegerin Ottilie Schellander verhangte das Gericht ebenfalls die Todesstrafe Eduard Brandstatter verubte am Tag der Urteilsverkundung Suizid An Pachner und Schellander wurde das Todesurteil nicht vollstreckt sondern sie wurden zu langjahrigen Haftstrafen begnadigt Die nachweislich beteiligten Krankenschwestern Paula Tomasch Julie Wolf Ilse Printschler Maria Cholawa und der Oberpfleger Ladislaus Hribar wurden ebenfalls zu langjahrigen Haftstrafen z T mit Vermogensverfall verurteilt Literatur BearbeitenNadja Danglmaier amp Helge Stromberger Orte der nationalsozialistischen Gewalt in Klagenfurt Auseinandersetzung mit Regionalgeschichte in Hoherbildenden Schulen 6 Gerhard Furstler amp Peter Malina Ich tat nur meinen Dienst Zur Geschichte der Krankenpflege in Osterreich 2004 Wien Facultas Verlag ISBN 3 85076 619 5 Helge Stromberger Die Arzte die Schwestern die SS und der Tod Karnten und das produzierte Sterben im NS Staat 2002 Klagenfurt Drava Verlag ISBN 3 85435 106 2 Herwig Oberlechner amp Helge Stromberger Die Klagenfurter Psychiatrie im Nationalsozialismus Psychiatrie amp Psychotherapie 2011 S 7 10 Einzelnachweise Bearbeiten Liste von NS Arzten und Beteiligten an NS Medizinverbrechen Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 30560167 Danglmaier amp Stromberger S 65 ff Oberlechner amp Stromberger 2011 S 9 Nachkriegsjustiz Nationalsozialistische Gewalt Orte der nationalsozialistischen Gewalt in KlagenfurtNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 12 Februar 2023 PersonendatenNAME Niedermoser FranzKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Psychiater der an Krankenmorden zur NS Zeit beteiligt warGEBURTSDATUM 3 Dezember 1901GEBURTSORT InnsbruckSTERBEDATUM 24 Oktober 1946STERBEORT Klagenfurt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Niedermoser amp oldid 230820145