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Gottfried Mollenstedt 14 September 1912 in Versmold 11 September 1997 in Tubingen war ein deutscher Physiker und Professor an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Von 1966 bis 1968 war er deren Rektor Geburtshaus von Gottfried Mollenstedt in VersmoldInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrungen und Mitgliedschaften 4 Schriften 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben BearbeitenGottfried Mollenstedt geboren 1912 in Versmold hatte zwei Schwestern und funf Bruder und war das vierte von acht Kindern des im Kantorhaus von Versmold lebenden Lehrers Kantors und Konrektors Johann Heinrich Mollenstedt und seiner Ehefrau Katharine Ch Alwine geb Schulte zur Surlage Mollenstedt besuchte zunachst die Volks und spater eine Privatschule in Versmold um dann in der Stadtischen Helmholtz Oberrealschule in Bielefeld das Abitur abzulegen Er wollte zuerst Flugzeugingenieur werden wandte sich dann aber beeindruckt durch seine akademischen Lehrer Walther Kossel und Eberhard Buchwald 1934 der Physik zu Unter Walther Kossel bestand er an der TH Danzig 1939 die Diplom Hauptprufung Dipl Ing und promovierte bei ihm mit der Dissertation Messungen an den Interferenzerscheinungen im konvergenten Elektronenbundel zum Dr Ing am 17 Dezember 1940 Zunachst war Gottfried Mollenstedt jedoch in seinen Anfangssemestern eher auffallig geworden durch seine sportlichen Aktivitaten in den Kurzstrecken und mit 10 6 s auf 100 m seinerzeit als schnellster Sprinter Danzigs sogar in der Vorrundenauswahl zur Olympiade von 1936 Am 11 Oktober 1940 heiratete er in Danzig die Lehrerin Dorothea Tanner Von 1939 bis 1945 war er in Danzig wissenschaftlicher Assistent von Kossel und wurde am 30 Januar 1945 mit der Inauguralarbeit Neue Anwendungen geometrischer Elektronen Optik bei Interferenzproblemen zum Privatdozenten Dr Ing habil ernannt Anfang Februar 1945 verliess das Phys Inst unter Walther Kossel zusammen mit Mollenstedt die bedrangte Stadt Danzig auf dem Fluchtschiff Deutschland um uber Kiel in Schmalkalden in Thuringen ein Ausweichlabor die Forschungsstelle fur Metalle an der Salzbrucke aufzubauen von wo aus etwa 70 Wissenschaftler am 23 Juni 1945 durch die amerikanische Militarverwaltung in die Internierung nach Heidenheim gebracht werden Seine Internierung endet im Oktober 1945 1947 erhielt Mollenstedt eine erste Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Abteilungsleiter der Laboratorien fur Elektronik der suddeutschen Laboratorien SDL von AEG Zeiss in Mosbach und pflegte weiterhin den Kontakt zu W Kossel in Tubingen Im Fruhjahr 1950 berief man ihn zum Dozenten fur Experimentalphysik der Math Naturwiss Fakultat der Eberhard Karls Universitat Tubingen 1953 zum ausserordentlichen Professor fur Angewandte Physik und 1960 zum ordentlichen Professor und Direktor des Instituts fur Angewandte Physik 1963 wurde Gottfried Mollenstedt Dekan der Math Naturwiss Fakultat und organisierte im gleichen Jahr auch noch die Jubilaumsfeiern ihres 100 jahrigen Bestehens die alteste naturwissenschaftliche Fakultat in Deutschland In den Jahren 1966 bis 1967 und nach Wiederwahl 1967 bis 1968 war er Rektor der Universitat Zwischen 1963 und 1971 ubernahm er zudem das Amt des kommissarischen Direktors des vakanten Astronomie Lehrstuhls der Universitat Tubingen Ab 1964 wurde er fur sechs Jahre Vorsitzender der Baukommission der Universitat Tubingen und konnte 1972 das neu errichtete Institut fur Angewandte Physik auf der Morgenstelle beziehen 1980 wurde Gottfried Mollenstedt emeritiert und starb am 11 September 1997 nach langer schwerer Krankheit in Tubingen Unter den Trauernden auf dem Bergfriedhof in Tubingen befanden sich auch seine Frau Dorothea und seine beiden Sohne Ulrich und Manfred Mollenstedt hatte mit seinem Institut international eine Fuhrungsrolle auf seinem Forschungsgebiet und verfasste als Autor oder Ko Autor rund 200 wissenschaftliche Arbeiten Daruber hinaus etwa 250 Diplom und offentliche Prufungsarbeiten und noch einmal rund 100 Doktorarbeiten und etwa ein Dutzend Habilitationen betreut Werk BearbeitenSchon in Danzig befasst er sich in seiner Diplomarbeit mit der Elektronenbeugung und seine Beugungsmuster wurden bereits Kossel Mollenstedt Interferenzen genannt Ein von ihm 1948 49 entwickelter hochauflosender Geschwindigkeits bzw Energie Analysator fur Elektronen Mollenstedtscher Geschwindigkeitsanalysator ermoglichte die Beobachtung von Plasmonen die charakteristische Energieverluste der Elektronen beim Durchgang durch Festkorper verursachen 1950 machte Gottfried Mollenstedt noch in Mosbach eine folgenreiche Beobachtung bei der ein Elektronenstrahl ungewollt durch einen dunnen Wolframdraht gespalten wird und ein Doppelbild erzeugt Aus diesem Effekt entwickelte er das Mollenstedt sche Biprisma mit dem 1954 sein Doktorand Heinrich Duker 1923 1985 1 ein erstes Interferenzbild erhalt weil ein mit Gold bedampfter Spinnenfaden spater Glasfaden den Elektronenstrahl teilt und bei seiner positiven Aufladung die Teilbundel wieder zur Uberlappung und damit zur Interferenz bringt 1956 bedankt sich Louis de Broglie fur die experimentelle Bestatigung der Gultigkeit seiner Formel fur die Elektronen Wellenlange l h m v mittels eines durch Zylinderlinsen verbesserten Biprismas 2 Dieses Prisma macht Gottfried Mollenstedt zum Pionier der Elektronen Interferometrie und viele wellenoptische Phanomene von Elektronen wurden hiermit in der Folgezeit an seinem Institut in Tubingen untersucht Fur seine Experimente entwickelte er um 1960 zusammen mit R Speidel die Elektronen und Ionenstrahl Lithographie wenig spater gelangen ihm zusammen mit seinem Doktoranden dem spateren Tubinger Professor fur Kristallographie und Mineralogie Werner Bayh 1928 3 Biprisma Interferenzen mit weit getrennten koharenten Elektronen Teilbundeln und 1962 Nachweis und Messung der kontinuierlichen Phasenschiebung von Elektronenwellen im kraftfeldfreien Raum durch das magnetische Vektorpotential einer Luftspule Aharonov Bohm Effekt Er betreute als Doktorvater ein von Claus Jonsson im Jahr 1959 durchgefuhrtes Experiment zur Interferenz von Elektronen am freitragenden Doppelspalt Dieses wurde 2002 in einer Umfrage von Physics World herausgegeben von der Englischen Physikalischen Gesellschaft zum schonsten physikalischen Experiment aller Zeiten gewahlt 4 Weiterhin entstanden an seinem Institut Fresnel sche Zonenplatten fur weiche Rontgenstrahlung und zusammen mit Hannes Lichte grundlegende Arbeiten zur Elektronen Holographie Die zum Beispiel in der Werkstoffanalyse benutzten Elektronen Mikrosonden die auf dem Prinzip der Beugung mit konvergenten Bundeln Mikrobeugung convergent beam diffraction CBD beruhen erzeugen je nachdem ob die Bestrahlungs Apertur der einfallenden Elektronen kleiner oder grosser als der Beugungswinkel ist getrennte Beugungsscheiben Kossel Mollenstedt Diagramm falls die Apertur kleiner als der Beugungswinkel ist oder uberlappende Beugungsscheiben Kossel Diagramm falls die Apertur grosser als der Beugungswinkel ist 5 Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten1938 wurde Gottfried Mollenstedt Mitglied in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft DPG 1958 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft fur Elektronenmikroskopie DGE 1969 Vertrauensmann der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universitat Tubingen 1973 Vertreter der Universitat im Universitatsbund 1979 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und 1986 Ehrenmitglied der japanischen Gesellschaft fur Elektronenmikroskopie 1961 erhielten G Mollenstedt und R Speidel auf der International Solid State Circuit Conference in Philadelphia den Outstanding Award fur die Entwicklung der Elektronenstrahl Lithographie 1987 wurde der Europaische Wissenschaftspreis der Hamburger Korber Stiftung an zwei Forschergruppen eine in Finland und eine in Deutschland verliehen u a auch an Mollenstedt 1995 erhielt Gottfried Mollenstedt die Cothenius Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina fur seine Pionierarbeiten auf dem Gebiet der Elektronenoptik und Elektronenmikroskopie Schriften BearbeitenMessungen an den Interferenzerscheinungen im konvergenten Elektronenbundel Annalen der Physik Band 40 1941 S 17 43 Prazisionsvergleich von Gitterkonstanten mittels Lochkamera Interferenzen Optik Band 1 1946 S 76 84 Kinematographie und vollautomatische Serienaufnahmen schnell veranderlicher Elektronen Interferenzen Optik Band 3 1948 S 68 74 mit F Heise Die elektrostatische Linse als hochauflosender Geschwindigkeits Analysator Physikalische Blatter Band 5 1949 S 80 93 Optik des Elektronen Zwischen Beschleunigers fur Abbildung Beugung und Spektrometrie Phys Verh 3 9 1952 Diskrete Energieverluste von 35 keV Elektronen bei Wechselwirkung mit Atomen und Molekulen Zeitschrift fur Naturforschung Band 7A 1952 S 465 470 mit M Keller Elektronen interferometrische Messung des inneren Potentials Zeitschrift fur Physik Band 148 1957 S 34 37 mit R Speidel und W Koch Stehende Wellen nach O Wiener elektronen optisch sichtbar gemacht Zeitschrift fur Physik Band 149 1957 S 377 382 mit R Buhl Ein Elektronen Interferenz Mikroskop In Physikalische Blatter August 1957 mit C Jonsson Elektronen Mehrfachinterferenzen an regelmassig hergestellten Feinspalten Zeitschrift fur Physik Band 155 1959 S 472 474 mit R Speidel Elektronenoptischer Mikroschreiber unter elektronenmikroskopischer Arbeitskontrolle Informations Speicherung auf kleinstem Raum In Physikalische Blatter Band 16 April 1960 S 192 198 mit Werner Bayh Elektronen Biprisma Interferenzen mit weit getrennten koharenten Teilbundeln In Die Naturwissenschaften Band 48 1961 S 400 mit Werner Bayh Messung der kontinuierlichen Phasenschiebung von Elektronenwellen im kraftfeldfreien Raum durch das magnetische Vektorpotential einer Luftspule In Die Naturwissenschaften Band 49 1962 S 81 mit Werner Bayh Kontinuierliche Phasenschiebung von Elektronenwellen im kraftfeldfreien Raum durch das magnetische Vektorpotential eines Solenoids In Physikalische Blatter Band 18 Juli 1962 S 299 305 mit K H v Grote und C Jonsson Production of Fresnel Zone Plates for Extreme Ultraviolet and Soft X Radiation X Ray Optics and X Ray Microanalysis in H Pattee u a Hrsg X Ray Optics and X Ray Microanalysis Academic Press New York 1963 S 73 79 mit H Wahl Elektronen Holographie und Rekonstruktion mit Laserlicht Die Naturwissenschaften Band 55 1968 S 340 341 mit H Lichte und H Wahl A Michelson Interferometer Using Electron Waves Zeitschrift fur Physik Band 249 1972 S 456 461 mit H Lichte Young Fresnelscher Interferenzversuch mit zwei nebeneinander stehenden Spiegeln fur Elektronenwellen Optik Band 51 1978 S 423 428 Literatur BearbeitenDietrich Schulze Gottfried Mollenstedts elektronenoptisches Biprisma Schlussel zur Wellenoptik von der Elektroneninterferometrie zur Holographie Elektronenmikroskopie Nr 30 2010 S 15 pdf web archive Jan van der Lip Sport Physik und Optimismus Gottfried Mollenstedt Printsystem Medienverlag Heimsheim 2012 238 S ISBN 978 3 938295 54 0 H Seiler Gottfried Mollenstedt 60 Jahre Physikalische Blatter Oktober 1972 S 470 OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Mollenstedt Duker Fresnelscher Interferenzversuch mit einem Biprisma fuer Elektronenwellen Die Naturwissenschaften Band 42 1954 S 41 Mollenstedt Duker Beobachtungen und Messungen an Biprisma Interferenzen mit Elektronenwellen Zeitschrift f Physik Band 145 1956 S 377 Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 62 Schonstes physikalisches Experiment aller Zeiten in Tubingen durchgefuhrt Helmut Gunzle u a Hrsg Analytiker Taschenbuch Band 14 Springer 1996 S 205 Kapitel von J Heydenreich Transmissions Elektronenmikroskopie Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gottfried Mollenstedt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biographie von Gottfried Mollenstedt in der Zeitschrift Microscopy mit BildNormdaten Person GND 117755699 lobid OGND AKS LCCN n90650457 VIAF 47547949 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mollenstedt GottfriedKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 14 September 1912GEBURTSORT VersmoldSTERBEDATUM 11 September 1997STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottfried Mollenstedt amp oldid 237987697