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Der Grabhugel Zarrenthin war ein Hugelgrab bei Zarrenthin in der Gemeinde Bentzin im Landkreis Vorpommern Greifswald Er befand sich bis zur Ausgrabung 2005 auf dem Gelande des Zarrenthiner Kiestagebaus In Aufbau und Komplexitat sind die bei der archaologischen Grabung erfassten Befunde fur Mecklenburg Vorpommern einzigartig Der rekonstruierte Nachbau befindet sich seit 2006 am Eingang zur Badeanstalt am Zarrenthiner Kiessee Rekonstruktion der inneren Steinsetzung des GrabhugelsZarrenthin Grabhugel Inhaltsverzeichnis 1 Ausgrabung 2 Anlage 2 1 Hauptbestattung 2 2 Steinkranz 2 3 Hugelabdeckung 2 4 Nachbestattungen 2 5 Feuerstellen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAusgrabung BearbeitenDas Hugelgrab wurde seit 1976 in den Akten des Landesamtes fur Bodendenkmalpflege als Grabhugel Zarrenthin Fpl 1 gefuhrt 1997 wurde eine starke Uberpragung des Bodendenkmals durch Lesesteine von den benachbarten Ackern festgestellt Ausserdem wies der Hugel Spuren von fruheren Grabungen auf Eine grossflachige Prospektion des Umfelds wurde in den Jahren 2001 und 2002 durchgefuhrt Die dabei durchgefuhrten Sondierungsgrabungen ergaben mit Ausnahme einiger Feuerstellen keine Hinweise auf weitere Bodendenkmale in der naheren Umgebung des Hugelgrabs Der nordlich des Zarrenthiner Kiessees gelegene Grabhugel behinderte die seit den 1990er Jahren intensivierte Nutzung des ortlichen Kiesvorkommens Wegen des schlechten Erhaltungszustands des Objektes und der nicht mehr authentischen Umgebung wurde 2005 die vollstandige Ausgrabung beschlossen Die Grabung wurde von April bis Juli desselben Jahres durchgefuhrt Die rund 6000 Steine der Anlage wurden dabei vollstandig abgetragen und deponiert Im November 2006 wurde die Rekonstruktion der Anlage am Eingang zur Badeanstalt ostlich des Zarenthiner Kiessees eingeweiht Zum einen ist das Innere der Anlage dargestellt zum anderen der aufgeschuttete und mit Steinen abgedeckte Hugel 1 Anlage BearbeitenDer Grabhugel war ursprunglich etwa 1 5 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 17 5 Meter Die megalithische Grabanlage in seinem Inneren wurde in der spaten Jungsteinzeit Endneolithikum angelegt Die Erbauer gehorten der Einzelgrabkultur an Vier Nachbestattungen erfolgten in der Bronzezeit Hauptbestattung Bearbeiten In der Sohle des Hugels befand sich eine Nord Sud ausgerichtete Steinkiste von 2 mal 1 Meter um die herum ein Steintrapez gesetzt wurde wobei sich die Steinkiste im ostlichen Drittel des Trapezes befand Der rund 1 2 Meter lange und 0 7 Meter breite Deckstein aus Kalkstein wurde bei der Ausgrabung in die Kammer gesturzt vorgefunden Kalksteinobjekte dieser Grosse sind in der Fundregion ausserst selten Die Oberseite enthalt mehrere eingepickte Schalchen Der Deckstein ruhte auf vier unterschiedlich grossen Tragersteinen von annahernd rechteckiger Form Flache Steinplatten bildeten den Boden der Steinkiste In der Kiste wurde ein vollstandiges weitgehend erhaltenes menschliches Skelett in Hockerbestattung vorgefunden Dieses wurde mittels Radiokarbonmethode C14 Datierung auf etwa 2460 v Chr datiert Anhand der anthropologischen Merkmale wurde es als ein Mann mit einem Alter von mehr als vierzig Jahren bestimmt Oberhalb des Schadels wurde in der Nahe der sudlichen Wandplatte ein trapezformiger Dolch aus Feuerstein gefunden der in der Mitte zerbrochen war Dieser wurde in die sogenannte Dolchzeit datiert und war wahrscheinlich eine Grabbeigabe zur Hockerbestattung Der Schadel eines zweiten Individuums wurde am nordwestlichen Ende der Steinkiste gefunden Die Datierung mit der Radiokarbonmethode ergab Alterswerte um 2800 v Chr Erhohte d13C Werte gelten als Hinweis auf Fisch als Hauptnahrungsmittel Die uber 40 Jahre alte Person litt an Karies Das die Steinkiste umgebende mit seiner Langsachse Ost West ausgerichtete Steintrapez war 11 5 Meter lang Die Breite betrug im Westen 2 5 Meter und im Osten 5 5 Meter In der sudostlichen Ecke des Trapezes wurde eine 35 Zentimeter tiefe Grube entdeckt auf deren Sohle sich eine 5 Zentimeter lange Pfeilspitze aus Feuerstein mit gezahnten Langseiten befand Diese wird als externe Grabbeigabe gedeutet Eine rechteckige von Feldsteinen eingefasste Kalksteinplatte deckte die Grube ab Steinkranz Bearbeiten Das Trapez wurde von einem Aussensteinkranz mit annahernd vollkommenem Kreisbogen und einer Hohe zwischen 0 4 und 0 6 Meter umgeben Dieser Kranz besteht zum Teil aus grossen nebeneinander gesetzten Findlingen zum Teil aus Abschnitten in Trockenmauertechnik Lucken von rund 0 7 Meter Lange unterbrachen den Kranz im sudostlichen und nordwestlichen Sektor Sie werden als symbolische Grabzugange gedeutet Jeweils ein grosser Findling Wachterstein war einer luckenartigen etwa einen Meter breiten Vertiefung westlich der Schmalseite des Trapezes und einer weiteren nordlich der Verlangerung des Decksteins vorgelagert Sie betonten die Ausrichtung der Anlage nach den Himmelsrichtungen Am sudostlichen Hugelfuss befand sich rund zwei Meter ausserhalb des Steinkranzes ein ovale Steinsetzung von einem Meter Lange und 0 8 Meter Breite aus faustgrossen Feldsteinen Die darauf vorgefundenen dicht beieinandergelegenen Keramikscherben und Tierknochen werden als Uberreste eines Speiseopfers gedeutet Die Scherben lassen keine exakte Datierung zu Hugelabdeckung Bearbeiten Die Steinkiste und das Steintrapez waren durch eine Hugelschuttung vollstandig bedeckt die durch den Aussensteinkranz begrenzt und durch eine Steinabdeckung gesichert wurde Diese Steinpackung bestand aus Feldsteinen von rund 30 Zentimeter Lange und wurde durch eine weitere gelbliche Schicht uberdeckt Eine Rollsteinlage deckte den gesamten Hugel einschliesslich des Aussensteinkranzes ab und bildete so den Abschluss der oberen Verfullungsschicht Wegen der beiden Hauptverfullungsschichten werden zwei Hauptbauphasen vermutet In der ersten Phase waren demnach die Grabbauten errichtet und in der zweiten Phase der Erdhugel aufgeschuttet worden Auf der Hugelsteinpackung befanden sich mehrere kleinere Steinsetzungen unter anderem zwei ovalen Steinlagen von 2 2 Meter bzw 1 8 Meter Lange auf mittlerer Hohe auf der sudlichen Hugelseite Diese standen wahrscheinlich in Zusammenhang mit Totenkult oder Ahnenverehrung Die nur in Bruchstucken erhaltene Urne und der fehlende Deckstein deuten auf eine Grabberaubung in jungerer Zeit hin Neben den Keramik und Leichenbrandresten wurde ein auf die jungere Bronzezeit datiertes Miniaturgefass vorgefunden Im Bereich der Hugelkuppe war die Steinpackung gestort was zum Teil auf Baurodungen zuruckzufuhren ist Ausserdem wurden zwei neuzeitliche Erdeingriffe festgestellt In der Hugelmitte befand sich der Rest eines wahrscheinlich im 19 Jahrhundert angelegten Raubgrabungsschachtes mit 2 5 Meter Durchmesser und mindestens 1 3 Meter Tiefe Da sich die Hauptbestattung nicht im Zentrum der Anlage befand blieb der Eingriff erfolglos Im oberen Drittel der Verfullung wurde eine Lage scharfkantiger Steinsplitter vorgefunden bei denen es sich wahrscheinlich um bei der Steinschlagerei produzierte Abfalle handelt Beim zweiten Eingriff handelte es sich um eine Mullentsorgung die zwischen 1960 und 1970 erfolgt war Nachbestattungen Bearbeiten Bei den Ausgrabungen wurden vier Nachbestattungen festgestellt Bei der ersten handelte es sich um ein Steinkiste mit den Abmessungen 1 12 0 95 0 3 Meter Die zweite Nachbestattung war ein Urnengrab fur das im unteren Drittel des Hugels ein Feldstein aus der Hugelsteinpackung entfernt worden war Die zur Halfte erhaltene Urne war ein bauchiges Kegelhalsgefass mit geglatteter Aussenseite und hatte wahrscheinlich ursprunglich zwei Osenhenkel am Halsansatz Sie enthielt unter anderem mehrere Bronzefragmente Der Durchmesser eines Paars bronzener Armringe lasst ein Kindergrab vermuten Von der dritten Nachbestattung waren nur Fragmente der Steinkiste erhalten und eine einzelne bronzezeitliche Scherbe wahrscheinlich der Rest der Urne Fur die vierte Nachbestattung im Sudosten des Grabhugels war der Steinkranz geoffnet worden Beigaben oder Knochenreste waren nicht erhalten nur eine dunkelbraune bis schwarze humose Verfarbung Die Abmessungen von 2 1 0 8 Metern deuten auf eine Korperbestattung in einem Baumsarg wahrend der alteren Bronzezeit hin Beim Wiederverschliessen wurde die ursprungliche Setzung der Findlinge nicht beachtet weshalb die Lucken mit kleineren Feldsteinen verfullt worden sind Feuerstellen Bearbeiten Auf dem Hugel wurden drei Feuerstellen gefunden eine weitere zwei Meter westlich des Aussenkranzes Holzkohleproben konnten auf die zweite Halfte des 6 Jahrhunderts die Volkerwanderungszeit datiert werden Fur eine Nutzung als Herdfeuer oder Ahnliches ergaben sich keine Anhaltspunkte daher ist eine kultische Funktion anzunehmen Literatur BearbeitenDominik Forler Jens Peter Schmidt Bericht uber die archaologischen Untersuchungen im Bereich des Kiessandtagebaus Zarrenthin Lkr Demmin Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege Hrsg Schwerin 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabhugel Zarrenthin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Grabhugel Zarrenthin in der Landesbibliographie MV Der Grabhugel Zarrenthin auf Grosssteingraeber deEinzelnachweise Bearbeiten Jens Peter Schmidt Grabhugelnachbau in Zarrenthin eingeweiht Jarmener Informationsblatt Januar 2007 53 92875 13 317694444444 Koordinaten 53 55 43 5 N 13 19 3 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabhugel Zarrenthin amp oldid 237318481