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Gleichheit in Formeln als Gleichheitszeichen displaystyle geschrieben bedeutet in der Mathematik vollstandige Ubereinstimmung Ein mathematisches Objekt ist nur sich selbst gleich Es kann naturlich verschiedene Bezeichnungen und Beschreibungen fur dasselbe Objekt geben etwa verschiedene arithmetische Ausdrucke fur dieselbe Zahl verschiedene Definitionen derselben geometrischen Figur oder verschiedene Aufgabenstellungen die dieselbe eindeutige Losung haben Verwendet man die mathematische Formelsprache heissen solche Bezeichnungen und Beschreibungen Terme Welches Objekt mit einem Term gemeint ist ist vom Zusammenhang abhangig in dem der Term interpretiert wird dementsprechend ist eine Aussage uber die Gleichheit oder Ungleichheit zweier Terme ebenfalls vom Zusammenhang abhangig Woraus dieser Zusammenhang besteht wird im Abschnitt Gleichheit innerhalb einer Menge oder Struktur detailliert dargestellt Was dasselbe ist ist austauschbar Weiss man etwa dass in einem bestimmten Zusammenhang s t displaystyle s t fur zwei Terme s displaystyle s und t displaystyle t gilt dann kann man in einer Aussage in der s displaystyle s als Bestandteil vorkommt ein oder mehrere Vorkommen von s displaystyle s durch t displaystyle t ersetzen ohne dass sich im gleichen Zusammenhang an der Wahrheit oder Falschheit der Aussage etwas andert sowie in einem Term in dem s displaystyle s als Bestandteil vorkommt ein oder mehrere Vorkommen von s displaystyle s durch t displaystyle t ersetzen wobei im gleichen Zusammenhang der abgeanderte Term dem ursprunglichen gleich ist Dieses Prinzip Gleiches darf durch Gleiches ersetzt werden wird unter anderem bei algebraischen Umformungen benutzt Wird etwa ein Term der in einem anderen Term oder in einer Formel enthalten ist vereinfacht oder berechnet und das Ergebnis an der Herkunftsstelle wieder eingesetzt so ist das eine Anwendung dieses Prinzips und ebenso wenn auf beide Seiten einer Gleichung dieselbe Operation angewandt wird Solche Umformungen sind schon seit dem Altertum zur Losung algebraischer Aufgaben benutzt worden z B bei Diophant und bei al Chwarizmi 1 Objekte die in dieser Weise in jedem Zusammenhang ununterscheidbar und austauschbar sind werden im allgemeinen Sprachgebrauch als identisch oder dasselbe bezeichnet was mehr aussagt als nur gleich oder das Gleiche Dort aber nicht in der Mathematik bedeutet Gleichheit nur eine Ubereinstimmung in allen im jeweiligen Zusammenhang relevanten Merkmalen aber keine Identitat ein Sachverhalt den man in der Mathematik als Aquivalenz oder Kongruenz aber nicht als Gleichheit bezeichnet Gleichheit ist ein grundlegender Begriff in der gesamten Mathematik und wird daher nicht in den einzelnen Teilgebieten der Mathematik sondern in der mathematischen Logik untersucht Der Begriff der Identitat wird dagegen in der Mathematik nur selten im Sinne von Gleichheit benutzt Gleichheit innerhalb einer Menge oder Struktur BearbeitenDie Mathematik beschaftigt sich mit der Beziehung zwischen mathematischen Objekten innerhalb einer Menge die mit einer mathematischen Struktur versehen ist nicht aber mit dem Wesen eines mathematischen Objekts unabhangig von den Mengen und Strukturen denen es angehort Deswegen ist es nur dann eine in der Mathematik sinnvolle Frage ob zwei Objekte aus verschiedenen Mengen gleich oder voneinander verschieden sind wenn die eine Menge Teil der anderen ist oder eine beiden ubergeordnete Menge gebraucht wird Ob beispielsweise die Kardinalzahl 3 im Sinne der Mengenlehre die Machtigkeit einer dreielementigen Menge dasselbe Objekt ist wie die reelle Zahl 3 ist erst dann interessant wenn man eine Struktur aufbauen will in der Kardinalzahlen neben reellen Zahlen im gleichen Kontext vorkommen ein ungewohnlicher Fall in dem man definitorisch festlegen muss wie die Gleichheit gemeint ist Hat man aber eine oder mehrere Mengen eindeutig definiert so liegt fest was Gleichheit bedeutet die Elemente einer Menge sind jeweils nur sich selbst gleich und zwei Mengen sind genau dann gleich wenn sie dieselben Elemente enthalten Darauf aufbauend kann man Paare und n Tupel mit Hilfe des Cartesischen Produkts von Mengen bilden sowie Funktionen die eine Menge in sich oder in eine andere Menge abbilden Die Gleichheit ubertragt sich dabei auf solche zusammengesetzten Objekte wobei gleich ist was in gleicher Weise aus den gleichen Komponenten aufgebaut ist Als Beispiel soll die Konstruktion der Menge Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen aus der Menge Z displaystyle mathbb Z nbsp der ganzen Zahlen dienen Rationale Zahlen sind auf den ersten Blick Bruche aus ganzen Zahlen mit Nenner ungleich Null als eine Menge aufgefasst Zahlenpaare aus Z Z 0 displaystyle mathbb Z times mathbb Z setminus 0 nbsp Dann waren aber die Paare 14 6 displaystyle langle 14 6 rangle nbsp und 21 9 displaystyle langle 21 9 rangle nbsp zwei verschiedene Paare mithin nach der Definition der Gleichheit zwei verschiedene rationale Zahlen 14 6 displaystyle tfrac 14 6 nbsp und 21 9 displaystyle tfrac 21 9 nbsp und eine definitorische Festlegung nach der sie gleich sein sollen wurde zu einem Widerspruch fuhren Wie man durch Bildung von Aquivalenzklassen trotzdem zu einer Menge paarweise verschiedener rationaler Zahlen kommt ist im Abschnitt Definition des Artikels Rationale Zahl detailliert beschrieben Aussagen uber die so definierten rationalen Zahlen lassen sich nur treffen wenn dort Funktionen wie beispielsweise die Rechenoperationen oder Relationen wie beispielsweise die Kleiner und Grosserrelation definiert sind Hat man das nicht gibt es allenfalls Aussagen uber die Gleichheit zweier verschieden geschriebener rationaler Zahlen deren Richtigkeit oder Falschheit schon aufgrund der Definition der rationalen Zahlen festliegt Mit anderen Worten die Gleichheit ist zwar eine Relation auf der Menge Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen aber keine die nach der Definition von Q displaystyle mathbb Q nbsp dort noch hatte definiert werden konnen Vielmehr ist sie durch die Definition von Q displaystyle mathbb Q nbsp mit entstanden Nehmen wir als Beispiel fur eine Aussage uber rationale Zahlen die Gleichung x y x y x 2 y 2 displaystyle x y x y x 2 y 2 nbsp Sie hat nur Sinn wenn bekannt ist von welcher Menge von Objekten hier die Menge Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen die Rede ist wie die Rechenoperationen hier die vier Grundrechenarten die Potenzierung mit konstanten naturlichen Zahlen ist nur eine abkurzende Schreibweise fur wiederholte Multiplikationen auf dieser Grundmenge von Objekten definiert sind und fur welche Elemente der Menge die vorkommenden freien Variablen hier das x displaystyle x nbsp und das y displaystyle y nbsp stehen Diese drei Dinge namlich die zugrundeliegende Menge von Objekten die Definition der vorkommenden Funktionen und Relationen auf dieser Menge nicht jedoch die der Relation Gleichheit sowie die Belegung der freien Variablen mit Elementen der Menge bilden also den Zusammenhang in dem die Aussage interpretiert wird also in eindeutiger Weise wahr oder falsch ist Man kann das in formaler Weise durchfuhren wie unter Interpretation dargestellt aber auch ohne solchen Formalismus hat jede Aussage nur einen Sinn wenn diese drei Bestandteile der Interpretation der Aussage festliegen Die Belegung der freien Variablen geht dabei in der Regel aus dem Kontext hervor In diesem Beispiel ist wie bei allen Formeln die man in Formelsammlungen findet meist gemeint die Aussage sei allgemeingultig d h sie gelte fur alle x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp aus der Grundmenge In einem anderen Zusammenhang hatte die Formel auch die Aufgabe darstellen konnen zu gegebenem y displaystyle y nbsp alle x displaystyle x nbsp zu finden so dass die Gleichung erfullt ist siehe Gleichung Gleichungen und andere Aussagen die freie Variable enthalten uber die im Verwendungszusammenhang nichts festgelegt ist konnen allgemeingultig erfullbar oder unerfullbar sein je nachdem ob sie fur alle manche oder keine Belegungen der freien Variablen mit Elementen der Grundmenge wahr sind Die beiden anderen Bestandteile der Interpretation also die Grundmenge und die darauf definierten Funktionen und Relationen bilden zusammen die mathematische Struktur in deren Kontext die Aussage allgemeingultig erfullbar oder unerfullbar ist In der Struktur die aus Q displaystyle mathbb Q nbsp mit den Grundrechenarten besteht ist die genannte Gleichung allgemeingultig in Strukturen mit nichtkommutativer Multiplikation ist sie das nicht z B in den 2x2 Matrizen von ganzen Zahlen mit der ublichen Matrizenmultiplikation Einzelnachweise Bearbeiten Helmuth Gericke Mathematik in Antike und Orient 4 Auflage Fourier Wiesbaden 1996 ISBN 3 925037 64 0 S 144 198 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gleichheit Mathematik amp oldid 202651023