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Das Grabenwerk Albersdorf Dieksknoll LA 68 ist eine Anlage des vierten Jahrtausends v Chr Es stellt eines der drei bis vier bekannten Grabenwerke in Schleswig Holstein und der 47 bekannten Anlagen der Trichterbecherkultur dar 1 Es bildet einen Bestandteil der Megalithregion Albersdorf zu der auch das Megalithgrab LA 5 Brutkamp oder LA 56 gehoren 2 Die Lage des Grabenwerkes Albersdorf Dieksknoll LA 68 In einigen hundert Metern Entfernung sind zahlreiche Grabmonumente vorhanden und vom Grabenwerk uber die Gieselau gut zu erreichen Das Grabenwerk Albersdorf Dieksknoll wurde 1992 1994 von Volker Arnold und im Jahre 2010 vom DFG Schwerpunktprogramm 1400 Fruhe Monumentalitat und soziale Differenzierung untersucht Dabei konnten viele Nutzungsphasen differenziert werden Ein besonderes Ergebnis ist die lange Nutzungsdauer Die meisten Grabenwerke im nordlichen Mitteleuropa wurden wahrend des Mittelneolithikums Spatneolithikum in mitteldeutscher Terminologie aufgegeben Albersdorf Dieksknoll LA 68 hingegen wurde noch wahrend des Jungneolithikums Endneolithikum genutzt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Lage 3 Forschungsgeschichte 4 Ausgrabung 5 Architektur und Phasen 6 Funde 7 Bedeutung der Funde und Befunde fur die Forschung 8 Bedeutung fur die neolithische Gesellschaft Westholsteins 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenVerschiedene Arten von Grabenwerken wurden in der Urgeschichte Europas errichtet Im Unterschied zu in mitteldeutscher Terminologie fruh und mittelneolithischen sowie endneolithisch und bronzezeitlichen Grabenwerken sind die Grabenwerke des Jung und Spatneolithikums Fruh und Mittelneolithikum in Nordischer Terminologie nicht rund von sehr unterschiedlicher Grosse und besitzen mehrere Durchlasse Diese Art der Grabenwerke sind in Kontexten der Michelsberger Kultur dem Chaseen der Baalberger Kultur sowie der Trichterbecherkultur zu beobachten Die altesten Befunde stammen aus Frankreich um 4400 v Chr Sukzessive scheint sich die Idee gen Osten verbreitet zu haben Im heutigen Westdeutschland kommt sie um 4000 v Chr an in Mitteldeutschland vor 3800 v Chr Auf dem Weg nach Sudskandinavien stellt Albersdorf Dieksknoll eine Wegmarke dar 2 3 Dieses Grabenwerk wurde ca 3800 3700 v Chr errichtet 4 In Jutland sind Grabenwerke ab 3600 v Chr belegt auf den Danischen Inseln ab 3400 v Chr Hier und in Schonen wurde sie bis ins beginnende dritte Jahrtausend errichtet wobei architektonische Unterschiede zu beobachten sind letztere sind wieder von eher runder Gestalt und recht klein 3 Die Deutungen von Grabenwerken sind sehr unterschiedlich Die Idee es handele sich um umzaunte Areale fur Viehherden oder um Verteidigungsanlagen stellen nicht mehr den rezenten Konsens dar Die Nutzung wird als kollektiv erachtet 1 Die Graben wurden wiederholt ausgehoben und zugeschuttet oder naturlich aufgefullt 4 Die wiederholte Nutzung liegt oft einige bis viele Jahrzehnte auseinander was auf eine orale Tradition schliessen lasst Das Ausheben der Graben bedarf des Einsatzes vieler Menschen Hieraus ergibt sich dass Grabenwerke als Orte zyklischer Zusammentreffen angesehen werden und wichtige Orte fur die kollektive Erinnerung darstellen Diese galt es in regelmassigen Abstanden wiederaufzufrischen 5 Lage Bearbeiten nbsp Der von den beiden Flusslaufen eingegrenzte Gelandesporn auf dessen Spitze das Grabenwerk in schwarz markiert errichtet wurde Die Region Albersdorf liegt in der durch sanfte Hugel gepragten Altmoranenlandschaft Dithmarschens Die Region ist durch zahlreiche neolithische Monumente gepragt Hier steht auch das Museum fur Archaologie und Okologie Dithmarschen Archaologisch Okologisches Zentrum Albersdorf wo einige rekonstruierte Megalithgraber zu besuchen sind Innerhalb der Gemeindegrenze von Albersdorf sind 15 monumentale Grabanlagen der Trichterbecherkultur belegt wovon elf noch heute sichtbar sind Hier ist das Graberfeld Bredenhoop mit seinen acht Megalithgrabern und Langbetten zu nennen 4 Daneben sind zahlreiche jungneolithische Grabhugel sowie bronzezeitliche Grabhugel belegt s Liste 2 Die Flusslaufe Fockbek und Gieselau fliessen am Fusse eines Gelandesporns namens Dieksknoll zusammen und weiter in ostliche Richtung Der Gelandesporn zeichnet sich deutlich im Relief ab Er wird durch die etwa 10 m tieferliegenden Niederungen der Flusslaufe begrenzt Das Grabenwerk nimmt ca 2 5 ha der sudostlichen Spitze des Gelandesporns ein In etwa einem Kilometer Entfernung zum Gelandesporn ist am Nordufer des Flusslaufes die genannte Konzentration Bredenhoop lokalisiert Die Gieselau fliesst heute in den Nord Ostsee Kanal doch fruher in die Eider Das West Ost verlaufende Flusssystem der Eider bildete in der Urgeschichte ein wichtiges Verkehrssystem Demnach vernetzte die Gieselau die Mikroregion sowohl intern als auch extern 4 Forschungsgeschichte BearbeitenBekannt wurde das Grabenwerk 1992 durch flugarchaologische Prospektionen Volker Arnolds 6 Im selben Jahr erfolgten geophysikalische Untersuchungen die die Befunde der Luftbilder verifizierten und zudem den weiteren Verlauf des Grabens klaren konnten Lorra 1996 Zwischen 1992 und 1994 fuhrte Volker Arnold Oberflachenbegehungen durch und legte vier Schnitte unterschiedlicher Grosse 256 m 150 m 40 m 4 m an Ab dem Jahre 2010 fuhrte die Universitat Kiel im Zuge der SPP 1400 Untersuchungen durch Zunachst erfolgte eine weitere geophysikalische Untersuchung Georadar in einem kleinen Areal in Norden der Anlage um Details der Strukturen erkennen zu konnen Im selben Jahr wurde eine Grabung durchgefuhrt Im Rahmen des von Johannes Muller geleiteten SPP Teilprojektes Monumentale Grabenwerke nichtmegalithische und megalithische Grabbauten des Fruh und Mittelneolithikums in Schleswig Holstein Untersuchungen zu Baugeschichte Datierung Funktion und Landschafts bezug der Kleinregionen Budelsdorf und Albersdorf wurden mehrere Graber und dieses Grabenwerk von Hauke Dibbern gegraben und umfassend publiziert 4 Ausgrabung BearbeitenBei der Ausgrabung wurde eine Flache von 550 m untersucht die einige der alten Schnitte mit einbezog Grabensegmente Durchlasskonstruktion die Palisade sowie den Innenraum und Aussenbereich anschnitt 4 Es wurden vier Grabensegmente untersucht Im etwa 13 m langen und bis 1 8 m unter der Pflugschicht erhaltenen Segment 1 konnten acht Schichten 1 unten 8 oben anhand ihrer Zusammensetzung differenziert werden So sind die einzelnen Schichten durch hohere oder geringere Anteile von Holzkohlepartikeln sowie verschiedenfarbigen sandigen Substraten versetzt Alle Schichten ab 2 aufwarts wurden als anthropogene Schichten d h kunstliche Schichten angesprochen Diese sind fur die Rekonstruktion der Biographie des Monumentes wichtig Die Durchlasskonstruktion erwies sich als 2 m tiefer steilwandiger Befund zwischen den Grabensegmenten 1 und 2 Hier liessen sich ganze 10 Schichten differenzieren Die hohere Anzahl an Schichten ergibt sich aus den unteren Bereichen wo im Gegensatz zu den Grabensegmenten Hinweise fur eine Holzkonstruktion gefunden wurden In etwa drei Meter Entfernung verlauft parallel zum Graben eine Palisade Das Georadar hat sie aufgrund ihres hoheren Feuchtigkeitsspeicherungsvermogens erfassen konnen In der Ausgrabung konnte das Palisadengrabchen teilweise aufgrund einer Holzkohleschicht im oberen Bereich nachgewiesen werden einzelne Pfosten konnten hingegen nicht dokumentiert werden Im Innenbereich konnten keine eindeutigen Nachweise fur eine Innengliederung oder oberflachlich sichtbare Strukturen erbracht werden Eine vermutlich neolithische Grube wurde entdeckt sowie zwei deutliche aber wesentlich jungere Gruben jungere Bronzezeit bis Eisenzeit 4 Architektur und Phasen BearbeitenDas Grabenwerk ist von einer Reihe von Grabensegmenten umgeben Die einzelnen Grabensegmente sind nicht direkt miteinander verbunden Die Schichten die besonders im Segment 1 dokumentiert wurden zeugen von einer dynamischen Biographie des Grabenwerkes Die einzelnen Schichten werden als eine Reihe von Einfullschichten und Wiederausgrabungsereignissen gedeutet Wahrend der Ausgrabung wurde Sand eingeweht Da dieser in den jeweils homogen zusammengesetzten Schichten fehlt oder sehr geringer Konzentration vorliegt ist von schnell durchgefuhrten Verfullungsereignissen auszugehen In Segment 2 sind drei in Segment 5 sogar funf Eingrabungs und Verfullereignisse feststellbar Die Schichtenfullungen der Segmente und der Durchlasskonstruktion sind einander ahnlich nur ist ganz unten in der Durchlasskonstruktion eine potenzielle Holzkonstruktion vorhanden Diese war vermutlich massiv da die Pfostenspuren von gezogenen Pfosten sehr breit und tief waren Vermutlich war die ehemalige obertagig sichtbare Konstruktion entweder sehr hoch oder sehr schwer 4 Aufgrund der Schichtenabfolgen kann eine relative Chronologie erstellt werden und diese wurde mittels der sog 14C Methode absolutdatiert Auf dieser Grundlage wurde ein Phasenmodell erstellt In der Phase 1 3820 3630 v Chr wurden die Grabensegmente sowie die Durchlasskonstruktion zum ersten Mal ausgehoben und nach kurzem Offenstehen wiederverfullt Auch die Konstruktion wurde in dieser Phase errichtet Fur das Ende Subphase 1 2 3660 3630 v Chr lasst sich ein Feuerereignis durch die Ablagerung von Brandschutt im Segment 2 rekonstruieren In der Phase 2 3630 3520 v Chr wurden die Segmente und die Durchlasskonstruktion erneut ausgehoben und wiederverfullt Vermutlich wurde in der Phase 2 auch die parallel zu den Segmenten verlaufende Palisade abgebrannt In der Phase 3 3520 2910 v Chr lassen sich insgesamt acht Ausgrabungs und Verfullereignisse erkennen die eine Unterteilung in drei untergeordnete Phasen zulassen In der Phase 3 1 3520 3370 v Chr fand mindestens ein Zyklus von Ausgrabung und Einfullung in der Durchlasskonstruktion und im Segment 2 statt In der Phase 3 2 3370 3100 v Chr lasst sich ein Zyklus in beiden Segmente 1 und 2 sowie im Durchlass erkennen In der Phase 3 3 3100 2910 v Chr lasst sich ein weiterer Zyklus in allen drei Strukturen beobachten Die Phase 4 2880 2480 v Chr lasst sich in zwei Teilphasen gliedern In der Phase 4 1 2880 2640 v Chr wurde in allen drei Strukturen ein Zyklus von Aushebung und Verfullung vorgenommen In den Segmenten 1 und 2 ist dies durch Feuerereignisse begleitet In der Phase 4 2 2640 2480 v Chr lasst sich ein Zyklus mit Feuerereignis im Durchlass sowie im Segment 1 erkennen Die wichtigen Beobachtungen sind Die Etablierung des Grabenwerks erfolgte im 38 Jahrhundert Median 3720 v Chr es wurde uber 1200 Jahre lang genutzt die zeitlichen Abstande zwischen den Ereignissen sind variabel nbsp Die Datierung der Nutzungsphasen sowie die Lange der zeitlichen Abstande zwischen den einzelnen Nutzungen in rot Die Variabilitat umfasst immer langer werdende Abstande Die Phasen 1 1 und 1 2 trennt etwa 70 bis 80 Jahre Die Phase 2 und 3 1 schon etwa 120 Jahre und hieraufhin vergrossert sich der Abstand auf uber 200 Jahre Auch wenn die genauen Abstande aufgrund der jeweiligen Ungenauigkeiten der absoluten Daten kurzer oder langer sein konnen so stellt die Beobachtung der sich immer vergrossernden Abstande ein Fakt dar 4 Funde BearbeitenDas Fundspektrum beinhaltet vor allem Silexartefakte daneben Fragmente von Keramikgefassen und wenige Felsgesteingerate Es wurden 3500 Silexartefakte bei den Ausgrabungen und Begehungen gefunden 1500 davon in der im Jahre 2010 geoffneten Flache Bei den meisten Artefakten handelt es sich um die Grundform Abschlag gefolgt von Trummern Klingen und Kerne sind weitaus seltener Zudem wurden nur wenige Gerate ganze 28 Kratzer zwei Bohrer funf Querschneider ein Feuerschlagstein einige Beilfragmente gefunden Wenige der Beilfragmente lassen sich naher als dunnnackige Beile bestimmen Neben Silexartefakten wurden sechs Felsgesteinartefakte entdeckt Dies sind Mahlstein und Schleifsteinfragmente Die im Jahre 2010 geoffnete Flache erbrachte 57 Fragmente von 14 Gefasseinheiten v a aus Grabensegment 2 In Bezug auf die Phaseneinteilung wurden die meisten Gefassfragmente in der Phase 1 deponiert 5 Gefasseinheiten gefolgt 3 1 zwei Gefasseinheiten und dann 3 3 und 4 1 jeweils eine Gefasseinheit Die Scherben in den Segmenten liegen zwischen den jeweiligen eingewehten Sandlagen und unteren Verfullschichten und sind auffallend gross o 17 cm und scharfkanting Somit wurden sie vermutlich nicht sekundar verlagert sondern intentionell dort deponiert Fur die Phase 1 konnte u a eine Tonscheibe rekonstruiert werden Diese fingerkniff verzierte Tonscheibe besitzt Entsprechungen in fruhneolithischen Kontexten vor allem Siedlungskontexte und Zugangsbereiche von Megalithgrabern 7 8 aber auch in anderen entsprechend fruhen Grabenwerken Fur Phase 3 konnen zwei Trichterrandgefasse und eine Schale rekonstruiert werden Das Trichterrandgefass besitzt vertikale Fransenzier doch ist diese typologisch nicht naher eingrenzbar die besten Parallelen liegen im Fruhneolithikum II 3500 3300 v Chr vor Die Schale besitzt Parallelen in Kontexten des FN I v a Ib 3800 3500 v Chr bis MN II 3200 3100 v Chr Fur Phase 4 liess sich ein Gefass mit einem S formig geschweiften Profil rekonstruieren Dieses besitzt die besten Parallelen in Kontexten des MN V 2900 2800 2600 v Chr weniger dagegen im Jungneolithikum was aufgrund der 14C Daten eher zu erwarten gewesen ware Das bedeutet dass die zwei jungneolithischen Phasen aufgrund der Funde nicht hatten erkannt werden konnen Dies ist eine wichtige Beobachtung Generell wird angenommen Grabenwerke wurden nicht im Jungneolithikum aufgesucht sogar bereits im mittleren bis spaten Mittelneolithikum aufgegeben Das Ergebnis aus Albersdorf zeigt dass diese Annahme gepruft werden muss Wurden Grabenwerke nur anhand typochronologischer Untersuchungen der Funde datiert so kann eine spatere Nutzung nicht ausgeschlossen werden Dennoch sei erwahnt dass Grabenwerke vorliegen die absolutchronologisch abgesichert tatsachlich wahrend des Mittelneolithikums aufgegeben wurden z B Budelsdorf Ein auffallend hoher Anteil der Gefassfragmente besass Speisekrustenreste oder Getreideabdrucke u a Spelzgerste Hordeum vulgare tetraploider Nacktweizen Triticum durum 4 Bedeutung der Funde und Befunde fur die Forschung BearbeitenDie fingerkniffverzierte Tonscheibe ist ein wichtiger Fund da sie typologische Analogien im sudwestdeutschen und ostfranzosischen Raum im Kontext der Michelsberger Kultur besitzt Der Nachweis des Nacktweizens Triticum durum stellt eine wichtige Erkenntnis dar Dieses auch als Spaghettiweizen bezeichnete Getreide ist ab 4500 v Chr sudlich der Mittelgebirgszone vielfach nachgewiesen Im weiteren Umfeld Albersdorfs dem Verbreitungsgebiet der Nordgruppe der Trichterbecherkultur ist dieses Getreide nur noch aus Frydenlund Funen bekannt Dieser Nachweis wurde erst aufgrund des Befundes Albersdorf erbracht in dessen Zuge eine Vielzahl an Fundplatzen einer Revision unterzogen wurden 9 Gelaufige Getreide der fruhen Trichterbecherkultur sind Emmer Triticum dicoccum und Gerste Hordeum vulgare Nun wurde erkannt dass auch der Spaghettiweizen eine wichtige Getreidesorte fur diese Epoche darstellt Die Durchgangseinbauten sind ein wichtiges architektonisches Element Diese sind ausgesprochen selten an Grabenwerken zu beobachten In Kontext der Trichterbecherkultur fehlen sie sogar ganzlich Im Fruhneolithikum nordische Terminologie ist z B in Walmstorf Niedersachsen eines belegt 10 Erst in grosserer geografischer Entfernung liegen ahnliche Befunde vor In Blicquy Belgien ist ein Parallelbefund bekannt der ebenfalls zwei Pfostengruben in ahnlicher Konstellation in einer Erdbrucke aufweist 11 Dieser Befund wird in die Phase Michelsberg II gestellt was in etwa der Wende 5 4 Jahrtausend entspricht 12 Weitere Parallelen liegen aus England Orsett Essex Bruchsal Aue Heilbronn oder Bad Abbach vor wobei die als Holzstrukturen gedeuteten Befunde hier deutlich weniger tief reichen als die eigentlichen Graben wie es in Albersdorf der Fall ist Aus Danemark liegen einige ahnlich geartete Befunde vor tiefe steilwandige Gruben doch ist hier kein Grabenwerkbezug gegeben und die Befunde datieren wohl spatneolithisch Die meisten Parallelen liegen also aus dem Verbreitungsgebiet der Michelsberger Kultur vor 4 Diese Funde und Befunde untermauern die Interaktion Sudskandinaviens mit der Region Sudwestdeutschland Ostfrankreich im fruhen vierten Jahrtausend der massgeblich die materielle und immaterielle Kultur dieser Epoche im Norden beeinflusste 13 Dies kann im Zusammenhang mit der fruhen Datierung des Grabenwerkes dahingehend gedeutet werden dass hier direkte Einflusse geltend wurden und die Idee des Grabenwerks nach Norden brachten mit Albersdorf als Pionier fur die Trichterbecherkultur Neben der fruhen Datierung ist auch die lange Nutzdauer als wichtiger Befund zu nennen da die meisten bekannten Grabenwerke Norddeutschlands und Sudskandinaviens bereits wahrend des Mittelneolithikums aufgegeben wurden Die weitergefuhrte Nutzung wahrend des Jungneolithikums Einzelgrabkultur ist aus der Perspektive besonders hervorzuheben als dass im Jungneolithikum ein markanter Wandel der materiellen und immateriellen Kultur erfolgte vgl Schnurkeramische Kultur Mit diesem Wandel wird von vielen Forschern ein massiver Wandel im ideologischen Bereich assoziiert von wenigen gar ein Migrationsereignis 14 Der Befund aus Albersdorf demonstriert dagegen dass auch Kontinuitaten vorkommen und der offenbare Bruch zumindest im Sudwesten Schleswig Holsteins weniger drastisch war als landlaufig angenommen Bedeutung fur die neolithische Gesellschaft Westholsteins BearbeitenGrabenwerke stellen regional bedeutsame Orte kollektiver Benutzung dar Entlang der Moranenrucken oder uber die Wasserlaufe sind zahlreiche neolithische Monumente und Ansammlungen von Monumenten in der Altmoranenlandschaft Westholsteins miteinander verbunden Die Monumente reihen sich zum Teil perlenschnurartig auf und markieren prahistorische Wege Diese Wege wurden im Fruh und Mittelneolithikum genutzt wie die zahlreichen Megalithgraber zeigen Das Grabenwerk Albersdorf Dieksknoll LA 68 nimmt geografisch eine zentrale Position in der Altmoranenlandschaft Westholsteins ein Es liegt an einem Knotenpunkt der verschiedene Wege in alle Himmelsrichtungen verbindet Jungneolithische und bronzezeitliche Grabhugel orientieren sich am selben Wegesystem was auf eine fortwahrende Nutzung hinweist 15 4 Auch die ehemalige Verbindung uber die Gieselau zur Eider wird bei der Ortswahl des Grabenwerkes eine Rolle gespielt haben Es ist wohl nicht zufallig dass eines der wenigen weiteren bekannten Grabenwerke Schleswig Holsteins Budelsdorf ebenfalls an der Eider liegt Die Zyklen der Benutzung und die Abstande zwischen den einzelnen Phasen bezeugen dass Wissen tradiert wurde Archaologisch fassbar ist das wiederholte Ausheben der Graben Die Graben wurden jeweils kurz nach ihrer Einrichtung verfullt Das zielorientierte Wiederfinden Jahrzehnte bis Jahrhunderte spater beweist dass das Wissen um die Lage und die hier durchzufuhrenden Praktiken tradiert wurden Vermutlich waren weitaus komplexere Rituale involviert als es dem archaologischen Befund zu entnehmen ist und die Tradition wurde uber mehrere Generationen weitergegeben Aus nicht literaten Gesellschaften ist bekannt dass Regeln und kollektive Identitat regelmassig alle paar Generationen einer Erneuerung bedurfen 5 In diesem Kontext sind die Grabenwerke zu sehen Auch Grabmonumente wurden uber viele Generationen hinweg genutzt doch sind sie eher im Bereich lokaler Traditionen zu sehen Grabenwerke hingegen sind Orte uberregionaler Bedeutung 15 Literatur BearbeitenW Dorfler J Muller W Kirleis Hrsg MEGALITHsite CAU Ein Grosssteingrab zum Anfassen Wachholtz Murmann Publishers 2015 J Muller K Rassmann Fruhe Monumente soziale Raume Das neolithische Mosaik einer neuen Zeit In E Banffy K P Hofmann P v Rummel Hrsg Spuren des Menschen 800 000 Jahre Geschichte in Europa WBG Darmstadt 2020 S 134 158Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabenwerk Albersdorf Dieksknoll Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Klatt 2009 S Klatt Die neolithischen Einhegungen im westlichen Ostseeraum Forschungsstand und Forschungsperspektiven In Terberger 2009 T Terberger Hrsg Neue Forschungen zum Neolithikum im Ostseeraum Archaologie und Geschichte im Ostseeraum 5 2009 7 134 a b c Kelm 2018 R Kelm Grosssteingraber Riesenbetten und Schalensteine Spuren der Steinzeit auf der Dithmarscher Geest Archaologisch Okologisches Zentrum Albersdorf a b Muller 2017 J Muller Grosssteingraber Grabenwerke Langhugel Fruhe Monumentalbauten Mitteleuropas Sonderheft Archaologie in Deutschland WBG Darmstadt 2017 a b c d e f g h i j k l Hauke Dibbern Das trichterbecherzeitliche Westholstein Eine Studie zur neolithischen Entwicklung von Landschaft und Gesellschaft In Johannes Muller Hrsg Fruhe Monumenta litat und soziale Differenzierung Band 8 Verlag Dr Rudolf Habelt GmbH Bonn 2016 ISBN 978 3 7749 3989 9 a b Muller 2018 J Muller Social memories and site biographies construction and perception in non literate societies In C C Bakels Q P J Bourgeois D R Fontijn R Jansen Hrsg Local communities in the Big Words of prehistoric Northwest Europe Sidestone Press Leiden 2018 9 17 Arnold 1992 V Arnold Aus der Luft gegriffen Jungsteinzeitliches Erdwerk auf dem Dieksknoll bei Albersdorf Kreis Dithmarschen Arch Nachr Schleswig Holstein 3 1992 22 28 Davidsen 1974 K Davidsen Neolitiske lerskiver belyst af danske fund Aarb Nordisk Oldkde og Hist 1973 1974 5 72 Koch 1998 E Koch Neolithic bog pots from Zealand Mon Lolland and Falster Nordiske Fortidsminder Serie B 16 Kobenhavn 1998 Kirleis Fischer 2014 W Kirleis E Fischer Neolithic cultivation of tetraploid free threshing wheat in Denmark and Northern Germany implications for crop diversity and societal dynamics of the Funnel Beaker Culture Veg Hist Archaeobotany Feb 23 2014 1 16 Richter 2002 P B Richter Das neolithische Erdwerk von Walmstorf Ldkr Uelzen Studien zur Besiedlungsgeschichte der Trichterbecherkultur im sudlichen Ilmenautal Veroffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 49 Oldenburg 2002 Klassen 2014 L Klassen Along the Road Aspects of Causewayed Enclosures in South Scandinavia and Beyond East Jutlands Museum Publications 2 2014 Regner Kamlah Seidel 2019 B Regner Kamlah U Seidel The Michelsberg Culture of Northern Baden Wurttemberg A case study of a Neolithic landscape with enclosures and open sites In J Muller M Hinz M Wunderlich Hrsg Megaliths Societies Landscapes Early monumentality and social differentiation in Neolithic Europe Verlag Rudolf Habelt GmbH Bonn 2019 525 545 Klassen 2014 L Klassen Along the Road Aspects of Causewayed Enclosures in South Scandinavia and Beyond East Jutlands Museum Publications 2 2014 Kristiansen u a 2017 K Kristiansen M E Allentot K M Frei R Iversen N N Jo hannsen G Kroonen L Paspieszny T D Price K G Sjogren M Sikora E Willer slev Re theorising mobility and the formation of culture and language among the Corded Ware Culture in Europe Antiquity 91 2017 334 347 a b Muller 2019 J Muller Boom and bust hierarchy and balance From landscape to social meaning Megaliths and societies in Northern Central Europe In J Muller M Hinz M Wunderlich Hrsg Megaliths Societies Landscapes Early monumentality and social differentiation in Neolithic Europe Verlag Rudolf Habelt GmbH Bonn 2019 29 74 54 13901 9 2836 Koordinaten 54 8 20 4 N 9 17 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabenwerk Albersdorf Dieksknoll amp oldid 232586993